Studien­gebühren in Kanada

Die anglophonen Länder wie die USA, Großbritannien und eben auch Kanada, sind bekannt für ihre qualitativ hochwertigen Studienprogramme, ihr gut ausgebautes und flexibles Studiensystem und ihre stark ausgeprägte Serviceorientierung. All das hat natürlich seinen Preis. Noch sind die Studiengebühren in Kanada im Großen und Ganzen günstiger als die Studiengebühren in den USA. Doch auch in Kanada müssen die Studierenden zunehmend tiefer in die Tasche greifen. Das gilt für die einheimischen und erst recht für die internationalen Studierenden.

Nichtsdestotrotz ist Kanada eines der beliebtesten Zielländer, wenn es um ein Studium im Ausland geht. Immerhin gibt es zahlreiche Finanzierungsmöglichkeiten und unterschiedliche Wege, um Kosten zu sparen. Ein Auslandsstudium in Kanada ist nicht nur eine lohnenswerte Investition in Bezug auf den Lebenslauf, sondern Studierende profitieren ebenso von erworbenen Sprachkenntnissen und interkulturellen Erfahrungen.

Warum sind die Studiengebühren in Kanada gestiegen?

Hauptgrund für das kontinuierliche Ansteigen der Studiengebühren in Kanada ist die Wirtschaftskrise von 2008 und deren langfristige Nachwirkungen. Wie auch in Deutschland leidet vor allem der Hochschulsektor unter den Sparmaßnahmen der Bundesregierung in Ottawa und der einzelnen Provinzregierungen. Die kanadischen Universitäten und Colleges müssen starke finanzielle Einschnitte verkraften und nach anderen Möglichkeiten der Finanzierung suchen. Die Erhöhung der Studiengebühren ist eine wesentliche Maßnahme, um die Finanzlöcher zu stopfen.

Zwischen den Provinzen gibt es hinsichtlich der Erhöhung der Studiengebühren teilweise extreme Unterschiede. Während in einigen Provinzen die Gebühren kontinuierlich steigen, haben andere Provinzen die Gebühren für einheimische Studierende seit Jahren nicht erhöht. Allerdings folgen immer mehr Provinzen dem Beispiel Quebecs und verlangen von kanadischen Studenten, die aus anderen Provinzen kommen, höhere Studiengebühren (out of province tuition fee).


Warum internationale Studierende in Kanada höhere Studien­gebühren zahlen

Es ist leider wahr: Internationale Studierende zahlen in Kanada zum Teil bis zu vier Mal so hohe Studiengebühren wie ihre einheimischen Kommilitonen.

Landesweiter Durchschnitt im Jahr 2015/16:

  • Kanadier:
    • Undergraduate: CAD 6.191 / Jahr
    • Postgraduate: CAD 6.432 / Jahr
  • Internationale Studierende:
    • Undergraduate: CAD 21.932 / Jahr
    • Postgraduate: CAD 14.350 / Jahr

Doch warum gibt es hier einen so großen Unterschied? Die Hochschulen legen die Höhe der Studiengebühren selbst fest. Da sie von den Regierungen Zuschüsse für die einheimischen Studierenden erhalten, werden sie von diesen allerdings auch zum Teil kontrolliert. Gesetzlich darf der Anstieg der Gebühren die Inflationsrate nicht übersteigen. Anders bei internationalen Studierenden: Für diese erhalten die Hochschulen keine Zuschüsse, da deren Eltern keine Steuerzahler sind, und die staatliche Begrenzung greift daher ebenfalls nicht.


Studiengebühren in Kanada: Ein all­gemeiner Überblick

Wie bereits erwähnt: Die Höhe der Studiengebühren in Kanada variiert stark von Provinz zu Provinz und von Hochschule zu Hochschule. Die großen Forschungsuniversitäten verlangen normalerweise weitaus höhere Beiträge als die mittelgroßen teaching intensive Universitäten oder Colleges. Und die Studenten in Ontario müssen für ihre Ausbildung mehr Geld investieren als jene in Manitoba.

Wie hoch die Gebühren für ein Bachelor- oder Masterstudium in Kanada letztlich sein werden, hängt vor allen Dingen auch vom gewählten Studiengang ab.

Die teuersten Studiengänge in Kanada im Undergraduate-Bereich:

Die teuersten Studiengänge in Kanada im Postgraduate-Bereich:

  • MBA
  • Zahnmedizin
  • Jura

Studiengänge im Bereich der Geisteswissenschaften sind oftmals günstiger als jene im Bereich Natur- und Ingenieurwissenschaften. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe:

  • Medizinische sowie natur- und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge sind kostenintensiver, da hier spezifische Einrichtungen (Labore etc.) und Materialien (Substanzen u.ä.) benötigt werden.
  • Einige Abschlüsse (wie der MBA oder der LLM) haben ein sehr hohes Renommee und versprechen ausgezeichnete Verdienstmöglichkeiten.

Studiengänge im Postgraduate-Bereich sind für internationale Studierende in der Regel wesentlich günstiger als Programme im Undergraduate-Bereich.

Statistics Canada hat für das akademische Jahr 2015/16 folgende Durchschnittsbeträge (CAD) für verschiedene Fachbereiche (full-time international student) ermittelt - jeweils für den Undergraduate- und Graduate-Bereich:

Fachbereich

Undergraduate

Postgraduate

Education 16,190 13,320
Visual and performing arts, and communications technologies 19,172 12,626
Humanities 20,486 13,051
Social and behavioural sciences 19,408 12,999
Law, legal professions and studies 26,503 15,563
Business, management and public administrations 22,362 19,671 (EMBA: 43,143; MBA: 35,497)
Physical and life sciences and technologies 22,273 13,310
Mathematics, computer and information sciences 23,452 12,809
Engineering 24,984 15,070
Architecture and related technologies 21,015 16,605
Agriculture, natural resources and conservation 18,736 12,087
Dentistry 51,397 20,523
Medicine 29,980 -
Nursing 17,306 12,248
Pharmacy 31,650 13,627
Veterinary Medicine 54,472 9,653
Other health, parks, recreation and fitness 18,644 15,349

Studiengebühren in Kanada vergleichen!

Es lohnt sich immer, die Studiengebühren der einzelnen kanadischen Hochschulen miteinander zu vergleichen, auch wenn dies sicherlich ein wenig Zeit in Anspruch nehmen kann. Denn die Art und Weise, wie die Gebühren berechnet werden, ist zum Teil recht unterschiedlich und verwirrend:

  • Einige Hochschulen geben die Kosten für einen Credit Point (per credit hour) an: Kostet ein Credit CAD 500, dann bezahlen die Studierenden für einen 3 Credit Course also CAD 1500. Bei drei belegten 3-Credit-Kursen pro Semester bezahlen die Studierenden also eine Tuition fee von CAD 4500 / Semester. Die Kosten für eine Credit Hour hängen wiederum vom Kurs und vom Fachbereich ab: So wird ein Kurs im Bereich Science teurer sein als ein Kurs im Bereich Arts.
  • Andere Hochschulen wiederum geben die Kosten für einen Kurs (hier wird oft noch einmal zwischen 3-Credit- und 6-Credit-Kursen unterschieden) an, für ein Semester oder aber für ein ganzes Jahr.
  • Es gibt außerdem Hochschulen, die ab einer bestimmten Anzahl an Credit Points eine Flat Fee Rate anbieten (so etwa die Brock University in St. Catherines, Ontario).

Nahezu alle Hochschulen erheben außerdem zusätzliche Gebühren (Additional compulsary fees), beispielswiese

  • Application Fee
  • Student Service
  • Student’s Union Charges
  • Building levy

Beim Vergleichen solltet ihr darauf achten, ob diese zusätzlichen Gebühren bereits im angegebenen Betrag inklusive sind oder ob sie noch hinzuaddiert werden müssen.

Auch die Lebenshaltungskosten solltet ihr bei eurem Vergleich miteinbeziehen. Denn diese variieren in Kanada extrem. Niedrige Lebenshaltungskosten können beispielsweise höhere Studiengebühren ausgleichen. Die Lebenshaltungskosten in den großen Metropolen sind natürlich wesentlich höher als in mittelgroßen Städten oder in Kleinstädten. Und auch zwischen den einzelnen Provinzen gibt es Schwankungen.


Study Abroad-Studien­gebühren

Wer einfach eine tolle Kanada-Erfahrung machen und nur für ein oder zwei Semester an einer dortigen Hochschule studieren möchte, ohne einen akademischen Grad zu erlangen, hat gute Chancen auf ein durchaus bezahlbares Auslandsstudium:

  1. Wer über ein Austauschprogramm an der Heimatuniversität teilnimmt, ist in der Regel von den anfallenden Studiengebühren der kanadischen Partneruniversität befreit.
  2. Für Free-Mover bieten viele kanadische Hochschulen die sogenannten Study Abroad- / Visiting Student-Programme an, meistens in Form eines Pakets mit drei bis fünf Kursen.
  3. Anders als bei einem Vollstudium könnt ihr für ein oder zwei Auslandssemester in Kanada Auslands-BAföG beantragen. Das BAföG-Amt bezuschusst die Studiengebühren, Reise- und Lebenshaltungskosten sowie die Auslandskrankenversicherung.

Studiengebühren für ein Semester in Kanada - Beispiele

Wie hoch die Studiengebühren für ein Study Abroad-Programm in Kanada sind, hängt selbstverständlich wieder von der jeweiligen Universität ab. Einige Hochschulen sind aus bestimmten Gründen einfach günstiger als andere. Die meisten Hochschulen raten dazu, nicht mehr als drei oder vier Kurse pro Semester zu belegen, um nebenher genug Zeit dazu zu haben, Land und Leute kennenzulernen.

Eine besonders günstige Universität ist beispielsweise The University of Winnipeg in Manitoba: Für ein Semester mit drei belegten Kursen (Arts) belaufen sich die Gebühren auf CAD 3 795. Nichtsdestotrotz hat sie einen guten Ruf und bietet hervorragende Lehre. Da Winnipeg außerdem eine Stadt mit niedrigen Lebenshaltungskosten ist, werden auch die zusätzlichen Ausgaben im Rahmen bleiben.

Die Capilano University in North Vancouver (British Columbia) gehört ebenfalls zu den günstigeren Hochschulen in Kanada: Hier zahlen internationale Studierende für drei Kurse CAD 4 950. Allerdings muss hier auch mit höheren Lebenshaltungskosten gerechnet werden.

Und auch an der Saint Marys University in Halifax (Nova Scotia) zahlen Internationals für drei Kurse nur CAD 3 960. Die Lebenshaltungskosten sind hier ebenfalls moderat.


Teurer ist nicht gleich besser!

Zwischen den einzelnen kanadischen Hochschulen bestehen - verglichen beispielsweise mit der Hochschullandschaft in den USA - keine nennenswerten Qualitätsunterschiede. Alle Hochschulen zeichnen sich durch eine hohe Qualität aus.

Unterschiede bestehen vor allem bezüglich der Ausrichtung (teaching intensive / research intensive) und der Größe der Universitäten. Die großen, forschungsintensiven Universitäten verlangen höhere Studiengebühren als die mittleren Unis, die auf die Lehre fokussiert sind und sich oft auf Undergraduate-Programme konzentrieren. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Forschungsunis über eine größere Ausstattung verfügen und oft weltweit renommierte Professoren beschäftigen. Wem beispielsweise eine engmaschige Betreuung und praxisnaher Unterricht wichtiger ist, ist an einer mittelgroßen Universität oder an einem College sicher besser aufgehoben.