Universitäten in Kanada

Die ältesten Universitäten Kanadas haben einen kirchlich-konfessionellen Ursprung. Die ersten säkularen Universitäten des Landes wurden im Verlauf des 19. Jahrhunderts gegründet. Bis 1945 war die Anzahl der Universitäten in Kanada jedoch recht überschaubar. Der Großteil der über hundert öffentlichen Universitäten entstand erst nach dem zweiten Weltkrieg. Durch ein vom Staat gefördertes Rehabilitationsprogramm strömten die ehemaligen Soldaten in Massen an die kanadischen Universitäten. Aus diesem Grund schossen im Laufe der darauffolgenden drei Jahrzehnte neue Einrichtungen wie Pilze aus dem Boden. Nicht wenige Hochschulen, die heute Universitätsstatus besitzen, waren ursprünglich Colleges und erhielten erst in den 1990er Jahren ihren Titel.

Status als „University

Der Titel „University“ ist in Kanada geschützt. Welche Hochschule dazu berechtigt ist, den begehrten Status zu erhalten, liegt im Ermessen der einzelnen Regierungen der zehn Provinzen und drei Territorien. Die Bestimmungen darüber, wann eine Hochschule sich „University“ nennen darf, fallen daher zum Teil unterschiedlich aus. Allerdings lässt sich feststellen, dass die Voraussetzungen für den Status längst nicht mehr so streng sind, wie noch vor einigen Jahren. Aktivitäten in der Forschung und dementsprechend die Verleihung des Doktorgrades (PhD) waren in Kanada ursprünglich ausschlaggebende Kriterien für den Universitätsstatus.

Die Regierungen sind zunehmend dazu übergegangen, auch Hochschulen den Status zuzusprechen, die ausschließlich akademische Grade unterhalb eines Doctoral verleihen und keine grundlegende wissenschaftliche Forschung betreiben. So gab es bis vor kurzem in der Provinz British Columbia noch eine „Mischform“ zwischen Universität und College - das University College. Der Fokus dieser Hochschulen lag weniger auf der Forschung, sondern vielmehr auf der Lehre im Bachelor- und teilweise auch im Masterbereich. Alle University Colleges haben mittlerweile den Status als Teaching Intensive-Universität und sind aus der kanadischen Hochschullandschaft verschwunden.


Universitäts­typen in Kanada

Die meisten Universitäten in Kanada haben ein zweistufiges Kontrollsystem, bestehend aus verschiedenen Gremien und dem akademischen Senat. Vor allem die großen kanadischen Universitäten bestehen aus mehreren eigenständigen Abteilungen und Fachbereichen: Diese heißen Faculty / School / College und Department (Fachbereich). Diese einzelnen Abteilungen haben teilweise ihre eigenen Zugangsvoraussetzungen.

Die klassischen, aufeinander aufbauenden Universitätsabschlüsse sind auch in Kanada Bachelor, Master und PhD. Ein Großteil der Universitäten bietet sowohl Undergraduate- als auch Graduate-Programme an. Einige hingegen konzentrieren sich überwiegend auf den Undergraduate-Bereich. Es gibt Unis in Kanada, die ihren Fokus vor allem auf die Forschung legen, andere konzentrieren sich eher auf Lehre und Praxis. In diesem Sinne lassen sich in Kanada drei Universitätstypen unterscheiden:

  • Primarly Undergraduate: Universitäten, deren Fokus vor allen Dingen auf Studiengänge im Undergraduate-Bereich liegt.
  • Comprehensive (teaching intensive): Universitäten, die beide Niveaustufen (Undergraduate / Graduate) gleichermaßen abdecken, ihren Fokus jedoch überwiegend auf die Lehre richten.
  • Medical doctoral (research intensive): Überwiegend forschungsorientierte Universitäten, die Undergraduate- und Graduate-Programme abdecken und außerdem eine medizinische Fakultät haben.

Allen gemeinsam ist, dass sie akademische Grade verleihen und weniger berufsbildende Abschlüsse wie Certificates oder Diplomas. Diese auch so genannten Degree-granting Institutions bieten Programme auf Universitätsniveau an. Die meisten von ihnen sind Mitglied des Zusammenschlusses „Universities Canada“ (ehemals AUCC Association of Universities and Colleges of Canada). Die Mitgliedschaft bei „Universities Canada“ kommt einer offiziellen Akkreditierung gleich. Dementsprechend ist eine Hochschule, die erst jüngst ihren Universitätsstatus von ihrer Provinzregierung erhalten hat, nicht unbedingt Mitglied der Organisation.


Steigender Wettbewerb und neu entstehende Verbünde

Die Lakehead University gehört laut Maclean's University Rankings zu den zehn besten Universitäten in Kanada, wenn es um ein Bachelorstudium geht.

Die Forschung spielt an den großen Universitäten in Kanada generell eine wichtige Rolle. Über ein Drittel an Forschungsaktivitäten findet in Kanada an den Unis statt und die Bundesregierung in Ontario unterstützt diese durch verschiedene Initiativen und durch Forschungsgelder. Einige Universitäten haben in Zusammenarbeit mit der Industrie sogenannte „Research Parks“ gegründet.

Die kanadische Hochschullandschaft ist fast ausschließlich staatlich geprägt. Es gibt nur fünf private, recognized (anerkannte) Universitäten. Nichtsdestotrotz sind die Universitäten in Kanada in höchstem Maße autonom. Aufgrund der zunehmenden Internationalisierung spielt auch in Kanada der Wettbewerb der Unis untereinander mehr und mehr eine Rolle. So schlossen sich einige der traditionellen großen kanadischen Forschungsuniversitäten zu Verbünden zusammen, wie die U15 und die G5.

Wie fast überall auf der Welt hat die Globalisierung auch in Kanada einen großen Einfluss auf die Hochschullandschaft. Und selbstverständlich bleiben die Universitäten von diesen tiefgreifenden Veränderungen nicht unberührt.