30 Apr 2018
Auslandssemester in Kanada

Die Lakehead University im Interview

Die Lakehead University verbindet eine zentrale Großstadtlage mit malerischer Natur.

Durchatmen, die spektakuläre Natur genießen und das kanadische Nordamerika hautnah erleben: An der jüngst von den Maclean’s University Rankings unter die Top Ten der kanadischen Primarily Undergraduate Universities gewählten Lakehead University erwarten euch neben exzellenten Studienbedingungen nicht nur die beeindruckende kanadische Landschaft, sondern auch ein reges Campus- und Großstadtleben. Dass der Reiz der Lakehead University für internationale Studenten darüber hinaus insbesondere in einer intensiven und sehr individuellen Studienbetreuung durch die Professoren besteht, hat Unimitarbeiterin Paula Thiessen uns im Interview erklärt.

Paula Thiessen ist Mitarbeiterin im International Office der Lakehead University.

College Contact:
Das Motto der Lakehead University lautet: „Exceptional. Unconventional.“ Wie wird dieses Motto an der Uni gelebt und wie viel davon spürt man als internationaler Student vor Ort?

Paula:
Ich glaube, der Unterschied zwischen Lakehead und größeren Universitäten ist, dass wir eine viel persönlichere Studienerfahrung bieten. Wir haben 9.000 Studenten an zwei Standorten. Dadurch ist das Betreuungsverhältnis sehr gut – auf jeden Dozenten kommen nur etwa 15 Studenten. Die Studenten studieren bei uns also in einem Lernumfeld, das es ihnen ermöglicht, ihre Professoren richtig kennenzulernen. Auch umgekehrt erinnern sich die Dozenten an die Studenten, kennen ihren Namen und sind auch außerhalb des Seminarraums bereit, Fragen zu beantworten oder Themen mit ihnen zu vertiefen. Die einzelnen Studierenden gehen so nicht in der Masse unter, werden im Kurs häufiger aufgerufen und müssen sich dementsprechend auch mehr beteiligen – was bedeutet, dass sie viel mehr aus den Seminaren mitnehmen. Ich würde sagen, das ist einer der Gründe, warum Lakehead „exeptional, unconventional“ ist.

Der zweite Grund ist, dass wir sehr praxisbezogene Studienmöglichkeiten anbieten können, zum Beispiel in den Natur- und Umweltwissenschaften, Geologie, Wasserressourcen-Management, Forstwissenschaft, Umweltmanagement und natürlich in unserem „Outdoor Recreation, Parks & Tourism“-Studiengang. Aufgrund unserer Standorte in Nord- und Zentral-Ontario sind wir nämlich umgeben von Natur: Thunder Bay liegt am Lake Superior im Nadelwald und Orillia zwischen Lake Simcoe und Lake Couchiching im „Lake Country“ von Zentral-Ontario. Dadurch werden ganz einzigartige Feldversuche möglich und ich denke, das ist der andere Aspekt, der Lakehead zu etwas Besonderem macht.

Die natürliche Umgebung der Lakehead University bietet tolle Möglichkeiten für praktisches Lernen und Feldforschung.

Ein weiteres Motto, das wir haben, ist übrigens: A Truly Canadian Experience. Die Lakehead University bietet alles, was als typisch kanadisch gilt. Eishockey, Wintersport, aber auch die Sommer- und Outdoor-Aktivitäten ziehen viele Studenten an.

College Contact:
Lakehead ist eine von nur wenigen unserer kanadischen Partneruniversitäten, an denen im Rahmen eines Auslandssemesters auch Kurse auf Master-Level belegt werden können. Welche Programme sind für Studenten, die ein Auslandssemester bei euch machen wollen, besonders interessant?

Paula:
Genau, wir bieten einige Programme im Postgraduate-Bereich an, die Masterstudenten ein Semester lang belegen können: Biologie, Ingenieurwissenschaften, Physik, Ressourcenmanagement (einschließlich Forstwissenschaft und Umweltmanagement), Englisch, Soziologie, Wirtschaft, Informatik, Geschichte und Pädagogik. Aber die beliebtesten Master-Programme unter den Gaststudenten sind Informatik und Ingenieurwissenschaften!

College Contact:
Kulturelle Diversität ist ein wichtiges Thema bei euch. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Studierenden hat Lakehead den größten Anteil indigener Studenten in Kanada. Wie lebt die Uni diese kulturelle Diversität?

Die Lakehead University ist stolz auf ihre Vielfalt. Jeder ist Teil der Gemeinschaft und kann sich und seine Besonderheiten einbringen.

Paula:
Auf dem Campus gibt es eine Vielzahl von Events, die von Studenten und Organisationen veranstaltet werden. Wir haben in Lakehead Studenten aus 63 Ländern sowie etwa 12 %, die den First Nations angehören. Es gibt an der Uni dementsprechend auch mehrere First-Nations-Organisationen, beispielsweise die Native Student Association. Sie organisieren Pow Wows, das sind Feste, bei denen es Tänze, Zeremonien und Essen gibt und man zusammenkommt. Auf dem Campus findet so etwas ungefähr zweimal im Jahr statt, zusätzlich zu den Festen der Community außerhalb der Uni. Unser International Centre veranstaltet ebenfalls viele Feste. Jede größere Gruppe an der Uni hat ihre eigene Vereinigung. So gibt es etwa eine Indian Student Association, eine Chinese Student Association und eine Iranian Student Association, die zum Beispiel regelmäßig ein iranisches Neujahrsfest auf dem Campus veranstaltet. Einen deutschen Club gibt es meines Wissens bis jetzt nicht. Die Studenten müssen sich selbst organisieren und ihre Vereinigung gründen.

College Contact:
Sprechen wir doch noch etwas mehr über Thunder Bay. Es liegt am Lake Superior und ist die größte Stadt im Zentrum von Nordwest-Ontario. Warum ist es so toll, in Thunder Bay zu studieren?

Paula:
Also ich bin begeistert von Thunder Bay, weil ich von Toronto dorthin gezogen bin. Was mich ursprünglich am meisten angezogen hat, waren die Landschaft und die Natur: Der Lake Superior ist der flächenmäßig größte Süßwassersee der Welt und Thunder Bay befindet sich auf dem sogenannten Kanadischen Schild, was bedeutet, dass das Grundgestein hier sehr nah an der Oberfläche liegt und es dementsprechend wenig erdigen Boden gibt. Von den Highways aus sieht man zum Beispiel ganz tolle, riesige Felsformationen und solche Dinge. Das gefällt mir wirklich sehr gut. Und auch der See mit seinen großen Klippen und felsigen Stränden. Diese wilde, zerklüftete Landschaft hat mich dorthin gezogen; die Möglichkeit, einfach losgehen zu können, wenn ich kajakfahren, campen oder wandern gehen möchte und nicht erst lange mit dem Auto im Stau stehen zu müssen. Die Stille, die gute Luft, die Farben – der Himmel ist zum Beispiel blau, nicht grau und dunstig.

Riesige Wälder, Felsenstrände, strahlend blauer Himmel, wandern und kajakfahren - Thunder Bay bietet zahllose Attraktionen und Outdoor-Aktivitäten. Mit etwas Glück bekommt ihr dort sogar dieses Naturspektakel zu sehen: Nordlichter über dem Boulevard Lake in Thunder Bay.

Ich mochte diese Atmosphäre. Aber als ich dann dorthin gezogen war, habe ich gemerkt, dass jeder in der Stadt eine Art Doppelleben führt: Tagsüber haben die Leute ihren Job, aber häufig sind sie außerdem auch noch Musiker oder machen Filme. Es gibt also auch eine unglaublich vielfältige Kunstszene. Wir haben ein professionelles Symphonieorchester, einige Kunstgalerien, ein professionelles Theater sowie einige Amateur-Theatergruppen. In Thunder Bay werden auch recht viele Filme gedreht. Es gibt einige Filmemacher, die dort ständig an neuen Filmprojekten arbeiten. Einer der Filme, die in Thunder Bay gedreht wurden, von einem Produzenten aus Thunder Bay, hat es sogar bis nach Cannes geschafft. Er heißt Sleeping Giant und ist von 2015 – sehr sehenswert! Außerdem haben wir mindestens drei Filmfestivals – die natürlich nicht die Berlinale sind, aber eben der Größe unserer Stadt entsprechen. Wenn jemand also nicht so ein riesiger Outdoor-Fan ist, gibt es hier trotzdem noch genug zu erleben. Die Musikszene ist auch ganz großartig für Studenten. Dadurch, dass die Stadt auf der Strecke nach Westen liegt, müssen alle Bands, die durch das Land touren, immer durch Thunder Bay und machen dann bei uns Halt. In vielen Bars gibt es deshalb ständig Konzerte.

College Contact:
Du hast auch erwähnt, dass Lakehead einen zweiten Campus in Orillia, in der Nähe von Toronto hat. Wie kam es dazu, dass die Uni diesen neuen Standort eröffnet hat und warum sollten unsere deutschen Study Abroad Studenten in Betracht ziehen, dort zu studieren?

Ein zweiter Universitätsstandort befindet sich in der hübschen Kleinstadt Orillia im "Lake-Country". Für viele Bewohner Torontos ist die Gegend ein Refugium für Sommerwochenenden am See.

Paula:
Wir haben den Campus 2006 eröffnet. Der Grund dafür war, dass die Bevölkerung von Nord-Ontario schrumpft und wir die Atmosphäre von Lakehead in eine Gegend von Ontario bringen wollten, in der mehr Menschen leben. Der Campus ist allerdings recht klein, dort studieren bislang nur 1400 Studenten. Aber er wächst jedes Jahr. Deutsche Studenten, die sich für ein Semester in Orillia interessieren, sollten wissen, dass sie dort eine noch intimere Studienatmosphäre erwartet als in Thunder Bay. Es könnte ihnen passieren, dass sie gemeinsam mit ihrem Professor in der Mensa zu Mittag essen, alles ist sehr familiär. Am Orillia Campus ist es unmöglich, unter dem Radar zu bleiben. Jeder kennt jeden. Außerdem werden dort etwas andere Programme angeboten. Es gibt zwar Überschneidungen, aber viele der Programme sind interdisziplinär, sodass die Studenten dort „Arts and Science“-Abschlüsse machen. Das ist dann zum Beispiel ein Honours Bachelor of Arts and Science in Anthropologie oder Englisch oder welches Fach auch immer der Schwerpunkt ist.

Die Gegend um Orillia ist das Lake Country, dorthin flüchten die Bewohner Torontos an ihren Sommerwochenenden. Die Leute haben dort Landhäuser an den Seen. Die Stadt hat aber auch eine sehr vielfältige Festivalkultur: Im Sommer gibt es das Mariposa Folk Festival und noch viele mehr. Der Stadtkern ist auch sehr charmant: kleine Restaurants und Cafés direkt am Wasser. Das alles erwartet euch, wenn ihr am Orillia Campus studiert!

College Contact:
Das klingt richtig toll! Hast du zum Abschluss noch einige persönliche Tipps oder Must-sees für unsere Studenten?

Sollte jeder Besucher der Stadt Thunder Bay einmal gemacht haben: Eine Wanderung im Sleeping Giant Provincial Park auf dem Lake Superior.

Paula:
Wenn ihr Outdoor-Aktivitäten mögt, empfehle ich euch, den Sleeping Giant zu besuchen. Im Lake Superior gibt es eine Halbinsel, die von Thunder Bay aus betrachtet aussieht wie ein Riese, der auf dem Rücken liegt und schläft. Es ist ein Provincial Park, wo man wandern oder Kajak oder Kanu fahren kann und ich kann wirklich nur empfehlen, diesen Park zu erkunden, durch das Hinterland zu wandern, ein Wochenende oder fünf Tage dort zu verbringen. Das wäre die Sache, von der ich sagen würde, das muss man in Thunder Bay gemacht haben. Wenn ihr in der Stadt bleiben wollt und etwas früher als September da seid, könnt ihr auch segeln gehen. Ihr könnt ein Boot chartern oder an den Regatten teilnehmen, die der Segelclub an Mittwoch- und Freitagabenden veranstaltet. Ihr könnt euch auch am Yachthafen aufhalten und mit den Seglern sprechen, gut möglich, dass euch dann jemand mit an Bord nimmt, wenn ihr im Gegenzug für sie arbeitet. Sie können häufig eine zusätzliche Hand gebrauchen und für euch ist es eine tolle Gelegenheit, umsonst raus auf den See zu kommen.

College Contact:
Vielen Dank für die tollen Tipps und das schöne Interview, Paula!

Ihr interessiert euch für ein Auslandssemester in Nordamerika und wollt auch einmal auf einer Yacht über den Lake Superior segeln oder ein Nickerchen neben dem Sleeping Giant machen? Aber vor allem wollt ihr an einer Universität studieren, wo ihr nicht nur eine Matrikelnummer seid, sondern man noch euren Namen kennt? Dann meldet euch bei unserer Studienberaterin Maria Frings per E-Mail, Telefon oder persönlich. Sie und ihre Kolleginnen beraten euch individuell und kostenlos und helfen engagiert dabei, das beste Programm für euch zu finden – egal ob Auslandssemester, ein ganzes Bachelor- oder Masterstudium oder gar eine Promotion.