Studiensystem in Chile

Wer zum Studieren nach Chile geht, findet dort an vielen Universitäten ein breites und marktorientiertes Studienangebot vor. Seit der Verabschiedung eines neuen Bildungsgesetzes (Ley General de Educación) im Jahr 2009 finden an den chilenischen Hochschulen umfassende Reformen statt.

Aus diesem Grund ist die Struktur des chilenischen Studiensystems und der verliehenen Studienabschlüsse landesweit noch nicht einheitlich. Dieser Prozess wird aber voraussichtlich in den kommenden Jahren abgeschlossen sein.

Deutschen Studenten steht bereits jetzt an vielen Universitäten in Chile die Möglichkeit eines Auslandsstudiums zur Verfügung. Besonders beliebt sind kurzfristige Studienaufenthalte, wie der Besuch eines Sprachkurses oder das Absolvieren eines Auslandssemesters.

Qualitätssicherung in Chile

Bei ausreichender Nachfrage und offensichtlichen Trends werden neue Studiengänge schnell eingeführt. Die Universitäten sind dabei innerhalb des gesetzlichen Rahmens weitgehend frei in der Gestaltung ihrer Studiengänge und Prüfungsordnungen.

Um eine landesweite Qualitätssicherung zu gewährleisten, werden alle neu konzipierten Studiengänge von der Nationalen Akkreditierungskommission (Comisión Nacional de Accreditación, CNAP) genehmigt.


Aufbau des Studiensystems in Chile

Alt trifft neu: Der Wandel zu einer modernen Wirtschaftsnation spiegelt sich auch im Studiensystem in Chile wieder.

Das akademische Jahr ist in Chile in zwei Semester unterteilt. Es beginnt im März und endet im Dezember.

Im Gegensatz zu Deutschland besteht das Studium in Chile aus zwei aufeinander aufbauenden Abschnitten, die dem Aufbau des angelsächsischen Studiensystems ähneln:

  • Pregrado: Grundständiges Studium
  • Posgrado: Weiterführendes Studium

Gerade im Abschnitt des Pregrado ist das Studiensystem in Chile vergleichsweise verschult. Es beinhaltet nicht selten Hausaufgaben und die Studierenden müssen im Laufe eines Semesters viele kleine Prüfungsleistungen erbringen. Im Posgrado forschen die Studierenden oft selbstständig an Projekten.


Die klassischen und landesspezifischen Abschlüsse

Der größte Anteil der chilenischen Studierenden ist für ein grundständiges Studium eingeschrieben. Nur etwa ein Zehntel aller Studenten erwirbt dagegen einen Studienabschluss im Posgrado. Die Struktur der landesspezifischen Studienprogramme unterscheidet sich stark vom Studienangebot in Deutschland.

Pregrado: Bachiller(ato) und Licenciatura

Der am meisten verbreitete akademische Grad in Chile ist der Licenciatura, bei der es sich um zumeist vierjährige Studiengänge handelt. Die Licenciatura berechtigt zur Aufnahme eines weiterführenden Studiums im Abschnitt des Posgrado.

Der Abschluss eines Licenciatura-Studiums ist zudem Voraussetzung für den Zugang zu einigen staatlich geschützten Berufen in Fachrichtungen wie Medizin, Architektur oder Psychologie. Die Studiengänge in diesen Fachrichtungen beinhalten oft praktische Ausbildungsabschnitte.

Deshalb kann die Gesamtdauer des Studiums zwischen drei bis zu sieben Jahren liegen. Neben den Licenciatura-Studiengängen gibt es auch Studiengänge, die innerhalb von zwei Jahren zum akademischen Grad des Bachiller oder Bachillerato führen.

Trotz des ähnlichen Namens lassen sich diese Studiengänge keineswegs mit dem deutschen Bachelorstudium vergleichen. Es handelt sich dabei vielmehr um allgemeinbildende Studiengänge. Sie vermitteln Grundwissen in Bereichen wie den Naturwissenschaften, den Gesellschaftswissenschaften oder den Sprach- und Kulturwissenschaften und bereiten auf ein anschließendes Licenciatura-Studium vor. Sie eignen sich vor allem für Bewerber, denen der direkte Zugang zu Licenciatura-Studiengängen verwehrt ist.

Posgrado: Maestría und Doctorado

An das grundständige Licenciatura-Studium können Absolventen im Posgrado-Abschnitt ein Maestría- oder Magíster-Studium anschließen. Diese ein- oder zweijährigen Studiengänge dienen der Spezialisierung und vertiefen in der Regel das im Licenciatura-Studium erworbene Wissen.

Eine Besonderheit stellen die Postítulos y Maestrías Profesionales dar, dazu zählt unter anderem der MBA. Diese Studiengänge sind oftmals nicht konsekutiv, sondern stehen auch Absolventen anderer Fachrichtungen offen.

Der höchste akademische Grad, der in Chile verliehen wird, ist der Doctorado. Die Promotionsstudiengänge chilenischer Universitäten sind auf eine Dauer von zwei bis sieben Jahren angelegt. Sie beinhalten sowohl Lehrveranstaltungen als auch die Anfertigung und Verteidigung einer umfangreichen Doktorarbeit. Im Anschluss an die Promotion besteht die Möglichkeit, im Rahmen so genannter Postdoctorados weiterhin forschend tätig zu sein und eine akademische Laufbahn einzuschlagen.

Die oben erläuterten akademischen Grade dürfen in Chile ausschließlich die Universitäten verleihen. Die Institutos Profesionales sowie die Centros de Formación Técnica de Nivel Superior verleihen hingegen berufsbezogene Ausbildungstitel wie den des Técnico de Nivel Superior.


Kürzere Studien­aufent­halte in Chile

Aufgrund des sich noch im Wandel befindenden Studiensystems in Chile interessieren sich viele deutsche Studenten vor allem für kürzere Studienaufenthalte. Insbesondere bietet sich beispielsweise ein Auslandssemester in Chile an. Die Teilnahme am Study Abroad-Programme ermöglicht in kurzer Zeit das Sammeln internationaler Studienerfahrung und die Erweiterung der eigenen Sprachkenntnisse in einem der modernsten Länder Lateinamerikas.

Um Zugang zum Studiensystem in Chile zu erhalten, sind in der Regel das (Fach-) Abitur und ausreichende Sprachkenntnisse in Spanisch beziehungsweise Englisch notwendig. An privaten Hochschulen können sich die Zulassungsvoraussetzungen stärker unterscheiden.

Zudem gibt es die Option, vor dem Studium ein Academic Gap Year in Chile einzulegen. Studenten können dort ihre Sprachkenntnisse erweitern sowie erste Studienerfahrungen in ihren Wunschfächern sammeln. Unter Umständen ist die Anrechnung der besuchten Kurse auf ein späteres Studium möglich.


Das Studien­system in Chile im Vergleich zu Deutschland

Aufgrund der noch laufenden Hochschulreformen für das Studiensystem in Chile sind die Strukturen der Studiengänge aktuell noch im Umschwung. Gerade für einen kurzfristigen Auslandsaufenthalt ist es in vielen Fällen jedoch möglich, die in Chile erworbenen Prüfungsleistungen anerkennen zu lassen.

Das chilenische Notensystem ist im Gegensatz zu Deutschland komplexer und das Studiensystem sehr viel verschulter. Praxisnahe Studiengänge bieten zum Beispiel die technischen Ausbildungszentrum (Centros de Formación Tecnica). Die berufsqualifizierenden Abschlüsse in Chile werden in Deutschland in der Regel nicht anerkannt.