Hochschulsport in den USA

Was haben Michael Jordan, Tiger Woods und Peyton Manning gemeinsam? Für alle drei begann die Karriere als Profisportler an einer amerikanischen Hochschule. Die Voraussetzungen dafür bietet die amerikanische Hochschullandschaft, in der der Hochschulsport eine herausragende Rolle spielt.

Die Basketball-, Football- und Baseballspiele der Auswahlmannschaften amerikanischer Colleges und Universitäten sind regelrechte Spektakel. Die Nachfrage ist so groß, dass viele Spiele im Fernsehen übertragen werden. Internationale Studenten beschreiben die Atmosphäre auf dem Campus vor einem Sportevent als einmalig. Allerorts herrscht Ausnahmestimmung. Dies kommt auch in vielen Erfahrungsberichten zum USA-Studium zum Ausdruck.

Die USA sind jedoch nicht nur für ihre spektakulären Sportevents, sondern auch für ihr umfassendes Angebot an Hochschulsport bekannt. Wer gerne Sport treibt, ist an einem US-College oder einer US-Universität perfekt aufgehoben. Doch wie ist der Hochschulsport in den USA organisiert? Der folgende Ratgebertext liefert die wichtigsten Informationen zum Collegesport in den USA.

Sport­mann­schaften an Hochschulen in den USA

Welchen Stellenwert der Hochschulsport in den USA besitzt, verdeutlichen hochschuleigene Sportstadien wie das Spartan Stadium der MSU.

Die Tatsache, dass es an amerikanischen Hochschulen teilweise mehrere Leistungsstufen einer Sportart gibt, ist für internationale Studenten anfangs verwirrend.

In Deutschland ist Sport in Verbänden und Vereinen organisiert, in den USA gibt es kein vergleichbares Vereinswesen im sportlichen Bereich. An die Stelle der Vereine tritt dort der Hochschulsport. An den amerikanischen Hochschulen sind folglich Leistungs- und Freizeitsport angesiedelt.

Varsity Intercollegiate Teams

Varsity Teams sind die Auswahlmannschaften der Colleges und Universitäten. Sie treten in verschiedenen Sportarten gegeneinander an - von Basketball und Baseball über Eishockey und Fechten bis hin zu Rudern und Wasserball. Die Teams vertreten ihre Hochschule in nationalen Wettkämpfen. Entsprechend hoch ist das sportliche Niveau der Spiele. Da hier die Mannschaften unterschiedlicher Hochschulen aufeinandertreffen, ist auch von Intercollegiate Sports die Rede.

Der Varsity Sport ist in mehreren Divisionen (Divisions) organisiert. Diese unterstehen den Dachverbänden NCAA (National Collegiate Athletic Association) beziehungsweise NAIA (National Association of Intercollegiate Athletics). Innerhalb der NCAA lassen sich die folgenden Divisionen unterscheiden:

  • NCAA Division I: Die Division I gilt als die prestigeträchtigste Division und erhält die größte mediale Aufmerksamkeit. Ihr gehören überwiegend die großen Universitäten an. Diese müssen mindestens sieben (sechs) Sportarten für Männer und sieben (acht) für Frauen anbieten. Verglichen mit den anderen Divisionen verfügen die Hochschulen der Division I über das größte Budget und bieten das größte Kontingent an Sportstipendien. Mithilfe der Stipendien werben die Universitäten gezielt Athleten für ihre Auswahlmannschaften an.
  • NCAA Division II: Die Universitäten und Colleges der Division II sowie deren Sportangebot sind im Normalfall kleiner als in der Division I und das verfügbare Budget geringer. Entsprechend ist auch die Anzahl der zu vergebenden Sportstipendien kleiner. Hochschulen der Division II müssen mindestens fünf (vier) Sportarten für Männer und fünf (sechs) für Frauen anbieten.
  • NCAA Division III: Mit rund 450 Hochschulen und 180.000 studentischen Athleten ist die Division III die zahlenmäßig größte Division. Hier treten größtenteils kleine Universitäten und Colleges gegeneinander an, deren Sportangebot mindestens fünf Sportarten für Männer und für Frauen umfassen muss. Für ihre Teilnahme an den Unimannschaften und -wettkämpfen dürfen Studenten der Division III keine Sportstipendien erhalten.

Zusätzlich zu den drei Divisionen der NCAA gibt es die NAIA. Ihr gehören kleinere Four-Year-Colleges an, die über ein weniger umfangreiches Sportangebot verfügen. Die Leistungsstärke der Mannschaften ist jedoch mit den Sportteams der Division II vergleichbar.

Da die Zugehörigkeit zu einer Division nicht von der Leistungsfähigkeit einer Mannschaft abhängt, sind allgemeine Aussagen zur Leistungsstärke einzelner Teams schwierig. So können die besten Mannschaften der Division II ein höheres Leistungsniveau haben als die schlechtesten Teams der Division I. Trotzdem gilt die Division I im Schnitt als die Division mit dem höchsten sportlichen Niveau.


Freizeitsport an Hochschulen in den USA

Wenn die universitätseigenen Auswahlmannschaften antreten, gibt es an amerikanischen Hochschulen kein Halten.

Der Collegesport in den USA hat eine starke identitätsstiftende Wirkung im Studienalltag und trägt zum Wir-Gefühl der Studierenden bei. Gemeinschaftsfördernd wirkt jedoch nicht nur der Besuch von Sportveranstaltungen, sondern auch die Teilnahme an einem Sportclub oder einer Sportgruppe.

Wer auf dem Campus selbst sportlich aktiv werden möchte, hat eine Fülle an Möglichkeiten. Neben gängigen Sportarten wie Basketball, Fußball und Schwimmen locken die Colleges und Universitäten auch mit außergewöhnlichen Sportarten wie Bouldern, Segeln oder Reiten. Hier sind einheimische und internationale Studenten gleichermaßen willkommen.

Hinzu kommen Sporteinrichtungen wie Fitnessstudios, Schwimmbäder und Kletterhallen, die allen Studenten an der Hochschule offenstehen und in der Regel kostenfrei nutzbar sind.

Intramural Sports

Was in Deutschland der Hochschulsport ist, sind in den USA die Intramural Sports, nur dass Letztere deutlich größer dimensioniert sind. Wie der Begriff bereits andeutet, finden die Intramural Sports ausschließlich innerhalb der Mauern der Hochschule statt. Es handelt sich somit um hochschulinterne Sportgruppen, die nicht gegen Teams anderer Hochschulen antreten.

Die Studenten treiben Sport aus Freude an der Sache. Hin und wieder finden Freundschaftsspiele gegen andere Teams der Hochschule statt, wobei der Wettkampfgedanke eine untergeordnete Rolle einnimmt. Die Intramural Sports sind ideal für Studenten, die sich in einer neuen Sportart versuchen oder Sport als Freizeitbeschäftigung betreiben wollen.

Club Sports

Ihr seid fit in einer Sportart, möchtet eure Fähigkeiten unter Beweis stellen und mit anderen Studenten gemeinsam trainieren? Zu diesem Zweck gibt es an amerikanischen Hochschulen die Sportclubs. Club Teams sind studentengeführt und treten in regionalen Wettkämpfen gegen die Clubs anderer Hochschulen an. Einige Clubs haben große Fangemeinden, die die Spieler regelmäßig zu den Wettkämpfen begleiten und anfeuern.

Das sportliche Niveau der Club Teams ist in der Regel höher als das der hochschulinternen Sportgruppen. Daher investieren die Studenten auch mehr Zeit in das Training. Die Clubs erhalten teilweise Zuschüsse von der Universität, beispielsweise zu den Fahrkosten oder für den Kauf neuer Ausrüstung. Trotzdem steht bei den Club Sports im Gegensatz zum Varsity Sport der Freizeitgedanke im Vordergrund.


Sportstipendien in den USA

Sport treiben, just for fun? Die Intramural Sports an amerikanischen Hochschulen laden dazu ein, sich in neuen Sportarten zu versuchen.

Die universitären Auswahlmannschaften sind ein Aushängeschild der amerikanischen Hochschulen und somit ein wichtiges Instrument des Studierendenmarketings. Erzielen die Sportmannschaften Erfolge, wirkt sich dies in der Regel auch positiv auf die Zahl der Einschreibungen aus. Zudem können sich Hochschulen mit erfolgreichen Sportteams ihre hohen Einnahmen aus Fernsehverträgen sichern und mit höheren Spenden rechnen.

Aus diesem Grund sind die Colleges und Universitäten in den USA stets auf der Suche nach neuen Talenten für ihre Varsity Teams und halten auch Ausschau nach internationalen Studenten. Um neue Studenten anzuwerben, machen sich die Hochschulen Sportstipendien zunutze. Der Gedanke dahinter: Ein Sportstipendium soll talentierten Sportlern den Weg zu einem Hochschulstudium ebnen und die Vereinbarkeit von Studium und Leistungssport verbessern.

Sportstipendien gibt es für unterschiedliche Sportarten. Ein Sportstipendium deckt die Kosten für ein Studium in den USA für einen Zeitraum von maximal vier Jahren anteilig ab. Es sichert Studenten mit exzellenten sportlichen Leistungen die Finanzierung des USA-Studiums, hat jedoch darüber hinaus keinen Bezug zum eigentlichen Studium.

Sportler können mit einem Sportstipendium einen Studiengang ihrer Wahl studieren, sofern sie neben sehr guten sportlichen Leistungen auch die akademischen und sprachlichen Voraussetzungen des Studiengangs mitbringen. Im Gegenzug für das Stipendium erklären sich die Athleten bereit, die amerikanische Universität in Wettkämpfen zu repräsentieren und möglichst zum sportlichen Erfolg der Auswahlmannschaft beizutragen. Im besten Fall kann der Hochschulsport in den USA das Sprungbrett zum Profisport darstellen.