Studiensystem in den USA

Ein Land, unzählige Studienoptionen - das Studiensystem in den USA ist so vielfältig wie kaum ein anderes Hochschulsystem. Das hängt damit zusammen, dass der staatliche Einfluss auf US-amerikanische Hochschulen sehr gering ausgeprägt ist. Die Folge ist eine bunte Hochschullandschaft. In den USA spielt die akademische Freiheit traditionell eine wichtige Rolle.

Rolle der Bundesregierung und Bundesstaaten

Das Studiensystem in den USA kennt eine große Anzahl von Hochschulabschlüssen, darunter akademische und berufsqualifzierende Abschlüsse.

Das Studiensystem in den USA ist dezentral organisiert, es gilt als vielseitig und flexibel. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass in den USA weder ein zentrales Bildungsministerium als staatliche Kontrollinstanz noch ein nationales Hochschulgesetz existiert.

Auch Akkreditierungen als Mittel zur Qualitätssicherung werden in den USA nicht durch staatliche Institutionen, sondern durch gemeinnützige Nichtregierungsorganisationen vergeben.

Die Zuständigkeit für Bildungs- und Erziehungsfragen liegt bei den einzelnen Bundesstaaten (state governments), zum Teil auch bei den lokalen Gemeinden. Die größte Autorität besitzen jedoch die US-amerikanischen Hochschulen selbst.


Autonomie der Hochschulen

Das Studiensystem in den USA sieht vor, dass Universitäten und US-Colleges weitestgehend autonom agieren. Sie entscheiden selbstständig über das Studienangebot, die Zulassung von Bewerbern und die Studiengebühren. Gleiches gilt für die Anerkennung von Studienleistungen und das Notensystem. Daher können sich sogar Aufbau und Kosten eines einzelnen Studiengangs an verschieden Hochschulen stark unterscheiden.


Aufbau des Studiensystems in den USA

Das Studiensystem in den USA unterteilt sich in die Abschnitte

  • Undergraduate Studies
  • Graduate Studies

Ein solcher zweistufiger Aufbau ist im angloamerikanischen Raum fest verankert und mittlerweile auch in Deutschland zu finden.

Bei den Undergraduate Studies handelt es sich um das Erststudium an einer Hochschule. Das Studium nimmt üblicherweise vier Jahre Zeit in Anspruch. Für ein Studium im Graduate-Bereich sind in der Regel zwei Studienjahre erforderlich.

Die „klassischen“ US-amerikanischen Abschlüsse

Auch wenn sich das Studiensystem in den USA aus rund 2500 verschiedenen akademischen Graden zusammensetzt, gibt es dennoch einen „klassischen“ Studienweg in den USA. Er beginnt mit dem Bachelorstudium (Undergraduate Studies). Das dreigliedrige System von Bachelor, Master und Doktor gibt es in den USA seit dem späten 19. Jahrhundert.

Bachelor Degree

Das rund vierjährige Bachelorstudium in den USA führt zu einem Bachelor Degree. Es beginnt, wie für den Undergraduate-Bereich üblich, mit einem Studium Generale. Dieses setzt sich aus verschiedenen Lehrveranstaltungen aus dem Bereich der Geistes- und Naturwissenschaften zusammen. Ziel ist es, den Studierenden zu Beginn ein fundiertes Allgemeinwissen zu vermitteln (liberal arts education).

In der zweiten Studienhälfte wählen die Studenten ihr Hauptfach beziehungsweise ihre Hauptfächer (Majors) und definieren den Schwerpunkt des Studiums. Die Wahl von Nebenfächern (Minors) ist oftmals zusätzlich möglich.

Master Degree

Das Studiensystem in den USA sieht vor, dass Studenten mit Bachelorabschluss ein Masterstudium in den USA anschließen können. Der Master Degree gehört zu den Graduate Studies und setzt sich zu einem bestimmten Anteil aus Kursen und einem bestimmten Anteil aus eigener Forschung zusammen.

Beim Master in den USA gilt es folgende Unterscheidung zu beachten:

  • Academic Master: akademische, wissenschaftlich orientierte Studiengänge mit Abschlussarbeit
  • Professional Master: berufsorientierte Programme, die auf spezifische Berufsfelder im Bereich Zahnmedizin, Jura oder Wirtschaft vorbereiten

Doctoral Degree

Im Anschluss an den Master besteht die Option, ein Promotionsstudium anzuhängen. Der Doctoral Degree wird ebenfalls dem Graduate-Bereich zugeordnet und nimmt im Schnitt drei Jahre in Anspruch, teilweise auch länger. Der am häufigsten vergebene Doktortitel unter den Forschungsdoktorgraden ist der Doctor of Philosophy (Ph.D.).

Zusätzlich unterscheidet das Studiensystem in den USA berufsbezogene Doktortitel wie den Doctor of Medicine (D.M.) oder den Juris Doctor (J.D.). Sie sind berufsorientiert (Professional Degrees) und werden ohne zusätzliche Promotionsleistung vergeben.

Studiensystem in den USA und dessen landes­spezifische Abschlüsse

Das Studiensystem in den USA kennt weitere Abschlüsse, die für internationale Studenten interessant sein können:

  • Associate Degrees
  • Certificates
  • Diplomas

Associate Degrees

Associate Degree-Programme werden innerhalb des Studiensystems in den USA den Undergraduate Studies zugeordnet und führen über Umwege zu einem Bachelorabschluss.

Mit einem Associate Degree ist normalerweise der Wechsel in das dritte Jahr eines Bachelorstudiengangs an einem College oder einer Universität problemlos möglich. Der Vorteil: Das Studium an einem Community College ist deutlich günstiger als an einer Universität.

Relevant für internationale Studenten sind vor allem die Transfer Degree Programs, da sie den Weg zu einem Bachelorstudium an einer Hochschule in den USA ebnen. Bei den Terminal Degree Programs handelt es sich um eine Art berufliche Ausbildung. Da es keinen äquivalenten deutschen Abschluss gibt, werden sie in Deutschland nicht anerkannt. Deshalb ist es ratsam, das Bachelorstudium noch in den USA zu absolvieren.

Certificates und Diplomas als Chance zur Weiterbildung

An vielen Hochschulen in den USA gibt es unterschiedliche Weiterbildungsprogramme, die im Schnitt nach drei bis vier Monaten mit einem Diploma oder Certificate abschließen. Sie sind auf ein bestimmtes Themengebiet spezialisiert und weisen einen hohen Praxisbezug auf.

Zum einen gibt es innerhalb des Studiensystems der USA berufsvorbereitende Programme, die als Erststudium nach dem Abitur absolviert werden können und zu einem berufsqualifizierenden Abschluss führen.

Zum anderen bieten viele Hochschulen Graduate Diplomas / Certificates oder Advanced Certificates an. Solche Aufbaustudiengänge auf Graduate-Niveau dienen Berufstätigen als Fortbildung in einem bestimmten Bereich. Sie sind eine Alternative zum Masterstudium, können aber häufig auch auf ein solches angerechnet werden. Zugangsvoraussetzung ist ein Bachelorabschluss.

Wichtig zu wissen: Certificates und Diplomas sind zwar im Studiensystem in den USA fest verankert, trotzdem haben sie in Deutschland nicht den Status eines eigenständigen Abschlusses. Auf dem weiteren Berufsweg stellen sie jedoch oftmals eine nützliche Zusatzqualifikation dar.


Kürzere Studienaufenthalte in den USA

Wer kein komplettes Auslandsstudium in den USA absolvieren möchte, für den hält das Studiensystem in den USA verschiedene Kurzzeitprogramme bereit. Internationale Studenten haben somit auch die Möglichkeit, einen kürzeren Studienaufenthalt in den USA zu absolvieren. Ihnen stehen folgende Optionen zur Auswahl:

  • Auslandssemester : flexible Study Abroad-Programme, die Zugang zu einem umfangreichen Kursangebot bieten. Ein Auslandssemester kann im Rahmen von Austauschprogrammen beziehungsweise Universitätskooperationen oder als Free Mover absolviert werden. Es herrscht weitestgehend freie Kurswahl. Eine Einstufung der Studenten nach Fachsemester oder Studiengang findet nicht statt.
  • Summer Sessions / Summer Schools: drei- bis sechswöchiges Intensivstudium in den Sommermonaten, außerhalb des regulären akademischen Jahres. Summer Sessions zeichnen sich meist durch ein großes Studienangebot und niedrige Zugangshürden aus. Zum Teil ist eine Teilnahme für Schüler ab 16 Jahren möglich.
  • Sprachkurse: allgemeinsprachliche Kurse, akademisch ausgerichtete Kurse, fachspezifische Sprachkurse oder Sprachkurse zur Vorbereitung auf Sprachtestes wie den IELTS oder TOEFL. Die Kursdauer variiert je nach Art des Kurses.

Studiensystem USA vs. Studiensystem Deutschland

In den USA gibt es kein duales Ausbildungssystem wie in Deutschland. Demzufolge verlagert sich sowohl die berufliche als auch die akademische Ausbildung in den USA an die Hochschulen. Die Folge ist eine Reihe von landestypischen Studienabschlüssen innerhalb des Studiensystems in den USA, die es in dieser Form in Deutschland nicht gibt. Dazu gehören der Associate Degree, die Certificates und Diplomas.

Auch die in Deutschland bekannten Abschlüsse wie der Bachelor, Master und Doktor weisen in den Vereinigten Staaten teilweise eine andere Struktur auf. So besuchen Bachelorstudenten in den ersten zwei Jahren ausschließlich allgemeinbildende Kurse und spezialisieren sich erst in der zweiten Studienhälfte. Das Studium ist meist deutlich praxisorientierter und verschulter als in Deutschland.

Zudem sieht das Studiensystem in den USA vor, dass ein Bachelorstudium normalerweise vier und nicht drei Jahre dauert. Dies kann bei Bachelorabsolventen aus Deutschland zu Problemen bei der Anerkennung ihres Abschlusses führen. Zum Teil ist es erforderlich, ein zusätzliches Aufbaustudium in den USA zu absolvieren, um Zugang zu einem Masterprogramm zu erhalten.

Im Graduate-Bereich unterscheiden die Hochschulen zwischen akademischen und berufsorientierten Masterprogrammen - eine weitere Besonderheit des Studiensystems in den USA. Auch beim Doktor gibt es Unterschiede: Auf der einen Seite stehen die Forschungsdoktorgrade, allen voran der Ph.D., auf der anderen Seite die anwendungsorientierten Berufsdoktorate. Letztere erfordern keine wissenschaftliche Doktorarbeit. Die Studiengänge stehen Bachelorabsolventen offen.