Notensystem in Kanada

Das Notensystem im kanadischen Higher-Education-Bereich ähnelt in weiten Teilen stark dem US-amerikanischen Notensystem. Auch hier gibt es jedoch wieder provinzielle Unterschiede. Teilweise verwenden kanadische Hochschulen, die sich in derselben Provinz befinden, unterschiedliche Bewertungssysteme.

Neben der Verwendung von Letter Grades wenden einige Hochschulen auch ein Prozentsystem als Notensystem an. Dabei stellen 50% das Minimum für ein „Bestanden“ dar, 90% bis 100% bedeuten „Hervorragend“. Bei der Verwendung des Prozentsystems ist es oft üblich, auf dem Transcript gleichfalls den Kursdurchschnitt zu vermerken, um die Leistungen des Einzelnen besser einordnen zu können. Der Notendurchschnitt wird in GPA (Grade Point Average) angegeben, wobei jede einzelne Note einen Punktwert erhält, an dem der Durchschnitt berechnet wird.

Folgendes Schema stellt das ungefähre Verhältnis der einzelnen Bewertungen zueinander dar. Nicht alle Hochschulen in Kanada verwenden dabei auch die Zwischenstufen + / -. Es handelt sich hier jedoch nur um Orientierungswerte! Die deutschen Hochschulen haben häufig eigene Umrechnungstabellen, nach denen ihr euch dann auch richten solltet.

Notensysteme in der Gegenüberstellung
Letter grade In Prozenten Deutsche Entsprechung Grade Points
A+ 90 - 100 1 (Sehr gut) 4 oder 4.3
A 85 - 89 1 (Sehr gut) 4
A- 80 - 84 1,3 (Noch sehr gut) 3.7
B+ 77 - 79 1,7 (Besser als gut) 3.3
B 73 - 76 2 (Gut) 3
B- 70 - 72 2,3 (Noch gut) 2.7
C (+/-) 60 - 69 2,7 - 3,3 (Befriedigend) 2.3 - 1.7
D (+/-) 50 - 59 3,7 - 4 (Ausreichend) 1.3 - 0.7
F 0 - 49 5 (Durchgefallen) 0

Credit Point System in Kanada

Die Noten ergeben sich zum einen aus den erreichten Grade Points und aus der Anzahl der Credit Points, die für eine Lehrveranstaltung vergeben werden. Die Credit Points drücken hier den zeitlichen Aufwand des belegten Kurses aus. Wird ein Kurs, der einen Wert von drei Credits (drei Credits entsprechen normalerweise drei Stunden Unterricht) hat, beispielsweise mit einem B (=3 Grade Points) abgeschlossen, so erhält der Studierende dafür 9 (3x3) Grade Points.

Umrechnung kanadischer Credit Points in ECTS-Punkte

Eine verbindliche Regelung zur Anerkennung und Umrechnung von in Kanada erworbenen Credit Points in ECTS-Punkte gibt es nicht. Ganz allgemein gilt bei der Umrechnung kanadischer Credits folgende Formel:

60 ÷ (CP ÷ J)

  • 60 = ECTS, die an einer deutschen Universität in einem Jahr erworben werden müssen
  • CP = Gesamtzahl der Credit Points, die für einen entsprechenden Studiengang an der ausländischen Universität erworben werden müssen
  • J = Die gesamte Länge des Programms in Jahren

Beispiele:

  1. An einer kanadischen Universität mit Semestersystem müssen für einen Studiengang Bachelorstudiengang 120 Credit Points erworben werden. Der Studiengang dauert vier Jahre. Es müssen also 30 Credits im Jahr erworben werden. Demnach beträgt der Umrechnungsfaktor 2. Hier wird dann ein typischer Kurs mit beispielsweise drei Credits in sechs ECTS-Punkte umgerechnet. Das bedeutet, dass ein deutscher Student während seines Auslandssemesters fünf Kurse belegen müsste, um auf 30 ECTS-Punkte zu kommen.
  2. An einer kanadischen Universität mit Trimester- bzw. Quartalssystem (ein Quartal / Term entspricht in der Regel zehn bis zwölf Unterrichtswochen, wobei nur drei Terms offiziell unterrichtet werden) müssen die Studierenden 180 Credits innerhalb von vier Jahren, also 45 Credits pro Jahr, erwerben. Der Umrechnungsfaktor wäre hier dann 1,333 und drei Credit Points entsprächen dann vier ECTS-Punkten. An dieser Universität hat ein typischer Kurs einen Wert von vier Credits (rund 5,5 ECTS). Während eines Terms müsste ein deutscher Studierender also in der Regel vier Kurse besuchen (22 ECTS), um die erforderliche Anzahl an Leistungspunkten zu bekommen.

Es liegt allerdings stets im Ermessen der Heimatuniversität, wie viele ECTS-Punkte sie aufgrund der Kursbeschreibung letztendlich vergibt und so kann es durchaus sein, dass das Absolvieren von vier, beziehungsweise drei Kursen während des Semester / Quarters in Kanada ausreichen. Grundsätzlich solltet ihr eure geplante Kurswahl im Auslandssemester in Kanada immer zuvor von der entsprechenden Stelle an eurer Heimatuni „absegnen“ lassen. So könnt ihr sichergehen, dass ihr die Anzahl an Leistungspunkten anerkannt bekommt, die ihr auch benötigt, um euer Studium nicht zu verzögern.


Prüfungs- und Studienleistungen Kanadas

In Kanada besuchen die Studierenden in der Regel nicht mehr als fünf Veranstaltungen im Semester. Das liegt daran, dass die Lehrveranstaltungen an kanadischen Universitäten wesentlich arbeitsintensiver sind, als man dies in Deutschland kennt. Das ganze Semester über finden regelmäßige Leistungskontrollen statt, die meistens auch benotet werden und in die Endnote miteinfließen. Folgende Prüfungs- und Studienleistungen sind üblich:

  • Quiz: Kurzer schriftlicher Test, meist zu Beginn einer Sitzung, um zu überprüfen, ob die Studenten die vorbereitenden Texte gelesen haben
  • Journal: Seminartagebuch
  • Paper: Kürzere Hausarbeit von bis zu fünf Seiten, die kursbegleitend verfasst wird
  • Presentation: Referat, das entweder allein oder in der Gruppe im Kurs gehalten wird
  • Midterm Exam: Prüfung in der Mitte des Semesters
  • Term Paper / Research Paper: Längere schriftliche Hausarbeit, die in der letzten Sitzung abgegeben wird
  • Final Exam: Schriftliche Prüfung am Ende des Semesters

In den ersten zwei bis drei Wochen haben die Studierenden die Möglichkeit, unverbindlich in die Veranstaltungen zu gehen. Danach müssen sie sich jedoch entscheiden. Ein mitten im Semester abgebrochener Kurs, wird normalerweise als „nicht bestanden“ auf dem Zeugnis vermerkt.