23 Mär
Erfahrungsbericht von Lennart V.

Universidad Adolfo Ibanez


Stadt: Viña del Mar
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Internationale BWL, Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2019 bis 11/2019
Heimathochschule: Düsseldorf HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung (Planung & Ankunft an der Gasthochschule)

Mit den Vorbereitungen für mein Auslandssemester habe ich bereits sehr früh begonnen. Da das Angebot an Partnerhochschulen meiner Hochschule nicht zu meinen Vorstellungen passte, habe ich extern als Freemover nach passenden Hochschulen gesucht. Über die Vermittlerorganisation College Contact bin ich schließlich auf die Universidad Adolfo Ibáñez (UAI) in Viña del Mar, Chile gestoßen. Für mich als Freemover war die Planung über eine Organisation sehr hilfreich, da diese einen Ansprechpartner für mich gestellt hat und der Bewerbungsprozess an der UAI so vereinfacht wurde. College Contact ist dabei für Studenten vollkommen kostenlos. Die Organisation bezieht ihre Vergütung als Provisionsanteil der Studiengebühren von der Gasthochschule, die als Freemover leider anfallen. Über meine Hochschule habe ich mich jedoch anschließend auf ein PROMOS Stipendium beworben und auch die Chancen auf eine BAföG-Bewilligung steigen durch die erhöhten Kosten für das Auslandssemester. Somit konnte ich in meinem Fall die Studiengebühren in Höhe von 4300 Euro hiermit wieder rausholen.

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Visum

Für das chilenische Visum fallen jedoch vorab nochmals zusätzliche Kosten an. Hier war auch der Organisationsaufwand deutlich höher als für die Bewerbung an der Hochschule. Nach dem Erhalt der Zulassungsbescheinigung der UAI sind der chilenischen Botschaft Krankenversicherung für die Dauer des Auslandsaufenthaltes, Finanzierungsnachweise, Gesundheitschecks vom Arzt und andere Dokumente online vorzulegen. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass die chilenische Botschaft in Frankfurt sehr zuvorkommend ist und einige Anstrengungen bei der Beschaffung der Dokumente nicht nötig gewesen wären. Alles in allem fielen für die Erstellung des Visums inklusive der Auslandskrankenversicherung nochmals circa 400 Euro an. Da wir auch in Chile nochmals einige weitere Termine bei der Einwanderungsbehörde wahrnehmen mussten, um unseren temporären Ausweis zu bekommen, sind bis vor kurzem viele Studenten nur mit Touristenvisum nach Chile eingereist. Von diesem Vorgehen wird aber generell abgeraten, da es auch zu Problemen führen kann.

Die Ankunft an der Hochschule verlief bei mir vollkommen unproblematisch durch den guten Kontakt zum International Office der UAI und den zugeteilten Buddies. Zuvor war ich von dem Buddysystem nicht sehr überzeugt, doch bei meiner Ankunft stellte sich dies als Glücksgriff heraus. Die Buddies organisieren Partys oder helfen beim Organisatorischen. Gerade für mich mit zu Beginn kaum Spanischkenntnissen unfassbar wichtig. Generell sind Spanischkenntnisse trotz der englischen Kurse überall in Lateinamerika unbedingt zu empfehlen!


Unterkunft

Ich bin zunächst nach Chile geflogen ohne eine feste Unterkunft zu haben. Die ersten zwei Wochen habe ich mit einem Kommilitonen in einem Airbnb gelebt in der Hoffnung mit anderen Internationals vor Ort eine geeignete Wohnung zu finden. Die meisten hatten sich jedoch vorab um eine Wohnung oder Gastfamilie gekümmert. Somit haben wir uns letztendlich zu viert auf Wohnungssuche begeben und von absolutem Schrott bis Luxusapartment alles zu Gesicht bekommen. Letztendlich haben wir uns für eine große Wohnung mit riesigem Balkon und großem Wohnzimmer in einer Gated Community direkt am Meer entschieden. Die Anlage hatte zwei Pools, Parkplätze, Tennis- und Squashplätze und ein Fitnessstudios. Wir bezahlten zwar etwas mehr als die meisten Studenten, jedoch war die Wohnung jeden Cent wert und der Ausgangspunkt für viele legendäre Partynächte. Außerdem war unsere Vermieterin uns in vielen Punkten eine große Hilfe. So konnten wir von ihr für Tagestrips gegen Unkosten ein Auto leihen oder bei Lautstärkebeschwerden der Nachbarn auf ihren Rückhalt setzen. wink

Die Wohnung befand sich zudem in unmittelbarer Nähe zu einer großen Mall und so waren Dinge des täglichen Lebens fußläufig erreichbar. Zur Uni sind wir dennoch meistens, trotz eigenen UAI-Shuttlestationen in der Nähe, mit dem Uber gefahren, da sich der Preis bei vier Personen im Cent-Bereich bewegt. Uber ist jedoch neben Alkohol so ziemlich das einzig günstige in Chile. Die Kosten für Lebenshaltung sind teilweise höher als in Deutschland und ein Einkauf im Supermarkt kann schnell ein Loch ins Portmonee sprengen. So löste die entstehende Protestbewegung am Ende des Semesters gegen das bestehende System (Relation Lohnkosten zu Lebenshaltungskosten nicht tragbar) keine Verwunderung aus. Lediglich die Härte, mit der Protestanten und Polizisten gegeneinander vorgingen, war teilweise angsteinflößend. Unsere Wohngegend lag jedoch außerhalb der Hauptprotestzone und war dementsprechend sicher.


Studium an der Gasthochschule

Die UAI ist eine der renommiertesten Hochschulen in Lateinamerika. Das Campusgelände liegt perfekt über der Stadt mit Blick auf das Meer. Trotz der überschaubaren Studentenanzahl gibt es ein Fitnessstudio mit vielen Kursen, Fußballplätze und Angebote für weitere Sportarten. Die Gebäude sind offen und sehr modern designt, mit einem zentralen Platz in der Mitte. Es ist sehr offensichtlich, dass die UAI keine Universität für den Durchschnittschilenen ist, sondern auf die Anforderungen der Oberschicht zugeschnitten ist.

Da ich bei meiner Ankunft in Chile kein Spanisch konnte, habe ich an der UAI drei Vorlesungen belegt, welche für Internationals ausgelegt waren und auf Englisch gehalten wurden. Neben International Business (Doing Business in Latin America) und Marketing Trends and Strategies in Latin America habe ich auch einen Spanischkurs belegt. Da alle Kurse nur einmal wöchentlich stattfanden, war ich somit nur montags und dienstags fest an der UAI eingebunden. Die Kurse generell hatten eine gute Qualität und es wurde durch viele Fallbeispiele eine anschauliche Praxisnähe geschaffen. Mit ein wenig Aufwand während des Semesters konnte hier in jeweils zwei Zwischenpräsentationen eine gute Note erarbeitet werden.

Durch die auftretenden Proteste hat mein Auslandssemester jedoch im letzten Monat eine vollständige Wende genommen. Die Universitätsveranstaltungen wurden großenteils eingestellt und auch die abschließenden Prüfungsleistungen wurden letztendlich in schriftliche Essays geändert. Da auch das Sportprogramm ausgesetzt wurde, ist das Studentenleben in den letzten Zügen vollständig zum Stehen gekommen. Die Kommunikation und das Notfallverhalten der UAI waren jedoch exzellent und so konnte ich dennoch mit allen absolvierten Prüfungen und ohne irgendwelche Probleme nach Deutschland zurückkehren.


Alltag und Freizeit

Reisen und Party! Chile hat für mich in beiden Aspekten neue Maßstäbe gesetzt. Skifahren in den Anden, Surfen an der endlosen Pazifikküste, Wandern durch das wunderschöne Patagonien oder Offroad durch die Atacama Wüste. In jeder Hinsicht bietet Chile alles, was ich mir unter Outdoor-Adventure vorstellen kann. Ich hatte jedoch noch einige Monate nach meinem Auslandssemester Zeit, um zu Reisen und so habe ich bis auf zwei große Trips nach Patagonien und Argentinien während des Semesters meine Zeit meistens in und um Viña del Mar und Santiago de Chile verbracht.

Viña ist nicht unbedingt sehr aufregend, jedoch bieten die angrenzenden Dünen zum Sandboarden und die Surfsports in Concón und Reñaca beste Freizeitmöglichkeiten. Auch das farbenfrohe Valparaíso als UNESCO-Weltkulturerbe ist nur eine kurze Fahrt mit den lokalen Microbussen entfernt. Viña selbst ist hingegen für das ausschweifende Nachtleben bekannt. Unzählige Clubs bieten Reaggeton und House/Techno Musik an sieben Tagen die Woche, Rooftops mit Meerblick und Afterpartys garantiert. Hier hat sich das Buddysystem der UAI doppelt ausgezahlt. Eintritte waren für Internationals frei und irgendjemand konnte uns immer an der Schlange entlang in die Clubs schleusen. Den Höhepunkt bildeten hierbei die Fiestas Patrias, eine Woche, die der Unabhängigkeit Chiles gewidmet ist und traditionell durchgefeiert wird. Wer plant nach Chile zu gehen, sollte sich dementsprechend auf lange Nächte einstellen.

Nach meinem Semester an der UAI bin ich zudem mehrere Monate von Chile über Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien bis nach Panama gereist. Eine Strecke, die neue Faszinationen an jeder Ecke bietet und perfekt mit dem Bus zu bereisen ist. Alle Highlights hier aufzuzählen würde in jeder Hinsicht den Rahmen sprengen, doch die Salzwüste von Uyuni in Bolivien, die Party- und Surforte Máncora in Peru und Montañita in Ecuador und der Segeltörn von Kolumbien nach Panama über die San Blas Inseln waren definitiv unglaubliche Erfahrungen.


Fazit

Mein Auslandssemester war insgesamt noch deutlich besser als ich es mir erhofft habe. Nachdem ich im Bachelor bereits für ein Semester in Südafrika studiert habe, konnte ich mir nicht vorstellen diese Erfahrungen noch einmal zu toppen. Doch in Chile stimmte alles. Sowohl Land, als auch Leute waren super und ich kann von keiner schlechten Erfahrung mit irgendwelchen Locals berichten. Jeder war sehr hilfsbereit und ich habe mich stets sehr sicher gefühlt. Natürlich gab es auch Schwierigkeiten, wie zum Beispiel die aufwendigen Vorbereitungen oder die Ausweisbeantragung, und es wäre auch schöner gewesen, das Semester ohne die aufkommenden Proteste abzuschließen, da viele Veranstaltungen und Events in dem Zuge gecancelt worden sind, jedoch waren dies nur kleine Hindernisse in sonst sieben perfekten Monaten!