15 Apr
Erfahrungsbericht von Sarah K.

London South Bank University


Stadt: London
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: BWL, Marketing , Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2019 bis 01/2020
Heimathochschule: Koblenz FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Für mich stand schon zu Beginn des Masters fest, dass ich mein Auslandssemester gerne in Großbritannien absolvieren möchte. Mich fasziniert die englische Kultur und ich mag auch einfach den britischen Akzent so gerne.

Für Masterstudierende bietet die Hochschule Koblenz aber leider keinen Austausch mit ihrer Partneruni in Schottland an. Damit war für mich klar, dass ich als Freemover ins Ausland gehen werde. Das klingt zuerst nach viel Arbeit, ist es aber nicht. Dazu aber gleich mehr. Da ich als Freemover nicht an eine bestimmte Universität oder Stadt gebunden war, stand für mich London ganz oben auf meiner List. Ich wollte schon immer mal in einer Großstadt leben und da ist eine so internationale und multikulturelle Stadt wie London natürlich perfekt. Aber kann man sich als Student ein Leben in London überhaupt leisten? Ja! Natürlich kommen die individuellen Ausgaben sehr auf den persönlichen Lebensstil an, aber durch das Wohnheim der Uni waren zumindest die Wohnkosten bezahlbar.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Die Organisation

Wie bereits erwähnt, sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, als Freemover ins Ausland zu gehen. Durch die Unterstützung von College Contact lief die Bewerbung super unkompliziert ab und ich erhielt schon nach circa zwei Wochen die Zusage von der London South Bank University. College Contact übernimmt den Kontakt zu der Universität im Ausland und hilft beim Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen. Am Ende ändert sich für euch also nicht wirklich etwas im Vergleich zu einer Bewerbung an einer Partneruniversität.

Der größte Nachteil an einem Auslandssemester als Freemover sind allerdings die Kosten, denn die Studiengebühren müssen selbst getragen werden. An der London South Bank University sind das £4.410 für ein Semester im Bachelor und £3.100 für ein Semester im Master (Stand Wintersemester 2019/20). Aber auch hierfür gibt es Lösungen. Vom Auslands-BAföG werden beispielsweise Studiengebühren bis zu einer Höhe von 4.600 € übernommen.

Da Großbritannien während meinem Auslandssemester noch Teil der EU war, musste ich mich glücklicherweise nicht um ein Visum kümmern und musste mich nach der Zusage nur noch um die Bewerbung im Wohnheim kümmern, die sehr unkompliziert war.


Die London South Bank University

An der LSBU studieren über 17.500 Studenten aus mehr als 130 Nationen.Die Uni liegt, wie der Name erahnen lässt, im Stadtteil South Bank und liegt damit unglaublich zentral. Zu Beginn des Semesters gab es eine Einführungsveranstaltung für alle internationalen Studenten in der alle wichtigen Informationen vermittelt wurde. Außerdem gab es ein kleines BBQ für die Austauschstudenten. Ich muss aber sagen, dass das Angebot an Aktivitäten speziell für Austauschstudenten sehr gering war beziehungsweise nicht vorhanden. Bis auf die genannten Veranstaltungen wurde sonst von Seiten der Uni nichts angeboten, um andere internationale Studenten im Rahmen der Uni kennenzulernen. Natürlich lernt man auch so genug Leute kennen, doch durch Veranstaltungen der Uni ist es häufig leichter, mit anderen ins Gespräch zu kommen.


Meine Kurse

Drunter und drüber ging es bei der Kurswahl. Ich glaube an diesem Tag habe ich die meisten meiner Freunde kennengelernt. Wir waren ziemlich viele Austauschstudenten im Master (größtenteils aus Deutschland, alle als Freemover) und eigentlich hat man noch vor der Abreise aus Deutschland per E-Mail die Kurse gewählt. Da aus dem Kurskatalog aber nicht ersichtlich war, welche Kurse in welchem Semester angeboten werden und auch die Anzahl der Credits nicht immer ganz klar war, musste ich fast alle meine Kurse, die ich zuvor angegeben hatte noch einmal ändern. Und da ging es nicht nur mir so. Im Endeffekt war ich aber super zufrieden mit meinen Kursen und das Erlebnis hat direkt zusammengeschweißt.

An der Hochschule Koblenz studiere ich im Master Business Management mit dem Schwerpunkt Marketing und International Business. Ich habe an der London South Bank University drei Kurse mit jeweils 20 Credits (=10 ECTS) belegt und somit insgesamt 30 ECTS erworben. Belegt habe ich:

Integrated Marketing Communication

In diesem Kurs ging es viel um die Basics von Marketing, aber wie der Titel schon sagt auch um die Interaktion der einzelnen Werbemaßnahmen miteinander. Obwohl ich schon einige Marketing Kurse in meinem Studium belegt habe, konnte ich vor allem durch die andere kulturelle Sichtweise noch einmal einige neue Erkenntnisse mitnehmen. Die Prüfungsleistung waren zwei Hausarbeiten und eine Gruppenpräsentation. Dieses Fach war definitiv am meisten Arbeit, hat aber auch am meisten Spaß gemacht. Abgeschlossen habe ich mit 74% (umgerechnet eine 1,3).

Risk, Change and Crisis Management

Diese Vorlesung beschäftigte sich vor allem mit dem Risk Assessment im Projektmanagement. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Vorlesung sehr praktisch gestaltet war und wir immer wieder an fiktiven Projekten ein Risk Assessment durchführen mussten. Als Prüfungsleistung mussten wir eine Hausarbeit schreiben, in der wir ein echtes Risk Scenario aus Sicht eines Risk Managers analysieren und umsetzen sollten. Diesen Kurs habe ich mit 60% abgeschlossen (umgerechnet eine 2,3).

International Finance and Decision Making

Da ich vorher noch keine Finance-Vorlesung hatte, hatte ich zunächst Zweifel, ob ich hier wirklich mitkommen würde. Obwohl es sich um eine Master-Vorlesung handelte, fing diese aber trotzdem mit den Basics an und ich hatte keine Probleme zu folgen. Sehr angenehm war außerdem, dass ich auch in diesem Fach eine Hausarbeit geschrieben habe und man die Rechnungen zusammen mit Kommilitonen erarbeiten konnte. Abgeschlossen habe ich mit 80% (umgerechnet eine 1,0).


Meiner Meinung nach war es an der LSBU einfacher mit weniger Aufwand gute bis sehr gute Noten zu erhalten.Bis auf den Finance-Kurs, in dem wir circa 40 Studenten waren, waren wir immer nur sechs bis acht Leute. Hierdurch hatte man direkt eine sehr intime Atmosphäre und war immer gefordert, auch aktiv am Unterricht teilzunehmen. Jeder Kurs bestand aus zwei Stunden Vorlesung und zwei Stunden Seminar, das sehr interaktiv gestaltet ist. Im Seminar werden häufig Case Studies behandelt, die man als Hausaufgabe vorbereiten muss. Der Aufwand hält sich hier jedoch sehr im Rahmen.

Alles in allem haben mir die Kurse an der LSBU sehr gut gefallen und trotz eines holprigen Start der Organisation der Uni habe ich meine Zeit dort sehr genossen.


Meine Unterkunft

Einer der Gründe, warum ich mich für die London South Bank University entschieden habe, war die Garantie, als internationale Studentin einen Platz im Wohnheim zu erhalten. Wenn man nicht im Wohnheim wohnt, ist es in London so gut wie unmöglich, eine bezahlbare Unterkunft in guter Lage zu finden. Mein Wohnheimzimmer hat im Monat circa 650€ gekostet. Definitiv ein stolzer Preis, aber für die Lage in London mehr als angemessen. Denn die Lage könnte besser eigentlich nicht sein. Das Wohnheim liegt 15 Minuten (zu Fuß) südlich von der Themse. Zum London Eye konnte ich also einen entspannten Spaziergang machen. In fünf bis zehn Minuten erreicht man vier verschiedene Underground Stationen und direkt vor der Tür halten unzählige Buslinien. Ein großer Pluspunkt ist außerdem die Nähe zur Uni. Ich brauchte fast keine fünf Minuten von meinem Zimmer zur Vorlesung. Das macht vor allem morgens viel aus.

Insgesamt gibt es vier universitätseigene Wohnheime. Ich wohnte im McLaren House. Hier wohnen über 600 Studenten in acht Wohnblöcken. Alle internationalen Studenten sind in einem Block (Block H) untergebracht. Im H Block besteht jede Wohnung aus acht Zimmern mit jeweils eigenem Bad und einer großen Küche. Ich habe mit sieben anderen Mädels zusammen gewohnt. Sechs davon waren aus Deutschland und ein Mädchen aus Griechenland. Die internationale Mischung ließ in unserer Wohnung also etwas zu wünschen übrig. Man lernt aber auch schnell die Bewohner der anderen Wohnungen kennen. Da wir alle unser eigenes Bad haben, gab es nie irgendwelche Probleme. In der Küche gab es zwei Kühlschränke und zwei Herde, was bei so vielen Personen aber auch wirklich praktisch ist.

Einziger Minuspunkt des Wohnheims ist die strenge Kontrolle am Eingang. Gäste von außerhalb dürfen nur bis 11 Uhr abends bleiben und Übernachtungsgäste dürfen maximal drei Nächte bleiben.


Leben in London

Ist es wirklich so teuer?

Das war während meinem Semester und auch jetzt danach wohl die häufigste Frage. London ist als eine der teuersten Städte der Welt bekannt und ja, man kann dort definitiv sehr viel Geld ausgeben. Wenn man das möchte. Wenn man nicht nur als Touri in einer Stadt unterwegs ist, sondern dort lebt findet man mit der Zeit auch immer mehr günstige Alternativen. Ich bin zum Beispiel immer bei Lidl einkaufen gegangen. Dafür musste ich zwar 10 Minuten Bus fahren aber die Preise waren dort viel günstiger als bei Tesco oder Sainsbury die direkt um die Ecke liegen. Lebensmittel sind meiner Meinung nach ähnlich teuer wie in Deutschland. Durch den Wechselkurs wurde es ein wenig teurer. Teuer ist auf jeden Fall das klassische Pint im Pub. Dafür zahlt man meistens schon zwischen 6 und 8€. Aber auch hier haben wir mit der Zeit Student Pubs gefunden, in denen die Preise sehr studentenfreundlich sind (z.B. “The Dover Castle”).

Es kommt generell auch einfach sehr darauf an, wie du deinen Alltag gestalten möchtest. Wir haben häufig zusammen im Wohnheim gekocht und waren vielleicht ein bis zweimal in der Woche essen oder frühstücken. Sehr viele der Museen in London (die sehr zu empfehlen und absolut nicht langweilig sind) sind kostenlos. Und in Packham gibt es ein Kino (The Packhamplex) in dem jeder Film zu jeder Zeit nur £5 kostet. Wie gesagt, man findet also mit der Zeit auch viele günstige Alternativen. Nicht ganz günstig ist definitiv die Tube. Die zentrale Lage des Wohnheims bietet hier also einen weiteren Vorteil. Zur Uni konnte ich laufen und auch London konnte ich häufig zu Fuß oder mit dem Bus erkunden.

Es gibt zwar ein Studententicket, das kostet allerdings £94 (~112€) im Monat für Zone 1-3. Da ich nicht jeden Tag öffentliche Verkehrsmittel genutzt habe, hat sich diese absolut nicht gelohnt. Ich habe im Monat circa 70 - 90€ für Transport ausgegeben.


Ausflüge

Da ich schon vor meinem Auslandssemester die meisten großen englischen Städte gesehen habe, habe ich die meiste Zeit in London verbracht und versucht, so viel wie möglich von der Stadt zu sehen. Denn es gibt in London so viel zu entdecken und so viele verschiedene Stadtteile, dass ich selbst nach knapp fünf Monaten nicht geschafft habe, alles zu sehen. Während dem Semester war ich zweimal in Brighton, eine super süße Stadt am Meer, die nur eine Stunde mit dem Zug entfernt liegt. Ein Ausflug nach Brighton ist auf jeden Fall ein Muss. Auch Oxford liegt nur gut eine Stunde entfernt. Harry Potter-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten. In einigen Gebäuden der berühmten Oxford University wurden Szenen für Harry Potter gedreht, die man dort besichtigen kann. Sowieso erreicht man von London aus sehr viele Städte ganz bequem mit dem Zug.

Da ich nur von Dienstag bis Donnerstag Vorlesungen hatte, bin ich außerdem für eine knappe Woche mit einer Freundin nach Schottland gefahren. Auch hier haben wir den Zug von London nach Edinburgh genommen und haben uns vor Ort einen Mietwagen genommen. Ich war sehr begeistert von der Natur und den wunderschönen Landschaften. Nach so viel Großstadt taten ein paar Tage in der Natur auch wirklich sehr gut.

Das Rugby Team

Ich kann nur jedem empfehlen, sich einem Sportteam oder einer Society anzuschließen. Man kommt so einfach in Kontakt mit Engländern und lernt die Kultur noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Zu Beginn des Semesters konnte man sich in den ersten zwei Wochen alle Sportvereine der Uni anschauen und an einer Probestunde teilnehmen. Ich habe mir Rugby, Hockey, Muay Thai und Cheerleading angeschaut und mich letztlich für das Women Rugby Team entschieden. Vor dem Semester hätte ich nie gedacht, dass ich in meinem Leben einmal Rugby spielen würde und es auch noch so viel Spaß macht. Rugby ist definitiv nicht ganz ohne und es hat auch ein bisschen gedauert, bis ich mich an die vielen Regeln gewöhnt habe. Die ein oder andere Schramme und viele blaue Flecken gab es als Souvenir. Wir haben einmal in der Woche trainiert und hatten vier Spiele gegen andere Universitäten. Nach den Spielen wurde ausgiebig gefeiert.

Das Wetter

Regnet es in England nicht die ganze Zeit?

Nein! Von meiner Zeit in London kann ich sagen, dass es nicht mehr geregnet hat als in Deutschland auch. Das Wetter ist allerdings sehr unvorhersehbar. Es kann morgens die Sonne scheinen, 10 Minuten später regnet es in Strömen und dann scheint wieder die Sonne. Solange man aber das Haus einfach immer mit einem Regenschirm in der Tasche verlässt ist man bestens ausgestattet. Das Vorurteil des schlechten Wetters sollte einen also nicht von einem Semester in England abhalten.


Fazit

Die fünf Monate sind einfach nur so verflogen und gleichzeitig fühlt es sich an, als wäre ich viel länger weg gewesen. Ich habe mich Hals über Kopf in London verliebt und der Abschied fiel mir nicht leicht. Deshalb bin ich sehr froh, dass London ja praktisch um die Ecke liegt und ich werde dort sicher das ein oder andere Wochenende verbringen.

Es war sehr spannend eine andere Art von Lehrsystem kennenzulernen und ich kann die London South Bank University sehr empfehlen. Gerade der gesicherte und bezahlbare Platz im Wohnheim ist meiner Meinung nach ein großer Vorteil. Ich fand es außerdem super, im Wintersemester in London zu sein, da die Weihnachtszeit in London wirklich etwas ganz Besonderes ist.