Lehr­veranstaltungen in Australien

Die Hochschulen in Australien sind bekannt für ihre hohen qualitativen Standards in Forschung und Lehre. Davon profitieren die Studierenden natürlich auch in den Lehrveranstaltungen. Die Lehrveranstaltungen in Australien vermitteln die Studieninhalte praxisnah und bereiten die Studierenden so gut auf das spätere Berufsleben vor.

Lehrveranstaltungen sind wesentliche Bestandteile des Studiums im Undergraduate-Bereich sowie im Master by Coursework und im Aufbaustudium. Studierende, die einen Master by Research absolvieren oder promovieren, belegen in vielen Fällen keine oder nur wenige Lehrveranstaltungen. In ihrem Studium steht eine eigenständige Forschungsarbeit im Vordergrund.

Arten von Lehrveranstaltungen in Australien

In Australien gibt es verschiedene Lehrveranstaltungen. Die Field Trips finden oftmals unter freiem Himmel statt.

An Universitäten in Australien ist es üblich, dass Studierende in einem Semester vier Kurse belegen. Teilweise ist es auch möglich, nur drei Kurse zu absolvieren. Achtung: Das englische Wort für Kurs, Course, wird zwar an einigen Hochschulen für die Kurse verwendet, an anderen Hochschulen sind damit aber komplette Studiengänge gemeint. Die einzelnen Kurse werden auch als Subjects bezeichnet. Innerhalb der Kurskataloge der einzelnen Hochschulen sind die Bezeichnungen aber so eindeutig, dass keine Verwechslungsgefahr bestehen sollte.

Die Kurse sind verschiedenen Studienjahren zugeordnet. In jedem Kurs erhalten die Studierenden eine bestimmte Anzahl an Credit Points.

Folgende Arten von Kursen werden unterschieden:

  • Compulsory Courses: Pflichtveranstaltungen eines Studiengangs
  • Elective Courses: Kurse, die nicht verpflichtend sind. Studierende können solche Wahlkurse für gewöhnlich sowohl aus ihrem Studiengang als auch aus anderen Studienfächern wählen.

Ein Kurs setzt sich an den Hochschulen in Australien vielfach aus den beiden Lehrveranstaltungen Lecture und Tutorial zusammen. Je nach Studienfach kann es noch andere Lehrveranstaltungen geben.

Lectures

Die Lectures haben die Funktion, die Studieninhalte theoretisch zu vermitteln. Es handelt sich bei ihnen um formelle Lehrveranstaltungen, die für gewöhnlich im Wesentlichen aus einem Vortrag des Dozenten bestehen, dem die Studierenden zuhören. Gerade in Einführungsvorlesungen sind die Veranstaltungen oftmals recht groß. In höheren Semestern und mit zunehmender Spezialisierung werden sie kleiner und haben eher Seminarcharakter. Dann beziehen die Dozenten die Studierenden normalerweise auch intensiver ein.

Tutorials

Die Tutorials ergänzen die Lectures, indem sie die Inhalte nochmals aufgreifen. Die Studierenden arbeiten den Stoff der Lectures sowie diverse ergänzende Texte zusammen mit dem Tutor durch. Die Tutorials bestehen in der Regel aus nicht mehr als 20 Studierenden. In den Tutorials geht es meist interaktiver zu als in den Lectures. Es stehen unter anderem Diskussionen und Gruppenarbeit im Mittelpunkt. Als Tutoren arbeiten oftmals ältere Studierende, die gerade ein Bachelor Honours Degree oder ein Studium im Postgraduate-Bereich absolvieren.

Practicals

Practical Sessions oder Laboratories gehören beispielsweise zu den Lehrveranstaltungen in medizinischen oder ingenieurwissenschaftlichen Fächern. Die Studierenden führen unter Aufsicht Experimente durch oder machen andere praktische Übungen. Wie der Name schon sagt, liegt bei dieser Art der Lehrveranstaltungen in Australien der Schwerpunkt auf der praktischen Umsetzung des Erlernten.

Field Trips

Durch Exkursionen erhalten die Studierenden Gelegenheit, praktische Erfahrungen in ihrem Studienfach zu sammeln. Die australischen Universitäten bieten Field Trips beispielsweise in umweltwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen oder auch gesellschaftswissenschaftlichen Fächern an. Diese Lehrveranstaltungen bieten in vielen Fällen auch eine gute Gelegenheit, Australien als Land näher kennenzulernen.

Kurskataloge an australischen Hochschulen

Welchem Studienjahr ein Kurs zugeordnet ist, lässt sich an der Nummerierung im Kurskatalog erkennen. Jedoch verfahren die Universitäten in Australien hinsichtlich der Nummerierung nicht alle gleich. Die Kurse der Bachelorstudiengänge sind in vielen Fällen dem Studienjahr entsprechend aufsteigend nummeriert. Die Nummern der Bachelorkurse im ersten Jahr beginnen dann beispielsweise mit 1, in zweiten Jahr mit 2 und im dritten Jahr mit 3. Bei den Masterkursen haben die australischen Hochschulen ganz unterschiedliche Systeme. Die Websites der Hochschulen liefern individuelle Erklärungen für die Nummerierung der Kurslevel, sodass man sich vor der Kurswahl dort informieren sollte.


Prüfungsformen und Notenvergabe in Australien

Zu den vielfältigen Prüfungsformen in den australischen Lehrveranstaltungen gehören auch Gruppenarbeiten.

Die Bewertung der Studienleistung in einem Kurs erfolgt nicht, wie hierzulande üblich, nur anhand einer Abschlussklausur oder Hausarbeit. Stattdessen müssen die Studierenden bereits im Semester immer wieder verschiedene Leistungen für einen Kurs erbringen. Typisch sind dabei beispielsweise

  • Klausuren
  • Hausarbeiten
  • Präsentationen
  • Gruppenarbeiten
  • Tests
  • Essays.

Welche Studienleistungen genau zu erbringen sind, ist je nach Studienfach und Hochschule unterschiedlich. Die Abschlussnote für den Kurs setzt sich aus den normalerweise unterschiedlich gewichteten Prüfungsleistungen zusammen. Das zur Beurteilung der Leistung verwendete Notensystem kann je nach Hochschule variieren. Eine schlechte Note in einer Prüfungsleistung ist also nicht gleichbedeutend mit einer schlechten Gesamtnote. Kleinere, vielleicht auch tagesformabhängige Patzer lassen sich durch andere Leistungen für den Kurs wieder ausgleichen. Das ist sicher ein großer Vorteil dieses Prüfungssystems.

Arbeitsaufwand für die Lehr­veranstaltungen

Die Vielzahl an Prüfungsleistungen in den Lehrveranstaltungen führt dazu, dass viele Studierende den Arbeitsaufwand in Australien gegenüber dem an den Unis in Deutschland als höher empfinden. Sie können das Lernen in Australien nicht auf die lange Bank schieben. Stattdessen sind sie dazu angehalten, sich kontinuierlich und von Beginn des Kurses an mit dem Lernstoff zu befassen, wenn sie gute Noten erlangen wollen.

Zu den Lehrveranstaltungen in Australien gehört auch ein hoher Selbststudienanteil, etwa in Form von Lesestoff, den es zu bewältigen gilt. Es empfiehlt sich für die Studierenden, die Texte auch wirklich zu lesen, um nicht unangenehm aufzufallen. Eine aktive Mitarbeit in den Kursen ist in Australien nämlich viel stärker gefordert als in Deutschland.

Die Anzahl der Semesterwochenstunden an australischen Universitäten ist abhängig vom Studienfach. Studierende geisteswissenschaftlicher Fächer absolvieren normalerweise 12 bis 16 Semesterwochenstunden. Wer ein so genanntes laborintensives Fach wie Medizin studiert, sollte 24 bis 30 Semesterwochenstunden einplanen. Teilweise herrscht in den Lehrveranstaltungen Anwesenheitspflicht. Da internationale Studierende durch das Studentenvisum dazu verpflichtet sind, aktiv zu studieren, sollten sie alle Lehrveranstaltungen, auch solche ohne Anwesenheitspflicht, regelmäßig besuchen.


Atmosphäre in Lehr­veranstaltungen in Australien

In den Lehrveranstaltungen in Australien geht es in der Regel locker zu. Die Dozenten werden meist mit dem Vornamen angesprochen. Bei der Anrede akademische Titel wie „Professor“ zu verwenden, ist unüblich. In den Lehrveranstaltungen herrscht eine lebendige und freie Diskussionskultur, sodass die Studierenden sich dort aktiv mit den Inhalten auseinandersetzen können. Die Dozenten an den Unis in Australien sind bekannt für ihr großes Engagement und den guten Kontakt zu den Studierenden. Dass die Universitäten in Australien sich als Dienstleister für die Studierenden sehen, spiegelt sich auch in den Dozenten und ihrer Art zu lehren wider. Dass die Kurse häufig recht klein sind, fördert eine persönliche Atmosphäre und gute Betreuung in den Lehrveranstaltungen.


Australische Lehr­veranstaltungen und Unterschiede zu Deutschland

  • Die Kurse in Australien setzen sich in der Regel aus mehreren Lehrveranstaltungen zusammen.
  • Studierende legen in Australien nicht eine große Prüfungsleistung für einen Kurs ab. Sie erbringen stattdessen über das ganze Semester verteilt mehrere kleine Leistungen, die in die Benotung einfließen.
  • Eine aktive Mitarbeit in den Kursen ist gefordert.
  • Es gibt eine Art des Masterstudiums (Master by Research), in dem Studierende in vielen Fällen keine beziehungsweise wenige Lehrveranstaltungen besuchen.
  • Das Verhältnis zwischen Studierenden und Dozenten ist im Allgemeinen lockerer als in Deutschland.