Hochschul­landschaft in Chile

In Chile hat sich die Hochschullandschaft in den letzten Jahrzehnten, so wie in vielen lateinamerikanischen Ländern, rasant entwickelt - Hand in Hand mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und der wachsenden Bevölkerung. Heute gibt es fast zehnmal mehr Hochschulen als Ende der 70er Jahre. Tendenz steigend.

Sowohl die Qualitätssicherung als auch die Akkreditierung chilenischer Hochschulen ist aus diesem Grund noch vergleichsweise neu. Das tut jedoch den Qualitätsstandards der Hochschulen in Chile keinen Abbruch, denn viele deutsche Austauschstudenten empfinden diese als gut.

Für alle, die ein Auslandsstudium in Chile absolvieren möchten, ist es sinnvoll, sich während der Orientierungsphase sorgfältig über die vielfältige Hochschullandschaft in Chile zu informieren.

Hochschul­typen in Chile

Eine der aufstrebenden, modernen Universitäten in Chile, die Universidad Viña del Mar liegt mit Blick auf den Pazifischen Ozean.

Nach dem Schulabschluss steht junge Chilenen heutzutage eine breite Auswahl an Hochschulen zur Verfügung. An rund 200 Hochschulen können die Studenten ein Bachelorstudium, einen Masterabschluss oder ein Lizenziat erwerben.

Die überwiegende Mehrheit der chilenischen Hochschulen ist privat. Staatliche Hochschulen gibt es im Vergleich zur Hochschullandschaft in Deutschland oder Großbritannien nur sehr wenige. Ein kleiner Teil der Hochschulen befindet sich zudem in kirchlicher Trägerschaft.

Entstehung der Hochschullandschaft in Chile

Bis 1950 existierten lediglich sechs staatlich geförderte oder sich in kirchlicher Trägerschaft befindende Hochschulen in Chile. In Folge politischer und wirtschaftlicher Umschwünge in der Pinochet-Ära, wandelte sich auch das Hochschulsystem.

1981 wurde ein umfassendes Reformgesetz für das Hochschulsystem in Chile verabschiedet. Die bestehenden Universidades tradicionales wurden umstrukturiert und es kam zu einer Gründungswelle neuer, überwiegend privater Hochschulen. Gerade letztere Maßnahme diente dazu, die gestiegene Anzahl an Studenten mit einem Studienplatz zu versorgen. In den Jahren von 1950 bis 1980 hatte sich die Nachfrage verzehnfacht.

Gleichzeitig wurden auch zwei neue Hochschultypen anerkannt: Zum einen die sogenannten berufsbildenden Institute, Institutos Profesionales de Educación Superior, die in etwa den Fachhochschulen in Deutschland entsprechen. Zum anderen die Centros de Formación Técnia, technische Ausbildungszentren, in denen vor allem die berufspraktische Ausbildung im Vordergrund steht.

Die Hochschul­arten in Chile im Überblick

Die Hochschullandschaft in Chile umfasst heute mehr als 80 Universitäten, 40 Institutos Profesionales, 120 Centros de Formación Técnia sowie einige weitere Hochschulen. Während 1950 nur rund 15.000 Studenten an den chilenischen Hochschulen eingeschrieben waren, ist die Anzahl inzwischen auf mehr als eine Million Studenten gestiegen.

Je nach Entstehungsweise und Trägerschaft weisen die einzelnen Hochschularten unterschiedliche Charakteristika auf.

Universidades tradicionales

Als Universidades tradicionales werden 25 Universitäten bezeichnet, die gemeinsam im Hochschulrektorenrat Consejo de Rectores de las Universidades Chilenas (CRUCH) organisiert sind. Der CRUCH setzt sich aus 16 Universidades estatales mit staatlicher Trägerschaft sowie neun Universidades particulares mit überwiegend kirchlicher Trägerschaft zusammen und wird von dem chilenischen Bildungsminister geleitet. An den Universidades tradicionales herrscht in der Regel ein hoher Forschungsstandard.

Universidades privadas

Zudem gibt es fast 60 private Universitäten, die Universidades privadas, welche ohne staatliche Finanzierung geführt werden. Um die Qualität in Forschung und Lehre sicherzustellen, müssen diese durch den Consejo Superior de Educación (CSE) offiziell anerkannt werden.

Für eine Akkreditierung wird eine Hochschule in den ersten Jahren nach ihrer Gründung durch die Universidades bajo supervision geprüft. Nach erfolgreicher Kontrolle der Lehrpläne und Prüfungsordnungen durch den CSE werden die privaten Hochschulen zu unabhängigen Universidades privadas autónomas.

Institutos Profesionales

Die 45 privaten, berufsbildenden Institute für höhere Bildung, Institutos Profesionales, sind ebenfalls vom Consejo Superior de Educación (CSE) akkreditiert. Je nach Studienangebot würden diese in Deutschland beispielsweise als Fachhochschule klassifiziert.

Centros de Formación Técnica

Derzeit gibt es circa 117 Zentren für die technische Berufsausbildung. Diese sind zwar dem Hochschulbereich zugeordnet, bieten aber vor allem berufsbildende Programme an. Sie sind zumindest teilweise mit den deutschen Berufsakademien und Berufsschulen vergleichbar.

Establecimientos de Educación Superior de las Fuerzas Armadas y de Orden

Weitere Institute in der Hochschullandschaft in Chile sind die Establecimientos de Educación Superior de las Fuerzas Armadas y de Orden. Die Bildungsorganisationen wurden im Jahr 1998 eingerichtet und sind für die Aus- und Weiterbildung staatlicher Streit-, Ordnungs- und Sicherheitskräfte verantwortlich.


Qualität von Forschung und Lehre

Das Konzept der Qualitätssicherung und Akkreditierung existiert erst seit gut zwei Jahrzehnten in Chile. Für die Zulassung neuer Universitäten sowie von Institutos Profesionales und für deren fortlaufende Qualitätskontrolle ist seit 1990 der Bildungsrat, Consejo Superior de Education, zuständig. Seit 1999 existiert zusätzlich die Nationale Akkreditierungskommission, Comisión Nacional de Acreditación. Diese zentrale Stelle akkreditiert neue Studiengänge an den Hochschulen.

Internationalisierung an chilenischen Hochschulen

In der chilenischen Hochschullandschaft gibt es zurzeit noch keine umfassende Strategie für eine Internationalisierung der Hochschulen. Aufgrund der weltweit wachsenden Nachfrage nach Optionen für ein Auslandsstudium, ist dies in den kommenden Jahren aber durchaus vorstellbar.

Finanzierung der Hochschulen in Chile

In Chile existiert keine staatliche Grundfinanzierung der Hochschullandschaft. Hauptsächlich werden alle Universitäten über die erhobenen Studiengebühren finanziert. Alle CRUCH-Hochschulen erhalten jedoch eine staatliche Subvention, welche rund ein Viertel der entstehenden Kosten dieser Hochschulen abdeckt.

Der staatliche Beitrag stammt aus einem direkten Fiskalbetrag, dem Aporte Fiscal directo, AFD, sowie einer indirekten Subventionseinheit, dem AFI, Aporte Fiscal indirecto. Wie hoch die staatliche Subvention für eine Universität ausfällt, richtet sich nach verschiedenen Kriterien, wie zum Beispiel den universitären Forschungsleistungen oder dem Verhältnis von Studenten zu Lehrenden.