Psychologie im Ausland studieren
Psychologie? Bei diesem Wort denkt der Durchschnittsbürger an eine Couch und einen Therapeuten, der mit Notizblock bewaffnet in die Seele seiner Patienten vordringt. Doch es gibt weitaus mehr Aspekte als diese, durch Sigmund Freud beeinflusste, Vorstellung von Psychoanalyse. Psychologen untersuchen und behandeln nicht nur die Psyche und das Verhalten einzelner Menschen. Sie interessieren sich ebenso dafür, wie Gruppen funktionieren, wie sich Mitarbeiter motivieren lassen oder wie Menschen sich im Straßenverkehr verhalten. Ihre Aussagen stützen sich weniger auf Freudsche Theorien als auf empirische Erhebungen.
Das Studienfach Psychologie
Das Studium der Psychologie ist weitaus mehr als eine Ausbildung zum „Seelenklempner“. Das Fach gehört in den Bereich der Gesellschaftswissenschaften und die Interessensgebiete und Forschungsbereiche gehen in viele Richtungen. Sie liegen vor allem überall dort, wo menschliches Verhalten eine Rolle spielt.
Bachelor Psychologie
Im Bachelor geht es in der Regel um die Grundlagen in Allgemeiner Psychologie, Entwicklungspsychologie, Sozialpsychologie und Persönlichkeitspsychologie. Die Studierenden lernen, wie Emotionen entstehen oder das Gedächtnis arbeitet, welche Entwicklungsstadien Menschen durchlaufen und warum verschiedene Menschen unterschiedlich auf bestimmte Situationen reagieren. Bei der Beantwortung dieser Fragen ist in den letzten Jahren die biologische Psychologie zunehmend wichtiger geworden. Sie untersucht, wie Hormone uns beeinflussen oder wie das menschliche Gehirn funktioniert. Die Studierenden lernen außerdem, Studien und Experimente korrekt durchzuführen und besuchen Seminare zu Themen wie Diagnostik und Statistik.
In den höheren Semestern kommen die sogenannten „Anwendungsfächer“ dazu. In der Klinischen Psychologie geht es beispielsweise um die Entstehung und Behandlung psychischer Krankheiten. In der Arbeits- und Organisationspsychologie geht es vor allem um die Optimierung von Arbeitsabläufen. Die Hochschulen bieten unterschiedliche Vertiefungsfächer an, etwa Pädagogische Psychologie, Medienpsychologie oder Sportpsychologie. In Praktika und Forschungsgruppen lernen die Studierenden, das Gelernte in der Praxis anzuwenden.
Master Psychologie
„Psychologe“ nennen darf sich nur, wer mindestens einen Masterabschluss hat. Die meisten Studierenden schließen darum an den Bachelor einen Master an. Dabei legen sie sich auf eines der oben aufgeführten Anwendungsfächer fest. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren überaus spezialisierte Studiengänge entstanden und regelmäßig kommen neue hinzu. Dazu gehört beispielsweise der Human Factors Master of Science, der sich auf die Interaktion von Mensch und Maschine konzentriert.
Voraussetzungen
Mehr als 50 Universitäten bieten das klassische Studienfach Psychologie an. Viele FHs haben darüber hinaus spezielle Studiengänge, wie Wirtschaftspsychologie oder Schulpsychologie, im Angebot. Für nahezu alle Studiengänge gelten strenge Beschränkungen für die Zulassung. Da die Zahl der Bewerber seit Jahren deutlich höher ist, als die Zahl der Studienplätze, ist der NC besonders hoch.
In den meisten Fällen erwarten die Hochschulen eine Abiturnote im Einserbereich. Einige Hochschulen führen zusätzliche Auswahlverfahren in Form von Gesprächen oder Tests durch. Wer einen Freiwilligendienst oder ein Praktikum in einschlägigen Bereichen vorzuweisen hat, erhöht seine Chancen auf einen Studienplatz. Einige Hochschulen ermöglichen es, ohne Abitur oder Fachhochschulreife Psychologie zu studieren. Bedingung: Der Bewerber kann eine mehrjährige Berufstätigkeit aufweisen, die für das Fach relevant ist.
Wer vorhat, Psychologie zu studieren, hat idealerweise nicht nur ein Interesse an der Psyche des Menschen, sondern auch an Naturwissenschaften. Der mathematisch-statistische Anteil im Studium ist nämlich nicht zu unterschätzen. Darüber hinaus sind gute Englischkenntnisse empfehlenswert, da ein Teil der Fachliteratur nur auf Englisch vorliegt.
Berufsfelder
Das eingangs erwähnte Klischee vom Psychologen und seiner Couch ist zwar überholt, dennoch ist ein Großteil aller Absolventen später im Gesundheitsdienst tätig. Viele sind in Beratungsstellen, Kliniken oder Pflegeheimen angestellt oder arbeiten in einer eigenen Praxis, wo sie Patienten mit psychischen Leiden behandeln. Wer als „Psychologische(r) Psychotherapeut(in)“ tätig sein möchte, hat nach dem Studium noch einen langen Weg vor sich: Erst nach drei Jahren Vollzeit-Therapieausbildung oder nach fünf- bis siebenjähriger berufsbegleitender Ausbildung ist es möglich, als staatlich anerkannte(r) Psychotherapeut(in) zu arbeiten.
Ein weiteres klassisches Berufsbild ist das des Polizeipsychologen. Er erstellt Täterprofile und ist für die psychologische Betreuung von Beamten zuständig. Notfallpsychologen betreuen Katastrophen- und Unfallopfer, während Verkehrspsychologen vor allen Dingen Unfallursachen auf den Grund gehen.
Relativ neue Tätigkeitsfelder sind die von Arbeits- und Organisationspsychologen. Sie arbeiten im Dienste von Bundes- und Landesverwaltungen, Arbeitsämtern oder von großen Unternehmen, wo sie beispielsweise die Arbeitsmotivationen erforschen oder das Personal auswählen. Auch in Schulen arbeiten immer häufiger ausgebildete Schulpsychologen.
Ebenfalls in den Bereichen Politik, Sport, Freizeit und Umwelt forschen und arbeiten Psychologen. Hier geht es darum, Leistungssportler zu motivieren oder das Umweltbewusstsein zu schärfen. Insbesondere Masterabsolventen haben darüber hinaus die Möglichkeit, in die universitäre Forschung und Lehre zu gehen.
Für dich als angehenden Psychologen kann es sehr lohnenswert sein, ein oder mehrere Semester deines Studiums im Ausland zu verbringen. So gewinnst du Einblicke in andere Lehrinhalte und Forschungsschwerpunkte. Neben dem Erwerb oder der Perfektionierung einer Fremdsprache, machen sich wichtige Soft Skills, wie interkulturelle Kompetenz und Flexibilität, gut auf deinem Lebenslauf. Während deiner Zeit im Ausland lernst du, dich über kulturelle Unterschiede hinweg zu verständigen und in kurzer Zeit Kontakte zu knüpfen.