Campusleben in den USA

Während Universitäten in Deutschland primär als Zentren akademischer Aktivitäten wahrgenommen werden, sind Hochschulen in den USA darüber hinaus für ihr einzigartiges Campusleben bekannt. Das Studentenleben an US-amerikanischen Hochschulen diente bereits als Inspiration für so manchen Collegefilm.

Einige Hochschulstandorte in den USA sind so groß, dass sich der Vergleich mit einer Kleinstadt durchaus anbietet. Supermärkte und Kunstgalerien, riesige Football-Stadien und großflächig angelegte Parks - all dies ist an amerikanischen Hochschulen zu finden.

An Universitäten und Community Colleges in ländlicher Umgebung ist die Zahl der Studierenden oftmals kleiner als an Hochschulen in Großstadtlage. Da es außerhalb größerer Städte in der Regel ein begrenztes Unterhaltungs- und Verpflegungsangebot gibt, spielt das Campusleben an ländlich gelegenen Hochschulen traditionell eine größere Rolle. Auch der Community Spirit ist dort häufig stark ausgeprägt.

Demgegenüber locken große Metropolen in den USA wie Los Angeles, New York oder San Diego mit einem schier grenzenlosen Freizeitangebot und einem lebendigen Nachtleben. Demzufolge kommt dem Campusleben an innerstädtischen Universitäten teilweise eine weniger große Bedeutung zu und das studentische Leben konzentriert sich stärker auf die Städte.

Campuseinrichtungen in den USA

Großzügig dimensionierte Pools gehören zum Campusleben in den USA dazu.

Viele US-Colleges und Universitäten verfügen über derart viele Einrichtungen, dass sich Studierende theoretisch ausschließlich auf dem Campus aufhalten könnten. Allgemein lassen sich bestimmte Typen von Einrichtungen unterscheiden, die es an nahezu jeder Hochschule in den USA gibt.

Lehr- und Forschungs­einrichtungen

Amerikanische Hochschulen sind für ihre exzellente technologische Ausstattung in Forschung und Lehre bekannt. Hörsäle (Lecture Halls) und Seminarräume gibt es in allen Größendimensionen. Einige Unterrichtsräume verfügen über interaktive Whiteboards, in anderen ist jeder Sitzplatz mit einem PC ausgestattet.

Hinzu kommen Räumlichkeiten, die sich nach Fachbereich unterscheiden. Modern ausgestattete Forschungslabore, Radio- und Fernsehstationen, Fotostudios oder Schreiblabore sind nur einige Beispiele.

Bibliotheken

Die Universitätsbibliotheken sind fester Bestandteil des Campuslebens in den USA. Einige zählen zu den größten Bibliothekssystemen des Landes. Hier haben Studierende teilweise Zugriff auf mehrere Millionen Bände.

Viele Bibliotheken sind bis spät in die Nacht geöffnet, einige bieten Studierenden 24/7 Study Areas. Je nach Bedarf stehen Computerarbeitsplätze, Gruppen- und Einzelräume, Arbeitsplätze in Media Labs oder teilweise auch Arbeitsstationen mit 3D-Drucker zur Auswahl. Ein Großteil der Hochschulen verfügt zudem über einen Bookstore, in welchem Studierende Fachliteratur kaufen und oftmals Vorlesungsskripte erwerben können.

Student Union

Die Student Union ist eine beliebte Anlaufstelle für Studierende und ein idealer Ort zum Zeitvertreib. Es handelt sich in der Regel um ein Gebäude, in dem verschiedenste studentische Aktivitäten stattfinden. Oftmals gibt es Game Rooms mit Billardtischen, Tischkicker und Spielekonsolen. Ein Pool, Kino oder eigener Food Court sind häufig zusätzlich im Gebäude der Student Union zu finden.

Verwaltung

Zu den bekanntesten Verwaltungseinrichtungen amerikanischer Hochschulen gehören die Abteilungen Student Services oder Student Affairs. Hier finden Studierende Ansprechpartner für sämtliche Fragen der Studienorganisation.

Darüber hinaus finden sich auch an Hochschulen in den USA klassische universitäre Verwaltungseinrichtungen. Dazu gehören beispielsweise

  • Admissions Office
  • Division of Business and Financial Affairs
  • Facilities Management Services
  • Academic Personnel Office.

Verpflegung

Das gastronomische Angebot an US-Universitäten und Colleges ist sehr vielfältig. Hauptanlaufpunkt sind die mensaähnlichen Dining Halls auf dem Campus. Vielfach gibt es zusätzliche Food Courts, in welchen Restaurants, Imbisse, Cafés, Salat- und Snackbars aneinandergrenzen.

Einige Hochschulen verfügen darüber hinaus über einen eigenen Supermarkt oder bieten Studierenden die Möglichkeit, sich am Kiosk mit kleineren Snacks oder Getränken zu versorgen.

Studentenwohnheime und Apartments

Anders als in Deutschland lebt ein Großteil der Studenten üblicherweise auf dem Campus. Insbesondere die Undergraduate-Studenten wohnen während des USA-Studiums in der Regel in einem Studentenwohnheim On-Campus. Häufig teilen sich zwei Studenten dort ein Doppelzimmer.

Es gibt jedoch auch Universitäten und Colleges mit Apartmentkomplexen auf dem Campus oder in Campusnähe. Im Gegensatz zu einem Zimmer im Wohnheim sind Apartments meist mit einer Küche und einem Badezimmer ausgestattet und ermöglichen es Studierenden, sich selbst zu verpflegen.

Sportanlagen und Recreation Center

Was wäre das Campusleben in den USA ohne großzügig angelegte Sport- und Freizeitanlagen? Hochschulsport spielt in den USA eine außerordentlich wichtige Rolle. Fitnessstudios, Mehrzweckhallen für Basketball, Volleyball und Badminton, Tennisplätze und Schwimmbäder gehören fast schon zur Grundausstattung. Einige Universitäten besitzen darüber hinaus ein eigenes Football-Stadion, sie locken mit Golfplätzen, Kletterhallen oder Indoor-Joggingstrecken.

Viele Sportanlagen sind an den US-Hochschulen im sogenannten Recreation Center, kurz REC, untergebracht. In der Regel müssen Studenten eine bestimmte Gebühr pro Semester bezahlen, um das Sportangebot der Hochschule zu nutzen. Das Recreation Center bietet oftmals Outdoor-Aktivitäten zu vergünstigten Konditionen an. Die Anmeldung für einen Sportkurs oder einen Sportclub erfolgt häufig ebenfalls über das Recreation Center.

Service­einrichtungen

Der Servicegedanke ist an Colleges und Universitäten in den USA stark ausgeprägt. Darum gibt es diverse Serviceeinrichtungen wie das International Student Services Office oder einen Accommodation Service in den Wohnheimen. Hinzu kommen Karrierezentren (Career Center), IT-Servicecenter, Gesundheitszentren (Health Center) oder Security-Einrichtungen (Campus Police). Auch Zentren für Studenten mit Behinderungen (Office for Students with Disabilities) oder Studenten mit Kind (Children’s Center) sind vielfach zu finden.


Freizeit­möglich­keiten auf dem Campus

Dance Clubs und Cheerleading sind nur eine von hunderten Möglichkeiten, wie Studierende ihre Freizeit auf dem Campus in den USA verbringen können.

Dem Social Life kommt an amerikanischen Hochschulen ein hoher Stellenwert zu. Entsprechend vielseitig ist das Angebot an Freizeitaktivitäten an den Universitäten und Colleges.

Viele Studenten verbringen einen Großteil ihrer Freizeit On-Campus. Das gilt besonders für Bachelorstudenten, die in Clubs und studentischen Verbindungen allgemein aktiver sind als Master- und Ph.D.-Studenten. Letztere konzentrieren sich üblicherweise stärker auf das Studium und sind weniger in das Campusleben in den USA eingebunden.

Studentische Clubs und Organisationen

Studentische Gruppen und Clubs sind untrennbar mit dem Campusleben in den USA verbunden. An den amerikanischen Hochschulen gibt es Gruppierungen zu so gut wie jedem Thema. Viele Universitäten verfügen über mehr als 100 Clubs. Wer sich einem Club anschließt, lernt andere Kommilitonen kennen und findet oft schneller Anschluss.

Auch wenn die einzelnen Clubs unterschiedlich sind, lassen sich mehrere Arten von Studentenorganisationen unterscheiden:

  • Akademische und fachbezogene Clubs: An jeder Hochschule gibt es Clubs, die den akademischen Fachbereichen oder einzelnen Colleges zugeordnet sind. Sie bieten Studierenden die Möglichkeit, sich fachlich auszutauschen und sind eine gute Gelegenheit zum Networking. Einige dieser Vereinigungen mit akademischem Bezug sind nur für Studierende mit exzellenten akademischen Leistungen zugänglich (Honor Societies).
  • Politische Clubs: Weit verbreitet sind auch politische Studentenorganisationen. Die Mitglieder identifizieren sich mit einer bestimmten Partei oder diskutieren über Themen, die die regionale, bundesstaatliche oder nationale Politik betreffen. Oftmals nehmen die Clubs auch Einfluss auf das kulturelle und politische Leben an der Universität.
  • Kulturelle Verbindungen: Kulturelle Gruppen haben keinen unmittelbaren Studienbezug. Hier finden in erster Linie Studenten zusammen, die sich aufgrund ihrer ethnisch-kulturellen Herkunft verbunden fühlen. Die Clubs sind ebenfalls für Interessenten zugänglich, die sich mit einer Kultur intensiver befassen möchten. So gibt es je nach Hochschule beispielsweise einen Spanish Club, eine Indian Students Association oder eine African Student Association. Kulturelle Gruppen organisieren häufig Events, um die eigene Kultur vorzustellen.
  • Religiöse Gruppen: Auch religiöse Gruppen gehören zum Campusleben in den USA. Die Mitglieder verbindet der gemeinsame Glaube oder sie interessieren sich für eine bestimmte Glaubensrichtung oder Weltanschauung.
  • Freizeit- und Sportclubs: An den amerikanischen Hochschulen findet sich für so gut wie jede Sportart ein eigener Sportclub. Das Angebot reicht von Eishockey über Martial Arts bis hin zu Quidditch. Die Sportarten werden auf verschiedenen Niveaustufen angeboten. Hinzu kommt eine Vielzahl von Freizeitclubs wie Brettspiel-, Wander- oder Debattierclubs.
  • Soziale Gruppen: Auch soziale Gruppierungen, die ein gemeinsames bürgerschaftliches Engagement verbindet, sind an amerikanischen Hochschulen üblich. Die Mitglieder leisten Community Service in benachbarten Gemeinden oder Stadtteilen und versuchen, das Bewusstsein für bestimmte soziale Belange zu erhöhen.

Studenten­verbindungen in den USA: Fraternities und Sororities

Phi Delta Kappa, Sigma Phi oder Kappa Sigma - studentische Verbindungen sind an fast jeder Hochschule in den USA zu finden. Sie sind traditionell nach Geschlechtern getrennt und lassen sich in Fraternities“ (Bruderschaften) und „Sororities“ (Schwesterschaffen) unterscheiden. Die Mitglieder einer Bruder- oder Schwesternschaft wohnen oftmals in einem gemeinsamen Haus auf dem Campus.

Studentische Verbindungen in den USA besitzen eine jahrhundertealte Tradition. Jedes Haus ist üblicherweise nach zwei bis drei griechischen Buchstaben benannt. Aus diesem Grund ist vom sogenannten Greek System die Rede. Je nach Verbindung engagieren sich die Mitglieder für soziale Zwecke, leisten freiwillige Arbeit in Gemeinden oder teilen ein gemeinsames akademisches Engagement. Aus diesem Grund macht sich die Mitgliedschaft in einer Greek Organization häufig gut im Lebenslauf.

Fraternities und Sororities sind jedoch nicht nur für ihr Engagement, sondern auch für ihre berühmt berüchtigten Greek Partys bekannt. In den USA ist es laut Gesetz erst mit 21 Jahren erlaubt, Alkohol zu trinken. Daher kommen viele Bachelorstudenten bei den Greek Partys das erste Mal mit Alkohol in Kontakt. Medien berichten meist über studentische Verbindungen im Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenexzessen und sexuellen Übergriffen. Doch Greek Organizsations auf wilde Partys zu reduzieren, verkennt den Gemeinschaftscharakter, das oft weitverzweigte Alumni-Netzwerk und das Engagement vieler studentischer Verbindungen.

Allgemein stellen amerikanische Studentenverbindungen eine sehr gute Möglichkeit dar, andere Studenten kennenzulernen, das Campusleben in den USA zu erleben und gemeinsame Aktivitäten zu planen. Allerdings müssen Studenten für eine Mitgliedschaft normalerweise mehrere Aufnahmerituale bestehen, die teilweise auch als diskriminierend und schikanös beschrieben werden. In manchen Fällen zieht sich das Aufnahmeverfahren über mehrere Monate hin.

Zudem fallen für eine Mitgliedschaft gewöhnlich nicht unerhebliche Mitgliedsbeiträge an. Studieninteressierte sollten sich also vorab überlegen, ob sie sich einer Greek Organization anschließen möchten.

Veranstaltungen auf dem Campus in den USA

Arbeitsräume mit Computer Workstations sind an vielen Universitäten und Colleges in den USA zu finden.

Langeweile kommt an amerikanischen Hochschulen so schnell nicht auf - auch nicht bei Studenten, die sich keinem Club oder studentischer Verbindung anschließen möchten.

Schon vor Beginn des Studienjahrs findet an Colleges und Universitäten in den USA traditionell die sogenannte Orientation oder Welcome Week statt. Internationale Studenten erhalten nützliche Informationen zum Studium und werden auf dem Campusgelände herumgeführt. Zusätzlich organisiert die Hochschule beziehungsweise das International Office in dieser Zeit normalerweise verschiedene Veranstaltungen wie Barbecues oder Ausflüge in die Umgebung.

Auch im Laufe des Semesters haben internationale Studenten die Gelegenheit, an unterschiedlichen Aktivitäten teilzunehmen, sei es an Ausflügen zu bekannten Sehenswürdigkeiten oder Tagesfahrten zu Freizeitparks.

Kultur- und Sport­veranstaltungen

Das ganze Semester über finden an amerikanischen Hochschulen Veranstaltungen und Events statt. Nicht wenige Universitäten verfügen über eigene Museen, Konzerthallen, Kinos oder Kunstgalerien. Filmeabende und Lesungen, Konzerte und Bandcontests, Theatervorführungen und Tanzdarbietungen wechseln sich ab.

Besonders ausgelassen ist die Atmosphäre während der vielen Sportveranstaltungen. Ob Basketball, Football oder Hockey - wenn die universitätseigenen Teams antreten, herrscht Ausnahmestimmung an amerikanischen Hochschulen. Tickets sind für Studierende üblicherweise kostenlos erhältlich. Entsprechend groß ist die Nachfrage.

Partys an amerikanischen Hochschulen

Natürlich stellen auch Partys einen wichtigen Teil des Campuslebens in den USA dar. Manche Universitäten sind gar als Party Schools bekannt. In den amerikanischen Studentenwohnheimen herrscht ein striktes Alkoholverbot. Trotzdem finden in den Wohnheimen teilweise inoffizielle „Dorm Parties“ statt.

Besonders in größeren Städten gibt es in der Nähe der Hochschule diverse Ausgehmöglichkeiten, auf die die Studierenden gerne zurückgreifen. Hoch im Kurs stehen außerdem die berühmten House Partys, die regelmäßig in den Frat Houses stattfinden. Viele Partys stehen unter einem Motto. So gibt es beispielsweise „Toga Parties“ oder „Anything But Clothes Parties“ - kurz „ABC“.

Der sogenannte Spring Break bildet das Partyhighlight des Studienjahres. Amerikanische Studenten nutzen die ein- bis zweiwöchigen Kurzferien im März oder April, um ausgiebig zu feiern. In den USA gibt es verschiedene Orte, an welchen sich partywillige Bachelorstudenten besonders gerne versammeln. Viele Studierende zieht es nach Florida, etwa an den Panama City Beach. Andere Studenten verschlägt es nach Cancún in Mexiko oder auf die karibischen Inseln - auch deshalb, da dort weniger strenge Alkoholgesetze gelten als in den USA.