28 Nov
Erfahrungsbericht von Stefanie Z.

Swinburne University of Technology


Stadt: Melbourne
Land: Australien
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2018 bis 11/2018
Heimathochschule: Augsburg U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Da meine deutsche Uni keine Kooperationsuni in Melbourne hatte, ich dort jedoch unbedingt mein Auslandssemester machen wollte, habe ich es mir als Free Mover selbst organisiert. Mithilfe von College Contact verlief der Bewerbungsprozess reibungslos und schnell, sodass ich mich bereit im Februar an die Planung aller anderen Dinge wie Auslandskrankenversicherung, Visum oder Flug machen konnte. Als Student wird man bei STA nicht nur besonders gut beraten, sondern bekommt auch noch Rabatt bei der Buchung der Flüge; absolut empfehlenswert.

Die ersten Tage in der neuen Heimat und meine Unterkunft

Nahtlos verlief für mich der Übergang aus dem vierten Semester in Deutschland zum fünften Semester in Australien, denn während meine Kommilitonen noch mitten in der Prüfungsphase steckten, ging für mich am 17. Juli der Flug nach Melbourne. Nicht ganz so nahtlos verlief allerdings der Übergang der Jahreszeiten: von Hochsommer in den tiefsten, windigen australischen Winter. Aber so habe ich es mir eben ausgesucht, also wurde dem Wetter getrotzt!

In meiner ersten Unterkunft, einem Airbnb in einem großen Apartmentkomplex, fühlte ich mich vom ersten Tag an sehr wohl. Dazu haben nicht nur das zum Haus gehörige Fitnessstudio und der Pool beigetragen, sondern auch meine beiden Mitbewohner, die jederzeit für einen Plausch oder ein gemeinsames Essen zu haben waren. Entgegen vieler Empfehlungen, die Unterkunft während der ersten Tage direkt vor Ort zu suchen, habe ich das Airbnb schon von zuhause aus gebucht, da ich mir den Stress der Wohnungssuche ersparen wollte. Im Nachhinein war das meiner Meinung nach auch die absolut richtige Entscheidung, denn einigen späteren Kommilitonen fiel die Wohnungssuche zum einen nicht einfach, zum anderen gab es auch kaum einen preislichen Unterschied. Zum Wohnen in den Suburbs in Melbourne solltet ihr 600-800 $ monatlich einplanen. Wollt ihr direkt im CBD (central Business District, also der Innenstadt) wohnen, dann steigt der Mietpreis nochmal ein gutes Stück auf etwa das Doppelte.

Nach dem Mid-term Break habe ich die Unterkunft gewechselt. Das Airbnb war nur bis Mitte September verfügbar und außerdem gefiel mir die Möglichkeit, zwei Stadtteile besser kennenzulernen. Da die Swinburne University in Hawthorn liegt, habe ich mir die Stadtteile Richmond und St Kila zum Wohnen ausgesucht, da ich so zwischen Innenstadt und Uni wohnte und alles innerhalb 30-45 Minuten mit den öffentlichen Trams bzw. Metros erreichte.

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Das Studium und die Kurse

Während der Orientierungswoche habe ich auch schnell neue Kontakte geknüpft; zu meiner Verwunderung war der Großteil der Austauschstudierenden ebenfalls aus Deutschland. Nichtsdestotrotz bin ich proaktiv auch auf Studenten aus fremden Ländern zugegangen, sodass ich auch Freundschaften zu Studenten aus Ecuador, Kolumbien, Dänemark, Korea und Spanien knüpfen konnte. Nachdem wir in der ersten Woche dank einer Stadtrallye, vielen gemeinsamen Restaurantbesuchen und Sightseeing-Touren die Stadt schon ein wenig kennengerlernt haben, konnten Ende Juli dann die Vorlesungen starten. Meine drei ausgewählten Fächer lagen glücklicherweise so, dass ich nur von Dienstag bis Donnerstag Uni hatte, sodass langen Wochenenden nichts im Weg stand.

Die Vorlesungen verliefen sehr ähnlich wie in Deutschland: der Professor präsentierte und die Studenten hörten zu. Die Tutorials hingegen erinnerten mich viel mehr an das Schulleben als an die Universität. Die Studentenzahl betrug jeweils zwischen 15 und 20 Studierenden in einem Tutorial, sodass Gruppenarbeiten, Präsentationen und Diskussionen auf dem Tagesplan standen und durch die Gruppengröße auch gut möglich waren. Auch die Bildung der Gesamtnote eines jeden Fachs verlief für mich ungewohnt. Im Kurs „Innovative Business Practice“ beispielsweise hatte ich gar keine Prüfung, dafür insgesamt neun Abgaben über das Semester verteilt, bestehend aus Essays, online Quizzen, Video Pitches usw. In den anderen beiden Fächern „Consumer Behaviour“ und „Introduction to Management“ hatte ich zusätzlich zu den Prüfungen zwei bzw. drei Abgaben während der zwölf Semesterwochen. Auch wenn drei Fächer im Vergleich zur deutschen Workload zunächst wenig erscheinen, lässt die Summe der Abgaben ganz gut erahnen, dass ich meine vorlesungsfreien Tage nicht nur zum Reisen und Erkunden nutzen konnte. Ganz im Gegenteil, die rechercheintensiven Reports und Essays beanspruchten viel Zeit zum Einlesen in die Themen, Literatursuche und letztendlich natürlich Schreiben. Auch wenn die Umstellung vor allem am Anfang relativ schwerfiel, habe ich zum Ende hin eine deutliche Verbesserung gemerkt. Auch das Verfassen ging zum Ende hin immer leichter und schneller von der Hand, sodass ich definitiv von einer merklichen Verbesserung profitieren konnte. Die Inhalte der gewählten Kurse waren durchwegs spannend und neu für mich. Aufgrund der vielen Aufgaben war ich das ganze Semester über „gezwungen“ am Thema zu bleiben, was schlussendlich zu einem nachhaltigen Lernen des Stoffs führte.

Die Sprache stellte keine zu große Barriere da. Da ich bereits in meiner Heimatuni Vorlesungen auf Englisch hatte, und die australische Aussprache nach einer kurzen Eingewöhnungsphase gut verständlich ist, dauerte es nur wenige Tage bis ich alles gut verstand.

Die Swinburne University hat mehrere Standorte, wobei jeder einen eigenen Campus darstellt, sodass alle Gebäude auf dem von mir besuchten Campus in Hawthorn schnell fußläufig zu erreichen waren. Auch gab es über das Grundstück verteilt einige Cafés und Restaurants mit studentenfreundlichen Angeboten für die Mittags- und Kaffeepausen; eine Mensa hat die Uni leider nicht. In der Bibliothek gibt es verschiedene Lautstärkeniveaus in den unterschiedlichen Stockwerken, sodass man sich auch für Gruppenarbeiten in die Bibliothek setzen konnte, da Unterhaltungen beispielsweise in der zweiten Etage niemanden störten.


Angebote an der Uni

Neben der Vermittlung von Lerninhalten bietet die Uni unzählige Angebote, sowohl das Studium, als auch die Freizeit betreffend, an. So konnte ich Workshops zu Themen wie „Report writing: format, structure and style“ oder „Avoid plagiarising: use in-text referencing and reference lists“ besuchen, um Unterstützung für die abzugebenden Arbeiten zu erhalten. Das war eine riesengroße Hilfe, da sich einige Formalien von den deutschen unterscheiden und auch ein anderer Zitationsstil verwendet wurde. Darüber hinaus gab es in der Bücherei einen Service Desk, wo man seine ersten Entwürfe gegenlesen lassen konnte oder einzelne Unklarheiten beantwortet bekam.

Nicht nur in der Orientierungswoche, sondern auch in der allerersten Vorlesungswoche oder der Woche nach dem Mid-term Break gab es im Atrium des Campus verschiedenste Stände, an denen man Getränke-Voucher oder Trinkflaschen gewinnen konnte, Informationen zu Services rund um Themen wie Sicherheit oder Mobbing erhielt und darüber hinaus vor allem viel kostenloses Essen. Die Uni setzt wirklich viel daran, den Studenten einen möglichst angenehmen und abwechslungsreichen Studienalltag zu bieten.

Auch das Angebot an Clubs und sportlichen Events ist riesig. Vom „Explorer Club“ über die „Vegan Society“ bis hin zur „Disney Society“ ist wirklich alles vertreten. Ich persönlich habe vor allem die sportlichen Angebote genutzt, um neue Sportarten wie Cheerleading, Yoga und Boxing auszuprobieren. Für Swinburne-Studenten war das nahegelegene Schwimmbad außerdem kostenlos zugänglich, sodass man sich auch hier so oft man wollte auspowern konnte. Rundum ein toller Service, die Studiengebühren haben sich also ausbezahlt.


Typisch australisch

Apropos Sport: da fällt mir natürlich sofort Football ein. Die Australier brennen für ihre „Footy-Teams“, sodass am Tag vor dem Grand Final sogar ein Feiertag in ganz Victoria eingeführt wurde. Ich ließ mich von diesem Enthusiasmus anstecken und habe mir ein Football-Game angeschaut. Über Facebook bin ich in Kontakt mit einer Entrepreneurin gekommen, die „SportsHost“ gegründet hat. Ihr Unternehmen bringt Einheimische mit Reisenden zusammen, um sich gemeinsam ein Spiel anzusehen. Das ist insofern eine besondere Erfahrung, als dass man einen Fan an seiner Seite hat, der einem die vielen Fragen, die man als Neuling zu den Regeln hat, beantworten kann. Außerdem hatten wir das Glück das Spiel in der Fankurve ansehen zu können. Wir waren also mittendrin im Geschehen und haben die Fanschals als Erinnerung sogar behalten dürfen. Eine wirklich tolle Erfahrung.

Neben dem Football lieben die Australier Essen. Allerdings könnte ich kein typisches Gericht nennen, wie es bei den Italienern Pizza und Pasta, bei den Spaniern Tapas oder bei den Griechen Gyros und Zaziki ist. Durch die vielfältigen Einflüsse der Einwanderer aus Asien und Europa findet man in Melbourne die verschiedensten Essensangebote aus allen Herrenländern; vor allem Burger, Sushi, Dumplings oder Fish and Chips sieht man an so gut wie jeder Straßenecke. Was sie definitiv zelebrieren ist das „Brekkie“, also das Frühstück. Die süßen Pancakes oder Granola Bowls und herzhaften Ei-Avocado-Toasts sind bei einem Café aufwendiger und schöner gestaltet als beim anderen. Dazu gibt es natürlich Kaffee, den besten den ich je getrunken habe. Auch dafür ist die Stadt bekannt: für ihre zahlreichen „hidden cafes“, also kleine Cafés versteckt in Gassen und mit super herzlichen Bedienungen. Nach einem freundlichen und ernst gemeinten „Hey lovely, how are you?“ zur Begrüßung, kommt es nicht selten vor, dass man mit ihnen ein kurzes Gespräch über das Wetter oder den Tag führt. So geht es einem auch an der Supermarktkasse, oder im Bekleidungsgeschäft. Zu Beginn kommt einem das vielleicht ein wenig aufdringlich vor, doch man lernt die netten Small-Talks und die fremde Offenheit schnell zu schätzen und genießen.


Das besondere an Melbourne

Was die Stadt zusätzlich so besonders macht, sind ihre verschiedenen Stadtviertel, die alle ihren ganz eigenen und besonderen Charme besitzen. So ist Fitzroy total hip mit vielen second-hand Läden, alternativen Cafés und bunten Graffiti-Gassen. Hawthorn, das Viertel in dem auch die Uni ist, glänzt mit unzähligen Restaurants, Bars und Cafés mit budgetfreundlichen Angeboten, da hier auch einige Colleges angesiedelt sind. Im CBD findet man eine Rooftop Bar nach der anderen, Wolkenkratzer, Sehenswürdigkeiten und jede Menge Shoppingmöglichkeiten in Malls oder Outlets.

Was Melbourne außerdem ausmacht, sind die Leute. Die Stadt ist so multikulturell, dass es mir schwerfallen würde, den typischen Australier anhand äußerlicher oder charakteristischer Merkmale zu beschreiben. Dies spiegelte sich auch in der Uni wieder. Die Vielzahl an Studenten, die entweder ein Auslandssemester dort verbrachten oder auch ihren ganzen Bachelor- oder Masterabschluss absolvierten, gestaltete die Klassenzusammensetzung total bunt und abwechslungsreich. Obwohl ich in der Freizeit viel mit Deutschen und Schweizern unterwegs war, hatte ich in der Uni nahezu ausschließlich Kontakt mit Australiern und Asiaten – eine bunte Mischung also.


Das Land

Wie schon erwähnt, hatte ich dank meiner kompakt gelegenen Vorlesungstage viele freie Tage zur Verfügung. Diese wurden nach getaner Arbeit selbstverständlich auch genutzt, um nicht nur die Stadt, sondern auch das Land zu erkunden. So verbrachte ich im August ein langes Wochenende im „roten Zentrum“ des Kontinents, dem Outback. Denn wer den bekannten Uluru nicht gesehen hat, war ja nicht in Australien, richtig? So ließen wir uns von den roten Steinformationen beeindrucken und verbrachten die Nächte unter freiem Himmel; eine unglaublich beeindruckende und einmalige Erfahrung.

Den Mid-term Break (eine vorlesungsfreie Woche in der Hälfte des Semesters) verbrachten wir an der Westküste. Dort mieteten wir uns zu acht zwei Autos und starteten einen Roadtrip. Entlang der knapp 1.500 km von Esperance nach Geraldton stoppten wir an den verschiedenen Orten entlang der Küste und erlebten ein Highlight nach dem anderen.

Selbstverständlich sind wir auch die Great Ocean Road entlanggefahren, wo ich den bisher weitaus beeindruckendsten Sonnenaufgang meines Lebens gesehen habe. Und auch das liebevoll genannte „kleine Neuseeland Australiens“, Tasmanien, haben wir für ein paar Tage erkundet. Da meine beiden Klausuren auf den ersten und zweiten Klausurtag fielen, war mein Semester bereits am 03. November zu Ende und ich konnte die verbleibende Zeit noch zum Reisen nutzen. Neben den Fidschi-Inseln bin ich die Ostküste Australiens entlanggereist und habe zu Ende noch eine Woche in Neuseeland verbracht. Die Region hat wirklich so viel zu bieten. Von wunderschönen Stränden über beeindruckende Felsbuchten bis hin zu hügeligen tiefgrünen Landschaften ist für jeden etwas dabei. Auch könnt ihr so viele Tiere sehen, von denen eines süßer ist als das andere: Kängurus, Koalas, Wombats, Tasmanische Teufel etc. Also plant sowohl genug Zeit als auch Budget ein, um die Länder zu erkunden.


Abschließende Worte

Während der Monate habe ich nicht nur viel fachliches, sondern auch persönlich einiges dazu gelernt und mich so ein Stück weiterentwickelt. Vor allem von der Offenheit, Freundlichkeit und vor allem dem „das-Leben-genießen“ und sich weniger Stress zu machen habe ich versucht so viel wie möglich mitzunehmen.

Am Ende dieses Semesters kann ich nun sagen, dass es absolut die richtige Entscheidung war, auf mein Bauchgefühl zu hören und mir den Wunsch eines Aufenthalts in Melbourne zu erfüllen. Nach meinen Erlebnissen und Eindrücken kann ich bestätigen, dass die Stadt zurecht mehrmals hintereinander zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wurde. Zwar war es definitiv eine kostspielige Investition, doch sie hat sich gelohnt.