14 Nov 2016
Nachhaltig studieren

Interview mit Emily Kirsch von der Humboldt State University in Nordkalifornien

Emily Kirsch, International Marketing & Recruitment Coordinator an der Humboldt State University

Ihr habt Lust auf ein "etwas anderes" Auslandssemester in Kalifornien? Wie wäre es mit atemberaubenden Küstenstreifen, uralten Wäldern und reißenden Stromschnellen? An der Humboldt State University im Norden Kaliforniens erwartet euch ein einzigartiges Outdoor-Paradies  

Vor allem MINT-Studierende, die sich mit der Tier- und Pflanzenwelt oder Umweltschutz beschäftigen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Nachhaltigkeit ist nicht nur im Curriculum, sondern auch im Alltag der HSU stark verankert und brachte der Uni sogar den Sieg in der nationalen Recycling Meisterschaft. Emily Kirsch erzählte uns im Interview von der praxisnahen Lehre an der HSU und der besonderen Atmosphäre in der Kleinstadtidylle von Arcata.


College Contact:
Eine der Studentinnen, die wir an die HSU vermittelt haben, hat in ihrem Erfahrungsbericht Folgendes geschrieben: „An der HSU werdet ihr sicherlich ein eher ungewöhnliches kalifornisches Auslandssemester verbringen.“ Was macht die Universität so einzigartig?

Emily:
Wenn man an Kalifornien denkt, dann denkt man an Los Angeles oder San Francisco, aber wir repräsentieren eher den Norden Kaliforniens. Wir unterscheiden uns von der Gegend um Los Angeles oder um San Francisco. Wir sind etwa fünf Stunden Autofahrt oder einen 45 Minuten-Flug von San Francisco entfernt - wir liegen also wirklich weit im Norden. Aufgrund unseres Standortes direkt neben dem Pazifik und umgeben von Wäldern und Parks gibt es viele Outdoor-Möglichkeiten für Studierende. Sie haben die Gelegenheit, wandern zu gehen, zu zelten oder zum Meer zu gehen - einerseits um dort ihre Freizeit zu verbringen, andererseits aber auch um in diesen Gebieten zu forschen, sowohl auf dem Campus als auch im Ort selbst.

Unser Ort Arcata ist wirklich einzigartig. Große Unternehmen sind in Downtown Arcata nicht erlaubt. Es gibt keinen Mc Donald’s oder Starbucks, aber man findet beides zehn Minuten entfernt. Die Gemeinde setzt den Fokus auf ihre Umwelt und Nachhaltigkeit. Das zieht eine bestimmte Art von Leuten an, die sich wirklich um die Umwelt und die Gemeinschaft kümmern, in der sie leben.


Auf dem Forschungsschiff der Humboldt State University sammeln schon Bachelorstudenten erste Erfahrung am zukünftigen Arbeitsplatz.

College Contact:
Was sind deiner Meinung nach die ungewöhnlichsten Kurse, die man an keiner anderen US-amerikanischen Uni finden würde? Welche Kurse sind typisch für Humboldt State?

Emily:
Unsere Studenten, die Meeresbiologie oder Ozeanographie studieren, haben die Möglichkeit, in einem ihrer Kurse Tauchen zu gehen. Ich habe selbst an der Humboldt State studiert und ab und zu denke ich, dass ich den falschen Master belegt habe. Ich habe International Studies studiert und manchmal denke ich: „Ich hätte Tauchen gehen können? Das hätte mein Leben sein können? Das ist ziemlich cool.“

Unsere Studenten können bereits während ihres Bachelorstudiums auf einem Forschungsschiff mitfahren. Normalerweise müssen Studierende bis zum Master warten, um auf diese Art und Weise forschen zu können. Die Möglichkeiten, aus dem Hörsaal raus zu kommen und nicht nur mit PowerPoint oder Büchern zu lernen, sind riesig, sowohl in den Naturwissenschaften als auch im Wirtschaftsbereich. Unsere Studenten arbeiten mit lokalen Unternehmen zusammen oder stellen in lokalen Kunstgalerien aus. Die Chance auf praktische Erfahrungen ist wahrscheinlich eines der einmaligsten Merkmale unserer Kurse.


College Contact:
Die Humboldt State gilt als eine der Best Outdoor Schools in America. Inwieweit spielt die Umgebung in euren Studiengängen eine Rolle?

Emily:
Humboldt State gibt es nur mit der Natur, die die Uni umgibt. Beide sind super eng miteinander verflochten. Wir haben gerade die 2016 Outdoor Nation Championship gewonnen. Dabei geht es darum, die Studenten der Humboldt State in Outdoor-Aktivitäten zu involvieren. Das ist es, was sie tagtäglich machen. Das zieht die Leute zur Humboldt State, sowohl international als auch national. Man kann in 15 Minuten am Strand sein. Es gibt Flüsse, Wanderwege und den Redwood Forest direkt hinter dem Campus.

Alle unsere Studiengänge haben diese Umwelt-Komponente. Im Kurskatalog sind alle Kurse der Humboldt State, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, mit kleinen Blättern gekennzeichnet. Das gilt auch für solche außerhalb der Naturwissenschaften in Wirtschaft, Kunst, Philosophie oder Psychologie. Das Thema Umwelt zieht sich durch alle Kursinhalte. Ich habe als Studentin an der Humboldt State einen Yoga-Kurs belegt und die Abschlussprüfung bestand darin, Yoga im Wald zu machen. Also es ist wirklich alles eng miteinander verbunden.


College Contact:
Das sagt unsere Studentin Nikola auch: „Geht in den Wald! Immer! Jeden Tag!“. Einfach weil man diese einzigartige Möglichkeit hat.

Emily:
Das ist einfach fantastisch. Man ist auf dem Campus und dann geht man in die eine Richtung - fünf Minuten später ist man im Wald und es fühlt sich an wie eine komplett andere Welt. Es ist so ruhig. Wenn man Sorgen hat, muss man einfach nur dorthin gehen. Man sieht diese Bäume, die so alt und riesig sind und man denkt „All meine Sorgen sind weg“. Und wenn man in die andere Richtung läuft, ist man in fünf bis zehn Minuten Downtown. Es ist einfach ein toller Ort zum Leben.


Studierende an der HSU schätzen die einzigartige Lage der Hochschule zwischen dem Pazifik und dem Redwood Forest und bekommen ein Gespür dafür, wie einzigartig unsere Natur ist.

College Contact:
Wen treffen internationale Studierende auf dem Campus? Wie würdest du eine typische Humboldt State Studentin beschreiben?

Emily:
Studierende an der Humboldt State sind definitiv einzigartig und sie sind echte Persönlichkeiten. Sie sind Menschen, die sich für etwas einsetzen. Sie kümmern sich um die Umwelt und die Gemeinschaft. Als ich mich damals über Unis informiert hatte, habe ich viele Campustouren mitgemacht. Und als ich zur Humboldt State kam, waren alle so nett zu mir. Sie fragten mich: „Wo kommst du her? Wo liegen deine Interessen? Warum kommst du zur Humboldt State?“. Ich dachte, „Wow, alle sind so nett hier.“ Das ist es, was unsere internationalen Studenten sagen. Ich frage sie immer kurz bevor sie uns verlassen: „Was hat dir hier als Student am besten gefallen?“ Sie antworten dann: „Alle sind einfach so nett. Da kommt nichts aufgesetzt rüber. Die Leute sind einfach nett.“ Die Leute kommen zu uns, weil sie die Werte der Humboldt State teilen.

Wir leben in dieser wunderschönen Gegend und wir wollen uns um sie kümmern. Wir wollen lokale Geschäfte unterstützen und lokales Essen. Wir wollen die Umwelt gesund halten. Wir haben einen Recycling Club auf dem Campus. Sie haben sogar die Recycling Meisterschaft in den USA gewonnen! Wusstest du, dass es so etwas gibt?


College Contact:
Nein.

Emily:
Ich vorher auch nicht! Wir kompostieren auf dem Campus. In der ersten Vorlesungswoche stehen Studierende bei den Mülleimern für Kompost und Recycling und helfen den Kommilitonen dabei, ihren Müll richtig zu entsorgen. Solche Leute trifft man hier. Die Humboldt State zieht sie aufgrund genau dieser Werte an. Es ist wirklich ziemlich besonders hier bei uns.


College Contact:
Und wie verbringen die Studierenden ihre Freizeit in Arcata?

Emily:
Wenn man in die Stadt laufen möchte, sind es fünf Minuten. Campus und Stadt sind stark miteinander vernetzt. Arcata ist wirklich eine College-Stadt. Dort leben etwa 18.000 Menschen und auf dem Campus etwa 8.600. Man lebt und lernt in der gleichen Umgebung. Der Ort unterstützt die Universität und die Uni unterstützt den Ort.

Die Studierenden unternehmen sowohl etwas auf dem Campus als auch außerhalb. Eureka, etwa zehn Minuten südlich von Arcata, ist die größte Stadt zwischen San Francisco und Portland. Daher kommen viele Musiker, Konzerte und Theater durch unsere Gegend. Obwohl wir ein kleiner Ort sind, ist hier eine Menge los. Es gibt Musik, ein Theater, Comedy und Filme an jedem Abend in der Woche. Vor allem als Student gibt es noch mehr Aktivitäten auf dem Campus.


College Contact:
Die Humboldt State wurde schon mehrfach mit der President’s Higher Education Community Service Honor Roll ausgezeichnet. Was für Projekte bietet die Uni an, um sich für die Gemeinschaft in Arcata zu engagieren?

Emily:
Wir haben eine Organisation auf dem Campus namens Y.E.S, Youth Educational Services. Sie organisiert für unsere Studenten Events, um sich ehrenamtlich für Jugendliche und Kinder zu engagieren, beispielsweise in der Gemeinde, in der Schule oder After-School-Programme. Unsere Studenten beteiligen sich auch an vielen Umweltprojekten, wie den Clean-Up-Days an der Küste.


College Contact:
Beteiligen sich daran auch die Einwohner von Arcata? Machen sie die Projekte gemeinsam?

Emily:
Definitiv. Manche Dinge sind auf die Studenten ausgerichtet, damit diese der Gemeinde etwas zurückgeben können. Aber es gibt auch Events innerhalb der Gemeinde, sodass beide Gruppen gemeinsam ehrenamtlich arbeiten können.


College Contact:
Ich würde gerne die Kampagne der Uni Humboldt in a Wordvom Alumni Office aufgreifen, da auch du eine Absolventin der Humboldt State bist. Was bedeutet Humboldt State für dich?

Auf dem Campus und in Arcata ist immer etwas los, sodass sich internationale Studierende in der herzlichen Gemeinschaft schnell wie zu Hause fühlen.

Emily:
Ich liebe Humboldt einfach. Ich würde also sagen, mein Wort wäre „Liebe“. Die Humboldt State macht mich glücklich.

Ich kenne die Menschen in dem Video zu der Kampagne. Eine davon war eine internationale Studentin. Heute arbeitet sie in unserem Büro. Manche der anderen sind Professoren, bei denen ich Kurse besucht habe. Ein anderer ist ein Kollege, mit dem ich früher zusammenarbeitete, als ich an der Humboldt State angefangen habe zu arbeiten. Ich arbeite dort schon um die neun Jahre. Ich war dort elfeinhalb Jahre als Student Professional. Ich sehe all diese Menschen über die Humboldt State sprechen und denke: „Ja, alles, was sie sagen, fühle ich auch.“ Ich liebe es dort.

Die Lebensqualität ist so hoch und ich habe so ein großes Glück, dass ich mit Studierenden aus aller Welt über Humboldt sprechen kann.

Die Uni ist so besonders. Ich habe viele Orte in der Welt gesehen. Aber ich habe bisher noch keinen anderen Ort gefunden, an dem man in dieser großartigen Gemeinde sein kann - mit tollem Essen, sehr gutem Bier, lokalem Gemüse, Obst und anderen guten lokalen Produkten. Und nur zehn Minuten vom Strand. Wir haben super Festivals und eine Gemeinschaft, die freundlich ist und jeden willkommen heißt. Es gibt, wie ich schon erwähnt habe, keine großen Unternehmen in der Innenstadt, aber schöne lokale Geschäfte und Menschen, die das unterstützen. Ich liebe es einfach hier.


College Contact:
Das merke ich. Falls ich mal in der Gegend bin, schaue ich auf jeden Fall vorbei.

Emily:
Definitiv. Portland hat eine ähnliche Atmosphäre. Es ist fußgängerfreundlich, was vor allem für internationale Studierende super ist, da sie kein Auto vor Ort brauchen. Ich laufe jeden Tag zur Arbeit. Dafür brauche ich zehn Minuten. Man steht nicht im Stau. Steig in den Bus und du kannst in 15 Minuten am Strand sein. Manchmal schnappe ich mir nach der Arbeit ein paar Bier, eine Decke und fahre zum Meer, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Das ist schon schön.


College Contact:
Hört sich nach einem perfekten Tagesende an einem sehr besonderen Ort an. Vielen Dank für diese Einblicke in das Leben an der Humboldt State University.

Mehr Infos über die Humboldt State University und das Video zur Kampagne Humboldt in a Wordfindet ihr im Hochschulprofil. Bei allen Fragen zum Studium in den USA helfen wir euch gerne weiter.