Studiensystem in Schweden

Schweden gilt als Traumziel für Naturliebhaber und ist bekannt für seine herzlichen Menschen und idyllischen Städtchen. Aber was ist, wenn man keinen Urlaub machen, sondern dort studieren möchte? Wie sieht das schwedische Studiensystem aus? Was für Abschlüsse werden verliehen? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der folgende Text.

Der Aufbau des Studiensystems in Schweden

Das Studiensystem in Schweden unterscheidet sich nicht wesentlich vom renommierten deutschen Studiensystem.

Wie in den meisten europäischen Ländern ist das Studium in einen Undergraduate- und einen Postgraduate-Abschnitt unterteilt. Das akademische Jahr besteht ebenfalls aus zwei Teilen, dem Herbstsemester (hösttermin) zwischen August und Januar und dem Frühjahrssemester (vårtermin) von Januar bis Juni.

Die Aufgabe der schwedischen Hochschulen ist es, den Studierenden Bildung zu vermitteln, die auf einem wissenschaftlichen und künstlerischen Fundament sowie auf Erfahrung basiert. Außerdem verrichten sie Forschungs- und Entwicklungsarbeit in verschiedenen Bereichen und sind gesellschaftlich engagiert.

In Schweden ist das Studium seit 2007 hochschulübergreifend in sogenannte Cycles unterteilt: den First, Second und Third Cycle. Die Einteilung bezeichnet die jeweiligen zeitlichen Abschnitte, in denen man sich je nach Studienphase befindet. Die ersten beiden Cycles gelten als undergraduate, der dritte als postgraduate. Innerhalb dieser Abschnitte erlangen die Studierenden jeweils Abschlüsse vom Bachelor bis hin zum Doktortitel, die aufeinander aufbauen.

Die notwendigen Kurse können sich die Studierenden entweder selbst zusammenstellen oder sie nehmen an einem festgelegten Studienprogramm teil. Im Studiensystem in Schweden sammeln sie pro Semester 30 „higher education credits“, die 60 ECTS-Punkten entsprechen.


Die klassischen Abschlüsse

In Schweden können Studierende den klassischen Weg gehen und der Reihe nach einen Bachelorabschluss, Masterabschluss und Doktortitel erlangen. Selbstverständlich sind die Abschlüsse aber auch jeder für sich ein akademischer Titel.

First Cycle

Zwei Jahre nach Studienbeginn haben Studierende im sogenannten First Cycle bereits ein Higher Diploma (högskolexamen) in der Tasche, das aber keinen vollwertigen akademischen Abschluss darstellt. Innerhalb von drei Jahren erlangen sie im Studiensystem in Schweden einen anerkannten Bachelorabschluss (kandidatexamen).

Als Zulassungsvoraussetzung Nummer eins gilt das Abitur. Weitere Bedingungen wie zum Beispiel fachliche oder sprachliche Kompetenzen legt das Swedish Council for Higher Education (Universitets- och högskolerådet) für beruflich ausbildende Studiengänge fest. Bei anderen Studiengängen entscheiden die Hochschulen selber über die Zulassungsvoraussetzungen.

Im Studiensystem in Schweden existieren im Allgemeinen keine großen Abschlussprüfungen, sondern die Leistungen werden kontinuierlich geprüft und bewertet. Das Notensystem in Schweden ist recht einfach und besteht lediglich aus drei Bewertungen zwischen „gut“ und „nicht bestanden“. Nach drei Jahren oder 180 erlangten ECTS-Punkten haben die Studierenden den Bachelorabschluss in der Tasche.

Second Cycle

Im Second Cycle geht es um Masterabschlüsse (masterexamen). Um an einem entsprechenden Studiengang teilzunehmen, benötigen die Studierenden einen ersten akademischen Abschluss wie den Bachelor.

Im Studiensystem in Schweden gibt es verschiedene Masterabschlüsse: Einer dauert ein Jahr mit 60 higher education credits, ein anderer zwei Jahre mit 120 higher education credits. Außerdem können Studierende einen berufsbezogenen Masterabschluss erlangen, der mit 240 bis 330 higher education credits zu Buche schlägt.

Third Cycle

Für das Studium im Third Cycle sind zwei bis vier Jahre vorgesehen. Studierende erlangen ihre Abschlüsse in aller Regel durch Forschungsarbeit, Unterricht, autonomes Lernen und das Verfassen einer Thesis. Nach zwei Jahren können Studierende bereits das Lizenziat (licentiatsexamen) abschließen.

Die Voraussetzung für ein Promotionsstudium (doktorsexamen) ist ein akademischer Abschluss aus dem Second Cycle, also ein Masterabschluss. Auch hier bestimmen die Hochschulen selbst über weitere Kriterien, die sich von Fach zu Fach unterscheiden können.

Jedem Studierenden werden zwei Supervisors zugeteilt, die sie ein wenig an die Hand nehmen und die Arbeit in die richtige Richtung lenken. Am Ende bekommen erfolgreiche Studierende einen Doktortitel (PhD, Doctor of Philosophy) in dem von ihnen gewählten Bereich.


Kürzere Studienaufenthalte in Schweden

Summer Sessions oder Auslandssemester sind eine gute Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern.

Viele Hochschulen bieten Optionen an, mit denen Studierende für begrenzte Zeit ins Land kommen und studieren können. Dazu zählen zum Beispiel Auslandssemester in Schweden oder Summer Sessions.

Beim Auslandssemester wählen die Studierenden in der Regel ihre Kurse frei aus dem allgemeinen Angebot der Hochschule aus. Unter Umständen können sie sich die erbrachten Leistungen sogar an der Heimathochschule anrechnen lassen, sofern alle Voraussetzungen erfüllt sind. Am besten ist es, wenn man das bereits im Vorfeld des Auslandsaufenthaltes mit den relevanten Stellen an der Uni bespricht.

Summer Sessions sind normalerweise entweder in sich abgeschlossene Programme mit einer Dauer von wenigen Wochen oder aber ein Kursangebot, aus dem die Studierenden wählen können. Diese Kurse sind wie komprimierte Auslandssemester und dauern ebenfalls nicht lange, so dass sie in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer absolviert werden können.


Das Studiensystem in Schweden im Vergleich zu Deutschland

Im Gegensatz zu Deutschland können Studierende im Postgraduate-Bereich das Lizenziat erlangen. Es handelt sich dabei um einen forschungsbasierten Abschluss, der zwischen Master und Doktor angesiedelt ist.

Allzu große Unterschiede gibt es ansonsten beim Studiensystem in Schweden im Vergleich zu Deutschland nicht mehr. Seit der Bologna-Reform ist die Anerkennung von Studienleistungen dank der Vereinheitlichung durch das ECTS (European Credit Transfer and Accumulation System) wesentlich einfacher geworden. Auch die Abschlüsse wie Bachelor und Master gibt es in beiden Ländern. Das bedeutet aber nicht, dass keine Probleme auftreten können – jeder Fall muss individuell geprüft werden.