Studieren in Südkorea
Südkorea liegt im Trend. Schon seit einigen Jahren schwappt Hallyu - die „koreanische Welle“ - von der kleinen Halbinsel nach ganz Asien über. Filme, Soap Operas, Mode und Pop made in Korea sind bei Jugendlichen auf dem gesamten Kontinent gefragt. Auch im Westen ist der Korea Pop spätestens seit Psy und seinem Gangnam Style angekommen.
Dieser Aufstieg Südkoreas zum Kulturexporteur ist durchaus beachtlich. In nur vierzig Jahren hat sich das kleine Land zwischen Japan, China und Nordkorea vom „Armenhaus Asiens“ zu einer blühenden Wirtschaftsnation entwickelt. Dennoch wissen wir relativ wenig über dieses Land, welches am häufigsten in Verbindung mit seinem kommunistisch regierten Nachbarn Nordkorea Schlagzeilen macht. Dabei hat Südkorea, gerade im Bereich der Technologie, eine ganze Menge zu bieten.
5.000 Jahre Kulturgeschichte
Da wäre zum einen die Hauptstadt Seoul. Die Zehn-Millionen-Metropole mit ihren neonbeleuchteten Karaoke-Bars, zahllosen Restaurants, kleinen Galerien, hippen Boutiquen, bunten Märkten und riesigen Shoppingzentren scheint niemals zu schlafen. Auch die anderen großen Städte des Landes - Busan, Daegu, Daejeon und Gwangju - sind in den letzten Jahrzehnten rasant gewachsen. Mehr als achtzig Prozent der fünzig Millionen Südkoreaner wohnen mittlerweile in den modernen, geschäftigen Metropolregionen.
Abseits der Städte zeigt Südkorea sich von einer anderen Seite. Mehr als siebzig Prozent des kleinen Landes ist von Bergen bedeckt. Im Osten erheben sich die hohen, schneebedeckten Berggipfel des Taebaek-Gebirges. Im Westen ist die Landschaft von kleineren Gebirgsketten und sanft geschwungenen Hügeln durchzogen. Dichte Misch- und Nadelwälder mit einer Vielzahl exotischer Pflanzen prägen das Bild. Beim Wandern - dem Nationalsport der Südkoreaner - können Reisende buddhistische Tempelanlagen, steinzeitliche Dolmengräber und andere Zeugnisse der 5.000 Jahre alten Kulturgeschichte des Landes entdecken. An der Westküste laden dagegen breite Sandstrände und kleine vorgelagerte Inseln, wie etwa die tropische Vulkaninsel Jeju, zum Entspannen ein.
Zum Studieren nach Südkorea: Die Hochschullandschaft
Das enorme Wirtschaftswachstum Südkoreas beruht nicht zuletzt auf dem großen Stellenwert, den das Thema Bildung in dem kleinen Land einnimmt. Mehr als die Hälfte aller jungen Südkoreaner haben ein Studium absolviert. Die Regierung investiert viel Geld in das Bildungssystem des Landes, was sich an der modernen Ausstattung der Hochschulen und ihren exzellenten Studienprogrammen zeigt.
Auch die Internationalität der Hochschulen wird stark gefördert: Viele Hochschulen bieten englischsprachige Studienprogramme an und die Regierung hat sich in den letzten Jahren verstärkt bemüht, ausländische Dozenten ins Land zu holen. Zudem vergeben die Regierung und die Hochschulen Stipendien an internationale Studierende.
Hochschultypen Südkoreas
Insgesamt gibt es rund 400 Hochschulen in Südkorea. Die meisten davon sind Universitäten (Daehakgyo) und Colleges (Daehak), an denen die Studenten innerhalb von vier bis sechs Jahren einen Bachelorabschluss erwerben können. An den Daehakwon genannten Graduiertenschulen der Daehakgyo können die Studenten dann einen Master- oder Ph.D.-Abschluss erwerben.
Im hochtechnologisierten Südkorea existieren neben den regulären Universitäten auch rund zwanzig sogenannte Cyber Universities. Das sind virtuelle Fernuniversitäten, an denen der Unterricht über das Internet stattfindet.
Für die Lehrerausbildung sind die Colleges of Education zuständig. Außerdem gibt es rund 150 Junior Colleges sowie rund ein Dutzend Industrial Universities. Diese sind vor allem für die Berufsausbildung zuständig. Darüber hinaus bieten sie aber auch studienvorbereitende Programme an.
Qualität und Akkreditierung im Hochschulwesen Südkoreas
Nur etwa 20 Prozent der südkoreanischen Hochschulen sind in staatlicher Hand. Der Großteil der Studenten studiert an privaten Institutionen. Sie werden vom Ministry of Education, Science and Technology reglementiert, welches unter anderem Bildungspläne ausarbeitet und Qualitätsstandards festlegt. Für die Akkreditierung der Hochschulen ist das Korean Council for University Education zuständig, das zurzeit gut 200 Universitäten anerkannt hat.
Studiensystem in Südkorea
Das Studium in Südkorea ist in einen Undergraduate- und einen Postgraduate-Abschnitt aufgeteilt und ähnelt hinsichtlich der zu erwerbenden Abschlüsse dem US-amerikanischen System. Die Studienleistungen werden in Credit Points berechnet.
Associate Degree
Der niedrigste Studienabschluss ist der Associate Degree, welchen die Studenten innerhalb von zwei bis drei Jahren an den Junior Colleges oder Industrial Universities erwerben können. Es handelt sich dabei zumeist um berufsvorbereitende Studienprogramme, die sich stark an den Erfordernissen der koreanischen Wirtschaft orientieren. Sie bereiten die Studierenden vor allem auf technische und kaufmännische Berufe, auf eine Arbeit im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft oder in der Hauswirtschaft vor.
Ähnlich wie in den USA haben viele Junior Colleges darüber hinaus Kooperationsabkommen mit den regulären Colleges. Diese Abkommen bieten den Studenten die Möglichkeit, mit dem Associate Degree an ein College zu wechseln. Dort werden die bereits erworbenen Credit Points auf ein reguläres Bachelorprogramm angerechnet und die Studenten können in wenigen weiteren Semestern den Bachelorabschluss erwerben.
Bachelor in Südkorea
An den Universitäten und Colleges erwerben die Studenten im Undergraduate-Abschnitt einen Bachelorabschluss. Die koreanischen Bachelorprogramme dauern in der Regel vier Jahre. Eine Ausnahme bilden medizinische Studiengänge, die bis zu sechs Jahre Zeit in Anspruch nehmen. In den ersten zwei Jahren des Bachelorstudiums widmen sich die Studenten üblicherweise allgemeinbildenden Fächern und Grundkursen in dem von ihnen gewählten Studienbereich (General Studies). Erst danach spezialisieren sie sich auf das von ihnen gewählte Fach.
Master und Doctoral Degree in Südkorea
Mit dem Bachelorabschluss in der Tasche können die Studenten ein Studium in Südkorea im Graduate-Bereich beginnen. Das Masterstudium in Südkorea dauert üblicherweise zwei Jahre, in denen die Studenten Seminare und Vorlesungen besuchen und eine Abschlussarbeit anfertigen. Danach kann in zwei weiteren Studienjahren der Doctoral Degree erworben werden, welcher das Schreiben einer eigenständigen Forschungsarbeit und den Besuch von Kursen voraussetzt. Einige Hochschulen bieten zudem Studiengänge an, in denen das Master- und das Doktorstudium kombiniert werden. In diesen Programmen müssen die Studenten zumeist doppelt so viele Kurse belegen wie in den regulären Masterprogrammen.
Studienvoraussetzungen in Südkorea
Um ein Studium in Südkorea aufnehmen zu können, müssen die Südkoreaner am Ende ihrer High-School-Ausbildung den College Scholastic Ability Test (CSAT) absolvieren. Dieser prüft ihr Wissen in den Bereichen Sprachen, Mathematik, Sozialwissenschaften und Naturwissenschaften. Das Testergebnis ist entscheidend dafür, welche Hochschule den Studienanfänger aufnimmt. Der Ruf der Hochschule wiederum stellt in Südkorea ein wichtiges Kriterium für die späteren Karrierechancen dar. Die Eltern der meisten Schüler investieren daher viel Geld in Nachhilfe, um ihren Kindern zu einem besseren Testergebnis beim CSAT zu verhelfen.
Voraussetzungen für internationale Studierende
Um einen Studienplatz in einem Bachelorprogramm in Südkorea zu erhalten müssen internationale Bewerber eine mindestens zwölfjährige Schulausbildung verfügen. In der Regel ist dies das Abitur. Ob die Fachhochschulreife ausreicht, entscheiden die südkoreanischen Hochschulen individuell.
Für die Aufnahme in einen Masterstudiengang müssen die Studenten über einen Bachelor oder einen vergleichbaren Abschluss, wie etwa den Magister oder das Diplom, verfügen. Voraussetzung für ein Doktorstudium ist in der Regel der Masterabschluss. Im Einzelfall akzeptieren die Hochschulen auch hier die alten Abschlüsse Magister oder Diplom. Die kombinierten Master/Doktorstudiengänge setzen einen guten bis sehr guten Bachelorabschluss voraus.
Internationale Studieninteressierte müssen über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen. Je nachdem, ob der Unterricht auf Englisch oder Koreanisch stattfindet, verlangen die Hochschulen andere Belege über die Sprachfertigkeiten. Für den Nachweis der Englischkenntnisse erwarten die Hochschulen zumeist einen standardisierten Sprachtest wie den IELTS oder den TOEFL.
Einige Hochschulen verlangen neben Zeugnissen und Sprachkenntnissen auch einen Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel für die Studienzeit in Südkorea. In diesen Fällen müssen die Studierenden oder deren Eltern belegen, dass sie über eine gewisse finanzielle Summe verfügen. Der nachzuweisende Betrag kann bis zu EUR 10.000 betragen.
Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten
Alle südkoreanischen Hochschulen verlangen Studiengebühren. Wie hoch diese ausfallen, hängt vom Studiengang und von der Hochschule ab. Grundsätzlich sind die Gebühren an privaten Hochschulen höher als an staatlichen Einrichtungen. Medizinische Studiengänge sind deutlich teurer als geisteswissenschaftliche Fächer. Dementsprechend variieren die Kosten für ein Studium in Südkorea zwischen EUR 4.000 und 14.000 pro Studienjahr.
Lebenshaltungskosten im Rahmen eines Auslandsstudiums in Südkorea
Die Kosten für Lebensmittel, Kleidung, Unterrichtsmaterialien und Freizeitaktivitäten betragen circa EUR 400 im Monat. Hinzu kommt die Miete, die in Südkorea relativ hoch ausfallen kann. Am günstigsten wohnt ihr in den meisten Fällen im Wohnheim der Universität. Dort kostet ein Zimmer zwischen EUR 700 und EUR 2.000 pro Semester.
Auslands-BAföG für ein Studium in Südkorea
Studenten, die lediglich ein oder zwei Auslandssemester in Südkorea verbringen, können eine Förderung über das Auslands-BAföG erhalten. Das Amt übernimmt bis zu EUR 4.600 der Studiengebühren für maximal ein Studienjahr und gewährt weitere Zuschüsse zu Reise- und Lebenshaltungskosten. Wie das Inlands-BAföG auch, ist das Auslands-BAföG abhängig vom Einkommen der Eltern. Dennoch kann es sich lohnen, das Auslands-BAföG zu beantragen. Da die Bemessungsgrenzen hier höher sind, erhalten oft auch Studierende Zuschüsse, die in Deutschland kein Anspruch auf BAföG haben.
Stipendien für ein Studium in Südkorea
Alle, die ein Vollstudium in Südkorea absolvieren möchten, sollten sich nach einem Stipendium erkundigen. In Deutschland vergeben vor allem der DAAD und diverse Stiftungen Stipendien für ein Auslandsstudium. Die südkoreanische Regierung und die südkoreanischen Hochschulen vergeben ebenfalls Stipendien an internationale Studenten. Die Stipendien der Hochschulen sind in ihrer Höhe zumeist abhängig vom Notendurchschnitt und decken zwischen 30 und 100 Prozent der Studiengebühren ab. Es könnte sich also durchaus lohnen, sich bei der Wunschhochschule über eventuelle Stipendien zu informieren.
Die Stipendien der Regierung vergeben verschiedene Ministerien. Sie richten sich vornehmlich an Studenten im Graduate-Abschnitt des Studiums, also an Masterstudenten oder Doktoranden. Voraussetzung sind zumeist gute Studienleistungen und erste koreanische Sprachkenntnisse. Für Bachelorstudenten, die ein Studium mit Korea-Bezug absolvieren, gibt es zudem Stipendien für die Teilnahme an koreanischen Sprachprogrammen.
Studienkredite
Für Studierende, die kein Auslands-BAföG oder Stipendium erhalten, kann ein Bildungs- beziehungsweise Studienkredit eine Möglichkeit zur Finanzierung des Auslandsstudiums sein.
Nebenjobs
Internationale Studierende, die ein Vollzeitstudium in Südkorea absolvieren, dürfen während des Semesters bis zu zwanzig Wochenstunden jobben, während der Semesterferien auch mehr. Dazu müssen die Studenten seit mindestens einem Semester eingeschrieben sein, über ein D2-Visum verfügen und ein Empfehlungsschreiben eines Professors vorweisen.
Visa- und Einreisebestimmungen Südkoreas
Internationale Studenten brauchen für ein Studium in Südkorea ein Visum. Dieses sollten sie rechtzeitig vor der Abreise bei der südkoreanischen Botschaft oder einem südkoreanischen Konsulat in Deutschland beantragen. Zum Studieren in Südkorea ist das D2-Visum erforderlich. Studenten die an einem Sprachprogramm des Sprachinstitutes einer Hochschule oder einer anderen Bildungsinstitution teilnehmen, brauchen hingegen ein D4-Visum.
Folgende Unterlagen müsst ihr für das Visum einreichen:
- Immatrikulationsbescheinigung der südkoreanischen Hochschule
- Kopie des Familienstammbuchs
- Nachweis über US$ 10.000
- Studienbescheinigung der zuletzt besuchten deutschen Hochschule
Nach eurer Ankunft in Südkorea müsst ihr euch innerhalb von neunzig Tagen beim örtlichen Immigration Office vorstellen. Dort erhaltet ihr eine Alien Registration Card, die ihr unter anderem dazu braucht, um ein Bankkonto zu eröffnen oder einen Handyvertrag abzuschließen.
Last but not least solltet ihr unbedingt eine umfassende Auslandskrankenversicherung für die Zeit in Südkorea abschließen. Auch der rechtzeitige Besuch eines Reisemediziners ist empfehlenswert, um die Standardimpfungen gemäß des aktuellen Impfkalenders des Robert-Koch-Institutes aufzufrischen. Diese solltet ihr gegebenenfalls um Impfungen gegen Hepatitis A und B, Japanische Enzephalitis und Tollwut zu ergänzen.