3 Feb
Erfahrungsbericht von Gesche L.

University of California, Los Angeles Extension

Stadt: Los Angeles
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kulturwissenschaft, Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2010 bis 12/2010

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Motivation und Bewerbungsprozess:

Ich beschloss, ein Auslandssemester an der University of California zu absolvieren, weil ich Kulturwissenschaft und Amerikanistik studiere und bereits lange an der Ostküste gelebt hatte. Für die Finanzierung bewarb ich mich beim DAAD (www.daad.de), das mir als „Undergraduate“ ein Teilstipendium finanzierte, das vom Budget her „nur“ für eine staatliche amerikanische Universität ausreichte. Privat hätte ich mir den Aufenthalt nicht leisten können, allein die Studiengebühren betrugen ca 6000 € pro Quartal, die Lebenskosten sind sehr hoch. Allerdings musste ich mich eigenständig um die Aufnahme an einer Universität kümmern. Da es schwierig sein kann, auf eigene Faust ein Auslandssemester/-jahr an einer US-Hochschule zu absolvieren (die meisten kooperieren nur mit festen Partnerhochschulen, oder etwa innerhalb des European Exchange-Programmes), beschloss ich, mich an College Contact zu wenden. Glücklicherweise wurde hier soeben ein neues Programm mit der University of California, Los Angeles (UCLA) auf die Beine gestellt, das „Study Abroad at UCLA“-Programm. Entwickelt wurde dieses von der UCLA-Extension, die unter anderem Kurse für Berufstätige oder Sprachprogramme anbietet, aber offiziell nicht zur UCLA gehört. Es besteht aber die Möglichkeit, durch das sogenannte „Course crashing“ Kurse an der UCLA zu belegen und diese auch anerkennen zu lassen, was für mich und die anderen Teilnehmer kein Problem war, aber dazu komme ich später noch einmal.

Für die Bewerbung musste ich ein Motivationsschreiben, Nachweise guter bis sehr guter Leistungen und Englischkenntnisse und ein Empfehlungsschreiben vorweisen. Ich würde unbedingt empfehlen, einen TOEFL zu machen, dabei muss man unbedingt auf die Testfristen achten. Ich selbst war ein Sonderfall weil ich zeitweise in Amerika gelebt und dort zur Schule gegangen bin, musste aber trotzdem sehr viele Nachweise zusammensuchen, um die Sprachkenntnisse nachzuweisen, ein TOEFL wird aber in jedem Fall akzeptiert. Die Unterlagen schickte ich erst an College Contact, wo sie noch einmal geprüft und dann weitergeleitet wurden. Für jegliche Fragen und Bedenken war das Team zur Stelle, telefonisch und per E-Mail - herzlichen Dank dafür noch mal an dieser Stelle.

Als ca 6 Wochen später meine Zusage kam, konnte ich damit zum Konsulat, um ein (F1) Visum zu beantragen. Es wird empfohlen, dieses mindestens zwei Monate vor der geplanten Abreise zu beantragen, weil es besonders in den Sommermonaten zu Verzögerungen bei der Ausstellung kommen kann. Ich wurde zum Glück bei einem DAAD-Seminar auf den etwas umständlicheren Prozess gut vorbereitet. Um ein Visum zu bekommen, muss man sich erst Online anmelden - das hat bei mir gute 3 Stunden gedauert, weil die Website sich zu diesem Zeitpunkt im Umbau befand und andauernd mitsamt meiner eingegebenen Daten abstürzte. Ich nehme an, dass sich das mittlerweile gebessert hat.

Das Visum bekam ich in Berlin, ich musste dort auch relativ lange warten, also nehmt euch was zu lesen mit! Ach ja - Handys sind im Konsulat nicht erlaubt, es gibt aber auch keine Möglichkeit, sie dort irgendwo abzugeben. Ich musste mein Handy bei einem Bäcker in der U-Bahnhaltestelle für 2 € lagern. Das „Bewerbungsgespräch“ dauerte dann etwa 2 Minuten, ich wurde nur gefragt, was ich in den USA studieren wollte, und wo ich hier in Deutschland studiere. Das Visum kam dann ca eine Woche später per Post.

Schon Fernweh bekommen?

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Ankunft, Organisatorisches, die Stadt L.A.

Günstige Flüge für Studenten gibt es bei www.studentuniverse.de. Von Berlin aus waren Airberlin und Swiss am günstigsten, ca 600 € round-trip.

Die „Flyaway“-Busse kosten ca 7$ und fahren vom LAX einmal direkt nach Westwood, ein anderer fährt auch nach Downtown L.A. zur U-Bahn Station „Union Station“.

Ich hatte leider von Deutschland aus kein Zimmer in Los Angeles organisieren können, obwohl ich fleißig bei www.craigslist.com gesucht hatte. Deswegen verbrachte ich die ersten 12 Tage in einem Hostel in Santa Monica, direkt in der Nähe vom Strand.

Zur Wohnsituation: Ich würde sagen, dass 98% aller „Undergraduates“ (BA-Studenten) an der UCLA entweder in Dorms direkt on Campus oder um den Campus herum im Westwood Village wohnen. Die Zimmer dort sind relativ teuer, allerdings ist es normal, dass man sich zu zweit oder auch zu dritt ein Zimmer teilt. Wenn man sich für diese Variante entscheidet, muss man mit ca 500 $ für ein geteiltes Zimmer, oder 600-800$ für ein Einzelzimmer rechnen. Weil UCLA Extension verwaltungstechnisch nicht zur UCLA gehört, war es nicht möglich, ein Dorm auf dem Campus zu bekommen. Aber auf craigslist gab es immer viele Angebote in Westwood.

L.A.ist so groß wie das Ruhrgebiet und hat auch eine Infrakstruktur, die eher so aufgebaut ist, dass mehrere eigenständige Städte oder Suburbs (Beverly Hills, Venice, West Hollywood, Los Angeles) nebeneinander existieren und durch Autobahnen miteinander verbunden sind. Wer dort lebt, muss jegliches europäisches Verständnis von „Stadt“ vergessen. Es gibt zwar mehrere U-Bahn Linien im Osten der Stadt, aber nicht in der Nähe der Uni. Busse fahren, tagsüber auch öfters, aber in den Zeiten zwischen 8-10 und dann wieder 14-20h, Freitags auch schon früher, verlängert der berüchtigte L.A. Traffic alle Fahrtzeiten um ein drei- bis vierfaches. Darum würde ich stark davon abraten, weiter weg vom Campus als West L.A, Santa Monica oder Culver City zu ziehen. Schon ab Venice braucht man mit dem Auto teilweise eine Stunde. Die Busse sind auch nach Einbruch der Dunkelheit relativ spärlich besetzt und werden eigentlich nur von Menschen, die zu arm, zu alt oder zu krank sind, um sich ein Auto leisten zu können, benutzt. Ausnahmen bilden vielleicht die „Big Blue“ Busse, die zu den „Beach Cities“ (Santa Monica, Venice, Marina del Rey) fahren, oder die „Culver City“ Busse.

Ich bin kein ängstlicher Mensch und laufe in Berlin so ziemlich überall zu jeder Tageszeit unbesorgt alleine herum, aber in Los Angeles wurde mir auf den Straßen (Mit Ausnahme von Santa Monica und Westwood, die bekannterweise sehr fußgängerfreundlich sind) abends IMMER mulmig, weil es einfach keine Fußgänger gibt. Alles wird mit dem Auto erledigt. Ich selbst hatte keins, bekam aber ganz oft den Tipp, einfach auf craigslist zu suchen und ca 2000-3000 $ für den Kauf einzuplanen.

Allerdings muss man auch erwähnen, dass das Fahrradfahren immer mehr an Beliebtheit gewinnt – in Westwood ist es Gang und Gebe, es gibt auf dem Campus auch einen Fahrradverleih, und man sieht in ganz Los Angeles viele Fahrradfahrer. Auch die Metro bemüht sich: Eine neue Ost-West U-Bahn verbindung ist geplant und die Kosten für Bus und Bahn sind unglaublich günstig: eine Fahrt kostet nur 0,30 – 1,50 $. Mit der „Red Line“ kann man auch ganz gut mal fahren, um sich Hollywood oder Koreatown anzugucken, das habe ich auch oft gemacht. Mit der „Blue Line“, die durch South Central, Compton usw bis nach Long Beach fährt, bin ich lieber nicht gefahren...
Generell muss man sich für die Stadt mit sehr viel Zeit, Energie und Offenheit ausstatten. Das traumhafte Wetter hilft natürlich.


Die Universität

Um reguläre UCLA-Kurse belegen zu können, musste ich erst online nachsehen, ob noch Plätze in den Wunschkursen frei waren. Dann musste ich eine Liste mit meinen Wunschkursen an das UCLA Extension Team schicken. Nach Vorlesungsbeginn musste ich dann zu den einzelnen Kursleitern gehen und Fragen, ob ich dort teilnehmen durfte. Wenn ja, mussten sie mir ein Formular unterschreiben, das ich dann wiederum bei UCLA Extension abgeben musste. Das war für mich überhaupt kein Problem, die Dozenten waren alle sehr freundlich und welcoming. Auch das betreuende UCLA Extension Team war unglaublich hilfsbereit und zuvorkommend. Man fühlt sich eigentlich nie mit irgendwelchen Fragen alleine gelassen.

Die Kurse waren relativ klein (ca 20 Teilnehmer pro Seminar), der Kontakt zum Dozenten viel persönlicher als ich es aus Deutschland kannte, die Studenten kamen mir auch viel motivierter und ehrgeiziger vor, es gab immer lebhafte Diskussionen. Allerdings auch regelmäßige Hausaufgaben und Leistungskontrollen, worauf ich mich erstmal wieder einstellen musste. Die meisten Studenten waren um einiges jünger als ich. In meinem Alter, mit 23, sind viele schon mit der Uni fertig und arbeiten, oder machen zumindest schon einen Master. Manchmal fühlte ich mich deswegen ein bisschen in die Schulzeit zurückversetzt und auch ein wenig fehl am Platz.

Für meine Kurse musste ich am Ende jeweils 8-10seitige Hausarbeiten abgeben, und zwar noch innerhalb der Vorlesungszeit. Einer meiner 3 Kurse (3 Kurse entsprechen ca 12 units, so viel erlauben die Visumsauflagen) war mit einem Praktikum bei einer Gewerkschaft in Pico Union verbunden. Das war sehr interessant, allerdings war ich dort auch mit ca 10 Wochenstunden dabei. Man muss also insgesamt sehr viel Zeit in die Uni investieren.

Ich habe dann nebenbei für 30$ noch einen Boulderkurs im Wooden Center (Sportzentrum) belegt, das hat sehr Spaß gemacht. Wenn man sich für AGs und sonstige Aktivitäten interessiert, ist man an der UCLA im Paradies. Das F-1 Visum erlaubt einem auch eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden „on campus“, allerdings sind die Jobs schnell weg. Ich selbst kümmerte mich nicht rechtzeitig, aber ein Freund von mir bekam beispielsweise einen Job für den Auf- und Abbau von Veranstaltungen, der recht gut bezahlt war.


Fazit

Für mich war es ein bisschen schwierig, dem Campus-Universum der UCLA zu entkommen. Man muss sich dessen bewusst sein, dass sich, zumindest auf dem Undergrad-Niveau, so ziemlich jeder Aspekt des sozialen Lebens auf dem Campus oder in Westwood abspielt. Das fand ich zuweilen ein bisschen einseitig.

Was aber die Universität an sich betrifft, war ich sehr begeistert von den Inhalten der Kurse, der lockeren Art der Dozenten, dem unglaublichen sozialen Engagement der Studenten und der umfangreichen Betreuung sowohl von College Contact als auch vor Ort. Ich kann das „Study Abroad at UCLA“-Programm also wirklich wärmstens weiterempfehlen.