Studieren in Nepal

Von der Ganges-Ebene bis in die höchsten Gipfel des Himalayas erstreckt sich Nepal über mehr als 8000 Höhenmeter. Bekannt ist die zwischen Indien und Tibet / China gelegene Himalaya-Republik insbesondere für ihre eindrucksvollen, oft mit bunten Fähnchen und Tempeln verzierten Gebirgslandschaften und subtropischen Täler. Außer dem Mount Everest beherbergt das Land weitere sieben der zehn höchsten Berge der Welt.

Landschaftliche und kulturelle Schätze ziehen regelmäßig eine Vielzahl von Touristen nach Nepal, das dessen ungeachtet noch immer als eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt gilt. Auch diese Gegensätzlichkeit trägt dazu bei, das Land zu einem so spannenden Studienort zu machen.

Nepal im Über­blick

Ein Studienaufenthalt in Nepal eröffnet die Möglichkeit, die einzigartigen kulturellen und landschaftlichen Schätze des Landes zu erkunden.

Nepal liegt am Südhang des Himalaya-Gebirges. Aufgrund der großen Höhenunterschiede lässt sich das Land in drei sehr unterschiedliche Gebiete einteilen: Das fruchtbare und industriell am weitesten erschlossene Terai in der Ganges-Tiefebene im Süden des Landes, das höher in den Bergen gelegene Mittelland und die an Tibet grenzende Hochgebirgsregion im Norden.

Die größten Städte des Landes, etwa die Hauptstadt Kathmandu und die zweitgrößte Stadt Pokhara, liegen in den fruchtbaren Gebirgstälern des Mittellandes, das bis zu 3000 Höhenmeter erreicht. Das Klima ist hier subtropisch mit milden Temperaturen und teils großen Niederschlagsmengen im Monsun.

Bevölkerung Nepals

Die Bevölkerung Nepals zählt 29,5 Millionen Einwohner und ist bis heute weitestgehend ländlich geprägt. Die mit Abstand größte Stadt ist Kathmandu mit 1,7 Millionen Einwohnern. Gemeinsam mit den benachbarten Städten des Kathmandutals bildet sie einen Ballungsraum, in dem etwa 3,5 Millionen Menschen leben.

Ethnisch und religiös ist die Bevölkerung stark durchmischt: Rund 100 verschiedene ethnische Gruppen indo-arischen und tibeto-birmanischen Ursprungs machen Nepal zum Vielvölkerstaat. Neben der offiziellen Landessprache Nepali werden weitere 122 Minderheitensprachen und Dialekte gesprochen. Die meisten Nepalesen gehören dem Hinduismus an, ein Fünftel der Bevölkerung setzt sich aber auch aus Buddhisten, Muslimen, Christen sowie Anhängern kleinerer Religionen zusammen.

Nepal ist seit 2008 eine parlamentarische Demokratie, die sich zum Laizismus bekennt. Dennoch spielt das hinduistische Kastensystem bis heute eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben.

Wirtschaft Nepals

Die Himalaya-Republik Nepal ist weltberühmt für ihre hohen Berge. Im Alltag erschweren die spektakulären Gebirgslandschaften jedoch die Entwicklung des Landes.

Nepal gilt als Entwicklungsland und zählt zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Die unzureichende Infrastruktur in weiten Teilen des Landes, fehlende Rohstoffe, aber auch bürokratische Hürden und Korruption gelten als Ursachen der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Hinzu kommen die Folgen der verheerenden Erdbeben im April und Mai 2015, die auch für die wirtschaftliche Entwicklung Nepals zunächst einen herben Rückschlag bedeuteten.

Mehr als ein Viertel aller Nepalesen lebt unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Zwischen Stadt- und Landbevölkerung besteht ein starkes Wohlstandsgefälle. Zwei Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung Nepals sind in der Landwirtschaft tätig, die industrielle Produktion hingegen geht seit einigen Jahren wieder zurück. Wichtige Einnahmequellen des Landes sind außerdem der Tourismus sowie Rücküberweisungen von im Ausland lebenden Nepalesen, die sich Schätzungen zufolge etwa 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts belaufen.

Kultur Nepals und Kathmandu­tal

Die nepalesische Kultur ist bekannt für ihre vielen farbenfrohen und ausgelassenen religiösen und traditionellen Feste, wie beispielsweise das Holi-Fest, bei dem der Winter durch das gegenseitige Bewerfen mit Farben vertrieben wird.

Wichtig für die lebendige religiöse Kultur des Landes sind auch die zahlreichen historischen Heiligtümer und Tempel, die sich insbesondere im Kathmandutal, dem kulturellen Herzstück Nepals sammeln. Die einzigartigen Kultstätten, deren Ursprung teils bis in das fünfte Jahrhundert zurückreicht, zeugen nicht nur von großem handwerklichem Geschick, sondern auch von der ganz eigenen Kultur des Landes, in der sich hinduistische und buddhistische Traditionen vermengt haben.

Das Kathmandutal zählt seit 1979 zum Unesco-Weltkulturerbe. Die schweren Erdbeben des Jahres 2015 haben viele der historischen Gebäude und Monumente stark beschädigt oder zerstört. Der Wiederaufbau geht nur langsam voran.


Studieren in Nepal: Hochschul­landschaft

Aufgrund der bergigen Landschaft ist Nepal bis heute sehr ländlich geprägt: Die wenigsten Einwohner leben in Städten und Straßenverbindungen sind rar. Das spiegelt sich auch in der Hochschullandschaft mit ihren vielen Regionalstandorten wider.

Erst 1959 wurde in Nepal mit der staatlichen Tribhuvan University die erste für breite Teile der Bevölkerung zugängliche Hochschule eröffnet. Sie blieb bis 1986 der einzige Träger höherer Bildung im Land. Mit dem rasant ansteigenden Bedarf an Studienplätzen hat sich die Hochschullandschaft seither jedoch drastisch verändert: Das Land verfügt nun über mehr als 1400 Hochschuleinrichtungen, für abgelegene Regionen werden außerdem Fernstudiengänge angeboten. Dennoch beginnen bislang nur etwa 15 Prozent der Nepalesen jedes Jahrgangs ein Hochschulstudium.

Hochschultypen in Nepal

Die Hochschullandschaft Nepals setzt sich aus zehn Universitäten und vier medizinischen Akademien auf Universitätsniveau, den sogenannten Deemed Universities, zusammen. Sie alle sind öffentliche Institutionen. Eine Besonderheit des nepalesischen Hochschulsystems besteht allerdings darin, dass den Universitäten etwa 1400 im Land verteilte Campusstandorte und Colleges angegliedert sind. Diese sind unterschiedlich eng an die jeweils übergeordneten Universitäten angebunden:

  • Sogenannte Constituent Campuses / Colleges sind direkt an eine Universität angebunden, unterstehen also gänzlich ihrer Verwaltung und sind größtenteils staatlich finanziert.
  • Die Affiliated Campuses / Colleges werden entweder privat oder von lokalen Gemeinden (Community Colleges) getragen und verwaltet und sind dadurch autonomer. Viele der privaten Colleges finanzieren sich über hohe Studiengebühren, weshalb sie oft viel besser ausgestattet sind und großen Teilen der Bevölkerung unzugänglich bleiben.

Akademische Titel werden in jedem Fall nur durch die übergeordneten Universitäten verliehen. Mit etwa 79 Prozent aller eingeschriebenen Studenten des Landes und 83 Prozent der zugehörigen Hochschulstandorte und Colleges ist die Tribhuvan University noch immer die bei weitem größte und bedeutsamste Universität Nepals.

Beaufsichtigt werden die nepalesischen Universitäten von der University Grants Commission (UGC). Zur Verbesserung der Qualitätsstandards an nepalesischen Hochschulen hat sie 2007 ein Quality Assurance and Accreditation Committee (QAAC) ins Leben gerufen, das bislang allerdings weitestgehend bedeutungslos geblieben ist.

Niederlassungen ausländischer Hochschulen und Organisationen gibt es Nepal bislang nur wenige, beispielsweise im Bereich der Sozialwissenschaften und der Entwicklungshilfe.


Studiensystem in Nepal

Im Kathmandutal können Studenten die teils sehr alten und einzigartigen Tempel und Kultstätten besichtigen, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehören.

Die meisten Studienprogramme in Nepal sind in Studienjahre eingeteilt, an deren Ende jeweils Abschlussprüfungen stehen. Einige Universitäten stellen ihr akademisches Jahr derzeit jedoch auf das Semester-System um oder haben dies bereits getan. Ebenso wie es keinen einheitlichen akademischen Kalender gibt, existiert auch kein landesweit einheitliches Bewertungssystem. An einigen Universitäten können die Studenten übertragbare Credit Points erwerben. Wie mittlerweile in weiten Teilen der Welt ist auch in Nepal das Hochschulstudium in Undergraduate- und Postgraduate Studies unterteilt. Nicht alle Hochschulstandorte bieten allerdings Abschlüsse im Postgraduate-Bereich an.

Undergraduate

Im ersten Studienabschnitt können Studierende einen berufsqualifizierenden Bachelor-Abschluss erlangen. Bachelorstudiengänge aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften, Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften dauern in der Regel drei bis vier Jahre, technische Fächer wie Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften meistens vier Jahre. Einige Programme, die direkter berufsvorbereitend sind wie etwa das Medizin- oder Architekturstudium, sind auf fünf bis fünfeinhalb Jahre angelegt.

Weitere in Nepal verbreitete Undergraduate-Abschlüsse sind die ein- bis dreijährigen Certificates und die dreijährigen Diplomas. Sie werden von technischen Colleges, polytechnischen Instituten sowie von manchen Universitäten vergeben. Einige von ihnen qualifizieren zur anschließenden Aufnahme eines Bachelorstudiums an einer Universität.

Postgraduate

Im anschließenden Studienabschnitt, den Postgraduate Studies, können Studierende in Nepal einen Master-Abschluss in ihrem Studienfach erwerben. Nepalesische Masterprogramme dauern gewöhnlich zwei Jahre und werden mit einer Master-Thesis abgeschlossen.

Besonders in anwendungsbezogenen Fächern gibt es außerdem die Möglichkeit, an den Bachelor ein einjähriges Postgraduate Diploma anzuschließen. Alternativ können Studierende mit Bachelor-Abschlüssen aus unterschiedlichen Bereichen auch eine einjährige „top-up“-Qualifikation als Lehrer erwerben.

Als zusätzliche Vorbereitung auf eine akademische Karriere oder Promotion wird in einigen Fachbereichen außer dem regulären Master auch der Master of Philosophy (M.Phil.) angeboten. Diese Art von Studiengängen dauert drei Semester und wird mit einer Thesis abgeschlossen.

Promotionen sind in Nepal auf eine Dauer von drei bis fünf Jahren angelegt und werden mit einem Doctor of Philosophy (Ph.D.) abgeschlossen. Es handelt sich in der Regel um Forschungsprogramme, an deren Ende eine Dissertation steht. Zulassungsvoraussetzung können ein Master-Abschluss oder in einigen Fällen auch ein Master of Philosophy aus derselben Studienrichtung sein.

Auslandssemester und Academic Gap Year

Internationale Bewerber können in Nepal ein Auslandssemester oder ein Academic Gap Year verbringen. Kooperationen zwischen deutschen und nepalesischen Hochschulen bestehen bislang zwar nur sehr wenige, es gibt jedoch einige private Organisationen, die in Nepal feste Semesterprogramme anbieten. Ein solches Programm ist das Semesterprogramm der norwegischen Organisation Kulturstudier in Pokhara, welches in Zusammenarbeit mit dem Oslo and Akershus University College of Applied Sciences angeboten wird und sich sowohl für ein Auslandssemester als auch für ein Academic Gap Year eignet.


Voraussetzungen für ein Auslands­studium Nepal

Laut, chaotisch, fröhlich und ziemlich bunt - so ist Kathmandu. Die in 1400 Metern Höhe gelegene Hauptstadt Nepals sollte auf eurer Must-See Liste für Nepal auf keinen Fall fehlen!

Um an einer nepalesischen Hochschule zu studieren, müssen Bewerber gewöhnlich nachweisen, dass sie zwölf Jahre lang erfolgreich die Schule besucht haben, was dem Abitur entspricht. Die Voraussetzungen unterscheiden sich jedoch je nach Einrichtung und Programm. Bei Studiengängen aus den Bereichen Ingenieurswissenschaften und Medizin sind beispielsweise Aufnahmeprüfungen üblich. An einigen Universitäten gilt dies auch für andere Bereiche.

Zur Aufnahme eines Masterstudiums in Nepal benötigen internationale Bewerber einen Bachelor-Abschluss.


Kosten und Finanzierungs­möglichkeiten für ein Studium in Nepal

Internationale Studierende müssen in Nepal Studiengebühren bezahlen, die sich auf etwa EUR 4500 im Jahr belaufen. Allerdings sind die Lebenshaltungskosten in Nepal eher niedrig. Sie betragen außer in sehr touristischen Gebieten nur rund die Hälfte dessen, was in Deutschland üblich ist. Für das nepalesische Nationalgericht beispielsweise bezahlt man vielerorts nur etwa EUR 1,50. Beim Verzehr von Nahrungsmitteln müssen jedoch einige Dinge beachtet werden:

  • Lebensmittel sollten nicht ungekocht und ungeschält verzehrt werden.
  • Es wird davon abgeraten, Trinkwasser zu verwenden, das nicht in originalverpackte Flaschen oder Dosen abgefüllt ist. Das gilt sowohl für den Verzehr als auch fürs Kochen und Zähneputzen.

In der Regel bieten nepalesische Universitäten Unterkünfte für Studenten an. Auch private Mietwohnungen oder Unterkünfte bei Gastfamilien sind preiswert. So ist eine Mietwohnung in Nepal im Durchschnitt 80 Prozent günstiger als in Deutschland. Obwohl an touristisch geprägten Orten sowie in Kathmandu mit höheren Lebenshaltungskosten gerechnet werden muss, lässt sich auch dort problemlos ein komfortables Apartment für etwa EUR 200-400 monatlich finden.

Zur Finanzierung eines Studienaufenthalts in Nepal gibt es verschiedene Möglichkeiten: Studien-, Reise- und Lebenshaltungskosten können zum Beispiel mithilfe von Auslands-BAföG, oder aber durch (Teil-)Stipendien finanziert werden.


Studieren in Nepal: Visum und Einreise

Um an einer nepalesischen Universität zu studieren, benötigen internationale Studierende ein Studentenvisum. Dieses wird vom nepalesischen Ministerium für Immigration bei Vorlage eines Empfehlungsschreibens des nepalesischen Bildungsministeriums ausgestellt. Je nach Länge des Studienaufenthalts werden Studentenvisa jeweils für die maximale Dauer von einem Jahr genehmigt. Ein Visum, das die mehrfache Einreise nach Nepal erlaubt, kann ebenfalls beantragt werden. Der Antrag für das Studentenvisum kann online gestellt werden.

Nach Erhalt des Visums sollte sofort die Richtigkeit des Ein- und Ausreisedatum überprüft werden, da es bei der Ausreise ansonsten zu Schwierigkeiten kommen kann. Mehr Informationen zum Studentenvisum für Nepal findet ihr auf den Websites des nepalesischen Ministeriums für Immigration sowie der nepalesischen Botschaft in Berlin:

Nepalesisches Ministerium für Immigration

Nepalesische Botschaft in Berlin

Vor der Einreise nach Nepal sollte in jedem Fall eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Außerdem wird empfohlen, bestimmte Impfungen vor Antritt der Reise durchzuführen oder aufzufrischen. Weitere Informationen zur Gesundheitsvorsorge bietet der folgende Link:

Centrum für Reisemedizin - Länderinformationen