25 Sep
Erfahrungsbericht von Manuel K.

Universidad de Vina del Mar


Stadt: Viña del Mar
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2017 bis 07/2017
Heimathochschule: Gießen U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich heiße Manuel Klein, studiere BWL an der Universität in Gießen und habe im deutschen Sommersemester 2017 ein Auslandssemester in Chile an der Universidad Viña del Mar gemacht. Ich war einer der glücklichen Empfänger des College-Contact-Semesterstipendiums für den Bereich Wirtschaftswissenschaften und konnte das Geld gut gebrauchen: Chile ist nämlich echt teuer! Die monatlichen Kosten summieren sich schnell auf die Kosten, die man auch in Deutschland hat – wenn nicht sogar noch höher.

Ankommen in Chile

Nun aber mal von vorne: Ende Februar ging es für mich mit dem Flieger von Frankfurt über Sao Paulo nach Santiago und direkt in ein vorher reserviertes Hostel in Viña del Mar, wo ich einen deutschen Mitstudenten, den ich vorher schon über die Facebook-Gruppe von College Contact kennengelernt habe, traf. Wir machten uns in den nächsten Tagen, vor allem über die Seite compartodepto.cl, die wg-gesucht.de ähnelt, auf die Suche nach einer passenden WG. Ich suchte vor allem im beeindruckenden Valparaíso, wurde dort aber nicht erfolgreich. Mein Hauptkriterium war es mit Chilenos zusammenzuwohnen, um die Sprache und Kultur aus erster Hand kennenzulernen.

Ich sprach bereits vor dem Semester recht gut spanisch, mein Ziel des Auslandssemesters war es jedoch mein Spanisch weiter auszubauen und zu perfektionieren. Letztlich schaute ich mir eine Wohnung in Viña del Mar an und verstand mich sofort super mit meinem zukünftigen chilenischen Mitbewohner. Die Wohnung war sauber, modern und gut gelegen: in direkter Nähe zum Markt („Feria“), zur Metrostation „Hospital“, zu zwei großen Supermärkten und mit dem Bus rund 10 Minuten vom International-Campus der Uni Viña del Mar entfernt. Nach einer Woche zog noch ein Kolumbianer zu uns in die Wohnung wodurch ich daheim ausschließlich spanisch sprechen konnte.

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Chileno

Anfänglich hatte ich große Probleme das „Chileno“ zu verstehen – über die Zeit lernte ich jedoch viele Chilenismos kennen und genoss es, meinen Mitbewohner immer besser zu verstehen. Der folgende Satz, der so geschrieben ist, wie er ausgesprochen wird, gibt einen Eindruck in das Chileno der „Flaites“, der unteren Schicht der Chilenen. Es reden jedoch sehr viele Chilenen in diesem Stil. “Hola perrito, ¿cómo etai? Oye, la polola de ete flaite ayer fue bakán po weon. ¡Filete, weon! ¡Conchatumadre, no lo entiendo porque le gusta eta wawa po weon! Hay que encontrarla al tiro para que se lo olvide, ¿Cachai?“


Semesterbeginn

In der ersten Woche lernten wir die vielen Studenten des Semesters und die Städte Viña del Mar und Valparaiso durch unterschiedliche Programmpunkte kennen. Anfang März war es in Viña immer noch sehr warm. Und wir genossen das super Wetter unter anderem am Strand in Concon, rund eine dreiviertel Stunde nördlicher von Viña, wo man sich von vielen Surfschulen Surfboards ausleihen konnte und wo wir die chilenischen Wellen surften. Da ich mich vorher dazu entschieden hatte, meine Abschlussarbeit in Chile zu beenden, gestalteten sich die ersten 8 Wochen meines 6-monatigen Aufenthalts eher ruhiger und sehr strukturiert während die anderen Kommilitonen die spätsommerlichen Temperaturen bei Ausflügen und Reisen zu unterschiedlichsten Destinationen in Chile und bei den vielen Attraktionen in und rund um Viña genossen.

Nach den ersten zwei Monaten änderte sich jedoch auch mein Alltag bedeutend, da ich mich nicht mehr um meine Abschlussarbeit kümmern musste. So lernte auch ich endlich die internationalen Kommilitonen besser kennen und genoss die freie Zeit, um mit meinem vor Ort gekauften Surfboard (über Yapo.cl) häufig die Wellen von Concon zu surfen. Ich hatte Glück, da ich die Besitzer einer Surfschule kennen lernte und dort mein Surfboard unterstellen konnte. Somit musste ich es nicht immer im Micro-Bus transportieren.


Studieren in Viña del Mar

In den letzten zwei Monaten im 4-monatigen Semester genoss ich es, die unterschiedlichen Kulturen und Leben der internationalen Studenten aus vielen verschiedenen Ländern kennenzulernen, gemeinsam das Nachtleben Viña del Mars und Valparaísos auszutesten, das Land zu bereisen (Valle del Elqui und zweimal Snowboarden in den Anden vor Santiago) und mich nun voll auf die Inhalte der Vorlesungen der Uni konzentrieren zu können. Ich belegte 4 Kurse: 2 auf Spanisch und 2 auf Englisch. Ein interessanter spanischer Kurs behandelte die sozioökonomische Evolution Südamerikas, für den wir Präsentationen und mehrere kleine Hausarbeiten anfertigen mussten. Anfangs hatte ich noch größere Probleme, den Dozenten und die zum Teil komplizierten Texte zu verstehen, was sich über das Semester jedoch stark verbesserte.

Dies lag vor allem an meinem absoluten Highlight des Studiums in Viña: ein sehr intensiver Spanisch-Kurs, der die Grammatik der Sprache, die ich in den vergangenen 12 Jahren in der Schule und in der Universität gelernt hatte, für das Level B2 komplett wiederholte. Wir waren nur zwei Studenten und konnten das Erlernte sofort im echten Leben in Viña benutzen und umsetzen. Somit verbesserte sich auch durch die gute Lehre und Didaktik der Dozentin (Verónica) mein Spanisch sehr schnell und stark. Die anderen zwei englischsprachigen Kurse behandelten unter anderem die Gründe der Finanzkrise 2007/2008, die chilenische ökonomische Entwicklung (Chile war seit 1973 das Versuchskaninchen des Neoliberalismus unter der Militärjunta Pinochets) und den Aufbau und Probleme des heutigen Geldsystems. Wir schrieben regelmäßig einstündige Tests über gemeinsam betrachtete Dokumentationen.


Kursniveau

Insgesamt muss man sagen, dass das Niveau – wie in wahrscheinlich den meisten Ländern – nicht mit dem einer deutschen Uni vergleichbar war. Gerade die Erzählungen anderer Studenten waren zum Teil etwas verrückt – ich hatte sicherlich noch einen der Kurse, die am meisten forderten.

Generell kann man denke ich sagen, dass die spanischsprachigen Kurse vom Niveau her besser sind. Das Profil der Uni und ein Auslandssemester in Chile ist halt nicht unbedingt dafür geeignet, sich durch die Uni sehr stark fachlich weiterzubilden. Für den Spanischkurs musste ich allerdings recht viel leisten: Es gab jeden Tag Hausaufgaben (wir hatten dreimal die Woche Veranstaltungen), ich musste mehrere Präsentationen halten, wir mussten mehrfach eigene Kompositionen abgeben und es gab insgesamt drei einstündige Tests. Die Endnote bestand somit aus 8 Einzelleistungen. Der Aufwand hat sich jedoch für ein solides Spanisch wirklich gelohnt.


Reisen durch Südamerika

Nach den durchaus etwas stressigen letzten zwei Wochen des Semesters voller Abgaben, Präsentationen und Klausuren und den letzten Abschiedsparties mit den Studenten trat ich dann die letzten zwei Monate meines Auslandsaufenthaltes an: Eine Reise gen Norden durch Südamerika. Viele der Studenten hatten während des Semesters schon einzelne Ausflüge und kurze Reisen in die nördlicheren Gebiete und Länder des Kontinents gemacht – ich hob mir diese Destinationen jedoch für die große Reise auf. Ich begann Anfang Juli in Chiloé, der größten Insel Chiles, wo ich mit drei anderen Mädels ein Auto mietete und die wunderschöne Insel und das Seengebiet rund um Puerto Varas kennenlernte.

Wir lernten neben einem extrem sonnigen und schönen Tag auch das klassische Wetter dort kennen: strömender Regen (an rund 300 Tagen im Jahr soll es dort regnen). Danach ging es über Valdivia und Concepción aufs Land nach Linares, wo ich das Elternhaus eines chilenischen Freundes besuchte und das „echte“ Chile ohne Tourismus in einer Kleinstadt kennenlernen konnte. Darauf ging es mit dem Flieger von Santiago nach Calama und sofort ab nach San Pedro de Atacama, einem beeindruckenden Wüstendorf, von dem aus ich viele Ausflüge zu Seen in den Anden, Geysiren, das „Valle de la Luna“ und den Salar de Atacama in den nächsten zwei Tagen unternahm.

So konnte ich mich durch die Tagesausflüge auf bis zu 4.300m und die enormen Temperaturunterschiede (-15 Grad bis +25) auf die dreitägige Jeep-Tour zum Salar de Uyuni und die dortige Höhe (wir waren auf 5.000m) vorbereiten, die am dritten Tag in San Pedro begann. Diese Tour war unglaublich: Unglaublich beeindruckende, schöne und abwechslungsreiche Natur in den Anden, interessante und lustige 5 weitere Mitfahrende aus den USA, Argentinien und den Niederlanden und ein wirklich erfahrener und guter Fahrer. Wir waren alle traurig, als unsere Wege sich in Uyuni, Bolivien trennten.


Bolivien

Für mich ging es dann mit einem Spanier weiter nach Potosí, eine der höchsten Städte der Welt (4070m), wo wir die schöne Altstadt und mit einem ehemaligen Minenarbeiter eine extrem beeindruckende Silber- und Zinnmine besichtigten. Die nächste Station hieß Sucre, wo wir uns von der wunderschönen Altstadt in den Bann ziehen ließen und in einem Museum die Ressourcengewinnung in Bolivien näher kennenlernten. In La Paz, der Megacity Boliviens, lernte ich seine zwei spanischen Mitbewohnerinnen kennen, mit denen ich in den kommenden Tagen bis Cuzco in Peru gemeinsam reiste.

In La Paz machten wir eine lange Stadttour und fuhren mit dem „Teleferico“, einer Seilbahn, hoch nach „El Alto“ von rund 3600m auf über 4100m und genossen den atemberaubenden Blick über La Paz. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Mountainbike den Camino de los Yungas, besser bekannt als „Death Road“ von über 4600m auf etwa 1200m herunter, wo wir noch eine Nacht und Tag im Ort Coroico mit paradiesischen Ausblicken blieben. Dieser Ausflug war einer der Highlights der Reise: Man Fährt durch fast alle Klimazonen Südamerikas, hat spektakuläre Blicke in hunderte Meter tiefe Schluchten und Abhänge und erlebt Temperaturen von um die 0 Grad bis hin zu 30 Grad. Je nach Geschwindigkeit entsteht durchaus Adrenalin – die Abfahrt und die Straße ist für Radfahrer jedoch sicher! Man sollte sich unbedingt nach dem Zwiebelprinzip kleiden um bei jedem Halt Klamotten ablegen zu können.


Peru

Weiter ging es dann mit den zwei Spanierinnen an den beeindruckenden Titicaca-See, nach Copacabana, wo wir zum Sonnenuntergang den Hausberg bestiegen (durch die Höhe von 3800m wirklich anstrengend), die Isla del Sol und Isla de la Luna kennenlernten und darauf nach Puno, Peru aufbrachen. Dort lernten wir eine der Bewohnerinnen und die Geschichte der „Islas flotantes“ kennen und wanderten auf der recht weit vom Festland entfernten Isla Taquile. Mit dem Nachtbus ging es dann auf nach Cuzco, der Hauptstadt des Inkareiches, wo es einiges zu sehen gibt. Wir machten einen Ausflug zu den „Montañas de las siete colores“ (Fragt bei der Agentur Kana Travel unbedingt nach der alternativen Route, die uns sehr beeindruckt hat!) und natürlich das unglaubliche Machu Picchu.

Weiter ging es dann nach Huacachina nähe Ica in sehr beeindruckende Sanddünen und zur Oase Huacachina und nach Paracas, wo ich einen Deutschen wiedertraf, den ich in Copacabana beim Sonnenuntergang auf dem Hausberg kennengelernt hatte. In Paracas habe ich die Islas Bellestas besucht, die die „Galapagos-Inseln für Arme“ genannt werden, da man eine Vielzahl an Vögeln, Seelöwen und mit Glück sogar Humboldt-Pinguine betrachten kann. Außerdem habe ich die Halbinsel Paracas besucht, die beeindruckende Wüstenlandschaften und Strände bietet. Weiter ging es dann über einem kurzen Aufenthalt in Lima nach Trujillo wo ich Chan-Chan, die ehemalige Hauptstadt des Chimú-Reiches besichtigte und mir am Küstenort Huanchaco eine leckere Ceviche hab schmecken lassen. Insgesamt ist die peruanische Küche extrem lecker und bedeutend besser als die chilenische.

Weiter ging es über das schöne und entspannte Cajamarca auf einer 12-Stunden Busfahrt tagsüber nach Chachapoyas. Die Fahrt ist atemberaubend, ich habe die ganze Zeit am Fenster geklebt und die teils extrem großen Höhenunterschiede beobachtet. Diese Busfahrt ist ein absoluter Geheimtipp. In Chachapoyas habe ich mit einem Österreicher und zwei Briten die beeindruckende Festung „Kuelap“ der Chachapoya-Kultur besichtigt bevor es dann nach Cuispes ging, einem kleinen Dorf rund anderthalb Stunden nördlicher von Chachapoyas, von wo aus wir an zwei Tagen Trekkings zu den atemberaubenden Amazonas-Wasserfällen machten. Wir sahen unter anderem den Yumbilla Wasserfall mit einer Gesamthöhe von 870 m Höhe.


Ecuador

Weiter ging es dann über den Grenzübergang La Balsa nach Ecuador, wo ich mich in Loja mit meinem ehemaligen ecuadorianischen Mitbewohner aus meinem Auslandssemester in Valencia, Spanien traf und mit ihm einen gut einwöchigen Roadtrip mit dem Auto machte. Wir fuhren von Loja über Cuenca nach Alausí, wo wir mit dem Zug die Teufelsnase „Nariz del diablo“ herunterfuhren. Dann ging es weiter über einem Halt in Ingapirca, der bedeutendsten Inca-Ruinenstädte Ecuadors und in den Thermalbädern von Baños nach Puyo, wo er wohnte. Von dort machten wir Tagesausflüge in den Dschungel nach Tena wo wir in einem kühlen Fluss-Schwimmbad badeten, was bei den heißen Temperaturen (das erste Mal auf der ganzen Reise) genau das richtige war.

Sehr zu empfehlen ist der Mirador „Indichuris“, wo man sich an einem Seil über dem Dschungel mit fantastischem Ausblick schwingen kann. Sehr viel besser als die „Columpio del fin del mundo“ am Casa de arbol in Baños, wo wir nach einer sehr empfehlenswerten Rafting-Tour in Baños auch waren. Nach Baños, wo man extrem viele Outdoor-Aktivitäten erleben kann, ging es für uns weiter nach Latacunga, um am nächsten Morgen direkt zum beeindruckenden Quilotoa-Krater zu fahren. Anschließend ging es weiter nach Quito, wo wir die wunderschöne Altstadt und extrem pompösen Kirchen voller Gold besuchten.


Heimwärts

Am nächsten Tag brach ich zu meiner Bus-Reise nach Bogota auf, die insgesamt rund 30 Stunden dauerte, um dort meinen Flieger nach Lima zu bekommen. Eigentlich hatte ich vor auch noch ein paar Tage in Kolumbien zu verbringen und hatte mir deshalb den Flug von Bogota gebucht. Zudem ist es mit der Billigflug-Airline „Viva Columbia“ bedeutend günstiger nach Lima zu fliegen, als von Ecuador aus. Von Lima nahm ich am nächsten Morgen den Flieger nach Santiago, um meinen Koffer in Viña del Mar abzuholen. Ich ging mit meinem Mitbewohner ein letztes Mal im schönen Valparaíso essen und nahm am nächsten Tag den Flieger nach Frankfurt. So gingen 6 Monate Südamerika wie im Fluge vorbei und ich möchte keine Sekunde (bis auf vielleicht der ersten 2 Monate dank meiner Abschlussarbeit) missen! Danke College-Contact, für die finanzielle Unterstützung!