Studieren in Italien

Italien ist nicht nur ein traditionelles Urlaubsland am Mittelmeer, sondern ist auch als Ziel für ein Auslandsstudium reizvoll.

Italien im Porträt

Bei einem Auslandsstudium in Italien lassen sich die prächtigen Bauwerke in Städten wie Rom, Florenz oder Venedig bestaunen.

Auf einer Fläche von rund 300.000 Quadratkilometern, zu der sowohl die Apenninhalbinsel in ihrer bekannten Stiefelform als auch zahlreiche Inseln wie Sardinien, Sizilien und Elba gehören, leben derzeit rund 61 Millionen Menschen. Im Norden grenzt Italien mit seinen Alpengebieten an Frankreich, die Schweiz, Österreich und Slowenien. Das insgesamt gemäßigte Klima in Italien variiert durch die starke geographische Nord-Süd-Ausdehnung: Im Norden sind die Winter recht kalt und die Sommer heiß; im Süden ist das Klima hingegen mediterran. Auch die Infrastruktur unterscheidet sich zwischen Norden und Süden.

Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sind beispielsweise die nördlichen Industriezentren Mailand und Turin. Auch liegen in Nord- und Mittelitalien mit Mailand, Venedig, Florenz und Rom zahlreiche kulturelle Zentren Europas. Der Süden ist hingegen vor allem von der Landwirtschaft geprägt, die im heutigen Italien wirtschaftlich eine eher untergeordnete Rolle spielt. Die wichtigsten Arbeitgeber des Landes sind die Dienstleistungsindustrie, die verarbeitende Industrie, die Maschinen- und Automobilindustrie sowie die Tourismusbranche.

Italiens Geschichte geht weit zurück. Von herausragender Bedeutung ist die Zeit der römischen Republik und des römischen Kaiserreiches. In kultureller Hinsicht liegt in Italien eine der Brutstätten europäischer Kultur. Von hier aus kamen seit der Antike wichtige Impulse aus der darstellenden Kunst, Dichtung, Musik und Architektur, Theologie und Philosophie. Eine Italienreise war schon in der Renaissance der Inbegriff für eine vielseitige Bildungsreise. Auch heute noch stehen italienische Kunst, Literatur und Design für einen besonderen Standard und Klasse. Eine Studium in Italien garantiert traditionell die Vermittlung klassischer Werte und Fertigkeiten.


Hochschul­landschaft in Italien

Mit der Universität in Bologna beherbergt Italien die vermutlich älteste Universität der Welt. Sie soll bereits im Jahr 1088 gegründet worden sein. Weitere sehr alte italienische Hochschulen befinden sich beispielsweise in Padua, Rom und Salerno. Die rund zwei Millionen Studenten des Landes haben die Auswahl unter rund 90 Universitäten, die zum allergrößten Teil staatlich verwaltet sind. Daneben existieren sechs technische und zwei speziell auf internationale Studenten ausgerichtete Institutionen, die englischsprachige Studiengänge anbieten.

Schaubild: Deutsche Studierende im Ausland 2012 (Italien), Quelle: Statistisches Bundesamt

Außerdem gibt es zahlreiche etablierte Kunstakademien, Mode- und Designinstitute, Sporthochschulen, Militärakademien und theologische Hochschulen. Die päpstlichen Hochschulen gehören übrigens nicht zu Italien, sondern sind dem Vatikan angegliedert. Ein Studium in Italien ist ein idealer Ausgangspunkt, um die vielfältige italienische Hochschullandschaft kennenzulernen.

Qualitäts­sicherung in Italien

Die Prüfung der Studienprogramme und ihre Akkreditierung erfolgt durch die Associazione Italiana delle Scuole di Formazione (ASFOR). Die Studiengänge werden im Auftrag der Tageszeitung „La Repubblica“ jährlich durch eine private Instanz geprüft. Dies geschieht in Bezug auf die Forschungstätigkeit, die Qualität des Unterrichtes, die Produktivität der Dozenten und Studenten sowie die internationale Ausrichtung des Lehrprogramms.


Studiensystem in Italien

Zur Gast in der Modehauptstadt: Viele Studierende zieht es während ihres Studiums in Italien nach Mailand.

Das italienische akademische Jahr ist in zwei Semester geteilt, die für gewöhnlich von Oktober bis Januar und von Februar bis Juli reichen. Die Prüfungszeit liegt immer am Ende der Semester und nimmt etwa sechs Wochen ein. Die Einschreibung und der Studienbeginn liegen in der Regel im Oktober. Studienleistungen sind fast immer durch mündliche Prüfungen am Ende des Semesters zu erbringen. Schriftliche Hausarbeiten oder Klausuren sind eher selten. Die mündlichen Prüfungen sind öffentlich, sodass Kommilitonen zuhören können.

Die Bewertung der Leistungen erfolgt anhand einer Notenskala von 18 Punkten (einer Vier minus) bis hin zu 30 Punkten (einer Eins). Die Leistungspunkte (crediti formativi universitari) hingegen spiegeln den Zeitaufwand innerhalb der Veranstaltungen wider und entsprechen damit den ECTS-Punkten.

Studienabschlüsse in Italien

Italien ist einer der Mitunterzeichner des Europäischen Bologna-Abkommens, in dessen Verlauf ab dem Jahr 2001/2002 die Studiengänge reformiert wurden. Das italienische Studiensystem ist seither in drei Studienabschnitte untergliedert, welche die sogenannten corsi di laurea bilden. Diese Studienabschnitte sind:

  • laurea
  • laurea magistrale
  • dottorato di ricerca

Der erste Studienabschnitt der laurea ist mit dem Bachelor zu vergleichen. Bis zu diesem akademischen Abschluss sind etwa drei Jahre in dem grundständigen Studium in Italien einzuplanen. Die laurea qualifiziert zur direkten Berufsausübung oder zur Fortführung des Studiums. Die Abschlussnote setzt sich unter anderem aus einer schriftlichen Arbeit (tesi) und der Durchschnittsnote aus den bisher erbrachten Prüfungen zusammen.

Im Anschluss an die laurea ist es möglich, das bisherige Wissen in einem auf zwei Jahre angelegten weiterführenden Studium zu vertiefen. Die sogenannte laurea magistrale, entspricht dem Master oder einem deutschen Diplom, Magister oder Staatsexamen. Dabei findet eine Spezialisierung auf bestimmte Themenschwerpunkte statt.

Die Varianten an wählbaren Studienfächern (classi) während eines Studiums in Italien ist weit vielfältiger als noch im laurea-Studium. In manchen Fächern wie Humanmedizin, Jura oder dem Lehramt ist die Kombination aus laurea und laurea magistrale obligatorisch für eine spätere Berufsausbildung. Das Studium dauert in diesen Fächern somit grundsätzlich fünf Jahre. Einige Hochschulen in Italien bieten außerdem einjährige Masterstudiengänge an. Direkt an die laurea können Studierende dann den master di primo livello anschließen. Der master di livello setzt hingegen eine erfolgreich abgeschlossene laurea magistrale voraus.

Als dritte Studienoption kann bei guten Studienleistungen in laurea und laurea magistrale eine Promotion angestrebt werden. Diese forschungsorientierte und stark fachspezifisch ausgerichtete Ausbildung endet mit dem dottorato di ricerca, mit der schriftlichen Doktorarbeit und ihrer mündlichen Verteidigung. In der Regel dauert eine Promotion in Italien etwa drei Jahre.

Manche Universitäten in Italien bieten auch Weiterbildungskurse an. Sie enden mit Diplomen, die jedoch keine vollwertigen akademischen Abschlüsse darstellen und keine direkte Entsprechung im deutschen Studiensystem haben.

An den technischen Universitäten und den kleineren Instituten, beispielsweise solchen für Design oder Politik, findet eine besonders berufspraktische Ausbildung statt. Die Institutionen kooperieren oftmals mit der freien Wirtschaft, die hierdurch die Möglichkeit hat, qualifizierten Nachwuchs auszubilden und anzuwerben.

Ablauf des Studiums in Italien

Ein Studium in Italien besteht in erster Linie aus Vorlesungen, in welchen die Studierenden sehr genau mitschreiben, was der Dozent referiert. Das geben sie am Ende des Semesters in den mündlichen Prüfungen wieder. Die Seminare und Kurse sind im Vergleich zu anderen Ländern eher groß und weniger auf eine mündliche Mitarbeit der Studenten ausgerichtet. Allerdings unterscheiden sich die Ansprüche an die Studierenden je nach Größe der Hochschule. An kleineren oder privaten Institutionen ist der Kontakt zwischen Dozenten und Studenten hingegen oftmals intensiver und eine mündliche Mitarbeit gefragter.


Studieren in Italien - die Voraussetzungen

Eine der Voraussetzungen für ein Auslandsstudium in Italien ist die Allgemeine Hochschulreife. An staatlichen Hochschulen ist außerdem zu Beginn des Wintersemesters zumeist eine allgemeine Aufnahmeprüfung zu absolvieren. Sie kann in zulassungsbeschränkten Fächern durch sogenannte Wettbewerbsprüfungen (esame di concorso) ergänzt werden. In den zulassungsfreien Fächern kann es wiederum zu sogenannten Orientierungstests kommen.

Bei einer Bewerbung für ein Studium zur laurea magistrale ist ein erster akademischer Abschluss, also gemeinhin der Bachelor, notwendig. Für die Zulassung zur Promotion ist außerdem vorab eine Wettbewerbsprüfung (concorso) abzulegen.

Ein weiteres Aufnahmekriterium für ein Studium in Italien sind gute Kenntnisse der italienischen Sprache. Diese müssen Bewerber in der Regel über standardisierte Sprachzertifikate oder auch über Sprachprüfungen an den jeweiligen Wunschhochschulen nachweisen.


Bewerbungs­unterlagen und -fristen

Wer mit dem Gedanken spielt, ein Studium in Italien zu absolvieren, muss sich in Bezug auf die Bewerbungsfristen an die jeweilige Hochschule wenden und diese individuell erfragen. Zu den gängigen Bewerbungsunterlagen gehören üblicherweise:

  • alle Zeugnisse mit Beglaubigung und in italienischer Übersetzung
  • Passfotos
  • ein Nachweis über die Krankenversicherung
  • ein Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel für die Zeit des Studienaufenthaltes

Für die Beglaubigung der Zeugnisse sind die italienischen Botschaften und Generalskonsulate zuständig. Die Wertigkeitserklärung (dichiarazione di valore) prüft die Authentizität der im Ausland erworbenen Studientitel und der entsprechenden ausländischen Einrichtungen, die sie vergeben haben. Allgemeine Bemessungskriterien sind dabei die Dauer des Studiums und der Umfang der erworbenen Leistungspunkte. Die Wertigkeitserklärung dient jedoch nur der Information der Hochschulen und ist keine offizielle Anerkennung des Studientitels oder der Studienleistungen.

Die Einschreibung erfolgt an den italienischen Hochschulen in der Regel persönlich vor Ort. Hierbei sind weitere Unterlagen vorzuweisen, deren Umfang vorab geklärt werden sollte.

Zwischen Deutschland und Italien gibt es die Übereinkunft, dass die laurea dem Bachelor und der laurea magistrale dem Master beziehungsweise Magister, Diplom oder Staatsexamen entspricht. Durch das Bologna-Abkommen ist die gegenseitige Anerkennung gesichert.


Kosten und Finanzierungs­möglichkeiten

Studieren in Italien ist grundsätzlich kostenpflichtig. Die Studiengebühren in Italien variieren je nach Hochschule, Fach und Studienabschnitt. Zumeist liegen sie zwischen EUR 750 und 3.000 im Jahr. An fachlich besonders spezialisierten Institutionen sowie an privaten Einrichtungen können sie jedoch weitaus höher sein.

Lebenshaltungskosten und Wohnen in Italien

Die Lebenshaltungskosten in Italien liegen in etwa auf deutschem Niveau. Allerdings unterscheiden sie sich je nach Aufenthalt im Süden oder Norden beziehungsweise in einer Groß- oder Kleinstadt. In Süditalien sind sie weitaus geringer als im Norden. Als Student kann man in den Einzel- oder Mehrbettzimmern der Studentenwohnheime unterkommen, die den Hochschulen angegliedert sind. Bei Interesse sollte man sich um eine rechtzeitige Anmeldung bemühen. Eine andere Variante sind Unterkünfte bei Gastfamilien oder in WGs. Für ein Einzelapartment ist in Italien mit Preisen von EUR 300 - 500 im Monat auszugehen.

Finanzierungshilfen für ein Auslandsstudium in Italien

Um die Kosten für den Studienaufenthalt im Rahmen zu halten, bieten sich verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten an. Hierzu gehört zum Beispiel das Auslands-BAföG vom Bund, das auch Studenten unterstützt, die im Inland kein BAföG erhalten. Hinzu kommen verschiedenste Teilstipendien politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Organisationen. Ein niedrig verzinster Studienkredit ist ebenfalls denkbar. Studierende können jedoch auch selbst jobben. Eine spezielle Arbeitserlaubnis ist für EU-Bürger nicht nötig.


Visum und Einreise­bestimmungen in Italien

Bürger eines EU-Mitgliedsstaates brauchen für den Aufenthalt in Italien kein Visum. Es ist ausreichend, den gültigen Personalausweis oder Reisepass mit sich zu führen. Innerhalb von acht Tagen nach der Einreise sollte jedoch die Ankunft bei der örtlichen Fremdenpolizei (ufficio stranieri della questura) gemeldet und eine Aufenthaltsgenehmigung (permesso di soggiorno per motivi di studio) beantragt werden.