10 Jul
Erfahrungsbericht von Tobias H.

Swinburne University of Technology


Stadt: Melbourne
Land: Australien
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: Psychologie, Personalwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2018 bis 06/2018

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mitte Januar 2018 ging es für mich von Düsseldorf über Bali nach Melbourne um in mein Auslandssemester an der Swinburne University of Technology (SUT) zu starten. Das vorherige Semester verbrachte ich ebenfalls im Ausland an der California State University Fullerton (CSUF) in den USA. Zum Zeitpunkt meines Auslandssemesters in Australien befand ich mich im vierten Mastersemester meines Psychologiestudiums mit dem Schwerpunkt Personal- und Wirtschaftspsychologie. An der SUT belegte ich die Kurse Talent Management, Human Capital Analytics, und Introduction to Forensic Psychology. Meine letzte Prüfungsleistung erbrachte ich am 06.06.2018, bevor ich dann über Gold Coast, Brisbane, Cairns und Dubai am 23.06.2018 wieder nach Düsseldorf geflogen bin.

Die SUT ist eine von zahlreichen Universitäten, die im multikulturellen Melbourne angesiedelt sind. Für fünf Monate war ich also ein waschechter Melburnian, wie die Einwohner Melbournes im Englischen genannt werden. Melbourne ist die Hauptstadt des Bundesstaates Victoria und mit fast fünf Millionen Einwohnern hinter Sydney die zweitgrößte Stadt des australischen Kontinents. Hauptstadt Australiens ist aufgrund der Rivalität der beiden Städte dennoch das zwischen den beiden Städten gelegene Canberra, mit gerade einmal 400.000 Einwohnern.

Im Vergleich zu meinem Auslandssemester in Los Angeles war Melbourne ein Segen als Stadt. Melbourne hat ein für außereuropäische Verhältnisse sehr gut ausgebautes öffentliches Verkehrsmittelsystem, bestehend aus Trains, Trams und Bussen. Das hat es mir deutlich einfacher gemacht, mich in und um Melbourne frei zu bewegen und ich konnte so die Stadt besser erkunden als LA, wo öffentliche Verkehrsmittel praktisch nicht vorhanden und so jeder Ausflug mit einem teuren Uber und langem im Stau stehen bezahlt werden musste. Dennoch profiliert sich Melbourne meiner Meinung nach zu sehr mit seinem öffentlichen Verkehrsnetz und insbesondere der Free Tram Zone im CBD. Zum einen gibt es nach wie vor viele Baustellen, die dazu führen, dass Strecken eher schlecht organisiert durch Busse ersetzt werden und zum anderen ist die Free Tram Zone mehr Schein als Sein. In der Debatte um kostenlose öffentliche Verkehrsmittel in Deutschland hatte ich schon von Melbourne als tolles Beispiel gehört und mich daher gefreut, dies nun miterleben zu können. Letztendlich ist die Free Tram Zone jedoch klein und die meisten abgedeckten Strecken sind zu Fuß machbar. Auf der anderen Seite wohnt nur ein kleiner Teil der Bevölkerung im CBD, sodass zunächst in die Free Tram Zone rein- und nach Hause wieder rausgefahren werden muss. Nach zwei Fahrten sind die Kosten für das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln jedoch gedeckelt, sodass die Trams, auch wenn sie eigentlich kostenpflichtig wären, ohnehin nicht weiter berechnet werden würden. Für mich hat sich die Free Tram Zone also als Enttäuschung entpuppt.

Aufpassen sollte man auch beim Wetter in Melbourne, welche als „Stadt der vier Jahreszeiten in einem Tag“ bekannt ist. Demnach schlägt das Wetter in Melbourne gerne mal innerhalb von kurzer Zeit von warmen Sonnenwetter zu einem kalten Regentag um und entspricht nicht unbedingt dem Bild, das viele deutsche vom schönen Wetter in Australien haben. Abgesehen von diesen kleineren Schwierigkeiten war Melbourne jedoch eine tolle Stadt mit, wie viele Melburnians sagen, „Berlin-Vibes“. Ich kann insbesondere empfehlen die Viertel Fitzroy, Brunswick und St. Kilda zu erkunden, die mit Street Art, Vintage Shops und Street Food aus aller Welt gespickt sind. Auch ein Ausflug zum Brighton Beach sollte unternommen werden.

Die SUT ist eine junge australische Universität mit aktuell ca. 23.500 Studierenden. Sowohl das Academic Ranking of World Universites als auch die Times Higher Education World University Rankings und QS World University Rankings zählen die SUT zu den Top 400 (Top 3%) Universitäten der Welt. Demnach handelt es sich bei der SUT um eine solide Universität. Dennoch sollte einem bewusst sein, dass die SUT keine Eliteuniversität ist und selbst in Australien nicht zu der Group of Eight Australia, der acht führenden Universitäten, angehört. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie wichtig der Ruf einer Universität neben anderen Faktoren, wie der Standort, ist. Ich persönlich wollte gerne nach Australien und dort entweder nach Melbourne oder Sydney und da war die SUT die erste Wahl, die auch in mein begrenztes Budget gepasst hat, da ich ja schon ein Semester in den USA war. Die Studiengebühren an der SUT lagen etwas unter 5.000€ (das ist günstig). Falls nur ein Auslandssemester geplant ist, würde ich eher die University of Melbourne, University of Sydney oder Monash (ebenfalls in Melbourne) empfehlen. Dennoch ist die SUT meiner Meinung nach empfehlenswert. Der Campus und die Ausstattung sind hochmodern und von dem Design und der Architektur her den meisten deutschen Universitäten weit voraus. Auch die Dozenten waren deutlich professioneller als dies bei meinem Auslandssemester in Kalifornien der Fall war.

Planung meines Auslandsvorhabens

Mein Auslandssemester habe ich selbstständig organisiert und wurde dabei erneut tatkräftig von College Contact unterstützt, wie es auch schon bei meinem Auslandssemester in Kalifornien der Fall war. Insgesamt war ich mit der Hilfe von College Contact sehr zufrieden und dankbar, weswegen ich mich entschieden hatte, auch mein zweites Auslandssemester wieder in Zusammenarbeit mit College Contact zu planen. Dennoch möchte ich darauf aufmerksam machen, sich immer zuerst mit College Contact in Verbindung zu setzen bevor man anfängt, sich zu ausführlich mit einer Universität zu beschäftigen oder Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Die Angaben auf der Webseite sind leider nicht immer zu 100% korrekt oder aktuell und es sollte in jedem Fall geprüft werden, ob der eigene Studiengang an der Wunschuniversität im Ausland tatsächlich für internationale Studierende offensteht.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Planungsschritte und Tipps

Angefangen mit der Planung meines Auslandsvorhabens habe ich erst Mitte Oktober 2017, also nur ca. drei (!) Monate vor der letztendlichen Abreise nach Melbourne und somit auch während ich mich noch in den USA aufhielt. Zunächst kam die Idee auf, das Auslandssemester in Kalifornien um ein weiteres zu verlängern, jedoch habe ich diese schnell verworfen und mich entschieden zwar ein weiteres Semester im Ausland zu verbringen, jedoch den Ort zu wechseln. Sofern nicht geplant ist, einen gesamten Abschluss im Ausland zu machen oder die Masterarbeit zu verfassen, würde ich so einen Ortswechsel jedem empfehlen, da es zwar mehr Organisationsaufwand bedeutet, jedoch von zahlreichen neuen Erfahrungen profitiert wird.

Die Bewerbung an der SUT verlief reibungslos und ging sehr zügig vonstatten. Mitte Oktober kontaktierte ich College Contact und nach einigem hin- und her fiel die Wahl dann auf die SUT. An dieser Stelle kann ich empfehlen, sich nicht nur nach Kursen im eigenen Studiengang umzuschauen, sondern danach, welche Kurse von der Beschreibung her inhaltlich passen oder interessieren. Beispielsweise habe ich zwei meiner Kurse nicht in dem Studiengang Psychologie belegt, sondern Human Resources Management, welche inhaltlich besser zu meinem Schwerpunkt passten als die angebotenen Psychologiekurse. Es war an fast allen Universitäten möglich und oft sogar erwünscht Kurse auch aus benachbarten Disziplinen in die Kurswahl miteinzubeziehen und ich empfand diese Option als bereichernd.

Das Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen war recht einfach, insbesondere da College Contact noch viele meiner Unterlagen von der Bewerbung für Kalifornien aufbewahrt hatte und darauf zurückgreifen konnte. Daher empfehle ich für zusätzliche Informationen zu diesem Prozess in meinen anderen Erfahrungsbericht reinzuschauen. Insbesondere war dieses Mal kein finanzieller Nachweis zu erbringen, der mir für die USA einiges an Nerven, Zeit und Geld gekostet hat.

Es wurde erneut der DAAD-Sprachtest akzeptiert, der bei mir mittlerweile fast ein Jahr alt war, aber dennoch problemlos von der SUT als Sprachnachweis angenommen wurde. Ein Vorteil der Bewerbung an australischen Universitäten war, dass diese in der Regel keine Bewerbungsgebühren nehmen, was in den USA anders gehandhabt wird, wo Bewerbungen ab einer Gebühr von ca. 300€ anfangen. Aufgrund dessen habe ich mich neben der SUT an der Deakin University in Melbourne beworben und auch dort eine Zusage erhalten. Aufgrund der Kurse und des Standorts des Campus innerhalb Melbournes habe ich mich letztlich jedoch für die SUT entschieden und dies keinesfalls bereut (Deakin ist einfach zu weit außerhalb).

Es war kein Problem meine Unterlagen von den USA aus zu erstellen und schon am 21.10.2017 gab ich meine vollständigen Bewerbungsunterlagen bei College Contact ab. Am 16.11.2017 erhielt ich dann die endgültige Zusage der SUT. Im direkten Anschluss habe ich mein Studentenvisum beantragt, was für Australien glücklicherweise ausschließlich online abläuft. Insbesondere ist kein Besuch der australischen Botschaft notwendig, wie es für das Visum in den USA noch nötig war. Das Visum wurde in Blitzzeit bearbeitet und war innerhalb von wenigen Tagen genehmigt. Im Gegensatz zu den USA erhält man keinerlei Dokumente zugesendet, sondern das Visum wird lediglich per E-Mail bestätigt und mit der Reisepassnummer verknüpft, sodass man zum Flughafen auch nichts mitzunehmen braucht. (außer den Reisepass natürlich).

Nachdem nun auch das Visum in trockenen Tüchern war, buchte ich ca. zwei Wochen im Voraus die Flüge in dem Reisebüro STA Travel in Deutschland. Bei diesem auf Studierende ausgelegten Reisebüro habe ich bereits meine Flüge in die USA gebucht und war mit deren Leistung zufrieden. Weitere Informationen gibt es erneut in meinem vorherigen Erfahrungsbericht. Trotz der kurzen Vorlaufzeit habe ich noch vergleichsweise günstige Flüge ergattern können, die preiswerter waren als alles, was ich vorher im Internet rausgesucht hatte. Zudem empfehle ich möglichst auf beiden Strecken einen Stopover einzulegen. Diese kosten in der Regel nicht mehr Geld oder sind wie in meinem Fall sogar günstiger, helfen sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen und so einen Jetlag zu vermeiden und bringen einen zu Orten dieser Welt, die man sonst womöglich niemals gesehen hätte. So habe ich auf dem Hinflug zehn schöne Tage auf Bali in Indonesien verbracht und auf dem Rückflug fünf Tage in Dubai und dabei sogar 100€ weniger gezahlt als bei jeglichen Flugalternativen ohne Zwischenstopps.

Die Wohnungssuche bin ich von Deutschland aus angegangen. Wie auch schon in Kalifornien habe ich mich gegen das On-Campus-Housing entschieden, obwohl es dieses Mal nicht so überteuert war wie in den USA. Da ich allerdings mit meiner Freundin zusammenwohnen und etwas Günstigeres finden wollte, war es keine Option für mich. Als schade empfand ich, dass den On-Campus Personen eine zusätzliche Orientierungswoche geboten wurde, wovon alle übrigen internationalen Studierenden ausgeschlossen wurden. Das hat mich schon geärgert, insbesondere da die eigentliche Orientierungswoche an der SUT recht leer war und die On-Campus Personen von der SUT richtig was geboten bekommen haben sollen. Letztlich haben meine Freundin und ich dann ein Apartment in einem Studentenwohnheim gefunden, welches von der SUT auf ihrer Webseite weiterempfohlen wurde. Das Hawthorn House, in dem wir wohnten, lag direkt gegenüber dem Campus und war nur eine Gehminute entfernt. Somit war es dem On-Campus-Housing recht ähnlich. Wir teilten uns ein Apartment für zwei Personen mit eigener Küche und Bad und zahlten pro Monat inklusive Wasser, Strom, Gas, Internet, etc. ca. 630€ pro Person. Meiner Erfahrung nach bewegten wir uns damit im Mittelfeld von dem, was die anderen internationalen Studierenden so bezahlt haben und aufgrund der hervorragenden Lage unserer Wohnung war ich damit auch zufrieden. Mit deutschen Mietpreisen ist dies natürlich nicht zu vergleichen.


Fachlicher Gewinn

Ich belegte die drei Kurse Talent Management, Human Capital Analytics und Introduction to Forensic Psychology. Nachdem die Kurswahl von Deutschland aus etwas aufreibend war, gab es dann kein Course Crashing mehr, wie das in den USA oft praktiziert wird, sondern alle internationalen Studierenden hatten ihre Kurse wirklich sicher. Das Belegen von mindestens drei Kursen ist Vorrausetzung um im Master als Vollzeitstudierender zu gelten und wichtig, um sein Visum zu behalten.

Nachdem ich nun Studienerfahrungen in Deutschland und den USA sammeln konnte, war es sehr spannend für mich herauszufinden, wie das Studium in Australien organisiert sein und wie ich mich wohl schlagen würde. Den Kurs Introduction to Forensic Psychology habe ich aus reinem Interesse gewählt. Die SUT ist eine der wenigen Universitäten weltweit, die einen Master in forensischer Psychologie anbietet. Dieser Kurs wurde im klassischen Vorlesungsstil abgehalten und war recht ähnlich zu meinen Hörsaalerfahrungen in Deutschland. Anders war jedoch, dass eine Vorlesung nur einmal wöchentlich abgehalten wurde, dafür allerdings drei Stunden andauerte. Dieses Konzept halte ich für äußerst fragwürdig, da der Mensch für so lange Vorlesungszeiten mit hohen Konzentrationsphasen schlichtweg ungeeignet ist. So hatte ich das Gefühl trotz doppelter Vorlesungszeit in Australien wesentlich mehr Stoff in den deutschen Vorlesungen behandelt zu haben. Prof. Pfeifer war hingegen einer der didaktisch besten Professoren, denen ich bisher begegnet bin und mir sehr sympathisch war, da er sehr behavioristisch ausgerichtet ist und jedem Menschen zutraut alles im Leben erreichen zu können, was er sich vornimmt.

Die anderen beiden Kurse kamen aus dem Bereich Human Resources Management und waren mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand verbunden. Wie auch schon in den USA habe ich von mir erwartet in allen Kursen die Bestnote, welche in Australien als High Distinction (HD) betitelt wird, zu erhalten. Bei beiden Kursen mussten jeweils drei Hausarbeiten abgegeben werden und insgesamt kam ich während der zwölf Wochen Studium auf neun Hausarbeiten oder Klausuren. Lässt man drei Wochen für die Einführung in das Semester außen vor, hatte ich im Schnitt also pro Woche eine Klausur oder eine Hausarbeit abzugeben. Während meiner Erfahrung nach in Deutschland in der Lehre eher auf die Qualität geachtet wird, hatte ich in den USA und Australien das Gefühl, dass die Quantität sehr im Fokus steht. Ich denke, dass schlussendlich beide Aspekte wichtig sind und ich daher auch während meiner Auslandssemester viel gelernt habe. Aufgrund der zahlreichen Abgaben war es insbesondere in Australien entscheidend, einen kühlen Kopf zu bewahren, sich sehr gut zu organisieren und effektiv sowie effizient zu arbeiten. Da in Deutschland auch immer die Semesterferien zur Anfertigung von Hausarbeiten zur Verfügung standen, hat sich der Workload besser verteilt, was jedoch auch zur Folge hatte, dass ich etwas behäbiger an die Arbeiten herangetreten bin. In meiner Zeit in Australien habe ich gelernt dies umzustellen und fokussierter zu arbeiten, insbesondere da ich während des Semesters viel Zeit zum Reisen vorgesehen hatte.

Erstaunt war ich darüber, wie schwierig es in Australien ist, die Bestnote zu erhalten, obwohl ein HD in Swinburne schon ab dem Erreichen von 80% vergeben wird. Während ich in Deutschland im Master aktuell einen Notendurchschnitt von 1,0 habe und auch in den USA in allen drei Kursen ein A bekam, hatte ich damit gerechnet, dass dies auch in Australien recht problemlos der Fall sein würde. Bisher habe ich meine endgültige Note noch nicht erhalten, ich rechne jedoch eher mit nur zweimal HD und einmal Distinction (D). Offenbar sind die Beurteilungsstandards in Australien anders und es hat sicherlich auch damit zu tun, dass man als Austauschstudierender in Australien keinen „Bonus“ hat, wie das in den USA schon mal der Fall sein mag. In Australien ist ein Großteil der Studierenden aus Asien und somit ebenfalls international, weswegen dort keinerlei Unterschiede bezüglich der Sprachkenntnisse oder Ähnliches gemacht werden, wenn man als Semester Abroad- oder Austauschstudierender aus Deutschland an die SUT geht. Das finde ich auch richtig so, nur sollte man sich dessen bewusst sein, insbesondere wenn man als Psychologiestudierender ins Ausland geht und sich Kurse in Deutschland anrechnen lassen möchte. Da in Psychologie eine Noteninflation herrscht, fällt eine Anrechnung australischer Leistungen möglicherweise negativ ins Gewicht. Denn während ein HD in Münster noch mit einer 1,0 übersetzt wird, gibt es bei einem D bereits eine 2,0, die den Schnitt der meisten ambitionierten Psychologiestudierenden wahrscheinlich merklich herabsetzen würde. Meiner Einschätzung nach sollte ein D an der Swinburne mit einer 1,3 in Deutschland übersetzt werden, da selbst das D an der Swinburne schwerer zu erreichen ist, als die 1,3 in Münster. Die Übersetzung in eine 2,0 ist meiner persönlichen Empfindung nach fast schon eine Frechheit, da sie in keiner Weise der erbrachten Leistung gerecht wird.

Schlussendlich stufe ich auch die Verbesserung meiner Englischkenntnisse als wichtigen fachlichen Gewinn ein. Nach zwei Semestern im Ausland fühle ich mich nun sehr wohl mit der Sprache und spreche fließendes Englisch. Sowohl für eine zukünftige Promotion als auch für einen Einstieg in einer international agierenden Unternehmensberatung sind diese Sprachfähigkeiten von großem Nutzen für mich.


Besonderer Gewinn

Ein Vorteil eines Auslandssemesters in Australien gegenüber den USA ist, dass es das Studentenvisum erlaubt bis zu 20 Stunden pro Woche zu arbeiten. Seit dem Ende meines Abiturs hatte ich zahlreiche Nebenjobs und finde, dass diese ohnehin eine Bereicherung darstellen. Insbesondere halte ich diese Eindrücke wichtig für angehende Personaler, um auch Erfahrungen auf der Arbeitnehmerseite reflektieren zu können. Umso besser ist es, wenn man im Ausland berechtigt ist zu arbeiten. Es sollte sich dafür möglichst schnell um eine australische Steuernummer bemüht werden, die online beantragt werden kann. Ich habe während meines Auslandssemesters bei einem älteren Ehepaar sechs Stunden pro Woche als Gärtner gearbeitet und alte Holztreppen im Garten abgerissen und neu gebaut. Die Ausschreibung für die Stelle habe ich auf der Webseite der SUT gefunden, die eine kleine Jobbörse für Studentenjobs bietet. Der Grund für die Einordnung als besonderen Gewinn ist die Gastfreundschaft mit der ich bei Kate und Rob empfangen wurde. Während meiner Mittagspausen aßen wir jeweils zu dritt und über die Monate haben wir interessante Gespräche geführt und uns angefreundet. Meine Freundin und ich wurden so auch mal am Wochenende zum typisch australischen Barbecue eingeladen und haben Kate und Robs Familie kennenlernen dürfen. Während wir reisen waren luden sie uns zudem ein, unsere Koffer bei sich aufzunehmen und die letzten Nächte, anstelle von einem Hostel, bei ihnen zu übernachten. Wie auch schon in den USA habe ich ein außerordentliches Vertrauen und eine Hilfsbereitschaft gespürt für Menschen, die man eigentlich noch gar nicht richtig kennt. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen in Deutschland diesbezüglich eher zurückhaltend und vorsichtiger, was jedoch auch wertvolle Gelegenheiten nehmen kann, neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften aufzubauen. Ich habe die Gastfreundschaft von Kate und Rob sehr genossen und freue mich die beiden zu besuchen, wenn ich mal wieder in Melbourne sein sollte.

Generell halte ich die erfolgreiche Bewältigung eines Auslandssemesters für einen Beweis für sich selbst und auch an zukünftige Arbeitgeber, dass man motiviert und in der Lage ist, sich in fremden Umgebungen schnell zurecht zu finden und dass man ein gewisses Maß an Adaptionsfähigkeit mit sich bringt, welche in unserer heutigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ich habe das Gefühl durch die beiden Auslandssemester nun in herausfordernden Situationen ruhiger zu bleiben und effizienter nach Lösungen zu suchen. Problemen, denen ich nun begegne, werfen mich weniger aus der Bahn und ich habe eine gewisse Resilienz, mehr Selbstvertrauen und effektive Copingstrategien entwickelt.

Schlussendlich habe ich auch durch die vielen Reisen durch fremde Länder und Kulturen sehr viel lernen können. Ich habe Melbourne als multikulturelle Stadt erlebt, Reisfelder in Indonesien erkundet, singende Maoris in Neuseeland bestaunt, gesurft in Surfers Paradise (wo auch sonst?), geschnorchelt am Great Barrier Reef und war Kamelreiten bei 45 Grad in der Wüste von Dubai.

Das letzte Jahr war etwas so Besonderes, dass es mir jetzt schon wie ein Traum erscheint. Ein Traum, den ich niemals vergessen werde. An dieses Jahr werde ich mein Leben lang mit Glückseligkeit und auch ein bisschen Fernweh zurückblicken. Wobei sich dieses Fernweh gerade fast schon wie Heimweh anfühlt.