Studieren in Indonesien

Artenreichtum und unberührte Natur neben Moderne und kultureller Vielfalt – das bietet das größte Land Südostasiens seinen Bewohnern und Gästen. Dabei ist Indonesien nicht nur das viertbevölkerungsreichste Land der Erde, sondern mit über 17.500 Inseln auch der größte Inselstaat der Welt. Die vielfältige Kultur wurde durch eine abwechslungsreiche Geschichte geformt, welche noch heute das ganze Land prägt.

Indonesien: Das Zentrum Südostasiens

Indonesien - das ist Südostasien pur. Das Land ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Die Bevölkerung der einzelnen Provinzen lebt in sehr unterschiedlichen Traditionen und macht eine Reise durch das Land sehr abwechslungsreich.

Indonesien ist ein muslimisches Land in einem Umfeld buddhistischer Staaten. Weltweit leben in keinem anderen Land mehr Menschen muslimischen Glaubens. Dennoch gibt es unter den mehr als 250 Millionen Einwohnern auch eine große Zahl von Christen, Buddhisten und Hindus. Der Staat erkennt diese religiöse Vielfalt an, indem er den einzelnen Regionen große Zugeständnisse in der Religionsausübung macht.

Wirtschaftlich zählt Indonesien zu den Next-Eleven-Staaten, welchen ein wirtschaftlich ähnlicher Durchbruch wie China prognostiziert wird. So sind treibende Wirtschaftsfaktoren vor allem die junge Bevölkerung und die großen natürlichen Rohstoffvorkommnisse. In der Region Papua liegt die größte Goldmine der Welt und zusammengenommen bilden die indonesischen Inseln eines der größten Regenwaldgebiete der Erde.

Eine weitere wichtige Einnahmequelle ist der Tourismus. Allein die beliebte Ferieninsel Bali, Sitz der Udayana University, begrüßt jährlich über vier Millionen Besucher. Auch die großen Insel Sumatra, Borneo und Java, mit der Hauptstadt Jakarta, ziehen Millionen Besucher an. Doch auch die Indonesier werden von Jakarta angezogen. So hat die Stadt rund 30 Millionen Einwohnern, wodurch sie immerhin zweitgrößter Ballungsraum der Welt ist.

Hochschullandschaft in Indonesien

Das heutige indonesische Hochschulsystem wurzelt im kolonialen Bildungssystem von Niederländisch-Indien. In der Zeit, in der Indonesien noch eine niederländische Kolonie war, wurden an den Hochschulen vor allem Eliten ausgebildet, welche Posten in der Kolonialverwaltung besetzen sollten. Erst mit der Unabhängigkeit des Landes 1945 wurde ein massiver Ausbau des Bildungssystems für alle Bevölkerungsschichten vorangetrieben. Die junge Nation legte von Anfang an viel Wert auf Bildung und versuchte möglichst vielen Menschen diese zu ermöglichen. Zahlreiche Neugründungen von Hochschulen und ein Gesetz das vorschrieb, dass jede Provinz mindestens eine staatliche Universität beheimaten muss, sorgten für ein flächendeckendes Hochschulangebot.

Heute wird in Indonesien zwischen vollakademischen und berufsbildenden Studienprogrammen unterschieden. Beim Aufbau von Ausbildungsstrukturen im Berufsbildung-Sektor ließ sich Indonesien von Deutschland inspirieren. So werden Dualen Studiengänge in Indonesien immer beliebter, ein Konzept, welches ursprünglich aus Deutschland stammt.

Daher gibt es in dem Land verschiedene Hochschultypen, die sowohl staatlicher als auch privater Trägerschaft haben können. Es wird unterschieden zwischen Universitas, Politeknik, Institut, Sekolah Tinggi, Akademi und Akademi Komunitas. Dabei bieten oftmals nur die Universitats die vollumfänglichen Studienabschlüsse S1, S2 und S3 an, welche dem Bachelor, Master oder einer Promotion entsprechen. Bei den anderen Hochschultypen liegt der Schwerpunkt vor allem auf Berufsausbildung und fachliche Spezialisierungen. Hier werden andere Abschlüsse verliehen.

Studiensystem in Indonesien

Indonesiens Bevölkerung ist keine homogene Menschengruppe. Zwar ist der Islam vorherrschende Religion und macht Indonesien damit zum größten muslimischen Land der Erde, doch es gibt auch größere christlich, konfuzianisch, hinduistisch oder buddhistisch geprägte Provinzen. Letztere ist vor allem auf Bali verbreitet.

Da der dem Bachelor entsprechende S1-Abschluss regulär in vier Jahren absolviert wird, entspricht er eher einem australischen Bachelor of Honours als dem regulären deutschen Bachelorabschluss. Das Masteräquivalent S2 wird in der Regel in zwei Jahren abgeschlossen.

Das Studienjahr ist in zwei Semester geteilt, das Semester Ganjil oder Semester Gasal genannte Wintersemester geht von September bis Dezember. Das Sommersemester in Indonesien heißt Semester Genap und geht von Februar bis Juni.

Studieren in Indonesien: Voraussetzungen

Für ein Auslandssemester in Indonesien gelten unterschiedliche Voraussetzungen, die von Hochschule zu Hochschule variieren können. In der Regel ist die Zulassung für unkompliziert, vor allem, wenn das Semester von einer Organisation wie studiesNetwork oder ähnlichen angeboten wird. Hier reicht es oftmals aus, wenn die Studenten an einer europäischen Hochschule eingeschrieben sind und ausreichende Englischkenntnisse besitzen.

In manchen Fällen stehen die Semesterprogramme aber auch Bewerbern offen, die aktuell nicht an einer europäischen Hochschule eingeschrieben sind, weil sie ihr Studium noch gar nicht begonnen haben oder aber bereits abgeschlossen haben. Auch die bei kompletten Bachelor- oder Masterstudiengängen notwendige Eignungsprüfung entfällt für Semesterstudenten in Indonesien.

Da die genauen Zugangsvoraussetzungen variieren können, sollten sich Interessenten vor ihrer Bewerbung bei jeweiligen Hochschulen oder Organisationen informieren.


Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten

Jakarta ist die einwohnerreichste Stadt Indonesiens und die Hauptstadt der Inselrepublik. Sie liegt auf der Insel Java und bildet den modernen und technologisierten Gegenpol zu vielen der eher ländlich geprägten Provinzen.

Die Studienkosten in Indonesien unterscheiden sich stark zwischen staatlichen und privaten Hochschulen sowie vom Studienfach und der Abschlussart. So können sozial schwächere Studenten an staatlichen Hochschulen teilweise kostenlos studieren, während ein Studium an einer privaten Hochschule über 3.500 Euro pro Semester kosten kann. Hinzu kommt, dass internationale Studenten an einigen Universitäten eine doppelt so hohe Studiengebühr wie einheimische Studenten zahlen müssen. In der Regel sind die Studiengebühren aber trotzdem deutlich niedriger als in Studienländern wie Australien, Großbritannien oder den USA.

Die Lebenshaltungskosten sind dafür, wie im gesamten südostasiatischen Raum, geringer als in Deutschland. Vor allem die Preise für regional angebaute Lebensmittel und für den Nahverkehr sind sehr niedrig. Teuer sind importierte Produkte und auch der Wohnraum in den Städten gleicht sich immer mehr den westlichen Preisen an. Besonders aufpassen muss man bei Touristenattraktionen. Hier liegen die Eintrittspreise für Ausländer ohne indonesisches Langzeitvisum auf Grund von staatlichen Vorgaben bis zu zwanzigmal höher als für Einheimische.

Eine in Indonesien beliebte Wohnoption ist die Villen-WG. Dabei mieten sich mehrere Studenten eine gesamte Villa und verteilen sich auf die verschiedenen Zimmer. Diese Wohnungen werden dann in der Regel von 4 bis 10 Studenten bewohnt, besitzen oft einen Pool und mehrere Bäder. Ansonsten sind die Preise für Wohnraum zum einen von der Lage der Wohnung, wobei man in der Hauptstadt Jakarta mit die höchsten Mieten zahlen muss, aber auch von der Tourismus-Saison abhängig. Wird Wohnraum für nur ein Semester angemietet, sollten Studenten mit ihrem Einzug im Sommersemester bis nach Ostern zu warten und im Wintersemester erst nach September einziehen.

Da die Zulassungsbestimmungen aller indonesischen Universitäten festschreiben, dass Studenten kein eigenes Geld verdienen dürfen, ist es internationalen Studenten während der Ausbildung verboten zu arbeiten. Daher müssen sich deutsche Bewerber um andere Finanzierungsmöglichkeiten für ihr Studium in Indonesien kümmern. Dafür kommen neben Auslands-BAföG und Studienkredite auch verschiedene (Teil-)Stipendien in Frage. So bieten diverse öffentliche und private Träger und Stiftungen auch für Studenten ohne Bestnoten Finanzierungsbeihilfen an.


Visum und Einreise nach Indonesien

Die Insel Bali ist wegen ihrer historischen Tempelanlagen und der wunderschönen Natur bei Touristen sehr beliebt. Außerdem liegt auf Bali der Campus der Udayana University.

Für ein Studium in Indonesien benötigen deutsche Studenten ein Visum, welches sich über die Dauer des gesamten Aufenthaltes im Land erstreckt. Für ein Auslandsemester bietet sich daher am besten das sogenannte Social Budaya an. Es berechtigt Studenten zu einem Aufenthalt von maximal 6 Monaten und muss nach den ersten 60 Tagen monatlich verlängert werden.

Um das Social Budaya für Indonesien zu erhalten, muss vor dem eigentlichen Visumsantrag zuerst ein Surat Rekomendasi von der indonesischen Botschaft angefordert werden. Dieses Empfehlungsschreiben wird auf Antrag kostenlos ausgestellt und benötigt zwischen 1 bis 4 Wochen. Um das Surat Rekomendasi zu beantragen, müssen folgende Unterlagen bei der Botschaft eingereicht werden:

  • ein formloser Antrag auf Ausstellung eines Surat Rekomendasi
  • das Empfehlungsschreiben der aufnehmenden Universität (wird in der Regel sechs Wochen vor Studienbeginn per E-Mail zugeschickt)
  • ein Referenzschreiben bzw. eine Bestätigung der Universität in Deutschland
  • eine Bürgschaftserklärung von einem Elternteil, sowohl für die Unterhaltskosten in Indonesien als auch für die Übernahme der Reisekosten
  • Ausweiskopie des bürgenden Elternteils
  • Eigene Reisepasskopie (Pass muss noch mindestens sechs Monate gültig sein), sowie ein Passbild
  • Erklärung, dass sich an die indonesischen Gesetze und Vorschriften gehalten wird
  • Ein adressierter und frankierter Rückumschlag

Nachdem das Surat Rekomendasi vorliegt, kann das eigentliche Studentenvisum beantragt werden. Dabei gibt es für die unterschiedlichen Regionen in Deutschland verschiedene Ansprechpartner. Die Botschaft in Berlin ist zuständig für Bewerber aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen. Das Konsulat in Hamburg bearbeitet Visumsanträge aus Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und das Konsulat in Frankfurt am Main ist zuständig für alle Bewerber aus den restlichen Bundesländern.

Für die Beantragung des Social Budayas werden folgende Unterlagen benötigt und müssen in A4 Größe eingereicht werden:

  • das Surat Rekomendasi
  • das ausgefüllte und unterzeichnete Visumsformular (erhältlich auf der Webseite der regional zuständigen Botschaft beziehungsweise Konsulats)
  • Konsulat in Frankfurt am Main: 1 Passfoto, Konsulat in Hamburg und Botschaft in Berlin: 2 Passfotos
  • einen gültigen Reisepass im Original, welcher mindestens 6 Monate gültig ist, und mindestens 6 leere Seiten hat, sowie eine Kopie der ersten Seite
  • Zahlungsnachweis über die Überweisung der anfallenden Ausstellungsgebühren (45 Euro in Hamburg und Frankfurt, 50 Euro in Berlin)
  • eine formlose Bürgschaftserklärung der Eltern, dass der Aufenthalt in Indonesien finanziell abgesichert ist, mit Originalunterschriften
  • Ausweiskopie des bürgenden Elternteils
  • eine Immatrikulationsbescheinigung der deutschen Heimatuniversität
  • die Bescheinigung der Universität in Indonesien
  • eine Kopie der Flugbuchung (Hin- und Rückflug für Indonesien)
  • ein frankierter Rückumschlag für die Zustellung per Post (eventuell als Einschreiben)

Zu bedenken ist, dass beim Verlassen des Landes das Visum verfällt, das heißt, nach einem Kurztrip in andere Länder der Region muss ein neues Visum beantragt werden. Ist der Reisezeitpunkt im letzten Monat des Studienaufenthalts reicht auch ein 30 Tage gültiges, kostenloses Touristenvisum für die Einreise aus. Dieses kann direkt am Flughafen bei der Einreise beantragt werden.