Studieren in Peru

Wer an Peru denkt, dem kommt womöglich zuallererst Macchu Picchu in den Sinn, die sagenumwobene Inka-Ruinenstadt hoch oben in den Anden. Und tatsächlich gilt Peru als Wiege der Inka-Kultur, deren großer Einfluss auch heute noch an vielen Stellen des Landes sichtbar ist. Auch andere frühe Hochkulturen wie die Nazca, die Moche und die Tiahuanaco hinterließen in Peru ihre Spuren.

Peru bietet jedoch noch weit mehr als eine sagenumwobene Geschichte. Die Anden sind nicht die einzige atemberaubende Landschaft des Landes. Tatsächlich gibt es in Peru drei sehr unterschiedliche Klimazonen. An der Pazifikküste ist das Land sehr trocken und gerade im Süden an vielen Stellen wüstenartig. Auf die Küstenregion folgen die hohen, schneebedeckten Gebirgszüge der Anden, an die sich die Regenwälder der Amazonastiefebene anschließen.

Die Nationalparks und Reservate des Landes zählen zu den artenreichsten der Welt - nirgendwo gibt es mehr Vogelarten als in Peru. Hier haben sowohl Kondore als auch Flamingos und sogar Pinguine ihre Heimat. Durch seine zentrale Lage in Südamerika ist Peru zudem ein idealer Ausgangspunkt, um andere Länder wie Ecuador, Bolivien oder Brasilien zu bereisen. Wer sich zum Studieren in Peru aufhält, kann also viel entdecken.

Hochschullandschaft

Ein Auslandsstudium in Peru ist undenkbar ohne einen Besuch der eindrucksvollen alten Inkastadt Machu Picchu.

In Peru wurde im Jahr 1551 mit der Universidad Nacional de San Marcos in Lima die älteste Universität Amerikas gegründet. Inzwischen gibt es im Land über 70 Hochschulen. Zur einen Hälfte handelt es sich um staatliche Hochschulen, zur anderen Hälfte um Einrichtungen unter privater Trägerschaft. Die meisten von ihnen befinden sich in Perus Hauptstadt Lima.

Die einzelnen Hochschulen unterscheiden sich erheblich in ihren Studienangeboten: Einige weisen ein breites Spektrum an Fächern auf, während andere auf bestimmte Studienrichtungen spezialisiert sind, wie die technischen Hochschulen, die Lehrerkollegs und die theologischen Seminare.

Unter den 30 Millionen Peruanern gibt es etwa 810.000 Studenten. Ein Studium an den Privathochschulen können sich in Peru hauptsächlich nur wohlhabende Einheimische und internationale Bewerber leisten. Die staatlichen Hochschulen, die Universidades Nacionales, erheben üblicherweise niedrigere Studiengebühren und die Studentenschaft ist hier bunter gemischt.

Leider weist Peru insbesondere in den ländlichen Regionen und städtischen Randbezirken eine hohe Armutsquote auf. Eine universitäre Bildung können sich viele Einheimische nicht leisten. In der Vergangenheit kam es aufgrund der Bildungssituation und staatlicher Sparmaßnahmen immer wieder zu Studentenprotesten, die den Hochschulbetrieb zeitweilig lahmlegten.

Womöglich auch als Reaktion auf die Proteste rief die peruanische Regierung vor kurzem ein staatliches Evaluationssystem zur Akkreditierung der Hochschulen und ihrer Programme ins Leben: Das Sistema Nacional de Calidad, Evaluación y Certificación (SINEACE). Dass diese Institution noch jung ist, zeigt sich an der noch immer sehr unterschiedlichen Studienqualität der einzelnen Hochschulen - unabhängig davon, ob es sich um staatliche oder private Institutionen handelt.


Studiensystem in Peru

Perus akademisches Jahr reicht von April bis Dezember und teilt sich normalerweise in zwei Semester. Die Studenten belegen Vorlesungen, Kurse, Übungen und Tutorien. Für Deutsche ist es ungewohnt, dass die Unterrichtseinheiten teilweise dreistündig ausfallen. Der Unterricht findet fast immer auf Spanisch statt. Nur einige wenige private Hochschulen bieten englischsprachige Kurse an. Teilweise gibt es zweisprachige Studienangebote.

Die Studienleistungen werden anhand eines Credit-Point-Systems bewertet. Ein Äquivalenzabkommen zwischen Peru und Deutschland gibt es bisher nicht. Gerade deutsche Semesterstudenten können sich die in Peru erbrachten Leistungen nach vorheriger Absprache mit der Heimathochschule in Deutschland meist anrechnen lassen.

Bedingt durch die lange Kolonialzeit ist Perus Studiensystem stark vom beeinflusst. Es gliedert sich grob in zwei Abschnitte:

  • Bachiller oder Titulo Profesional
  • Licenciado

Zum Bachiller gehören die grundständigen Studiengänge. Sie bestehen aus einem zweijährigen Grund- und einem zwei- bis vierjährigen Hauptstudium. Nach der anfänglichen Vermittlung eines allgemeinbildenden und propädeutischen Teils erfolgt dann eine fachliche Spezialisierung. Der Bachiller-Abschluss entspricht in etwa einem deutschen Bachelor. In manchen Fächern wie Jura, Ingenieurwesen oder Medizin wird die berufsspezifische Bezeichnung Titulo Profesional verliehen.

Nach dem Bachiller schließen viele Studenten eine fachbezogene Weiterbildung zum Licenciado an. Dieses Studium dauert meist ein weiteres Jahr und endet mit der Abgabe einer größeren schriftlichen Arbeit. Das Gesamtstudium aus Bachiller und Licenciado entspricht ungefähr der Wertigkeit eines deutschen Diploms.

Wer seine bisherigen Studienkenntnisse wissenschaftlich vertiefen möchte, kann sich nach dem Licendiado (seltener auch nach dem Bachiller) in einen Magister/Maestria-Studiengang einschreiben. Das entspricht ungefähr einem deutschen Masterstudium. Die Studienzeit beträgt mindestens zwei Jahre und schließt mit einer schriftlichen Arbeit, die auf eigenständiger Forschungsleistung basiert, ab.

Wer in diesem Rahmen seine Leidenschaft für die Forschung entdeckt hat, kann eine Promotion in Erwägung ziehen. Auch hier beträgt die Mindeststudiendauer vier Semester. Die Doktoranden müssen die These ihrer umfangreichen Doktorarbeit abschließend mündlich verteidigen. In den medizinischen Fächern und Rechtswissenschaften schließt sich der Doctor direkt an den Titulo Profesional an und nimmt drei bis fünf Studienjahre in Anspruch.

Eine andere Variante nach dem ersten Studienabschluss, also dem Bachiller oder Licendiado, bietet ein Studium zum Espescialista. Es dient der berufs- und praxisorientierten Weiterbildung und zählt ebenfalls zum Postgraduierten-Bereich. Das Studium dauert normalerweise ein bis zwei Jahre. Das Verfassen einer schriftlichen Abschlussarbeit ist hier nicht notwendig.


Voraussetzungen für ein Studium in Peru

Perus Hauptstadt Lima beeindruckt die ausländischen Studierenden mit ihren prächtigen Kolonialbauten.

Junge Peruaner durchlaufen nach dem Schulabschluss und vor der Zulassung an einer der heimischen Hochschulen eine ein- bis zweijährige Vorbereitungsphase. Dies gilt jedoch nicht für internationale Bewerber. Bei deutschen Bewerbern reicht in der Regel die Allgemeine Hochschulreife, um sich für einen Bachiller-Studiengang zu bewerben. Hinzu kommt meist eine Zulassungsprüfung (Examen de Ingreso).

Bei einem Postgraduierten-Studium variieren die Anforderungen. Wer sich für einen Maestria/Magister-Studiengang bewirbt, muss mindestens eine Fremdsprache fließend beherrschen. Bei einer Zulassung als Doktorand erhöht sich die Zahl auf zwei Fremdsprachen. In jedem Fall solltet ihr euch rechtzeitig über die Zulassungskriterien der jeweiligen peruanischen Hochschule informieren!

Für ausländische Studierende ist es sinnvoll, ausreichende Spanischkenntnisse mitzubringen. Nur so ist es möglich, um am universitären Leben teilzuhaben und erfolgreich zu studieren. Dennoch gehört ein formaler Sprachnachweis nicht immer zu den Zulassungsbedingungen. Manche Hochschulen bieten auch entsprechende Vorbereitungskurse oder Sprachkurse zu den beiden anderen (indigenen) Amtssprachen, Quechua und Aymara, an.


Auslandsstudium Peru: Kosten und Finanzierung

Studieren ist in Peru üblicherweise kostenpflichtig. Die Höhe der Studiengebühren ist dabei nicht einheitlich geregelt, sondern wird von jeder Hochschule selbst festgelegt. Die Spanne der Gebühren liegt zwischen EUR 500 und EUR 3.000 pro Semester. Das Studium an privaten Hochschulen ist in der Regel teurer als an staatlichen Hochschulen.

Die Lebenshaltungskosten in Peru sind vergleichsweise niedrig, so dass es möglich ist, mit weniger Geld auszukommen als in Deutschland. Wie so oft hängen die tatsächlichen Kosten jedoch stark von den eigenen Bedürfnissen und der Bereitschaft ab, sich auf den landesüblichen Lebensstandard einzulassen. Wer in Lima, Cusco oder einer anderen größeren Stadt studiert, sollte monatlich rund EUR 400 bis EUR 500 für Unterkunft, Verpflegung und alltägliche Freizeitaktivitäten einplanen. Größere Reisen und Ausflüge, beispielsweise zum Titicaca-See oder nach Macchu Picchu, sind hier jedoch noch nicht mit eingerechnet.

Wer nur für ein oder zwei Auslandssemester im Rahmen des deutschen Studiums an eine peruanische Hochschule gehen möchte, kann für diesen Aufenthalt Auslands-BAföG beantragen. Neben Zuschüssen zu den Reise- und Lebenshaltungskosten übernimmt das BAföG-Amt auch die Studiengebühren in Höhe von bis zu EUR 4.600 für maximal ein Studienjahr. Weil die Bemessungsgrenzen für das Auslands-BaföG höher sind als für das Inlands-BAföG, lohnt sich die Antragstellung auch für diejenigen, die kein Inlands-BAföG erhalten. Weitere Möglichkeiten zur Finanzierung eines Studiums in Peru sind Stipendien, wie sie etwa der DAAD und verschiedene Stiftungen vergeben, oder Studienkredite.


Visum und Einreise in Peru

Aufgrund eines neuen Gesetzes stellen peruanische Konsulate momentan keine Studentenvisa mehr aus. Es gibt jedoch verschiedene Alternativen. Die Hochschule kann über die Einwanderungsbehörde des Innenministeriums (DIGEMIN) das Studentenvisum bearbeiten lassen. Oder ihr reist zunächst mit einem Touristenvisum ein und lasst es dann vor Ort in ein Studentenvisum umschreiben. Üblicherweise müsst ihr für den Visumantrag ausreichende finanzielle Mittel für die Studienzeit in Peru vorweisen. Für die Dauer des Studienaufenthaltes ist es im Übrigen sinnvoll, eine separate Auslandskrankenversicherung für Peru abzuschließen.