6 Feb
Erfahrungsbericht von Sarah M.

Vancouver Island University


Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Pädagogik und Lehramt, Sport, Mathematik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 01/2017
Heimathochschule: Mainz U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Im Rahmen meines Bachelors of Education mit den Fächern Mathematik und Sport habe ich von September 2016 bis Januar 2017 ein Auslandssemester an der VIU in Kanada machen können. Während meines Auslandsaufenthaltes war es mir freigestellt, aus allen an der VIU angebotenen Bachelorstudiengängen Fächer zu wählen. Ich habe mich allerdings, um meine dort belegten Fächer auch in Deutschland anerkannt zu bekommen, auf Kurse in meinen zwei Fächern Mathematik und Sport beschränkt.

Ich habe meinen Auslandsaufenthalt eigenständig geplant, da ich gerne nach Kanada gehen wollte, es aber an meiner Universität mit meinen Fächern keinen Austausch dorthin gibt. So habe ich mich zunächst selbstständig über verschiedene Universitäten dort informiert und mich dann für die VIU entschieden, da es mir dort möglich war, Physical Education zu studieren. An vielen anderen Universitäten gab es im Bereich Sport nur Sport Science oder Sport Management, was beides nicht so gut zu meinem Lehramtsstudium gepasst hätte wie eben Physical Education. Zur Bewerbung habe ich dann die Hilfe von College Contact in Anspruch genommen, die mich mit hilfreichen Informationen zum Bewerbungsprozess versorgt haben, meine Bewerbung dann an die VIU weitergeleitet haben und nach der Zusage mir außerdem weitere Informationen zugeschickt haben, etwa zum Visum, zur Kurswahl oder zum Wohnen in Nanaimo. Natürlich hätte man sich auch direkt an der Universität bewerben und sich alle wichtigen Informationen selbst zusammen suchen können, aber ich fand es mit Hilfe von College Contact deutlich einfacher.

In meinen Augen liegt der besondere Gewinn meines Auslandssemesters vor allem in den sozialen Kontakten, die ich dort knüpfen konnte. Ich habe dort im Studentenwohnheim gewohnt, was sehr multikulturell zusammengesetzt ist und wo es leicht war, Freundschaften mit den Einheimischen aufzubauen. Außerdem fand ich es sehr bereichernd, für einen längeren Zeitraum in einer anderen Kultur zu leben und diese kennen zu lernen. Gerade die Kultur der First Nations in Kanada hat mich sehr interessiert und ich fand es toll, dass die VIU zahlreiche Angebote zu diesem Thema hatte. Es gab Ausstellungen und Infotage auf dem Campus, welcher auf dem Land der First Nations steht, und ein wöchentliches Programm, Lunch and Learn, wo man sich zum Mittagessen mit Ältesten und Studenten, die den First Nations angehören, treffen und austauschen konnte.

Weiterhin fand ich es toll, das kanadische Universitätssystem kennen zu lernen, das sich in vielen Kleinigkeiten vom deutschen unterscheidet. Meine Dozenten waren dort durchweg sehr bemüht und interessiert an ihren Studenten und ich habe mich bei Problemen immer unterstützt gefühlt. Es gab außerdem ein Writing Center für ausländische Studierende, was ich zwar selbst nicht in Anspruch genommen habe, aber eine gute Hilfe finde, falls man sich beim Hausarbeiten schreiben in Englisch etwas schwer tut. Auch inhaltlich fand ich die Lehre an der VIU sehr gut und möchte hierbei besonders mein Sportsoziologie-Seminar hervor heben, dass ich super interessant fand, da wir viele verschiedene gesellschaftliche Themen, wie Rassismus oder Gender im Sport, sehr tiefgehend diskutiert haben und zum Teil Sportfilme, die diese Themen aufgreifen, mit Hilfe von soziologischen Theorien interpretiert haben. Auch habe ich viel über das kanadische Sportsystem erfahren und neue Sportarten wie Softball, ein beliebter amerikanischer Breitensport, ausprobieren können.

Neben dem Studium kam für mich auch das Reisen in Kanada zum Glück nicht zu kurz. Vancouver Island ist landschaftlich wunderschön und so habe ich viele Wochenenden genutzt, um Ausflüge auf der Insel zu machen. Auch über die Uni konnte man viel herum kommen, da dort Ausflüge von der Abteilung International Education angeboten wurden. Außerdem gab es vom Hochschulsport die Abteilung Outdoor Recreation, mit denen man sportliche Aktivitäten wie Surfen, Kajak fahren, Klettern oder Wandern ausprobieren konnte und das ebenfalls in den schönsten Ecken von Vancouver Island. Die Teilnahme an diesen Aktivitäten hat meinen Auslandsaufenthalt ebenfalls sehr bereichert, da die kanadische Natur für mich als naturverbundenen Menschen ebenfalls ein Grund war, weshalb ich ausgerechnet in Kanada studieren wollte. Nachdem mein Semester zu Ende war, hatte ich noch fünf Wochen Zeit bis zu meinem Rückflug und habe diese genutzt, um das Festland von British Columbia zu entdecken und dann noch in den Yukon zu fliegen, der noch mehr Wildnis, extreme winterliche Temperaturen, sowie Polarlichter zu bieten hatte.

Als kleine Enttäuschungen kann ich eigentlich nur zwei Dinge nennen. Ganz zu Anfang des Semesters gab es einen International Orientation Day, bei dem ich feststellen musste, dass etwa die Hälfte der ausländischen Studenten aus Deutschland kam. Dies hatte ich so nicht erwartet und ich bekam Sorge, nur deutsche Freunde dort finden zu können. Diese Sorge erwies sich allerdings als unberechtigt, denn gerade das Studentenwohnheim, sowie die Ausflüge der Outdoor Recreation, boten gute Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen und auch meine Fächer waren nicht die typischen Fächer unter den deutschen Austauschstudenten. So war ich in Mathematik die einzige Austauschstudentin und in Sport gab es außer mir nur noch eine Norwegerin, die ein Auslandssemester gemacht hat und mit der ich mich sehr gut verstanden habe. In Fächern wie Business Administration sollen wohl viele Kurse zur Hälfte mit deutschen Studenten besetzt gewesen sein. Für mich ergab sich so eine gute Mischung von deutschen, kanadischen und internationalen Freundschaften. Etwas enttäuscht war ich außerdem vom Niveau meines Mathematikkurses in Statistik, der deutlich weniger anspruchsvoll war als ich es aus Deutschland gewöhnt war. Positiv war daran natürlich, dass ich nicht besonders viel dafür tun musste, um am Ende eine gute Note zu erhalten. Schade fand ich allerdings, dass meistens dann, wenn es spannend wurde und es etwas in die Tiefe ging, das Thema zum Teil unvollständig blieb, was der Professor mir dadurch begründete, dass wir die Voraussetzungen dafür noch nicht mitbrächten und dies eben nur ein einführender Kurs in die Statistik sei.

Insgesamt überwiegen jedoch die positiven Erfahrungen, die ich gemacht habe und ich würde jedem Studenten raten ein Auslandssemester zu machen. Die VIU ist eine kleine und sehr persönliche Universität und kommt vom Ansehen wohl nicht an die in Vancouver gelegene UBC ran, die als eine der besten Universitäten in Kanada gilt. Trotzdem hat es mir an der VIU sehr gut gefallen und ich würde euch, wenn ihr auch dort studieren wollt, raten ins Studentenwohnheim zu ziehen, das sich anders als in Deutschland quasi als Community versteht. Außerdem würde ich euch raten, an den vielen kulturellen und sportlichen Angeboten der Uni teilzunehmen, da ich so noch viel mehr über Land und Leute lernen konnte und die tolle Natur zu sehen bekam.

Ich bin so froh, mich für dieses Auslandssemester entschieden zu haben und dankbar, dass mir dies mit Hilfe der Studienstiftung möglich war.