Studieren in Ecuador

Zwar ist Ecuador das kleinste Land Südamerikas, doch bedeutet dies keineswegs, dass es weniger abwechslungsreich wäre als seine größeren Nachbarn. Dass vielmehr das Gegenteil gilt, zeigt sich bereits bei einem Blick auf die verschiedenen Regionen Ecuadors, die sich immens unterscheiden.

Regionenvielfalt Ecuadors

Ein Auslandsstudium in Ecuador bietet die Chance, die koloniale Altstadt von Quito zu entdecken.

Da ist zunächst die Küstenregion Costa im Westen, in der ein Großteil der Ecuadorianer lebt. Daneben liegt die Andenregion Sierra, die das Land etwa mittig von Norden nach Süden durchzieht. Sie ist die Heimat der überwiegend ländlichen Bevölkerung. Ganz im Osten schließt sich das unwegsame Amazonas-Tiefland an, auch Oriente oder Amazonía genannt.

Eine Sonderstellung nehmen die weit vom Festland entfernten Galapagos-Inseln ein. Hier ist die Heimat einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt.


Bevölkerung und Wirtschaft Ecuadors

Vielfältig ist auch Ecuadors Bevölkerung zusammengesetzt: Die indigenen Einwohner sind hauptsächlich Nachkommen der Inka. Ein nicht unerheblicher Teil der insgesamt 15,2 Millionen Ecuadorianer ist allerdings zugewandert, hauptsächlich aus anderen südamerikanischen Staaten und aus Europa.

Ein buntgemischtes Bild zeigt sich auch auf den belebten Märkten Ecuadors, auf denen die Bauern und Händler zahlreiche Lebensmittel, traditionelle Textilien und Schmuck feilbieten. Ecuador ist ein armes Land. Neben der Landwirtschaft lebt es hauptsächlich von der Erdölproduktion. Um das Land zu stabilisieren, wurde im Jahr 2000 der US-Dollar zur Landeswährung.

Das soziale und finanzielle Ungleichgewicht zwischen sehr wenigen Reichen und sehr vielen Armen ist hoch. Auch die Bildung der gering verdienenden Bevölkerung leidet bislang unter diesen sozialen Missständen.


Studieren in Ecuador: die Hochschularten

Zwischen Andenhochschuland und Pazifik - ein Studium in Ecuador bringt Studenten die vielen Facetten des Landes näher.

In Ecuador gibt es hunderte Hochschuleinrichtungen. Darunter sind 61 Universitäten (Universidades) und zahlreiche (Poly-)technische Hochschulen (Escuelas Technológicas beziehungsweise Politécnicas).

Die Hochschulen sind allesamt autonom verwaltet und jeweils zur Hälfte unter staatlicher oder privater Trägerschaft. Sie entscheiden selbständig über die Studienplatzannahme. In jeder größeren Stadt Ecuadors hat sich inzwischen mindestens eine Universität niedergelassen.

Die Universitäten haben ein breites Fächerangebot. Die öffentlichen Universitäten sind in der Regel größer als die privaten. An den Escuelas Politécnicas können Kurzzeit- und Aufbaustudiengänge belegt werden. Sie sind sehr berufspraktisch ausgerichtet und decken spezielle Fachbereiche wie zum Beispiel Technik, BWL und Unternehmensführung ab. Alle tertiären Bildungseinrichtungen und ihre Studienprogramme werden durch den Consejo Nacional de Educación Superior (CONESUP) überwacht und akkreditiert.

Zwischen der Bevölkerung der stark besiedelten Gebiete Ecuadors und der ländlichen Regionen herrscht ein extremes Bildungsgefälle. Um dieses Verhältnis längerfristig zu ändern, ist es eines der Regierungsziele, dem Nachwuchs eine kostenlose Ausbildung bis zum Universitätsabschluss zu ermöglichen.


Studiensystem in Ecuador

Im Jahr 2004 kam es zu einer umfassenden Reform der ecuadorianischen Studienlandschaft. Die Studiengänge wurden inhaltlich und bezüglich der Studiendauer internationalen Maßstäben angeglichen. Das Studiensystem gliedert sich seither in zwei Studienstufen: Pregrado und Posgrado, also ein grundständiges und ein weiterführendes Studium.

Der Unterricht an Ecuadors Hochschulen ist ziemlich verschult. Zu jedem Semester gehört ein festgelegter Kursplan, weshalb der Unterricht in einem festen Klassenverbund stattfindet. Auf die Anwesenheit der Studenten wird großen Wert gelegt. Regelmäßig gibt es in den Veranstaltungen mündliche und schriftliche Leistungskontrollen.

Die Studienleistungen und -zeit werden in Créditos berechnet. Die Unterrichtssprache an Ecuadors Hochschulen ist die offizielle Landessprache Spanisch. Die indigenen Sprachen Kichwa/Quichua und Shuar können an einigen Hochschulen parallel erlernt werden. Ecuadors akademisches Jahr ist in zwei Semester unterteilt. Zum Ende eines jeden Semesters stehen bei vielen Hochschulen die Giras an. Das sind einwöchige Rundreisen, die für alle einheimischen Studenten verpflichtend sind. Die jungen Leute sollen so ihr Heimatland besser kennenlernen.Für ausländische Studenten ist die Teilnahme zwar freiwillig, aber äußerst lohnenswert.

Das grundständige Studium: Pregrado

Zum Pregrado-Bereich gehören zum einen berufsspezifische Kurzzeitstudiengänge, deren Abschlüsse übergeordnet als Diplomas Superiores bezeichnet werden. Sie sind besonders in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern üblich und enden mit den Abschlüssen Técnico beziehungsweise Tecnólogo. Für ein solches Studium sind zwei bis drei Studienjahre einzukalkulieren.

Daneben gibt es die doppelt solange dauernden Langzeitstudiengänge. Sie enden entweder mit den akademischen Graden Licenciatura / Licenciado oder mit berufsspezifischen Titeln, den Títulos Profesionales. In sehr praxisbetonten Fächern wie Architektur oder Ingenieurwissenschaften dauert das Studium fünf bis sechs Jahre.

In medizinischen Fächern und manchen wirtschaftswissenschaftlichen Fächern werden Berufsdoktorate vergeben. Mit sieben Jahren dauert ein Medizinstudium am längsten.

Das weiterführende Studium: Posgrado

In dem ecuadorianischen Posgrado-Bereich sind mehrere Arten von Abschlüssen möglich: Ein Äquivalent zum deutschen Masterstudium ist das zweijähriges Studium zum Abschluss Maestria / Magíster. Ein solches Studium führt zu einer Vertiefung der bisherigen Kenntnisse und einer fachlichen Spezialisierung. Der Titel wird nach der erfolgreichen Abgabe der schriftlichen Masterarbeit und ihrer mündlichen Verteidigung verliehen. Im medizinischen Bereich dauert das Posgrado-Studium drei Jahre und endet mit dem Titel Especialista.

Promotionsstudium in Ecuador

Nur einige wenige ecuadorianische Hochschulen bieten seit dem Jahr 2000 überhaupt Promotionsprogramme an. Ein solches Programm umfasst weitere zwei bis drei Studienjahre, die dem Verfassen der wissenschaftlichen Doktorarbeit gewidmet sind. Mit der Verteidigung der Doktorarbeit wird der Titel Doctorado mit entsprechendem Berufszusatz vergeben.


Voraussetzungen für ein Studium in Ecuador

Für deutsche Bewerber ist ein vom ecuadorianischen Bildungsministerium anerkannter Sekundarschulabschluss wie das Abitur die erste Voraussetzung für das Studieren in Ecuador. Je nach Hochschule kann auf die Bewerber zusätzlich eine Einstufungsprüfung zukommen. In ihrem Rahmen werden unter anderem das mathematische, historische und sprachliche Vorwissen der Bewerber geprüft.

Studienvorbereitung eines Studiums in Ecuador

An manchen Hochschulen müssen internationale Bewerber vor Ort zusätzlich noch an einem Studienvorbereitungskurs teilnehmen. Eine weitere Zulassungsvoraussetzung für Ausländer sind ausreichende Spanischkenntnisse, um am Unterricht problemlos teilnehmen zu können. Die meisten Universitäten bieten entsprechende Sprachkurse an. Nachweisen kann man die funktionalen Spanischkenntnisse zum Beispiel mit einem DELE-Zertifikat.


Studium in Ecuador: Kosten und Finanzierung

Studieren in Ecuador ist kostenpflichtig. Die Höhe der Studiengebühren unterscheidet sich je nach Hochschulart und Studiengang erheblich. An den öffentlichen Universitäten sind die Gebühren im Vergleich zu den privaten sehr viel niedriger. Für internationale Studenten ist das Studium in der Regel immer kostspieliger als für die Einheimischen. Allerdings muss das in der Relation gesehen werden, dass die Ecuadorianer weit weniger verdienen als Europäer oder US-Amerikaner. Pro Studienjahr sollten Ausländer umgerechnet etwa EUR 600-4.600 an Studiengebühren einkalkulieren.

Unterkunft

Die meisten Ecuadorianer leben während ihres Studiums bei ihren Eltern. Dementsprechend rar ist das Angebot an Studentenwohnheimen im Land. Da die wenigen Plätze bei Ausländern sehr begehrt sind, sollte man sich rechtzeitig beim Internationalen Büro der jeweiligen Wunschhochschule für einen Platz registrieren lassen.

Mehr Kontakt zu den Einheimischen hat man, wenn man sich für eine Gastfamilie entscheidet. Die Ecuadorianer gelten als sehr gastfreundlich. Ein Zimmer kostet umgerechnet etwa EUR 100 im Monat. Möchte man lieber eine eigene kleine Wohnung anmieten, muss man umgerechnet etwa EUR 100-200 einkalkulieren.

Stipendien für ein Studium in Ecuador

Finanzierungsmöglichkeiten für ein Studium in Ecuador bieten unterschiedliche Stiftungen und Organisationen. Der DAAD bietet zum Beispiel das PROMOS Stipendium für begabte Bewerber. Von Seiten des Bundes aus existiert das Auslands-BAföG, das unabhängig von einer Inlandsförderung ist und für bis zu 12 Monate gezahlt werden kann. Daneben besteht die Möglichkeit, einen Studienkredit zu beantragen. 


Visum und Einreise

Als EU-Bürger kann man sich in Ecuador bis zu 90 Tage im Jahr visumsfrei aufhalten. Ein mindestens sechs Monate gültiger Reisepass ist in einem solchen Fall zur Einreise ausreichend. Als Student sollte man dennoch beim ecuadorianischen Konsulat ein Studentenvisum beantragen. Das sogenannte Visum 12-IX erhält man, wenn man drei bis sechs Monate Studienzeit in Ecuador einplant.

Überschreitet man ein halbes Jahr, muss man einen Antrag für das Visum 12-V stellen. Einzureichen sind in jedem Fall neben den üblichen Unterlagen wie Antrag und Reisepass ein ärztliches Attest über nicht vorliegende ansteckende Krankheiten, ein polizeiliches Führungszeugnis, ein Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel und zwei Passfotos.

Das Visum kostet rund EUR 90. Ist man schließlich in Ecuador angekommen, sollte man eine Censo-Karte (Certificado de Empadronamiento) beantragen. Sie dient als eine zweite Identifikationskarte und wird von der Migrationsbehörde ausgestellt. Anschließend sollte man sich darum kümmern, dass das Visum innerhalb der ersten 30 Tage nach der Ankunft registriert wird.