Colleges in Kanada

In der kanadischen Hochschullandschaft nehmen die Colleges eine wichtige Rolle ein. Die meisten Colleges in Kanada sind erst in den 1960er Jahren im Zuge der komplexer werdenden Arbeitswelt entstanden. Die Regierungen schufen diese Einrichtungen mit dem Ziel

  • die Universitäten im Bereich der berufsspezifischen Ausbildung zu ergänzen und
  • der breiten Allgemeinheit einen leichteren Zugang zur Higher Professional Education zu ermöglichen.

Mittlerweile gibt es 200 öffentliche und rund 100 private Colleges in Kanada. Die meisten der öffentlichen Colleges gehören der Association of Canadian Community Colleges (ACCC). Generell können die Angebote und die Strukturen der verschiedenen Colleges in den einzelnen Provinzen recht unterschiedlich sein. Ebenso wie die Universitäten sind sie einem ständigen Wandel unterworfen.

Der Begriff „College“ ist in Kanada generell ein Sammelname für Einrichtungen im Bereich Higher Professional Education und es existieren, abhängig von der Provinz / dem Territorium, unterschiedliche Bezeichnungen:

  • Community College
  • College of applied Arts and Technology
  • Institutes of Technology
  • CÉGEP
  • Institutes of applied Arts and Sciences

Colleges als Non degree-granting Institutions

Viele Colleges in Kanada, wie das North Island College in Courteney (British Columbia), bieten mittlerweile auch Bachelorprogramme an.

Um sie von den Universitäten in Kanada abzugrenzen, werden die Colleges in Kanada als Non degree-granting Institutions bezeichnet. Der Begriff bezieht sich auf die Tatsache, dass Colleges üblicherweise keine akademischen Grade verleihen. Sie sind insbesondere auf berufsausbildende Programme, mit den Abschlüssen Certificate und Diploma, spezialisiert.

Diese generelle Unterscheidung zwischen degree-granting (Universitäten) und non degree-granting (Colleges) löst sich seit den 1990er Jahren allerdings kontinuierlich auf. Die Zahl der Colleges, die akademische Abschlüsse, vor allem im Undergraduate-Bereich, anbieten, ist stark angestiegen. Diese kanadischen Colleges sind authorized, das heißt, dass sie für bestimmte Programme auch den Bachelorgrad verleihen dürfen. Da diese Programme überwiegend anwendungs- und berufsorientiert sind, erhalten die Abschlüsse einen entsprechenden Zusatz, wie Applied Bachelor’s Degree.

Immer mehr Colleges in Kanada kooperieren außerdem mit Universitäten. Damit eröffnen sie ihren Studierenden die Möglichkeit über ein Transfer Program zunächst einen Associate-Abschluss beziehungsweise ein Advanced Diploma zu erwerben. Mit diesem können die Studierenden dann an eine kanadische Universität wechseln und innerhalb von ein bis zwei weiteren Jahren, also ohne Zeitverlust, den Bachelorabschluss erlangen.


Studienprogramme kanadischer Colleges

Colleges in Kanada haben zumeist sehr enge Beziehungen zur lokalen Wirtschaft und zur Industrie, um optimal auf deren Bedürfnisse reagieren zu können. Aufgrund ihrer überschaubaren Verwaltung, sind sie hinsichtlich der Programmgestaltung, der Lehrmethoden und der Anstellung von Lehrkräften sehr flexibel. Colleges reagieren also wesentlich schneller auf aktuelle Anforderungen des Arbeitsmarktes als die großen, forschungsorientierten Universitäten. Gleichzeitig sind sie weniger autonom als diese. Die Provinzregierungen Kanadas haben beispielsweise Einfluss auf die Programme, auf die Zulassungsvoraussetzungen und auf die Lehrpläne von Colleges.

Die berufliche Fachausbildung steht steht in den Lehrveranstaltungen nach wie vor im Vordergrund, auch wenn die Colleges mittlerweile akademisch ausgerichtete Programme anbieten. Ihre Hauptaufgabe besteht weiterhin darin, Studierende auf den erfolgreichen Eintritt ins Berufsleben vorzubereiten. Die abgedeckten Bereiche sind in der Regel breit gefächert. Manche Colleges hingegen sind auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert, wie etwa auf Wirtschaft, Gesundheit oder auf Technik.

Colleges in Kanada bieten neben der beruflichen Erstausbildung auch allgemeinbildende Programme und Weiterbildungen für Erwachsene an, wie beispielsweise

  • Umschulungen
  • Spezielle Schulungen für die Industrie
  • Berufliche Weiterbildung
  • Workshops
  • Kurse zur Vorbereitung auf Beruf und Ausbildung

Viele Colleges in Kanada haben ebenfalls Postgraduate Diploma-Programme im Angebot. Diese richten sich an Hochschulabsolventen, die bereits einen akademischen Abschluss besitzen und sich gern in einem bestimmten Bereich fortbilden möchten, ohne ein komplettes Masterstudium in Kanada zu absolvieren.


Voraussetzungen und Lifelong Learning

An den kanadischen Colleges sind die Zulassungsvoraussetzungen moderat: So auch am Camosun College in der Hauptstadt British Columbias, Victoria.

Die Colleges in Kanada setzen die Voraussetzung für die Zulassung zu ihren Programmen normalerweise selbst fest. In der Regel sind diese jedoch wesentlich moderater als etwa die erforderlichen Voraussetzungen für ein Studium an einer Universität. Die kanadische Bundesregierung fordert von den öffentlichen Colleges im Zuge des Lifelong Learning eine einfache Zugänglichkeit. Dies schlägt sich ebenfalls in der Höhe der Studiengebühren nieder: Sie sind um ein vielfaches geringer als die Gebühren der Universitäten. Immer mehr Kanadier nutzen, wenn möglich, die Transfer-Programme: Sie studieren in den ersten Semestern an einem College und wechseln nach Erhalt des Associate-Abschlusses an die Universitäten.

Studieren an einem College in Kanada: Auch ohne Abitur!

Gerade die moderaten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung macht das Studium an einem kanadischen College auch für Deutsche äußerst interessant: Teilweise reichen für eine erfolgreiche Bewerbung nämlich der Sekundarabschluss I und eine Berufsausbildung aus. Via Transfer-Programm habt ihr dann genauso schnell euren Bachelorabschluss in der Tasche wie eure Kommilitonen mit Abitur oder Fachhochschulreife.