LLM-Programme im Ausland
Absolventen rechtswissenschaftlicher Studiengänge kennen das Problem: Jährlich drängen fast 10.000 junge Juristen auf den Arbeitsmarkt. Nicht nur die beliebten Arbeitsplätze in großen, international agierenden Kanzleien und in der Wirtschaft sind hart umkämpft. Ein gutes Examen allein reicht schon lange nicht mehr aus, um sich von der Masse der Bewerber abzuheben. Zusatzqualifikationen sind gefragt. Neben der Promotion ist besonders der Master of Laws (LLM) bei Arbeitgebern gerne gesehen, besonders wenn der LLM im Ausland erworben wurde.
Der Master of Laws (LLM) ist ein postgraduales juristisches Aufbaustudium. LLM-Programme richten sich zum größten Teil an Absolventen rechtswissenschaftlicher Studiengänge, die entweder den Bachelor oder das erste Staatsexamen in der Tasche haben. Auch schließen viele Juristen nach dem zweiten Staatsexamen oder sogar nach einigen Jahren im Beruf einen Master of Laws an. Ein Teil der Aufbaustudiengänge steht zudem Absolventen anderer Studiengänge offen. Der Studiengang LLMoec. (Master of Business Law and Economic Law) richtet sich beispielsweise nicht nur an Juristen, sondern auch an Wirtschafts- und Politikwissenschaftler.
Relevanz für den Arbeitsmarkt
In Deutschland waren LLM-Programme lange Zeit weitgehend unbekannt. Erst seit den letzten zehn Jahren erfreuen sie sich größerer Beliebtheit. Im Ausland, insbesondere in englischsprachigen Ländern, ist der Master of Laws schon lange etabliert und genießt ein viel größeres Ansehen als hierzulande. Aus diesem Grund zieht es viele Studieninteressierte für den LLM ins Ausland, vor allem in die USA, nach Australien oder nach Großbritannien.
Das LLM-Studium im Ausland lohnt sich auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Viele Arbeitgeber schätzen den Abschluss besonders dann, wenn er im Ausland absolviert wurde. Vor allem Großkanzleien, wirtschaftlich ausgerichtete Kanzleien und internationale Unternehmen suchen Bewerber mit verhandlungssicheren Englischkenntnissen, internationalen Rechtskenntnissen und interkulturellen Kompetenzen.
Genau diese Fähigkeiten erwerben Juristen bei einem LLM-Programm im Ausland. Im Mittelpunkt steht nicht nur das jeweilige Landesrecht, sondern auch das internationale Recht. Interkulturelle Kompetenzen und Englischkenntnisse stellen sich bei einem längeren Auslandsaufenthalt von ganz allein ein. Weitere Pluspunkte: Ein im Ausland erworbener LLM signalisiert Flexibilität, Engagement und Planungsgeschick. Anders verhält es sich beim Steuerrecht: Hier sollte im Studium das deutsche Steuerrecht im Vordergrund stehen und der LLM in Deutschland absolviert werden.
Wahl des Zeitpunkts für ein LLM-Programm
Klassischerweise absolvieren Juristen den LLM nach dem ersten oder zweiten Staatsexamen. Aus verschiedenen Gründen kann es sinnvoll sein, einen ausländischen LLM direkt an das erste Staatsexamen anzuschließen. Das LLM-Programm im Ausland ist eine willkommene Abwechslung zum deutschen Studienalltag: Neben neuen Eindrücken und Perspektiven ist ein Motivationsschub für die zweite Phase der juristischen Ausbildung garantiert.
Zum anderen kann ein solches LLM-Programm Vorteile bei der Bewerbung im Rahmen des Referendariats mit sich bringen. Eine Lücke zwischen Studium und Referendariat lässt sich mit einem LLM-Programm im Ausland sinnvoll überbrücken.
Für ein LLM-Studium nach Abschluss des zweiten Staatsexamens spricht, dass die Note in diesem oftmals besser ausfällt. Damit steigen die Chancen auf einen Platz in einem besonders renommierten LLM-Programm. Ein weiterer Grund, den LLM erst nach dem zweiten Staatsexamen zu absolvieren: Viele Programme bieten die Möglichkeit der Spezialisierung, die Entscheidung über die eigene „Richtung“ fällt aber oftmals erst im Laufe des Referendariats.
Grundsätzlich ist das LLM-Studium sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Staatsexamen möglich. Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, ist abhängig von der individuellen Studien- oder Lebenssituation. Es besteht auch immer die Möglichkeit, den Abschluss berufsbegleitend nachzuholen.
Finanzierung und Bewerbung
Die größte Hürde bei einem LLM-Studium im Ausland stellt die Finanzierung dar. Die meisten Universitäten erheben Studiengebühren, die je nach Universität zwischen etwa 3.000 Pfund in Großbritannien und über US$ 30.000 in den USA betragen können. Dazu kommen die Lebenserhaltungskosten. Es gibt allerdings verschiedene Fördermöglichkeiten, die den Kostenaufwand reduzieren. So gibt es spezielle Stipendien des DAAD, der Fulbright Kommission und anderer Begabtenförderungswerke und Stiftungen, die angehende Rechtsexperten unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, das LLM-Studium im Ausland bezahlbar zu machen, sind Studienkredite und Bildungsfonds, wie der speziell an Nachwuchsjuristen gerichtete Brain Capital LLM-Bildungsfonds.
Die Bewerbung um einen Studienplatz und um ein Stipendium nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch. Eine Vorlaufzeit von einem Jahr empfiehlt sich, um die nötigen Vorbereitungen für den LLM im Ausland in Ruhe angehen zu können. Ausländische Universitäten verlangen in der Regel eine umfangreiche Bewerbung:
- Abiturzeugnis
- Zeugnis des ersten Hochschulabschlusses
- Empfehlungsschreiben
- Motivationsschreiben
- Lebenslauf
- Sprachnachweis in Form eines standardisierten Tests wie dem TOEFL oder IELTS
- gegebenenfalls gute Testergebnisse im LSAT (Law School Admission Test)