9 Apr
Erfahrungsbericht von Alina G.

Universidad de Vina del Mar


Stadt: Viña del Mar
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2017 bis 12/2017
Heimathochschule: Ostfalia HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

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Seit Beginn meines Studiums hatte ich den Wunsch, ein Auslandssemester zu absolvieren. Da meine Englischkenntnisse durch diverse Auslandsaufenthalte bereits sehr gefestigt waren, wollte ich unbedingt meine (fachlichen) Spanischkenntnisse verbessern. Ich hatte bereits vier Jahre in Mexiko und Spanien gelebt und ich liebe die lateinamerikanische Kultur und wollte schon immer nach Südamerika.

Auf einer Infoveranstaltung zu Auslandssemestern an meiner Hochschule erfuhr ich von College Contact (CoCo) und wurde dann auf der Website auf die Universidad de Viña del Mar aufmerksam. Sie ist eine Privathochschule, aber die „staatlichen“ Einrichtungen kosten nicht viel weniger, da die Bildung in Chile stark privatisiert ist und jede staatliche Bildungseinrichtung in der Regel auch teilweise privat ist. Anstatt für die Hauptstadt und Riesenmetropole Santiago entschied ich mich für Viña del Mar, eine Küstenstadt neben dem berühmten Valparaíso – der beliebten, bunten und touristischen Kulturhauptstadt Chiles mit einer großen (Street)Art-Szene.

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Bewerbung

Ich nahm Kontakt zu College Contact auf, sie sandten mir die Bewerbungsunterlagen zu, ich füllte diese aus und schickte sie Ende März an CoCo, welche sie an die UVM weiterleitete. Die Bewerbung war unkompliziert, ich musste lediglich das Formular ausfüllen, eine Kopie meines Reisepasses, sowie einen Nachweis über ausreichende Spanischkenntnisse (mindestens B2-Niveau) einreichen. Letzteren bekam ich von meiner Hochschule über das Sprachenzentrum. Es dauerte dann ca. fünf Wochen, bis ich die Zusage erhielt.

Wer über keinen Sprachnachweis verfügt, kann auch vor Ort einen Einstufungstest machen. Hat man mindestens ein Sprachniveau von B2, kann man an den spanischsprachigen Kursen der UVM teilnehmen. Jedoch wurden auch Ausnahmen gemacht, so nahm auch eine Deutsche mit lediglich A2-Niveau an zweien meiner Kurse auf Spanisch teil.


Studienorganisation

Visum:

Für die UVM braucht man als Deutsche/r kein Studentenvisum, sondern lediglich ein Touristenvisum. Dieses ist 90 Tage gültig. Man reist als Tourist ein und verlässt das Land nach drei Monaten, z.B. für einen Kurztrip nach Mendoza, Argentinien, um dann wieder in Chile einzureisen und ein neues Touristenvisum zu bekommen. Wer möchte, kann trotzdem ein Studentenvisum beantragen. Dies ist jedoch mit etwas Aufwand im Heimat- und im Gastland verbunden. In Chile muss man sich dann bei der Polizei registrieren und erhält anschließend eine chilenische ID.

Studienalltag an der UVM:

Die Kurse des Spanish Centers (für international Studierende) und die regulären Kurse an den Fakultäten unterschieden sich vom Umfang und Schwierigkeitsgrad deutlich. (Zu den Kursprogrammen werde ich später mehr berichten).

Während des Semesters wurden in einigen Kursen des Spanish Centers kleine Präsentationen gehalten. Im Kurs „Dirección Internacional de Empresas“ an der Fakultät Wirtschaft wurden jede Woche Case-Studies (größtenteils auf Englisch) gelesen, über die man kleine Tests in Gruppenarbeit schreiben musste. Zusätzlich gab es während des Semesters drei Klausuren. Die Abschlussklausur am Ende des Semesters, in der der gesamte Inhalt der Vorlesung abgefragt wurde, musste man lediglich schreiben, wenn man eine der Zwischenklausuren nicht bestanden hatte, oder insgesamt nicht den Notendurchschnitt von 5,5 (von 7,0 möglichen Punkten) erreichte.

In die Gesamtnote flossen sowohl die Klausuren, als auch die Gruppentests und die mündliche Beteiligung. Zudem gab es eine Anwesenheitspflicht von mindestens 80%, um den Kurs zu bestehen. Das System erinnert stark an die Schulzeit und dies bedeutete für manche etwas mehr Aufwand, da während des Semesters ständig für Klausuren zu lernen war – andererseits nahm es auch den Druck, weil die Endnote aus vielen kleinen Noten zusammengesetzt war und man nicht am Ende des Semesters das Wissen der gesamten Vorlesung auf einmal abrufen musste.

Generell kann ich sagen, dass die regulären Kurse der UVM anspruchsvoller sind als die englischsprachigen Kurse oder die Kurse des Spanish Centers für internationale Studierende. Auch sind die Gruppen in den Kursen für internationale Studierende deutlich kleiner (5-10 Studierende) als in den regulären Kursen der UVM (30-50 Studierende).

Freiwilligenarbeit:

Zusätzlich konnte man an diversen Freiwilligenprogrammen teilnehmen. Die Organisation des Freiwilligenprogramms an der Escuela Teodoro Lowey bediente das lateinamerikanische Klischee perfekt, weshalb eine Freiwilligenarbeit, wie sie angepriesen wurde, dort nicht stattfand. Sehr schade, da ich gerne Englisch an einer Schule unterrichtet hätte. Bei der Paul Harris School hat das laut Kommilitoninnen viel besser funktioniert!

Club Internacional:

Mit einer Anmeldegebühr von ca. 3€ wurde man am Anfang des Semesters Teil des International Clubs der UVM, welcher vom BBQ im Botanischen Garten über Skifahren in den Anden, Sandboarden in Concón, bis hin zu den International Days, an denen die Repräsentanten jedes Landes typische Speisen, Spiele, Tänze und ihre Kulturen präsentieren sollten, viele tolle Dinge organisiert hat.


Kurswahl und Kursprogramm

Ich entschied mich für das spanischsprachige Programm, welches im Folgenden erläutert wird und besuchte Kurse des Spanish Centers für internationale Studierende, sowie einen Kurs der regulären „Carreras“ (Studiengänge) der UVM. Ich belegte keinen englischsprachigen Kurs. Ich musste zwar in meiner Bewerbung eine Kurswahl angeben, jedoch wählte ich erst vor Ort nach Rücksprache mit den jeweiligen „Jefes de Carrera“ (Studiengangsleiter) meine Kurse.

Zunächst besuchte ich in den ersten 2 Wochen alle für mich relevanten Kurse, bevor ich eine endgültige Auswahl treffen musste. Die Umrechnung der chilenischen Credits in ECTS Punkte erfragte ich bei den Studiengangsleitern (hierbei sind SCT gleichwertig mit den ECTS), genau wie die Kursbeschreibungen (die englischsprachigen Kursbeschreibungen sowie die Kursbeschreibungen des Spanish Centers findet man auch auf der UVM Website oder auf der Website von College Contact).

Englischsprachiges Kursprogramm:

Dieses Programm ist für internationale Studenten ausgelegt und findet am Campus Diego Portales (Diego Portales 90, Viña del Mar) statt. Die Studiengebühr des englischsprachigen Semesters liegt bei ca. 3700 USD. Die angebotenen Kurse findet ihr hier: http://sitios.uvm.cl/international/academic-semester-program/

Spanischsprachiges Kursprogramm:

Jeder internationale Student kann an den Kursen des Spanish Centers (Centro Español) teilnehmen. Neben Kommunikations- und Grammatikkursen werden außerdem noch Kurse in Literatur, Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in Lateinamerika angeboten. Nimmt man am spanischsprachigen Programm teil, darf man keine englischen Kurse belegen, da die Studiengebühr hier geringer ist (ca. 3150 USD). Nimmt man am englischsprachigen Programm teil, darf man aus allen Kursen frei wählen – vorausgesetzt, man verfügt über ausreichende Spanischkenntnisse.

Kurse der „Carreras“ der UVM:

Unabhängig vom Programm, an dem man teilnimmt, kann man Kurse der regulären Carreras (Studiengänge) der UVM wählen. Alle Kurse der Escuela de Negocios (Fakultät Wirtschaft) finden am Campus Diego Portales statt. Die anderen Fakultäten verteilen sich auf die Campi Diego Portales, Miraflores und Rodelillo. Man kann so viele Kurse belegen wie man möchte, auch aus unterschiedlichen Carreras und Escuelas.

Der Studiengang BWL heißt in Chile übrigens nicht wie man vermuten würde „Administración de Empresas“, sondern „Ingeniería Comercial“ (was man ja eigentlich mit Wirtschaftsingenieurwesen übersetzen würde – dem ist aber nicht so, „Ingeniería …“ heißt hier fast jeder Studiengang, selbst wenn er nichts mit Ingenieurwesen zu tun hat!) Alle Fakultäten, Studiengänge und Fächer sind hier zu finden: http://www.uvm.cl/mallas-curriculares/


Anreise und Mobilität

Anreise:

Einen Direktflug aus Deutschland nach Santiago de Chile habe ich nicht gefunden, es gibt aber gute Verbindungen, bei denen man lediglich einmal umsteigen muss. Ich entschied mich jedoch, vor und nach dem Auslandssemester zu reisen und buchte deshalb eine andere Verbindung und entschied mich für einen Gabelflug. Von Santiago de Chile aus musste ich dann noch ca. eineinhalb bis zwei Stunden mit dem Bus nach Viña del Mar fahren.

Da es sich bei Viña del Mar um eine ziemlich touristische Stadt handelt, ist die Busverbindung vom Flughafen in Santiago sehr gut. Busse fahren alle zehn Minuten am Busterminal Pajaritos (alternativ Alameda) ab. Vom Flughafen nimmt man einen „turbus“ (die grünen Reisebusse) zum Busterminal Pajaritos für ca. 1.800 CLP (ca. 2,50€) und kauft dann ein Ticket nach Viña del Mar oder Valparaíso für weniger als 10€.

Mobilität in Viña del Mar und Umgebung:

Innerhalb der Stadt fahren die sogenannten Micros (Busse) und Colectivos (Sammeltaxen für bis zu vier Personen), aber auch die Metro. Ein weiteres beliebtes und vergleichsweise günstiges Fortbewegungsmittel ist Uber. Die Micros kosten für Kurzstrecken (Local) zwischen 300 und 340 CLP (ca. 0,40-0,45€), sonst 480 CLP (ca. 0,63€) nachts kosten sie egal, ob Kurz- oder Langstrecke 500 CLP (ca. 0,65€).

Die Colectivos sehen aus wie Taxen (bloß anstatt mit gelbem mit schwarzem Dach) und man erkennt sie an den Schildern auf ihren Dächern, die die Richtung angeben. An den Haltestellen winkt man sie heran und sagt dann beim Einsteigen, wo man hinmöchte und zahlt für die Strecke einen Festpreis, z.B. 600 CLP (ca. 0,78€). Taxi fahren ist relativ teuer und sollte daher nur genutzt werden, wenn man wirklich in Eile ist oder es keine andere Möglichkeit gibt. Für die Orientierung empfehle ich die App MapsMe, eine Onlinekarte, die auch offline nutzbar ist und Gold wert ist.

Mobilität innerhalb des Landes und des Kontinents:

Es gibt zwar keine Züge in Chile, dafür ist das Fernbusnetz sehr gut ausgebaut und vor allem relativ günstig. Beispielsweise kann man von Viña del Mar nach Pucón einen komfortablen Nachtbus für ungefähr 10€ nehmen (ca. 13 Stunden Fahrtzeit). Die Busanbieter, welche ich genutzt habe, waren turbus und Condor, es gibt jedoch noch weitere.

Die Tickets reserviert man am besten direkt am Busterminal Rodovario in Viña del Mar, wenn man sichergehen will, am besten schon ein paar Tage im Voraus. Die Busse fahren auch über Ländergrenzen (z.B. nach Mendoza, Argentinien). Wer lieber fliegt, sollte auf despegar.cl Preise der Fluggesellschaften vergleichen. Mit Handgepäck fliegt man günstig mit JetSmart und Sky.


Wohnen und Leben in Viña del Mar

Am besten bucht man für die ersten paar Tage ein Hostel oder ein AirBnB und schaut sich dann die Wohnungen vor Ort an. Auf compartodepto.cl finden sich einige WG-Zimmer und Wohnungen. In der Einführungswoche trifft man meist auf nette internationale Studenten, die ebenfalls auf der Suche nach Unterkünften sind. In der Facebook- und WhatsApp Gruppe werden außerdem fleißig Angebote geteilt und nach Mitbewohnern gesucht. In der Regel findet man innerhalb kurzer Zeit (ein paar Tage) eine feste Bleibe.
Ich hatte etwas Glück und habe ein Zimmer in Recreo, einem Stadtteil von Viña del Mar, von einem deutschen Auslandsstudenten übernommen und dies auch schon von Deutschland aus organisiert. Ich habe in einer Vierer-WG zuerst mit zwei Chilenen und einer anderen Deutschen gewohnt, kurz vor Ende meines Aufenthaltes haben die Mitbewohner gewechselt. Die Vermieter wohnten über der WG und waren sehr nett und hilfsbereit. Im Mietpreis inbegriffen waren Internet, Strom, Wasser, Wäsche waschen. Außerdem durfte ich kostenlos Besuch für ein paar Tage empfangen. Die Dachterrasse mit Meerblick durfte ebenfalls genutzt werden.

Die Standards in Chile sind andere als in Deutschland. Die Häuser sind nicht gut isoliert und haben keine Heizung. Von Juli bis September war es also noch ziemlich kalt in der Wohnung. Ich habe mir für umgerechnet 32€ einen elektrischen Heizkörper gekauft. Recreo ist eine sehr ruhige, sichere Gegend mit perfekter Lage. Zu Fuß brauchte ich gerade mal 15-20 Minuten zur Uni (mit dem Colectivo 5-8 Minuten) und in Valparaíso war ich innerhalb von 5-10 Minuten mit der Micro. Außerdem gab es fußläufig ein paar Minimarkets, Restaurants, Bäckereien, einen Gemüseladen und Cafés. In Valparaíso, der Nachbarstadt, wohnt es sich sicher auch ganz schön, allerdings ist es hier nachts etwas unsicherer als in Viña del Mar.


Kulturelle Erfahrungen

Sprache:

Die Chilenen sprechen enorm schnell und haben ein schlechtes Spanisch, das heißt sie benutzen viel Umgangssprache und lassen gerne das „s“ in Wörtern weg. Man sagt auch, dass man überall auf der Welt Spanisch verstehen wird, wenn man das chilenische Spanisch gelernt hat, weil es so schwer zu verstehen ist. Hier ein Beispiel: Cachai? = Verstehst du? Cachai kommt von to catch (aus dem Englischen) und anstatt dem s am Ende sagen die Chilenen oft ein i, so auch bei Cómo estai? (eigentlich Cómo estás? = Wie geht es dir?) Außerdem: palta = Avocado, bacán = cool, großartig.

Patriotismus:

Die Chilenen sind extrem stolz auf ihr Land. Dies zeigt sich nicht nur im Fußball, sondern auch in der Woche des 18. Septembers, dem Tag, an dem die Unabhängigkeit gefeiert wird. Anlässlich dieses Tages hatten wir eine ganze Woche Ferien, die ich und viele andere zum Reisen genutzt haben. Trotzdem wollte ich mir die Feierlichkeiten nicht entgehen lassen und habe einige Fondas (vergleichbar mit einem Rummel, aber mit typischer Musik, Spielen, Traditionen, Essen) besucht, Cueca (chilenischer Nationaltanz) gelernt und mit meinen chilenischen Freunden gefeiert.

Bürokratie:

Ich habe bisher kein bürokratischeres Land erlebt als Chile. Es gab viele Situationen, in denen ich dies feststellen konnte, vor allem an der Uni. Manchmal muss man mit Nachdruck auf Dinge bestehen, um das zu erreichen, was man möchte. An der Uni war es am besten, persönlich mit den Leuten zu reden und sie immer wieder erneut um etwas zu bitten, eine E-Mail reichte oft nicht. Geduld ist oft gefordert, denn Prozesse dauern hier viel länger.

Unzuverlässigkeit:

Das gesprochene Wort zählt bei den Chilenen nicht. Am besten, man hält wichtige Dinge schriftlich fest – auch Vereinbarungen mit den Dozenten. Auf die Chilenen ist leider kein Verlass. Zu Verabredungen erscheinen sie grundsätzlich mindestens eine halbe Stunde zu spät, wenn man sich in einer größeren Gruppe trifft, kann sich die Verspätung auch schon einmal um 1-1,5 Stunden hinziehen.

Hilfsbereitschaft:

Die Chilenen sind sehr hilfsbereit, wenn man sie um Hilfe bittet. Aber sie bieten des Öfteren auch von sich aus Hilfe an. Ein paar Kommilitonen und ein Dozent haben mich so schon mal nach der Vorlesung mit ihrem Auto in die Stadt gefahren.

„Carrete“ / Ausgeh-Kultur:

Wenn die Chilenen eines können, dann ist es ausgiebig feiern. In Viña del Mar und Valparaíso gibt es jeden Tag in der Woche die Möglichkeit, auszugehen, seien es Bars, Clubs, oder Salsa- und Bachatabars. Für internationale Studenten ist der Eintritt kostenlos, sofern man sich vorab auf einer Liste eingetragen hat. Gespielt wird in den Diskotheken alles Mögliche von Reggaeton bis hin zu Elektro.

„Ferias“:

Auf den Gemüsemärkten mittwochs und samstags kaufte ich in Viña del Mar und Valparaíso wöchentlich extrem günstig Obst und Gemüse. Die Chilenen sind für ihren hohen Avocadokonsum bekannt – „paltas“ bekommt man auf dem Markt für umgerechnet ca. 2€ das Kilo, 2 Kilogramm Mandarinen für ca. 0,90€, um nur einige Beispiele zu nennen.

(Plastik)Müll:

Auf einigen Straßen liegt viel Müll rum (Mülltrennung vermisst man leider auch) und überall in den Supermärkten und auf den Ferias werden einem Plastiktüten quasi hinterhergeschmissen. In Supermärkten verdienen die sogenannten „Propineros“ ihr Geld mit dem Einpacken der Einkäufe in Tüten und anscheinend gilt: Je mehr Tüten, desto mehr Trinkgeld. Langsam findet jedoch auch in Chile ein Umdenken statt und einige wenige Supermärkte bieten keine Plastiktüten mehr an.

Straßenhunde:

In Viña del Mar leben sehr viele (friedliche) Straßenhunde. Sie sind ein Teil des Stadtbildes und man hat sich schnell an sie gewöhnt. Nur füttern sollte man sie nicht, da sie einem dann nicht mehr von der Seite weichen und überall hin verfolgen.

Kunsthandwerk:

In Chile, aber generell in Südamerika wird viel Kunsthandwerk verkauft und auch auf der Straße angeboten. Da Chiles größte Industrie der Kupferabbau ist, wird besonders viel Kupferschmuck verkauft.


Entwicklung

Fachlich:

Ich belegte vier Kurse: „Dirección Internacional de Empresas“ (Internationale Unternehmensführung), „Temas Contemporáneos de Latinoamérica“ (Aktuelle Themen Lateinamerikas), „Culturas en Contacto“ (Kulturen im Austausch), sowie „Gramática y Composición B2“ (Grammatik und Komposition B2). Diese Mischung hat mir gut gefallen, da ich neben klassischen BWL-Themen auch Themenfelder behandelt habe, die an meiner Hochschule nicht angeboten werden. So konnte ich viel über die südamerikanische Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft lernen.

Sprachlich:

Ich sprach bereits sehr gut Spanisch, als ich in Chile ankam. Zunächst habe ich etwas gebraucht, die Chilenen zu verstehen, da sie wie gesagt super schnell sprechen. Daran habe ich mich jedoch rasch gewöhnt. Dank des Grammatikkurses konnte ich meine Sprachkenntnisse auf jeden Fall noch deutlich verbessern und in den anderen Kursen habe ich auch einige neue Vokabeln gelernt. Nach einer Weile habe ich sogar chilenische Wörter und Redewendungen in meinen Wortschatz übernommen – sí po!


Sicherheit in Südamerika

Bevor ich mich dazu entschied, ein Auslandssemester in Chile zu absolvieren, hatte ich schon einige Bedenken, was die Sicherheit dort angeht. Vor allem besorgte Großeltern und Freunde konnte ich zunächst damit beruhigen, dass Santiago de Chile die sicherste Metropole Südamerikas sei und Chile generell eines der sichereren Länder des Kontinents. Letztendlich entschied ich mich ja gegen Chiles Hauptstadt, aber ich habe mich dort immer sicher gefühlt, wenn ich sie besucht habe.

Auch in Viña del Mar ist mir nie etwas passiert, selbst nachts bin ich manchmal alleine zu Fuß nach Hause gelaufen. Wie in jeder großen Stadt, muss man auch in Viña del Mar achtsam sein und sollte, wenn man sich unwohl fühlt, lieber ein Uber für ein paar Euro nach Hause nehmen. Generell muss man auch tagsüber auf seine Sachen aufpassen. Am Strand sollte man seinen Rucksack nicht unbeaufsichtigt lassen, da schon mal Taschendiebe ihr Unwesen treiben können. Auch in der Micro sind Bekannte von mir nachts zum Opfer von Taschendieben geworden. Generell ist also wie in jeder Großstadt Vorsicht geboten.

In Valparaíso sollte man sich nachts nach Möglichkeit nicht alleine aufhalten und auch tagsüber hat man dort schon versucht, meiner deutschen Mitbewohnerin das Handy aus der Hand zu reißen. Ich war generell achtsamer und aufmerksamer unterwegs, habe keinen auffälligen Schmuck getragen oder mein Handy ständig in der Hand gehalten. Trotz der Warnungen von Chilenen oder anderen Austauschstudenten, habe ich keine schlechte Erfahrung gemacht. Ich habe mich stets sehr sicher gefühlt, habe es aber auch nicht darauf ankommen lassen, dass mir etwas passiert.

Chile gilt eher als ein Land der Taschendiebe. Unbemerkt klauen sie einem etwas aus der Tasche oder reißen einem vielleicht den Rucksack weg und rennen weg. In Argentinien oder Brasilien ist es insofern gefährlicher, als dass dort vor allem bewaffnete Überfälle stattfinden. Ein Kommilitone meiner Heimathochschule wurde in Buenos Aires ausgeraubt. So etwas kann einem aber auch in deutschen Großstädten wie Berlin, München, oder Hamburg passieren. Ich persönlich habe mich bei meinen Besuchen in Buenos Aires sehr sicher gefühlt.

Die eventuell mangelnde Sicherheit, die mir anfangs noch zu denken gegeben hat, ist für mich jedenfalls kein Grund, sein Auslandssemester nicht in Südamerika zu absolvieren. Sicherlich ist in Rio de Janeiro, Brasilien mehr Vorsicht geboten als in Viña del Mar, Chile. Chile und Argentinien erschienen mir am sichersten, dort bin ich mit meinen dunklen Haaren und meinem hellen Hautton allerdings auch nicht als Ausländerin aufgefallen. In Bolivien und Peru hingegen hat man mir sofort angesehen, dass ich keine Einheimische war. Da Bolivien das zweitärmste Land Südamerikas ist (nach Haiti) sollte man hier etwas vorsichtiger sein. In La Paz sollte man kein Uber nutzen und sich von Taxifahrern immer die Lizenz zeigen lassen. Insgesamt braucht man sich nicht mehr Gedanken zu machen, als in der Heimat und falls man wirklich sehr starke Sicherheitsbedenken hat, kann ich Viña del Mar auf jeden Fall empfehlen.


Reisen

Chile ist ein zum Reisen perfekt geeignetes Land. Gute und günstige Busverbindungen, die Sicherheit, aber auch die atemberaubende Landschaft von der trockensten Wüste der Welt im Norden bis zu eisigen Gletschern im Süden des Landes machen Chile zu einem der attraktivsten Reiseziele Südamerikas. Nicht umsonst wurde Chile als bestes Reiseland 2018 von Lonely Planet gekürt.

Auch in den Nachbarländern Chiles kann man gut reisen – zum Beispiel eine Drei- oder Vier-Tagestour durch Boliviens Wüste von San Pedro de Atacama, Chile aus. Ein beliebtes Reiseziel in Peru ist natürlich Cusco, von wo aus man Touren zu den Inkastätten Machu Picchu unternehmen kann. Auch Argentinien, Uruguay und Brasilien, oder auch die Galapagosinseln (Ecuador) lassen sich gut bereisen, man sollte sich allerdings vorher genau über die Impfbestimmungen informieren. Zurzeit benötigt man für die Reise in Amazonasgebiete und auf die Osterinseln (Chile) eine Gelbfieberimpfung.


Sonstige Tipps

  • Verliert nicht das Visum der PDI (Policía de Investigación) – eine Art Kassenbon, den man bei Ausreise als Tourist aus Chile wieder abgeben muss.
  • Mit der DKB Kreditkarte und einigen anderen Kreditkarten kann man bei der Scotiabank (z.B. am Plaza Vergara, auch Plaza Viña genannt) gebührenfrei Geld abheben.
  • Der Mercadito Organico liefert wöchentlich Obst und Gemüse aus regionalem ökologischem Anbau, sowie Bio-Milch und Bio-Eier aus Freilandhaltung nach Hause. Kontakt aufnehmen kann man über die Facebookseite und bekommt dann wöchentlich die Angebote in Form einer Excelliste zugeschickt. Diese sendet man ausgefüllt zurück und bekommt dann freitags seine bestellte Ware direkt nach Hause geliefert.

Fazit

College Contact hat mich von Anfang bis Ende sehr gut betreut, allerdings habe ich selbst herausfinden müssen, dass die Orientierungswoche für Teilnehmer des spanischsprachigen Programmes bereits eine Woche eher beginnt als für Teilnehmer des englischsprachigen Kursprogrammes. Dies hat die UVM zu verschulden, da sie die falschen Informationen an College Contact weitergeleitet hat. Nur durch Zufall entdeckte ich im Semesterplan auf der Internetseite der UVM die korrekten Daten, welche mir College Contact nach Rücksprache mit der UVM auch noch einmal bestätigte. So konnte ich den Flug noch passend buchen. Die anderen deutschen Auslandsstudenten von CoCo, die auch am spanischen Programm teilnehmen wollten, hatten ihre Flüge leider schon gebucht und konnten deshalb nicht an der Orientierungswoche teilnehmen.

Viña del Mar und Valparaíso haben mich positiv überrascht. Zwei Städte, die viel zu bieten haben! Südamerika ist ein faszinierender Kontinent, landschaftlich sowieso, aber auch geschichtlich, politisch und gesellschaftlich. Auch ohne jegliche Spanischkenntnisse kann man problemlos ein Semester an der UVM verbringen. Mit einem begleitenden Spanischkurs und etwas Engagement kann man hier Spanisch lernen – oder chilenisch! Vorher hatte ich keine Vorstellungen von Südamerika, aber nach fast fünf Monaten in Chile habe ich nun das Gefühl, mich dort zu Hause zu fühlen.

Ich verstehe nun das schwerste Spanisch der Welt und bin stolz auf mich, die Kurse in der fremden Sprache erfolgreich gemeistert zu haben. Die Dozenten sind freundlich, kooperativ und verständnisvoll. Die Inhalte der Kurse sind spannend. Was die Uni angeht, bin ich nicht 100%ig überzeugt. An sich haben mir die Kurse zwar gut gefallen, aber die Organisation lässt manchmal zu wünschen übrig. Dafür war die UVM sehr flexibel, was Reisen während des Semesters anging und es herrschte eine familiäre Atmosphäre.

Ein (längerer) Auslandsaufenthalt macht dich zu einem anderen Menschen. Über den Tellerrand zu blicken, dabei eine neue Sprache und eine neue Kultur kennenzulernen, positive und negative Erfahrungen zu machen, erweitert deinen eigenen Horizont und somit dein persönliches Verständnis für die Menschen und die Welt. Ich kann dir ein Auslandssemester in Chile – oder auch generell – nur wärmstens empfehlen – es wird eine der besten Zeiten deines Lebens! Also worauf wartest du noch? Raus in die Welt, entdecke, lerne, lass dich inspirieren!