Studieren in Nicaragua

Als größtes Land Zentralamerikas, mit einer Fläche von rund 130.000 Quadratkilometern, verfügt Nicaragua über eine große landschaftliche und kulturelle Vielfalt. Nicht umsonst kennen wir den mittelamerikanischen Staat auch als „Land der Seen und Vulkane“.

Vulkane, Seen und Regenwald

Von Norden nach Süden zieht sich eine Kette von Vulkanen. Dazwischen liegen malerische Binnenseen wie der gewaltige Nicaraguasee. Mit seinen mehr als 300 Inseln ist er ein faszinierender Anblick. Während sich im Norden die größte Regenwaldregion nördlich des Amazonas erstreckt und Kaffeeplantagen das Landschaftsbild prägen, bestimmen weites Tiefland und Savanne den Osten des Landes. Nicaragua grenzt im Norden an Honduras und im Süden an Costa Rica. Im Westen liegt der Pazifik, im Osten das Karibische Meer. Die Küste ist gesäumt von weißen Sandstränden und Kokospalmen.


Nicaraguas Städte

Der Großteil der 5,8 Millionen Nicaraguaner lebt in den Ballungszentren im pazifischen Flachland. Hier herrscht ein tropisches Klima, weshalb es das ganze Jahr über warm ist. Landeshauptstadt und Verwaltungszentrum des Landes ist Managua, dessen moderne Bauten einen interessanten Kontrast zu den Überresten historischer Gebäude bilden. Dagegen hat sich León als kulturelle Hauptstadt und Universitätsstadt einen Namen gemacht. Das Stadtbild ist geprägt von pastellfarbenen Häusern, barocken Kirchenbauten und grünen Parkanlagen. Auch die älteste Universität Nicaraguas ist in León zu finden.

Nicht weniger reizvoll ist die pulsierende Touristenstadt Granada. Sie bietet einen beeindruckenden Ausblick über den Nicaraguasee und die Vulkangipfel des Mombacho. Granada verspricht mit seinen kolonialzeitlichen Gebäuden und urigen Bars eine besondere Atmosphäre. Und auch Masaya hat seinen ganz eigenen Charme. Die kleine „Blumenstadt“ ist bekannt für ihr einheimisches Kunsthandwerk, ihre farbenfrohe Indio-Märkte und traditionelle Folklore.

Die „Nicas“, wie sich die Nicaraguaner umgangssprachlich nennen, wirken auf den ersten Blick etwas zurückhaltend. Wer jedoch eine Zeit lang im Land lebt, etwa weil er zum Studieren in Nicaragua ist, der bekommt schnell ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit zu spüren.


Hochschullandschaft in Nicaragua

Aktive Vulkane, riesige Seen und überall Spuren der Kolonialzeit - ein Studium in Nicaragua garantiert einmalige Erlebnisse!

Die Gründung der ersten Universität Nicaraguas, der staatlichen Universidad Nacional Autónoma de Nicaragua (UNAN), im Jahr 1812 legte den Grundstein für die Entwicklung des nicaraguarischen Hochschulwesens. Die UNAN zählt heute, zusammen mit der staatlich akkreditierten Universidad Centroamericana, zu den größten und renommiertesten Institutionen im Hochschulbereich des Landes.

Staatliche Universitäten und Colleges

Nicaragua verzeichnet insgesamt zehn “alte” Universitäten, deren Gründungsdatum allesamt vor der Liberalisierung der Hochschulgesetzgebung im Jahr 1990 liegt. Sie gelten als Kernstück des tertiären Bildungsbereichs. Der ebenfalls im Jahr 1990 ins Leben gerufenen National Council of Universities (CNU) hat sie offiziell anerkannt.

Über das Land verteilt gibt es eine Reihe an staatlichen Universitäten, die Universidades Públicas. Außerdem mehr als 100 Colleges und Forschungszentren (Centros de Capacitación y de Investigación) sowie polytechnische und technische Zentren (Centros Técnicos Superiores).

Private Hochschulen

Im Zuge des demokratischen Machtwechsels in Nicaragua im Jahr 1990 und der damit einhergehenden Hochschulreform kam es zu einer Gründungswelle privater Universitäten. Inzwischen sind etwa 40 private Universitäten (Universidades Privadas) fester Bestandteil der nicaraguanischen Hochschullandschaft. Hinzu kommen ausländische Privatorganisationen, die sich in den letzten Jahren in Nicaragua niederließen. In Kooperation mit Universitäten einzelner Länder bieten sie Semesterprogramme für internationale Studierende an, beispielsweise im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit oder der Sozialwissenschaften.

Qualitätssicherung

Zwischen den Hochschulen in Nicaragua gibt es große Niveauunterschiede. Der CNU hat als offizielles koordinierendes und beratendes Gremium aller Hochschulen mittlerweile mehr als 50 Universitäten und andere Bildungseinrichtungen akkreditiert. Nicht das nicaraguanische Bildungsministerium, sondern der regierungsunabhängige CNU ist es, der die nationale Hochschulpolitik beschließt und über die Zulassung neuer Universitäten und Berufsschulen befindet. Daher agieren die Universitäten in Nicaragua weitgehend autonom.

Zusätzlich wurde die Nicaraguanische Vereinigung für Einrichtungen der Hochschulbildung (Asociación Nicaraguense de Instituciones de Educación Superior) ins Leben gerufen. Sie gewährleistet die Einhaltung der Lehrpläne und einen regelmäßigen Austausch zwischen den Hochschulen.


Studiensystem in Nicaragua

Wer in Nicaragua studiert, hat die Möglichkeit, mehrere Studienetappen zu durchlaufen: ein grundständiges Studium und ein weiterführendes Studium. Die erste Stufe führt in der Regel nach vier bis fünf Jahren zur Licenciatura. Dieser akademische Grad ist mit einem Bachelorabschluss vergleichbar. Bei manchen Studiengängen erhalten die Studierenden nach erfolgreichem Studienabschluss auch ein berufsbezeichnendes Diplom (Título Profesional).

Architekturstudiengänge und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge dauern im Gegensatz zu Studienangeboten anderer Fachrichtungen fünf Jahre, ein Medizinstudium sogar sechs Jahre. Letzteres schließt mit einem Berufsdoktorat, dem Doctor en Medicina y Cirugía, ab.

In der Regel fertigen Studenten am Ende des Studiums eine Abschlussarbeit an, insbesondere in den Fachrichtungen Recht, Naturwissenschaften und Kunst. Manche Universitäten setzen zusätzlich voraus, dass Studierende während ihres Studiums ein Praktikum (internado / pasantia) absolvieren.

Die Licenciatura bietet Zugang zu einem Aufbaustudium im Posgrado-Bereich. Maestría-Programme haben gewöhnlich eine Studiendauer von zwei Jahren. Am Ende des Studiums müssen Studierenden eine Abschlussarbeit vorlegen, um den akademischen Titel Maestría zu erhalten.

Der Abschluss Maestría berechtigt wiederum zur Aufnahme einer Promotion. Ein Promotionsstudium dauert in der Regel zwei bis drei Jahre und dient dem Verfassen der wissenschaftlichen Dissertation. Während das Berufsdoktorat ohne zusätzliche Promotionsleistung zu einem Doktorgrad führt, ist ein Forschungsdoktorat mit einer Prüfung und Verteidigung der Dissertation verbunden.

Genauso wie in Deutschland ist das Hochschuljahr in Nicaragua in zwei Semester gegliedert. Das erste Semester startet jeweils zum Herbstanfang auf der Südhalbkugel, das heißt Ende Februar / Anfang März, und dauert bis Juli. Nach einer kurzen Unterbrechung beginnt das zweite Semester im August und endet schließlich im Dezember. Zwischen Dezember und März, also im nicaraguanischen Hochsommer, liegen die Semesterferien.

Das Notensystem in Nicaragua umfasst eine Skala von 0 bis 100. In der Regel liegt die Grenze zum Bestehen bei 70 Punkten, beziehungsweise 70 Prozent. Dies ist mit der Note 4,0 des deutschen Notensystems vergleichbar. Die Mindestnote zum Bestehen kann in einzelnen Fächern auch bei 60 Prozent liegen. Ausschlaggebend ist, was in der Zeugnislegende als unterste zulässige Mindestnote vermerkt ist. In manchen Fällen können Studenten, die mindestens 60 Prozent der Punkte erreicht haben, auch einen zusätzlichen Test ablegen, der den Stoff des kompletten Studienjahrs abfragt. Um diesen zu bestehen, sind 70 Prozent der Gesamtpunktzahl erforderlich.


Studium in Nicaragua - die Voraussetzungen

Nicht nur für Biologiestudenten ein Traum: In Nicaragua gibt es eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zu entdecken.

Internationale Studierende, die an einer Universität in Nicaragua studieren möchten, müssen über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen. Diese Studienvoraussetzung erfüllen Bewerber aus Deutschland gewöhnlich mit dem Erwerb der allgemeinen Hochschulreife (Abitur). Gegebenenfalls reicht auch das Fachabitur. An vielen Universitäten ist außerdem eine Zulassungsprüfung, die Prueba de Ingreso, üblich. Einige Hochschulen fordern zudem, dass Studenten einen Nachweis über ausreichende Mittel zur Studienfinanzierung und über bisher erbrachte Studienleistungen (Transcript) vorlegen.

Je nach Studienfach und -abschnitt können darüber hinaus fachspezifische Kenntnisse oder eine Mindeststudiendauer Voraussetzung sein. Daher ist es ratsam, sich rechtzeitig über die genauen Zulassungskriterien der entsprechenden Hochschule zu informieren. Internationale Studierende müssen ihre Bewerbungen normalerweise bei der konsularischen Vertretung einreichen.

Da Lehrveranstaltungen an nicaraguanischen Universitäten in spanischer Sprache stattfinden, gehört bei internationalen Studierenden auch ein Sprachnachweis über gute Spanischkenntnisse zu den Zulassungsvoraussetzungen. Insbesondere bei Semesterprogrammen, die sich speziell an internationale Studierende richten, findet der Unterricht jedoch auch zunehmend auf Englisch statt. Ergänzend zu diesem Kursangebot haben Studenten an einigen Hochschulen die Möglichkeit, an vorbereitenden oder studienbegleitenden Sprachkursen teilzunehmen, um ihr Spanisch zu verbessern.


Kosten- und Finanzierung eines Studiums in Nicaragua

Sowohl staatliche als auch private Universitäten in Nicaragua erheben Studiengebühren. Je nach Hochschultyp und gewählter Studienrichtung kann sich die Höhe der Gebühren stark unterscheiden. Im Gegensatz zu den staatlichen Hochschulen, die zumindest ansatzweise von der Regierung subventioniert werden, müssen sich private Universitäten weitgehend selbst finanzieren. Daher zahlen Studenten an staatlichen Hochschulen nur bis zu 150 Córdoba Oro (40 US Dollar) pro Semester. Die privaten Universitäten und andere Bildungseinrichtungen hingegen verlangen 1.000 bis 5.000 US Dollar pro Semester. Die genaue Höhe der Studiengebühren solltet ihr bei der entsprechenden Hochschuleinrichtung erfragen.

Die Lebenshaltungskosten in Nicaragua fallen im Vergleich zu Deutschland geringer aus. Allerdings richten sich die tatsächlichen Ausgaben nach dem eigenen Lebensstandard und nach der jeweiligen Region. Auch die Frage, inwiefern ihr euch auf die einheimischen Lebensverhältnisse einlasst, wirkt sich auf eure tatsächlichen Lebenshaltungskosten aus. Ihr solltet allerdings durchschnittlich 400 bis 500 pro Monat mindestens einplanen.

In den größeren Städten Nicaraguas, allen voran in der Universitätsstadt León, gibt es Studentenwohnheime, in welchen internationale Studenten wohnen können. In vielen Fällen erfolgt die Unterbringung auch bei Gastfamilien oder Personen, die ihre Häuser an Studenten, Reisende und freiwillige Helfer vermieten. Alternativ dazu besteht die Möglichkeit, in einheimischen Hotels oder Hostels unterzukommen. Private Wohnungen sind eher selten und die Mieten dafür entsprechend hoch.

Studenten, die ein Auslandssemester oder maximal ein Jahr in Nicaragua verbringen möchten, haben die Möglichkeit, Auslands-BAföG zu beantragen. Da beim Auslands-BAföG großzügigere Bemessungsgrenzen gelten als beim Inlands-BAföG, haben Studenten vergleichsweise bessere Chancen auf eine Förderung als in Deutschland. Die Auslandsförderung umfasst die Übernahme der Studiengebühren bis zu einer Höhe von 4.600 Euro, einen Reisekostenzuschuss und gegebenenfalls einen Zuschlag zur Krankenversicherung.

Weitere Finanzierungsmöglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt bietet der DAAD. Leistungsstarke Studenten aller Fachrichtungen können sich beispielsweise um ein DAAD-Jahresstipendium bewerben. Auch Studienaufenthalte und Praktika fördert der DAAD, beispielsweise mit dem PROMOS-Stipendium, bis zu einer Dauer von sechs Monaten.


Visa- und Einreisebestimmungen Nicaraguas

Deutsche Staatsbürger, die beabsichtigen, nicht länger als 90 Tage in Nicaragua zu bleiben, brauchen kein Visum. Sie benötigen lediglich eine Touristenkarte, die sie bei der Einreise am Flughafen für zehn US Dollar erwerben können. Für die Touristenkarte ist ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepass nötig sowie die Dokumente für die Rück- oder Weiterreise.

Deutsche Staatsbürger, die sich länger als 90 Tage in Nicaragua aufhalten, müssen beim Ausländeramt Migración y Extranjería in Managua eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Dafür müssen

  • die Geburtsurkunde oder ein aktueller Auszug aus dem Geburtsregister des Standesamts
  • ein handschriftlich erstelltes polizeiliches Führungszeugnis und
  • ein Gesundheitszeugnis vom Hausarzt

vorliegen. Alle Dokumente müssen ins Spanische übersetzt sein. Es ist jedoch nicht erforderlich, sie vom Konsulat beglaubigen zu lassen. Es genügt, wenn die zuständige deutsche Regierungsstelle die Echtheit der Dokumente durch eine Apostille bestätigt.

Die Grenzbehörden bestehen teilweise auf einen Nachweis über ausreichende Mittel zur Finanzierung des Auslandaufenthalts.

In der Praxis machen Studenten, die ein Auslandsstudium in Nicaragua verbringen, häufig von der inoffiziellen Einreisemöglichkeit mit Touristenkarte Gebrauch. Die Aufenthaltsdauer lässt sich um weitere 90 Tage verlängern. Voraussetzung ist, dass ihr Nicaragua nach Ablauf der 90-Tage-Frist für mindestens drei Tage verlasst. Als Ausreiseland kommt beispielsweise Costa Rica infrage, das nicht das CA-4-Grenzabkommen unterzeichnet hat. Bei der erneuten Einreise erhalten ihr einen neuen Stempel, mit dem ihr euch weitere 90 Tage im Land aufhalten dürft. Alternativ dazu könnt ihr bei der nicaraguanischen Einwanderungsbehörde eure Aufenthaltsgenehmigung gegen eine Gebühr von etwa 45 Euro um maximal 90 Tage verlängern lassen.