Kulturelle Besonder­heiten in Tschechien

So nah und doch so fern: Tschechien ist Deutschlands direkter Nachbar und die beiden Länder verbindet eine sehr lange und wechselhafte gemeinsame Geschichte. Die tschechische und die deutsche Kultur haben sich schon immer gegenseitig beeinflusst – und zwar nicht nur in kulinarischer Hinsicht. Aus diesem Grund werdet ihr während eures Auslandsstudiums in Tschechien sicherlich viele kulturelle Gemeinsamkeiten feststellen.

Nichtsdestotrotz werdet ihr auch auf kulturelle Unterschiede stoßen, mit denen ihr nicht unbedingt gerechnet habt und bei denen es euch schwer fällt, diese richtig zu interpretieren und nachzuvollziehen. So kann es leicht zu frustrierenden Missverständnissen, eventuell sogar zu einem Kulturschock kommen. Mit einer gewissen kulturellen Vorbereitung lässt sich so manches Fettnäpfchen umgehen. Wer wichtige kulturelle Besonderheiten in Tschechien kennt, ist gewiss vor mancher Überraschung gefeit und hat es leichter, sich im Studienalltag zu behaupten. Eines ist aber gewiss: Egal ob in Prag, Brno oder Olomouc – das Studentenleben in Tschechien hat einiges zu bieten. Schließlich sind Tschechen für ihre Geselligkeit und für ihre Kneipen- und Bierkultur weltbekannt.

Ursprünge der tschechischen Kultur

Während ihres Auslandsstudiums werden deutsche Studenten auf einige kulturelle Besonderheiten in Tschechien stoßen.

Um sich ein einigermaßen adäquates Bild von der tschechischen Kultur und ihren Besonderheiten machen zu können, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Geschichte des Landes. Der Staat der Tschechischen Republik existiert in seiner heutigen Form erst seit seiner friedlichen Trennung von der Slowakei 1993. Die Besiedlungsgeschichte des Landes ist aber uralt und damit liegen natürlich auch die Ursprünge der tschechischen Kultur sehr weit zurück.

Tschechien ist ein Land, das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder von fremden Mächten besetzt und beherrscht wurde. Gleichzeitig ist dieses Land eine der bedeutendsten Wiegen der Geschichte Europas. Immerhin war Prag die Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches und war lange Zeit eines der politisch-kulturellen Zentren. Da reicht schon ein Blick auf die architektonischen Schätze dieser Stadt, die an jeder Straßenecke zu bewundern sind. Mit der Karls-Universität wurde in Prag sogar die erste Universität Mitteleuropas gegründet. Die tschechische Hochschullandschaft gehört somit zu einer der ältesten in ganz Europa.

Kulturelle Identität ist natürlich auch eng verbunden mit einem Nationalgefühl. Dieses entstand in Tschechien in der Mitte des 19. Jahrhunderts, das Revolutionsjahr 1848 wurde von den Tschechen als „Nationale Wiedergeburt“ wahrgenommen. Die Abgrenzung von der deutschen Kultur und der deutschen Sprache, die Pflege der tschechischen Sprache sowie die Hinwendung und Idealisierung alles Slawischen spielte dabei eine wichtige Rolle. Die Entwicklung der modernen tschechischen Gesellschaft, die in ihrem Kern bürgerlich war, ist eng mit der Nationalen Wiedergeburt und dem damaligen Streben nach kultureller Autonomie verbunden.

Auch im 20. Jahrhundert lebten die Tschechen überwiegend unter Fremdherrschaften. Nach dem ersten Weltkrieg 1918 erlangte das Land unter T.G. Masaryk gemeinsam mit der Slowakei zum ersten Mal Unabhängigkeit und die Tschechoslowakei wurde gegründet. Doch bereits 1938 musste diese erst das Sudetenland abtreten und dann den Einmarsch der Deutschen in den Rest des Landes in Kauf nehmen, wobei der slowakische Teil zum „Satellitenstaat“ des Deutschen Reiches wurde. Nach der Befreiung 1945 folgte 1948 die Machtergreifung durch die Kommunisten, die mit Unterstützung durch die Sowjetunion das Land nach dessen Vorbild völlig umgestalteten. Die Demokratisierungsbestrebungen der tschechischen Bevölkerung im Prager Frühling 1968 wurde von sowjetischen Truppen gewaltsam niedergeschlagen. Erst durch die Samtene Revolution 1989 konnte sich das Land von der kommunistischen Diktatur befreien und eine Demokratie aufbauen. In nur kurzer Zeit hat Tschechien einen beispiellosen Transformationsprozess durchlaufen und gehört mittlerweile zu den wirtschaftsstärksten Ländern Europas. Seit 2004 ist die Tschechische Republik Mitglied der Europäischen Union.

All diese Ereignisse in der älteren und jüngeren Geschichte und die Erfahrung ständiger Fremdherrschaft haben natürlich ihre Spuren in der Kultur und Mentalität der Tschechen hinterlassen. Wie in jeder Gesellschaft gibt es natürlich Unterschiede zwischen der älteren und der jüngeren Generation. In einer postkommunistischen Gesellschaft mögen diese Unterschiede sicherlich noch größer sein. Die jungen Tschechen geben häufig an, dass sie nur wenig von den Erfahrungen ihrer Eltern im kommunistischen System wissen, das Bildungssystem behandelt kaum die jüngste Vergangenheit. Die tschechische Jugend ist vor allem „euro-amerikanisiert“, verfügt über Auslandserfahrung und ist allgemein sehr gut auf die Zukunft vorbereitet. Während die ältere Generation häufig ein Gefühl von Sicherheit priorisiert und Wert auf Traditionen und Konformität legt, sind der jüngeren Generation Kreativität und viele persönliche Freiheiten meist wichtiger.

Traditionen, Feiertage und Symbole

Die Landschaft Tschechiens mit ihren sanften Hügeln, tiefen Wäldern und ihren vielen Burgen und Schlössern hat etwas Märchenartiges. Das mag erklären, warum die Welt der Märchen und Sagen nach wie vor einen festen Platz in der tschechischen Kultur hat. Der Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gehört auch in Deutschland unbedingt ins weihnachtliche Fernsehprogramm. Tatsächlich ist der Märchenfilm in Tschechien bis heute eines der beliebtesten Filmgenres.

Nicht selten lässt sich beobachten, dass man in Tschechien ein sehr enges Verhältnis zu fiktionalen Gestalten und Kunstfiguren pflegt – gerade dann, wenn sie auf ihre Art die „tschechische Seele“ widerspiegeln und ein gewisses Identifikationspotenzial bieten. Im Allgemeinen gibt es hier die Kunstfigur des Bohemiens, dessen Lebensstil zum Künstler-Ideal einer ganzen Epoche wurde. Im Besonderen ist es aber die Romanfigur Švejk (deutsch: Schwejk), der Held des Kultromans „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Hašek, der für viele Tschechen von elementarer Bedeutung ist. Sowohl Autor als auch Figur gelten vielen Tschechen als Nationalhelden und die meisten Tschechen behaupten von sich, dass auch in ihnen ein „kleiner Švejk“ stecken würde. Tatsächlich gibt es im Tschechischen sogar den Ausdruck „švejkováni“ (deutsch etwa: schwejkeln), was bedeutet, sich so zu verhalten und zu denken, wie es wohl auch Švejk getan hätte. Was das „typisch Tschechische“ an der Švejk-Figur ist? Das sind wohl der hintergründige Humor, die Improvisationskunst und der passive, subversive Widerstand gegen Autoritäten.

Eine weitere Kunstfigur, mit der sich die Tschechen stark identifizieren und die wiederum ebenfalls eine Figur des „stillen Widerstands“ ist, ist Jára Cimrman. Er tauchte zum ersten Mal 1966 in einem Radioprogramm auf und avancierte in den Jahren darauf zu einem Nationalhelden, dem von den sogenannten Cimrmanologen immer wieder Entdeckungen und Erfindungen angedichtet werden. Obwohl den Tschechen natürlich völlig klar ist, dass das von ihnen verehrte „Universalgenie“ Cimrman selbst nur eine Erfindung ist, wurde er von ihnen in einer Umfrage zum „Größten Tschechen“ gewählt. Viele waren dementsprechend empört, nachdem Cimrman anschließend als fiktive Persönlichkeit von der Wahl „Der größte Tscheche“ ausgeschlossen wurde.

Wen wundert es noch, dass der erste Staatschef der Tschechoslowakei (später nur der Tschechischen Republik) nach Ende des Kommunismus nicht nur Politiker, sondern auch Dichter war? Der „Dichterpräsident“ Václav Havel hat Tschechien zu einem stabilen demokratischen und wirtschaftlich erfolgreichen Staat aufgebaut und für seine Verdienste wird er von Jung und Alt verehrt.

Zur Religion haben viele Tschechen eine sehr spezielle Beziehung. Fälschlicherweise werden Tschechen, auch aufgrund der kommunistischen Vergangenheit, häufig als Atheisten bezeichnet, wobei es richtiger wäre, eher von „keiner Religion zugehörig“ zu sprechen. Religion, vor allem die katholische Religion, ist nach wie vor ein Teil der tschechischen Kultur und viele religiöse Feste werden zelebriert, auch wenn sie ihre tiefere Bedeutung längst verloren haben. Weihnachten und Ostern sind in Tschechien die wichtigsten Festtage und werden dementsprechend ausgiebig begangen. Und auch der Fasching mit seinen traditionellen Maskenumzügen ist in Tschechien ein beliebtes Fest.

Neben den skurrilen, identitätsstiftenden Kunstfiguren gibt es in Tschechien auch den einen oder anderen für Außenstehende merkwürdig erscheinenden Brauch. Symbol für Ostern ist neben den bemalten Eiern (kraslice) auch die sogenannte „pomlázka“, eine aus Weidenzweigen geflochtene  und mit bunten Bändern geschmückte Rute. An Ostermontag gehen die Männer von Haus zu Haus und peitschen den Frauen mit eben diesen Ruten auf die Beine. Die Lebenskraft und Stärke der jungen Weidenzweige soll dabei auf die Frauen übergehen. Diese Tradition ist vor allem auf dem Land sehr beliebt. Einige Bräuche, wie der hier beschriebene „Peitschen-Montag“, stammen sogar noch aus der heidnischen Zeit.

Anders als in den meisten europäischen Ländern ist in Tschechien nicht der Fußball der Sport Nummer 1. Schon seit mehreren Jahrzehnten ist der Nationalsport Eishockey. In diesem Sport ist die tschechische Nationalmannschaft übrigens auch ungleich erfolgreicher als im Fußball. Die Eishockeyspieler, die hokejista, genießen selbstverständlich Heldenstatus. In Tschechien ist es eher unüblich, Nationalstolz zur Schau zu stellen – die Eishockeyspiele und andere Sportereignisse auf internationalem Niveau sind hiervon freilich ausgenommen.


Merkmale der tschechischen Kultur

Die handgefertigten Holzmarionetten sind ebenso fest in der tschechischen Kultur verankert wie Märchen, Sagen und Kunstfiguren.

Eines vorab: „den Tschechen an sich“ gibt es natürlich nicht. Jede Nation besteht aus einzelnen Individuen, die ihr auf keinen Fall über einen Kamm scheren solltet. Doch wie lassen sich dann überhaupt kulturelle Besonderheiten beschreiben? Mehrere Kulturwissenschaftler haben sich darüber Gedanken gemacht und verschiedene kulturelle Merkmale beziehungsweise Kulturstandards herausgearbeitet. Auf diese Weise lassen sich Kulturen miteinander vergleichen und voneinander unterscheiden. Das ist gerade für eine erste Orientierung sehr hilfreich. Denn bei allen Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Deutschland und Tschechien kleine, aber feine kulturelle Unterschiede. Diese zu erfassen und adäquat damit umzugehen macht am Ende eure interkulturelle Kompetenz aus.

Die große Kunst der Improvisation

Tschechen gelten als Meister der Improvisation – so sehen sie sich selbst auch am liebsten und sie sind stolz darauf. Die Fähigkeit, mit Witz und Erfindungsgeist auf die Anforderungen des Lebens zu reagieren, ist wohl auch am ehesten das, was viele unter der vielzitierten „Švejk-Mentalität“ verstehen. Geschichtsbedingt waren die Tschechen ständig mit repressiven Strukturen konfrontiert, in denen sie sich kleine Spielräume erkämpfen mussten. Durchorganisierte Pläne und feste Deadlines – das, worauf man in Deutschland besonderen Wert legt, empfindet man in Tschechien eher als Bevormundung und Einschränkung. Während man in Deutschland nur im Notfall improvisiert und die Improvisation als Ausdruck von Desorganisation in der Regel negativ bewertet wird, gehört die Improvisation in Tschechien zur großen Kunst. Wer strikt nach Plan handelt, gilt in Tschechien als unflexibel und penibel. Zu der Lust an der Improvisation passt auch, dass viele Menschen in Tschechien eher zu einer simultanen Arbeitsweise neigen und mehrere Dinge gleichzeitig erledigen. Das wirkt auf die meisten Deutschen, die es gewohnt sind, eine bestimmte Arbeitsabfolge einzuhalten, gegebenenfalls etwas chaotisch.

Jeder an seinem Platz: Vorliebe für klare Hierarchien

In Tschechien sind die Hierarchien im Vergleich zu Deutschland viel stärker ausgeprägt. Dies scheint mit Blick auf die Liebe zur Improvisation und der Ablehnung gegenüber übergeordneter, vor allem staatlicher, Strukturen vielleicht widersprüchlich erscheinen. Wirft man aber auch hier einen Blick auf die tschechische Geschichte, so ergibt diese kulturelle Besonderheit in Tschechien durchaus einen Sinn. Sowohl in der Habsburger Monarchie als auch während des Sozialismus gab es eine große Machtdistanz, geprägt durch eine autoritäre Führung und stark definierten Hierarchien, in denen jeder seinen festen Platz innehatte. Titel und Berufsbezeichnungen spielen im Alltag und vor allem auch im akademischen Umfeld bis heute eine ausgesprochen wichtige Rolle. Internationale Studenten sollten im Umgang mit ihren Professoren und Dozenten daher unbedingt auf die richtigen Umgangsformen achten, um nicht negativ aufzufallen.

Generell verringert sich die Machtdistanz in Tschechien langsam und allmählich. Sowohl in Unternehmen als auch in der Universität lässt sich zunehmend eine Mischung aus autoritärem und dezentralisiertem Führungsstil feststellen.

Persönliche Beziehungen und Sympathien haben Vorrang

Auch hier lauert der eine oder andere Fallstrick für deutsche Studenten in Tschechien: Deutschland gilt generell als eine sachbezogene Kultur, wohingegen in Tschechien eher die Personen im Vordergrund stehen. Das Zwischenmenschliche hat einen hohen Stellenwert und bei der Interaktion ist es wichtig, zuerst eine angenehme und persönliche Atmosphäre herzustellen. Während in der deutschen Kultur ein sachliches Verhalten, ganz frei von Emotionen, als professionell wertgeschätzt wird, interagiert man in Tschechien weniger rational. Dadurch, dass die tschechische Kultur personenorientiert ist, wird auch zwischen Beruflichem und Privatem nicht so strikt getrennt, wie in Deutschland üblich.

Zwischen den Zeilen: Indirekter Kommunikations­stil

Ein weiterer wichtiger kultureller Unterschied zwischen Tschechien und Deutschland ist der Kommunikationsstil. Die Deutschen sind dafür bekannt, dass sie sehr direkt kommunizieren, nonverbale Kommunikation spielt eine eher untergeordnete Rolle und Doppeldeutigkeiten gilt es am besten zu vermeiden. Die Mehrheit der Tschechen hingegen pflegt einen indirekten Kommunikationsstil, wobei der Kontext und der Subtext eine wichtige Rolle spielen.

Deutsche Studenten, die beispielsweise Human- oder Zahnmedizin in Tschechien studieren, sollten hier also ihr Feingefühl „trainieren“ und lernen, auch zwischen den Zeilen zu lesen. Nicht alles, was gesagt wird, ist auch genauso gemeint. Gerade aufgrund verschiedener Kommunikationsstile kommt es schnell zu Missverständnissen und der tschechische Gesprächspartner könnte sich durch eine zu direkte Art schnell herabgesetzt fühlen.

Unsicherheitsvermeidend und konfliktscheu

Nach jahrhundertlanger Unterdrückung und einem lang andauernden Transformationsprozess nach 1989 sehnen sich viele Tschechen nach Routine und Stabilität. Der „Bohemian Lifestyle“ und die Švejk-Mentalität spielen in der tschechischen Psyche sicherlich noch eine Rolle, jedoch haben auch viele Tschechen das Bedürfnis, den erkämpften Wohlstand zu bewahren. Risiken werden lieber vermieden und daher haben etablierte Regeln und christlich-konservative Werte an Relevanz zugenommen. Dem Fremden begegnet man zunächst einmal mit einem gewissen Misstrauen und häufig wirken Tschechen deshalb beim ersten Kennenlernen etwas distanziert.

Viele Tschechen empfinden außerdem das offene Austragen von Konflikten als unangenehm, zumal dies häufig auch als versteckte Kritik an der eigenen Person aufgefasst wird. Das Bedürfnis, Konflikte zu vermeiden und Unangenehmes oder Probleme lieber nicht beim Namen zu nennen, hat sicherlich auch geschichtliche Gründe. Schließlich war es in Tschechien über Jahrhunderte hinweg und sogar noch in jüngster Vergangenheit lebensgefährlich, Kritik zu äußern oder Probleme offen anzusprechen.


Verhaltenstipps für Tschechien

Die Liebe zum Bier und und zum gemütlichen Beisammensein in der Kneipe - eine kulturelle Gemeinsamkeit zwischen Tschechien und Deutschland.

Generell gilt: Jeder Mensch ist anders und nur weil jemand die tschechische Nationalität hat, heißt dies nicht, dass er prinzipiell Konflikten aus dem Weg geht oder darauf besteht, stets mit seinem akademischen Titel angesprochen zu werden. Es ist wichtig, während seines Studiums stets offen und möglichst vorurteilsfrei zu bleiben. Trotzdem ist es hilfreich zu wissen, welche Verhaltensweisen, die bei uns in Deutschland ganz normal zu sein scheinen, in Tschechien lieber vermieden werden sollten – zumindest bis man einander etwas besser kennengelernt hat.

Die Beziehungen der Tschechen zu den Deutschen reichen weit zurück, sind sehr komplex und leider auch nicht ganz unbelastet – dessen solltet ihr euch während eures Studiums in Tschechien auch immer ein wenig bewusst sein. Auch wenn die jüngere Generation diese Konflikte selbst nicht erlebt hat, so sind die Jahre des Terrors und der Unterdrückung durch die Naziherrschaft im kollektiven Gedächtnis verankert. Die Tschechische Republik als „Tschechei“ zu bezeichnen, sollte absolut tabu sein, denn das weckt böse Erinnerungen an die damalige Zeit. Da vor allen Dingen die ältere Generation die Zeiten von Besatzung und Gewalt selbst noch miterlebt hat und die Jungen hingegen in einem weltoffenen Klima aufwachsen, gibt es allerdings zwischen den Generationen große Mentalitätsunterschiede. Hier heißt es: sensible Themen vermeiden, erst einmal zurückhaltend bleiben, zuhören und beobachten! Im Laufe der Wochen werdet ihr euch mehr und mehr einleben und anfangs ungewohnt erscheinende kulturelle Besonderheiten in Tschechien vermutlich sogar lieben lernen.

Dos & Don'ts

Dos Don'ts
Etwas über tschechische Bräuche und Traditionen wissen und Interesse an Land und Leuten zeigen Tschechien als „Tschechei“ bezeichnen – dieser Begriff wurde von den Nationalsozialisten verwendet
Humor und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen Politik, die kommunistische Zeit sowie Kritik an der Diskriminierung von Roma und anderen Minderheiten in Tschechien sind keine geeigneten Themen für Small Talk
Respektvoller Umgangston gegenüber Älteren und Höhergestellten und den Titel bei der Anrede verwenden Tschechen und Slowaken als eine Einheit bewerten
Pünktlichkeit – diese wird auch in Tschechien erwartet Prahlerisches und lautes Reden – damit macht man sich bei Tschechen sehr unbeliebt
Bescheidenheit und Zurückhaltung gelten in Tschechien als Tugenden Mit „Ahoj“ grüßt man nur Freunde und gute Bekannte, aber nicht seine Professoren oder unbekannte Menschen
Die persönliche Ebene pflegen und nicht zu sachorientiert argumentieren – Kritik sollte nur sehr diplomatisch und indirekt geäußert werden Tschechien als osteuropäisches Land zu bezeichnen – tatsächlich gehört es zu Mitteleuropa