Hochschul­landschaft in Neuseeland

Einheitliche Qualitätsstandards, Praxisnähe und ein durchlässiges Studiensystem - die vielseitige Hochschullandschaft Neuseelands hat einiges zu bieten, sodass sich immer mehr internationale Studierende für ein Auslandsstudium auf der Nord- oder Südinsel entscheiden. Die Universitäten, Wānanga und Institutes of Technology and Polytechnics sowie die zahlreichen Private Training Establishments ermöglichen akademische und berufsbildende Abschlüsse. Dabei bleibt die Vergabe von Doktorgraden den Universitäten vorbehalten.

Die hohe Lebensqualität des Inselstaats spiegelt sich eindeutig an den verschiedenen Bildungsinstitutionen wider. Dadurch scheint es wenig überraschend, dass alle acht Universitäten des Landes in den renommierten QS World Top 500 University Ranking gelistet werden. Die multikulturelle Atmosphäre, praktische Ausrichtung der Studieninhalte und spezialisierte Masterprogramme stellen dabei nur einige der Gründe für ein zeitgemäßes und hochqualitatives Studium in Neuseeland dar.


Hochschultypen in Neuseeland

Das neuseeländische Bildungssystem ist in drei Sektoren unterteilt, wobei sich alle höheren Bildungsinstitutionen im tertiären Sektor wiederfinden. Neben den international anerkannten und akademischen Abschlüssen Bachelor und Master sowie dem Doktorgrad, vergeben die verschiedenen Institutionen auch Certificates und Diplomas. Die neuseeländische Hochschullandschaft beinhaltet verschiedene Hochschultypen, die ein mehr oder weniger flexibles und praxisnahes Studium anbieten.

  • Universitäten: In Neuseeland gibt es acht Universitäten, die zu einem großen Teil staatlich finanziert werden. Jede Universität hat einen individuellen Forschungsschwerpunkt. Zu den gängigen Undergraduate- und Postgraduate-Studienabschlüssen der Universitäten gehören Bachelor, Master und der Doktorgrad. Darüber hinaus werden Diplomas und Certificates verliehen.
  • Institutes of Technology and Polytechnics (ITPs): Die 18 öffentlichen Institutes of Technology and Polytechnics vergeben ebenfalls Abschlüsse im Undergraduate- und Postgraduate-Bereich. Der Masterabschluss ist dabei gleichwertig mit einem universitären Master. Die ITPs sind allgemein eher berufsbildend und praktisch ausgerichtet, sodass sich die angebotenen Kurse stark an den Anforderungen der Industrie anpassen und oft Industrie-Projekte beinhalten. Daher setzen ITPs den Schwerpunkt auf technisch-wissenschaftliche Studiengänge und pflegen enge Kontakte zur freien Wirtschaft. Ziel ist es, schon während des Studiums sogenannte „real-world workplaces and situations“ kennenzulernen.
  • Wānanga: An den drei staatlichen Wānanga können Studierende neben Certificates und Diplomas akademische Studienabschlüsse bis zum Doktorgrad erwerben. Diese Institutionen richten sich nach den üblichen Lehr- und Lernweisen der Māori und tragen dazu bei, Wissen und Kultur der ethnischen Volksgruppe weiterzugeben. Die Wānanga entspringen den Whare Wānanga (= houses of learning), welche in traditionellen Māori-Gesellschaften Orte der höheren Bildung repräsentierten. 1981 wurde das erste moderne Wānanga gegründet. Die neuseeländische Bildungsreform 1990 ermöglichte eine Anerkennung als tertiäre Bildungsinstitution. Neben den drei Wānanga gibt es noch Māori provider. Diese Institutionen bedienen Māori-Themen, unterrichten in einer Māori-Atmosphäre und setzen den Schwerpunkt auf die Bedürfnisse von Māori-Lernenden.
  • Private Training Establishments (PTEs): Neben den staatlich geförderten Universitäten, ITPs und Wānanga können Studenten auch an einer der über 700 privaten Bildungsinstitutionen Abschlüsse erwerben. Die Private Training Establishments (PTEs) bieten überwiegend Certificates und Diplomas an, teilweise auch Master. Dabei setzen sie den Schwerpunkt, wie die ITPs, auf berufsbildende Programme, Englischkurse oder Nischenbereiche. Die PTEs ermöglichen Studenten ein kurzes Grundstudium oder vor-universitäre Kurse zur Orientierung. Das flexible Studienprogramm findet in kleinen Klassen und enger Zusammenarbeit mit Unternehmen statt. Viele internationale Studierende nutzen die Programme, um Englisch vor dem Studium an einer Universität zu lernen. Die English Language Schools bereiten die Studenten beispielsweise gezielt auf Sprachtests, wie den TOEFL oder IELTS, vor. Vor der Bewerbung sollten internationale Studierende überprüfen, ob die Wunsch-Institution von der New Zealand Qualification Authority (NZQA) anerkannt ist, denn Visa werden nur für dort registrierte Programme gewährt.
  • Colleges of Education: Die Colleges of Education bestehen seit einigen Jahren nicht mehr als eigenständige Institution in Neuseeland, da sie seit 2007 alle mit den neuseeländischen Universitäten fusioniert haben. An diesen Bildungseinrichtungen wurden angehende Lehrer und Sozialarbeiter ausgebildet. Die Zusammenarbeit mit den Universitäten hatte eine lange Tradition. Seit ihrer Anfangszeit um die Jahrhundertwende wurde das „training on the job“ der Lehrer an den sogenannten training colleges mit vereinzelten Kursen der Universitäten ergänzt. Nach der Umbenennung in den 1980ern in Colleges of Education bildeten die Institutionen auch angehende Sozialarbeiter aus sowie Lehrer aus anderen Bereichen beispielsweise der Pflege. Im Zuge der neuseeländischen Bildungsreform 1990 wurden die Colleges of Education mit Universitäten und Institutes of Technology and Polytechnics gleichgestellt und durften gleichwertige Abschlüsse anbieten. Aufgrund der sinkenden Neueinschreibungen um die Jahrtausendwende, welche die staatliche Finanzierung der Institution maßgeblich steuerte, fusionierten jedoch viele Colleges of Education mit den Unis.

Finanzierung von neuseeländischen Bildungsinstitutionen

Die Bildungsinstitutionen der vielfältigen Hochschullandschaft in Neuseeland finanzieren sich aus staatlichen Förderungen, Studiengebühren und weiteren Quellen, wie beispielsweise Forschungsaufträgen. Seit der neuseeländischen Bildungsreform 1990 richtet sich die staatliche Finanzierung der Institutionen nach der jeweiligen Anzahl der Vollzeit-Studenten.

Die Studiengebühren machen einen wesentlichen Finanzierungsfaktor der Universitäten aus und variieren an den verschiedenen Institutionen stark. Internationale Studierende im Undergraduate- und Postgraduate-Bereich müssen höhere Gebühren zahlen als einheimische Studenten. Daher sollten sich diese neben dem Auslands-BAföG vor allem über mögliche Stipendien informieren.

Seit 2003 ist die Tertiary Education Commission für die Verteilung der staatlichen Finanzierung an die tertiären Bildungsinstitutionen zuständig und berät die Regierung in strategischen Bildungsfragen.


Qualitätssicherung an den Hochschulen in Neuseeland

In Neuseeland werden alle nationalen Bildungsabschlüsse entsprechend dem New Zealand Qualification Framework (NZQF) eingeordnet und deren Qualität sowie Relevanz sichergestellt. Diese Form der Qualitätssicherung gewährt einheitliche Abschlüsse in einer vielfältigen Hochschullandschaft, sodass Studierende leicht zwischen den verschiedenen Bildungsinstitutionen wechseln können.

Alle neuseeländischen Bildungsinstitutionen müssen bei der New Zealand Qualification Authority (NZQA) registriert sein, um internationale Studenten aufzunehmen. Die NZQA ist für die Qualität aller Abschlüsse an nicht-universitären Bildungseinrichtungen im tertiären Sektor zuständig. Dazu zählen PTEs, ITPs und Wānanga. 

An den Universitäten regelt Universities New Zealand die Qualitätssicherung. Neben den Qualitätsvorgaben der NZQA müssen die Unis finanzielle und organisatorische Qualitätsvoraussetzungen, die von der Regierung durch die Tertiary Education Commission vorgegeben werden, erfüllen.

Internationale Studierende können durch den 2002 eingeführten Code of Practice for the Pastoral Care of International Students Mindeststandards bezüglich Betreuung, Seelsorge, Unterbringung und Information vor Ort erwarten. Der Code ist verpflichtend für alle Bildungsinstitutionen, die internationale Studierende annehmen und beinhaltet auch ein Beschwerdemanagement.

Derzeit überarbeitet die neuseeländische Regierung unter anderem in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildungsanbietern den Code, um seinen hohen zeitgemäßen Standard weiter aufrecht zu erhalten. Diese Investition in Neuseelands Zukunft soll die internationalen Beziehungen erweitern und den florierenden internationalen Bildungssektor weiter ausbauen.


Neuseeländische Bildungsinstitutionen im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich weist Neuseeland eine vielseitige Hochschullandschaft mit einer hohen Qualität auf. Das QS World University Ranking 2015/ 2016 listet alle acht Universitäten des verhältnismäßig kleinen Inselstaats unter den Top 500.

Der Bildungssektor ist in Neuseeland einer der wichtigsten Exportsektoren. Daher bemüht sich das Land um einen hohen und zeitgemäßen Qualitätsstandard der Bildungsinstitutionen, um langfristig internationale Studierende zu gewinnen. Diese Strategie zahlt sich aus, da seit 2003 beispielsweise immer mehr deutsche Studierende Neuseeland für ihr Auslandsstudium besuchen. Die beliebtesten Studienfächer der deutschen Studierenden kamen aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.


Weitere Besonderheiten der neuseeländischen Hochschullandschaft

An den neuseeländischen Bildungsinstitutionen ist die Integration der Kultur der Māori seit Jahrzehnten ein wesentlicher Bestandteil, der zur Identität des Landes beiträgt. Außerdem werden Inklusion und persönliche Betreuung groß geschrieben. Daher haben viele Universitäten einen Ansprechpartner für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten. Außerdem bieten die Institutionen Kinderbetreuung an und stellen Gebetsräume für spirituelle Unterstützung zur Verfügung.

Für Englisch-Sprachkurse können Studierende zwischen allgemeinen English-Kursen und solchen, die eine international anerkannte Qualifikation ermöglichen, wählen.