Studiensystem in den Niederlanden

Die Niederlande investieren bereitwillig in ihr erfolgreiches Bildungssystem. Dem verantwortlichen Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft steht regelmäßig einer der größten Einzelposten im Gesamthaushalt zur Verfügung. Auch für die Zukunft plant unser Nachbarland, kontinuierlich die Investitionen in Forschung und Entwicklung zu erhöhen.

Während eines Auslandsstudiums in den Niederlanden kommen auch internationale Studierende in den Genuss der modernen Studienprogramme. Das renommierte Studiensystem in den Niederlanden zieht Studenten aus aller Welt an. Unter den ausländischen Studierenden an niederländischen Hochschulen finden sich vor allem Studenten aus Deutschland. Kein Wunder, denn kompakte Studienprogramme ohne Numerus Clausus und mit internationaler Ausrichtung versprechen ein zukunftsorientiertes Studium.

Qualitätssicherung in den Niederlanden

Die Hochschulen in den Niederlanden arbeiten autonom vom Staat. Die niederländische Verfassung sichert ihnen Bildungsfreiheit zu, sodass viele Hochschulen auf religiösen, politischen oder weltanschaulichen Überzeugungen gründen. Gleichzeitig erhalten akkreditierte Hochschulen finanzielle Unterstützung vom Staat, abhängig von der Höhe ihrer Studentenschaft.

Bei der Qualität des Studiums orientiert sich das Studiensystem in den Niederlanden am europäischen Vorbild. In Anlehnung an den Europäischen Referenzrahmen (EQF) ordnen sich alle Studienabschlüsse in den niederländischen Qualitätsrahmen (NLQF) ein. Dieses System reicht von Level eins bis Level acht. Ein Bachelor beispielsweise entspricht Level sechs und ein Master Level sieben. Für die Überprüfung der Studienprogramme bezüglich inhaltlicher und formaler Kriterien ist die Behörde Inspectie van het Onderwijs zuständig.


Der Aufbau des Studiensystems in den Niederlanden

Das Studiensystem in den Niederlanden teilt sich in Undergraduate (Bachelor) und Postgraduate (Master und Promotion) auf. Seit der Bologna-Reform 2002 orientiert sich das Studiensystem in den Niederlanden an den europäischen Vorgaben. Wie in den anderen EU-Mitgliedsstaaten etablierte das Land ein Studiensystem aufbauend auf den akademischen Abschlüssen Bachelor, Master und Doctoral Degree. Das ermöglicht internationale Vergleichbarkeit. Außerdem gibt es den landesspezifischen Associate Degree.

Kürzere Studienaufenthalte sind für internationale Studierende an den Bildungsinstitutionen vor Ort ebenfalls möglich.


Die klassischen Abschlüsse

Bachelor Degree

Ein Bachelor in den Niederlanden dauert in der Regel an den Universitäten drei und an den Fachhochschulen vier Jahre. Praktika und eine Abschlussarbeit sind ein üblicher Bestandteil des Studiums. Das Bachelorstudium besteht an den Fachhochschulen oft aus einem Major (Hauptfach) und einem Minor (Nebenfach). Mit diesem Undergraduate Degree sind Absolventen für den Berufseinstieg qualifiziert.

Master Degree

Mit dem Bachelor in der Tasche ist die Zulassung zum Master Degree möglich. Die übliche Studienzeit für einen Master in den Niederlanden liegt zwischen einem und zwei Jahren. Je nach Studienfach variiert die Regelstudienzeit. Die meisten Masterprogramme dauern ein Jahr. Die technischen und naturwissenschaftlichen Master sind eher auf zwei Jahre ausgelegt. Zusätzlich gibt es oft die Möglichkeit, den Master in Voll- oder Teilzeit zu absolvieren.

Der Post-initial Master baut nicht auf einem bestimmten Bachelor auf. Daher eignet sich dieses Programm vor allem für Absolventen mit Berufserfahrung. Bachelorabsolventen einer Hogeschole sollten beachten, dass vor der Zulassung zum Master an einer Universität meist Pre-Master Kurse notwendig sind.

Doctoral Degree (PhD)

Masterabsolventen haben die Möglichkeit, weiter an der Universität zu forschen. Innerhalb von vier Jahren erreichen Studierende in den Niederlanden den höchsten akademischen Abschluss, den Doctor of Philosphy (PhD). Mithilfe eines betreuenden Professors schreiben Promovierende hierfür eine Dissertation, die auf eigenständiger Forschungsarbeit beruht.

Wie in Deutschland sind Doktoranden in der Regel an der Universität angestellt. Neben der Forschung halten sie außerdem Seminare und Vorlesungen oder betreuen die Studenten. Eine PhD entspricht dem Level acht des niederländischen Qualitätsrahmens. Kürzere Doktorprogramme wie das zweijährige Professional Doctorate in Engineering (PDEng) stuft der NLQF als Level sieben ein.


Die landesspezifischen Abschlüsse

In den Niederlanden gibt es an den Hogescholen den Associate Degree. Das zweijährige Studium entspricht dem Level fünf des NLQF und ist vor allem auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet. Mithilfe des Associate Degree ist entweder der schnellere Berufseinstieg oder ein weiterführendes Bachelorstudium an der Hogeschole möglich. Der Associate Degree ist in Voll- und Teilzeit verfügbar. Bisher wird dieser landesspezifische Abschluss in Deutschland nicht anerkannt.


Kürzere Studienaufenthalte in den Niederlanden

Neben dem Vollstudium wie Bachelor oder Master bieten die Hochschulen in den Niederlanden kürzere Studienprogramme für internationale Studenten an:

  • Auslandssemester: Während ein oder zwei Semester besuchen Studierende Kurse an einer niederländischen Hochschule. Das ist eine optimale Möglichkeit, das Studium in Deutschland zu ergänzen und Auslandserfahrung zu sammeln.
  • Summer Sessions: Während der vorlesungsfreien Zeit in den Sommermonaten bieten einige Hochschulen in den Niederlanden Summer Schools an. Die mehrwöchigen Kurse sind thematisch breit gefächert und eine günstige Alternative zu einem längeren Studienaufenthalt.
  • Sprachkurse: Einige Studienprogramme in den Niederlanden finden aufgrund des großen Andrangs in deutscher oder englischer Sprache statt. Ein Studium in dem Benelux-Staat ist nichtsdestotrotz eine gute Gelegenheit, die Landessprache zu lernen. Einige Studiengänge beinhalten entsprechende Sprachkurse in den ersten Semestern, da die Kurssprache im Laufe des Studiums auf Niederländisch wechselt.

Das Studiensystem in den Niederlanden im Vergleich zu Deutschland

Im Vergleich zu Deutschland gilt das Studiensystem in den Niederlanden trotz der gleichen Abschlüsse als kompakter und zielführender, insbesondere durch die vielen praktischen Inhalte. Vor allem die Hogescholen richten die Studienprogramme oft nach den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes aus.

Die Bewerbung für ein Studium in den Niederlanden verläuft für die meisten Studiengänge unkompliziert und online über Studielink. Mithilfe der Plattform schreiben sich Bewerber an den Hochschulen ein und verwalten ihre Daten. Die Zulassungsvoraussetzungen fallen in den Niederlanden geringer aus, da es keinen Numerus Clausus gibt. Falls die Anzahl der Bewerber die verfügbaren Studienplätze übersteigt, führen die Hochschulen ein dezentrales Auswahlverfahren durch. Die Zahl der verfügbaren Studienplätze nennt sich Numerus Fixus.

Das akademische Jahr in den Niederlanden beinhaltet außerdem eine längere Vorlesungszeit als es in Deutschland üblich ist. Zwar belegen die Studierenden weniger Lehrveranstaltungen, diese sind allerdings oft anspruchsvoller. Durch das Blocksystem mit regelmäßigen Prüfungszeiträumen zahlt sich die intensive Vor- und Nachbereitung jedoch schnell aus.