Hochschul­landschaft in Italien

Auf italienischem Boden entstanden so manche Ideen und Erfindungen, welche auf das gesamte kulturelle und gesellschaftliche Leben Europas Einfluss genommen haben. Man denke nur an Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci oder Galileo Galilei. In Sachen Bildung und Wissenschaft nahmen die Italiener unbestritten eine gesamteuropäische Vorreiterrolle ein.

Die Hochschullandschaft in Italien hat ihren Ursprung in der Gründung der Universität Almer Mater Studiorum in Bologna im Jahr 1088 – die Università di Bologna ist somit nicht nur die älteste Universität Europas, sondern der gesamten westlichen Welt. Bezeichnenderweise wurde 1999 in der altehrwürdigen Universitätsstadt die Bologna-Erklärung unterzeichnet. Noch bevor es zur Gründung der ersten Universität in Deutschland kam, existierten in Italien bereits zahlreiche andere Hochschulen, so etwa die Sapienza in Rom (1303) und die Federico II in Neapel (1224). Wen verwundert es also, dass es bereits seit dem Mittelalter Bildungshungrige aus aller Welt an die italienischen Universitäten zieht? Auch heute noch gehört Italien zu den beliebtesten Ländern, nicht nur in puncto Auslandssemester, sondern auch im Bereich Vollstudium.

Hochschul­typen in Italien

Die Hochschullandschaft in Italien ist die älteste der westlichen Welt.

Die Hochschullandschaft Italiens blickt auf eine fast tausendjährige Geschichte zurück und ist dementsprechend vielfältig und reich an Traditionen. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Bezeichnung der Studienabschlüsse: Italien hat zwar bereits 2001 ein zweistufiges Studiensystem eingeführt, die alte Bezeichnung laurea, ein Verweis auf den römischen Lorbeerkranz, wurde jedoch beibehalten. So entspricht der erste Studienabschluss, der Laurea triennale, einem Bachelor und der darauf aufbauende Abschluss, der Laurea magistrale, einem Master. Auch die Art und Weise der Wissensvermittlung folgt den Traditionen, das Studium in Italien gilt als eher theoriebasiert, es dominieren Vorlesungen und mündliche Prüfungen. Auch die Hierarchien spielen an den Hochschulen in Italien eine wichtige Rolle.

Italien hat mit fast 2 Millionen Studenten einen der größten Hochschulmärkte in Europa. Die hohe Anzahl an Studenten erklärt sich vor allem dadurch, dass es in Italien keine Ausbildungsform gibt, die mit der in Deutschland üblichen dualen Berufsausbildung vergleichbar wäre. Auch gibt es dort keine Hochschulen, die dem Typus einer deutschen, praxisorientierten Fachhochschule entsprechen.

In Italien gibt es folgende Hochschultypen:

  • 66 staatliche Università (Universitäten)
  • 4 staatliche Politecnici (Technische Hochschulen)
  • 29 private, staatlich anerkannte Universitäten / Hochschulen
  • 3 Scuoli Superiori (für wirtschaftsnahe Studiengänge im Graduiertenbereich)
  • 3 Università per Stranieri (Universitäten speziell für internationale Studierende)
  • 11 Università Telematiche (Fernhochschulen)
  • Pontifikal-Universitäten (alle mit Sitz in Rom)
  • Vielzahl von Hochschulen im Bereich Musik, Kunst, Design und Restauration (AFAM-Institute)

Eine Übersicht über alle italienischen Hochschulen bietet beispielsweise www.universitaly.it.

Die Hochschullandschaft in Italien ist derjenigen in Deutschland nicht unähnlich: Die staatlichen Universitäten sind klar in der Mehrheit, wobei die privaten Einrichtungen allmählich an Bedeutung zunehmen. Die Universitäten bieten Studiengänge auf Bachelor- und Masterniveau, die meisten von ihnen auch Promotionen, an. Eine Besonderheit stellen die Ausländeruniversitäten, die Scuoli Superiori und die Päpstlichen Universitäten in Rom dar. Ähnlich wie hierzulande sind die Hochschulen in Fakultäten (facoltà) gegliedert, an deren Spitze ein Dekan (preside della facoltà) steht. Je nach Größe der Einrichtung sind einzelne Fachbereiche in dipartimenti zusammengefasst und die kleinste Organisationseinheit stellen die Institute dar.

Das Bildungs- und Hochschulsystem ist in Italien national durch das Ministerium für Bildung, Universitäten und Forschung (Ministerio dell’Istruzione, dell’Università e della Ricerca, MIUR) organisiert. Das italienische Hochschulsystem ist also, im Vergleich zum deutschen, zentralistisch geprägt; die Hochschulen agieren jedoch vor allem in den Bereichen Finanzen, Verwaltung, Lehre und Forschung weitestgehend autonom.

Die meisten der 2 Millionen Studenten sind an den staatlichen Universitäten eingeschrieben, allerdings erfreuen sich die nicht-staatlichen Hochschulen zunehmender Beliebtheit, denn gerade die vom Staat finanzierten Universitäten sind seit einigen Jahren von immensen Kürzungen empfindlich getroffen. Nur in den wirtschaftlich gut gestellten Regionen mit Autonomiestatus (beispielsweise Trentino-Alto Adige oder Friuli-Venezia Giulia) erhalten die Hochschulen zusätzliche Finanzspritzen von der Regionalregierung.


Qualität von Forschung und Lehre in Italien

Zu den vielen Kulturdenkmälern Italiens gehören auch die Hochschulen selbst!

Für die Akkreditierung italienischer Hochschulen ist das Information Centre on Academic Mobility and Equivalence (CIMEA) zuständig. Diese Einrichtung ist auch die Anlaufstelle, wenn es um die Anerkennung ausländischer Abschlüsse geht.

Die Universitäten in Italien leisten in ihren Fakultäten und Instituten eigenständige Forschungsarbeit, wobei die Schwerpunkte natürlich ganz unterschiedlich ausfallen. Häufig unterhalten die Hochschulen Kooperationen mit Forschungszentren und zur Wirtschaft.

Für den Inhalt der Lehre ist das MIUR zuständig – das heißt, dass die Curricula auf nationaler Ebene erlassen werden. Aus diesem Grund ist die Anzahl der Bachelor- und Masterstudiengänge sehr viel übersichtlicher als hierzulande. Derzeit gibt es in Italien 45 standardisierte Bachelorstudiengänge und 95 Masterstudiengänge.

Die Hochschullandschaft in Italien genießt allein schon aufgrund ihres beachtlichen Alters weltweit einen sehr guten Ruf. Allerdings hat sie seit einigen Jahren unter einer chronischen Unterfinanzierung zu leiden. So schaffen es nur wenige italienische Universitäten hinsichtlich ihrer Gesamtbewertung in die internationalen Rankings. Allerdings punkten sie, wenn es um die Bewertung einzelner Fachrichtungen geht – diese fallen häufig sogar exzellent aus.

Besonders herausragend sind die Hochschulen in Italien natürlich in den traditionsreichen Geisteswissenschaften sowie im Bereich Kunst und Design. 132 besonders renommierte Institute, die Studiengänge in den Bereichen Musik, Kunst, Design und Restauration anbieten, haben sich zum sogenannten AFAM-Verbund (Alta Formazione Artistica, Musicale e Coreutica) zusammengeschlossen. Doch auch in den Natur- und Ingenieurwissenschaften können die italienischen Hochschulen punkten.

Wer also in Italien studieren möchte, sollte sich vor allem anschauen, wie die italienischen Hochschulen im jeweiligen Fachbereich aufgestellt sind. Hier lohnt es sich, einen Blick auf die verschiedenen nationalen Rankings in Italien zu werfen.

Nationale Rankings

Das wichtigste Ranking italienischer Hochschulen ist die jährlich erscheinende „La Grande Guida Università“ der Tageszeitung „La Repubblica“ und des Meinungsforschungsinstituts CENCIS. Fast alle Hochschulen in Italien nehmen daran teil. Das Ranking beurteilt die einzelnen Fachbereiche der Hochschulen nach Kriterien wie Internationalisierung, Studienattraktivität oder Forschungsleistung. Die Ergebnisse werden nach der Größe der Universität (sehr große bis kleine Universität sowie technische Hochschule) und für 20 Fakultäten zusammengefasst.

Ein vergleichbares Ranking veröffentlicht jährlich das Universitätsmagazin „Campus“: "Guida all'università". Auch dieses Ranking listet die Universitäten nach Kategorien wie Größe und fachliche Ausrichtung.


Internationalisierung der italienischen Hochschul­landschaft

Italien hat die Bestimmungen der Bologna-Reform zum größten Teil umgesetzt. Was den Bereich der Internationalisierung angeht, ist allerdings noch viel Luft nach oben. Die Zahlen der internationalen Studierenden haben sich zwar in den letzten zehn Jahren verdoppelt, trotzdem liegt der Anteil der Studenten aus dem Ausland nur zwischen vier und fünf Prozent. Die Hochschulmarketingagentur „UNI-ITALIA“ treibt die Internationalisierung der italienischen Hochschullandschaft jedoch stetig voran. Immerhin können die italienischen Hochschulen mit vergleichsweise niedrigen Zugangshürden locken, beispielsweise in puncto Sprachniveau (B2), Visumsantrag oder einem späten Einschreibungszeitpunkt. Ganz zu schweigen von der enormen kulturellen Anziehungskraft, die das Bel Paese ausstrahlt. Und auch die Anzahl der angebotenen englischsprachigen Studienprogramme hat sich seit 2011 mehr als verdoppelt.