Hochschul­landschaft in China

Die chinesische Hochschullandschaft in ihrer heutigen Ausprägung ist noch recht jung. Zwar gab es bereits lange Zeit Ausbildungsstätten für Beamte und Gelehrte, doch der Fokus lag auf der Vermittlung von Ethik und Moral und nicht auf wissenschaftlichen oder technischen Inhalten. Diese hielten in die Hochschullehre in China Einzug, als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Universitäten gegründet wurden, die sich an westlichen Hochschulen orientierten. Ein nationales Hochschulsystem entstand erst nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949. Jedoch erfuhr dessen Entwicklung in der so genannten, vom chinesischen Staatspräsidenten Mao Zedong initiieren, Kulturrevolution zunächst einen starken Dämpfer: Viele Universitäten mussten schließen. Ende der 1970er Jahre, nachdem Mao verstorben war, begann im Zuge von Reformen die Entwicklung des heutigen Hochschulwesens in China.

Etwa seit Mitte der 1990er Jahre sind durch gezielte Investitionen die Zahl an Hochschulen und die Anzahl an Studenten in China rasant gestiegen. Nimmt man die Studierendenzahl als Maßstab, ist das Hochschulsystem in China im weltweiten Vergleich das Größte.

Hochschultypen in China im Überblick

Eine der renommiertesten Universitäten in der Hochschullandschaft in China ist die Fudan University.

In China gibt es sowohl staatliche als auch private Hochschulen. Da die Zugangsvoraussetzungen an den privaten Hochschulen allerdings recht niedrig sind, sind sie nicht sehr hoch angesehen. Insgesamt gibt es in China etwa 3000 staatlich anerkannte Hochschulen, die Mehrheit davon in staatlicher Hand. Darüber hinaus gehören zur Hochschullandschaft in China auch staatlich nicht anerkannte private Hochschulen. Ein Großteil der chinesischen Hochschulen sind Universitäten oder Colleges, wobei die Bezeichnungen teilweise synonym verwendet werden. Weniger angesehene Bildungseinrichtungen werden allerdings meist eher als College bezeichnet. Unter den chinesischen Unis und Colleges sind auch so genannte Unabhängige Institute. Dabei handelt es sich um private Ableger von staatlichen chinesischen Hochschulen oder Hochschulen aus dem Ausland. Darüber hinaus gibt es in der Hochschullandschaft auch Institutionen für Erwachsenenbildung und andere Einrichtungen im tertiären Bildungsbereich. Neben Hochschulen mit breitem Fächerkanon findet man in China auch Hochschulen, die auf bestimmte Fachbereiche spezialisiert sind.

Das chinesische Studiensystem kennt ebenso wie das deutsche die Abschlüsse Bachelor, Master und Doktor. Welche akademischen Abschlüsse die Hochschulen verleihen dürfen, ist je nach Hochschule verschieden. So kann man beispielsweise nicht an jeder Bildungseinrichtung, die Bachelorabschlüsse verleiht, auch einen Master machen. Man unterscheidet in China zwischen allgemein- und berufsbildenden Hochschulen. Letztere vergeben keine in Deutschland anerkannten Studienabschlüsse, sondern bilden Fachkräfte für den chinesischen Arbeitsmarkt aus.

Viele Hochschulen in China kooperieren mit Wirtschaftsunternehmen. So können Studierende früh Kontakte knüpfen, Praktika absolvieren und auf Jobangebote hoffen.


Qualität der chinesischen Bildungseinrichtungen

Die chinesischen Hochschulen sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Neben sehr guten Universitäten, die auch in internationalen Hochschulrankings hervorragend platziert sind, gibt es auch Hochschulen, die den in Deutschland üblichen Qualitätsstandards für akademische Bildung nicht genügen. Das Bildungsministerium gibt die Hochschulpolitik vor, welche die Provinzen umsetzen. Die Qualitätssicherung in der Hochschullandschaft in China ist genau so wie die Akkreditierung der chinesischen Hochschulen Aufgabe des chinesischen Bildungsministeriums. In China werden die Top-Universitäten finanziell besonders gefördert. Dazu dienten zuletzt das 211- sowie das 985-Projekt. Die Schattenseite: Dadurch, dass qualitativ schlechtere Hochschulen weniger staatliche Zuwendungen erhalten, fehlen ihnen die notwendigen finanziellen Ressourcen für signifikante Verbesserungen.


Verantwortlichkeiten in der Hochschul­landschaft in China

Die Verantwortlichkeit für die meisten Hochschulen in China liegt bei den einzelnen Provinzen oder Städten. Für die Spitzenuniversitäten des Landes sind entweder das Bildungsministerium oder andere Institutionen der chinesischen Regierung zuständig. Die staatlichen Hochschulen werden vorwiegend durch staatliche Mittel finanziert. Es dienen unter anderem aber auch Studiengebühren als Einnahmequelle.

Da die Führungskräfte an den chinesischen Hochschulen in der Regel auch Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas sind, stehen die Bildungseinrichtungen unter nicht unerheblichem staatlichem Einfluss.


Internationalisierung der Hochschulen Chinas

Die chinesisch-britische Xi’an Jiaotong-Liverpool University ist ein interessantes Beispiel für die internationaler werdende Hochschullandschaft Chinas.

Die Universitäten in China sind in den vergangenen Jahren immer internationaler geworden. Zum einen ist der Anteil an internationalen Studierenden in China gewachsen, zum anderen gehen die Hochschulen Kooperationen mit Unis aus dem Ausland ein. Dadurch können auch ganz neue Universitäten entstehen. Ein Beispiel für eine solche internationale Kooperationsuniversität ist die Xi’an Jiaotong-Liverpool University. Darüber hinaus werden internationale Studierende durch verschiedene Stipendien wie etwa die Chinese Government Scholarships gefördert. An einigen chinesischen Unis können sie auch auf Englisch studieren. Allerdings nehmen längst nicht alle Hochschulen in China Studierende aus dem Ausland an.


Besonderheiten der Hochschulen Chinas

Die Hochschullandschaft in China sticht durch ihre Größe heraus, nirgends auf der Welt gibt es mehr Studenten. Aufgrund der Masse an Hochschulen und der unterschiedlichen finanziellen Mittel ist der Qualitätsunterschied sehr hoch. Im Vergleich zu westlichen Hochschulen sind die Hochschulen in China in der Regel nicht wirklich autonom, der staatliche Einfluss ist recht groß. Anders als in einigen anderen Ländern wie etwa den USA sind Privatunis in China in der Regel weniger gut angesehen als staatliche Universitäten.