14 Mär 2017
Live aus San José

College-Contact-Stipendiat Max Gössner im Interview

Stipendiat für Ingenieurwissenschaften Max Gössner genießt sein Auslandssemester in den USA und erweitert seinen Horizont nicht nur mit neuen Kursen.

Bevor es mit dem Masterstudium in Deutschland richtig losgeht, nutzt unser Semesterstipendiat Max Gössner die Chance für eine Erkundungstour innerhalb und außerhalb der Uni in den USA. Der Ingenieurwissenschaftler verbringt ein Auslandssemester an der San José State University und ist begeistert von den vielen Möglichkeiten in der Bay Area und der Nähe zum Silicon Valley − ganz zu schweigen von der unkomplizierten Kurswahl, die ihm sogar einen Masterkurs in Maschinenbau ermöglichte.

Im Interview betont Max die Vorzüge der SJSU, an der deutsche Kommilitonen in der internationalen Studentenschaft noch in der Minderheit sind. Außerdem steht jetzt schon fest: Nach dem Auslandssemester in Kalifornien wird Sportskanone Max den größten Alpensee Nordamerikas, Lake Tahoe, wie seine Westentasche kennen.

College Contact:
Hallo Max, du bist gerade auf Reisen in Kalifornien. Wie geht es dir?

Max:
Super! Im Moment komme ich viel rum. Vor zwei Wochen habe ich mir ein Auto gekauft über Craigslist und bin dadurch flexibler. Jetzt bin ich gerade in Truckee, nördlich vom Lake Tahoe und schaue mir für zwei Tage ein paar Skigebiete zum Snowboarden an.


College Contact:
Hast du das Gefühl, dass man im Studienalltag in San José ein Auto braucht?

Max:
Nein, das geht alles zu Fuß. Für mich war das auch abhängig davon, wo ich wohne. Ich bin in einem Appartement zwei Blocks von der Uni entfernt untergekommen und da habe ich eine WG gefunden mit drei anderen Amerikanern. Die sind ganz cool drauf. Die Uni grenzt direkt an Downtown. Von daher braucht man in San José kein Auto. Aber klar, wenn man rumkommen und etwas sehen will, dann ist das schon besser.


College Contact:
Du hattest dir ja schon vor dem Auslandssemester vorgenommen, die Gegend um San José zu erkunden. Da ist ein eigenes Auto natürlich praktisch.

Max:
Genau. Das haben wir auch schon ganz gut ausgenutzt. Ich habe einige andere Internationals kennengelernt, die davon auch profitieren, denn so können wir uns das Spritgeld immer teilen. Das ist schon ganz cool.


College Contact:
Erzähl doch mal, wie hast du die ersten Tage an der SJSU erlebt? Wie waren deine ersten Eindrücke?

Max: Von der Uni her super! Die ersten Wochen waren natürlich diese Eingewöhnungsphase und die Orientierungswoche. Das war alles ein bisschen kompliziert, weil ich noch keine Unterkunft hatte. Da bin ich dann immer von Airbnb zu Airbnb gewechselt und war eigentlich mehr auf dem Sprung. Aber das war jetzt auch nicht so schlimm. In der Uni war es echt super. Die Mitarbeiter von International Gateways sind super drauf und machen einen guten Job. Sie haben natürlich immer geholfen. Ich bin auch direkt in alle Kurse reingekommen, die ich haben wollte.


College Contact:
Welche Kurse sind das?

Studieren in der Bay Area: Nach den Vorlesungen an der SJSU ist ein Ausflug zum Pazifik ein guter Ausgleich.

Max:
Es ist eigentlich ein bisschen bunt durcheinander. Ich studiere Maschinenbau und belege einen Masterkurs, den ich später in Deutschland angerechnet bekommen möchte. Meine anderen Kurse sind ein Spanischkurs und ein Start-up Kurs. Der heißt Global Entrepreneurship. Das passt, glaube ich, ganz gut hier von der Lage her im Silicon Valley und ich will ein bisschen etwas anderes kennenlernen. Ich hatte in Maschinenbau in Deutschland recht wenige Businesskurse. Deswegen dachte ich mir, dass ich den hier an der SJSU einfach noch aus eigenem Interesse belege.

Dann habe ich noch zwei Sportkurse: Einmal einen Fitnessstudiokurs, also Gym-Kurs und Gymnastics. Das waren Kurse zum Auffüllen, die nur eine Unit haben, damit ich auf meine 12 Units komme, aber ich bin echt zufrieden damit.


College Contact:
Ursprünglich wolltest du einen Kurs zur Foto- und Videobearbeitung belegen, um dein Hobby auch in Kalifornien auszuleben. Was ist aus diesem Vorhaben geworden?

Max:
Ja, genau. Da war das Problem, dass ich mit den Prerequisites nur einen ganz einfachen Kurs bekommen hätte. Ich glaube, der hätte mich nicht weitergebracht. Von daher habe ich das zur Seite gelegt und mache einfach so viele Fotos und Videos. Letzte Woche bin ich um zwei Uhr aufgestanden und nach San Francisco gefahren, um den Sonnenaufgang an der Golden Gate Bridge einzufangen. Das sind echt geile Aufnahmen geworden.


College Contact:
Du hast es gerade schon angesprochen, die Uni arbeitet in vielen Bereichen eng mit dem Silicon Valley zusammen, ihrem Slogan entsprechend „Powering Silicon Valley“. Gab es auch in deinen Kursen Besuche von oder Exkursionen zu Apple, Netflix & Co.?

Max:
Nein, das noch nicht, aber in dem Businesskurs, den ich belege, gibt es ein paar interessante Veranstaltungen. Im März hält ein Start-up-Gründer einen Vortrag in der Uni und erzählt, wie er das erlebt hat. Das kriegt man also schon ganz gut mit. Direkt in San José sind ja nicht die ganz großen Firmen. Apple und Co. habe ich mir daher noch nicht angeguckt. Ich hatte vor, unter der Woche, wenn da richtig was los ist, vorbei zu fahren, aber habe noch nicht die Zeit gefunden.


College Contact:
Wir befinden uns derzeit mitten in unserer MINT-Kampagne „Mit MINT ins Ausland“, da es auch für MINTies gute Gründe für ein Auslandsstudium gibt. Warum sollten aus deiner Sicht angehende Ingenieure den Schritt ins Ungewisse unbedingt wagen?

Max:
Fachlich kann man natürlich einiges mitnehmen. Ich finde aber nicht, dass es nur vom Fachlichen her so wichtig ist, sondern generell von der ganzen Organisation drum herum. Ich habe schon in Deutschland gemerkt, dass man megaviel Selbstdisziplin braucht und megaviel organisieren muss, weil einfach so viel zu tun ist. Und das spürt man natürlich auch im Ausland. Gerade am Anfang kommen da so viele Dinge zusammen, wie die Wohnungssuche oder so. Das bezieht sich natürlich nicht nur auf Ingenieure. Ich würde schon sagen, dass es einen allein schon vom Denken her weiter bringt.

Und die USA sind natürlich schon eher dankbar, denn Englisch ist nicht so schwer und von der Kultur her ist es auch nicht so verschieden. Ich glaube, da gibt es schwierigere Länder. Es ist auf jeden Fall sinnvoll und ich bereue es auf keinen Fall, das gemacht zu haben.


Touren zu traumhaften Kulissen, wie dieser in Davenport, verschaffen einen guten Eindruck vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

College Contact:
Du hast ja zum Glück auch noch ein bisschen Zeit, Land und Leute besser kennenzulernen. Ein paar kulturelle Unterschiede gibt es ja vielleicht doch. Was hat dich an der US-amerikanischen Kultur vor Ort besonders überrascht? Wann musstest du vor allem deine „Comfort Zone“ verlassen?

Max:
Bisher habe ich das noch nicht gespürt. Aber was mich an der Uni zum Beispiel überrascht hat, ist, dass ich mich wie früher auf dem Gymnasium fühle. Ich wusste natürlich schon von vornherein, dass es ähnlich wie die Schule in Deutschland ist, aber dass es dann wirklich so krass verschult ist, hätte ich nicht gedacht.

Ich hätte auch nicht erwartet, dass gerade in der Bay Area so viele Nationalitäten zusammenkommen. Ich glaube, das ist in ganz Kalifornien so, aber in der Bay Area sind schon ziemlich viele Asiaten, Mexikaner und so weiter. Das hätte ich nicht gedacht vorher, aber das ist kein Nachteil. Ich habe schon ziemlich viele kennengelernt und komme gut mit allen klar.


College Contact:
Du hattest vor, dein Stipendium von CoCo in kurze oder längere Ausflüge zu investieren. Gerade bist du ja am Lake Tahoe. Wo warst du denn noch so bisher?

Max:
Ich bin jetzt schon das dritte Mal hier am Lake Tahoe. Beim ersten Mal bin ich in ein Skigebiet gefahren für zwei Tage. Dann bin ich mit Amerikanern, die ich dort kennengelernt habe, nochmal in das gleiche Skigebiet gefahren. Und jetzt erkunde ich ein paar andere Skigebiete um Lake Tahoe herum. Hier sind ja megaviele, also so 15 Skigebiete sind es bestimmt. Das habe ich bis jetzt alleine gemacht, weil das für die anderen zu teuer war. Ich hatte ja meine ganzen Snowboardsachen aus Deutschland mitgenommen. Das war schon ein Vorteil.

Bei uns in der Bay Area war ich schon zweimal alleine in San Francisco, weil es einfach für die anderen zu früh war mit dem Sonnenaufgang und so weiter. Aber sonst war ich auch mit ein paar anderen Internationals in San Francisco, Santa Cruz und ein bisschen die Küste hoch unterwegs, Highway 101. Seitdem ich das Auto hatte, habe ich damit die Küste ein bisschen erkundet. Es gibt einen kleinen Ort nördlich von Santa Cruz, der heißt Davenport und den kennen anscheinend auch viele Amerikaner gar nicht. Da hatte ich vorher schon mal ein Bild bei Instagram gesehen und dort stehen alte Betonpfeiler, wahrscheinlich ein alter Steg, der ins Meer ragt. Das ist ein richtig cooles Motiv mit den ganzen Steilküsten an der kalifornischen Küste. Das haben wir ein bisschen erkundet und dann waren wir noch in Monterey, also südlich von Santa Cruz und haben eine Whale Watching Tour gemacht. Das kann man in anderen Ländern auch machen, aber wir haben ein paar Wale gesehen und das war ganz schön.


College Contact:
Und welche Ziele willst du auf jeden Fall noch mitnehmen?

Max:
Eigentlich zu viele. Hier am Lake Tahoe bin ich morgen nochmal snowboarden und am Samstag plane ich, ein paar Fotos zu machen oder direkt an den See zu gehen. Das habe ich noch nicht gemacht bisher. Lake Tahoe ist auf jeden Fall ein Gebiet, was ich auskundschaften will.

Was noch? Wir waren jetzt bestimmt fünfmal in San Francisco, aber haben noch nicht mal die Hälfte gesehen. Also da werde ich auf jeden Fall noch einige Trips hin machen. Dann habe ich einen Australier kennengelernt, der auch seine ganzen Surfbretter mitgenommen hat und regelmäßig nach Santa Cruz fährt. Da werde ich mich demnächst dranhängen. Das wird dann natürlich nochmal teurer mir da ein paar Sachen anzuschaffen, aber das steht auf jeden Fall auch noch ganz oben mit auf dem Plan.


College Contact:
Das ist ja ein ganz schönes Kontrastprogramm, erst Snowboarden und dann Surfen.

Max:
Deshalb bin ich echt zufrieden, dass ich das Spring Semester genommen habe. Wir haben im Moment diesen Rekordwinter, wo teilweise in den Skigebieten wirklich zehn Meter Plus Schnee liegt. Das ist schon echt der Hammer. Es hätte nicht besser sein können. Und dann freue ich mich darauf, den Übergang zu erleben, vom Winter in den Sommer rein.

Kalifornien besteht nicht nur aus Strand und Palmen, sondern hat auch zahlreiche Skigepisten und bewaldete Naturschutzgebiete im Angebot.

Ich bin auch ehrlich gesagt ganz zufrieden, dass ich nicht nach San Diego gegangen bin. Die meisten gehen ja nach L.A. oder San Diego zum Studieren. Nach dem Semester werde ich die Küste runterfahren. Dann kommt ein Freund in L.A. für zwei Wochen dazu und wir werden da ein bisschen rumturnen. Mein Rückflug geht von San Diego aus. Von daher werde ich die Area auch noch kennenlernen. Aber ich bin froh, dass ich eher einen Ort genommen habe, wo weniger Deutsche sind. Ich will ja nicht in den USA studieren und dann nur Deutsch sprechen oder nur mit Deutschen etwas machen. Und die Bay Area ist auch echt super.

Ich könnte mir natürlich vorstellen, in den USA später zu arbeiten. Ich war mal kurz dabei, mir ein Praktikum in den USA zu suchen. Es hat dann aber nicht geklappt, weil keine offenen Stellen da waren. Vielleicht nutze ich hier nochmal die Gelegenheit, ein paar Bewerbungen zu schreiben - einfach für die Zukunft.

Kalifornien ist für mich schon optimal von den ganzen Möglichkeiten und was man hier alles machen kann. Ich habe aber auch von vielen Amerikanern gehört, dass sie noch nie am Lake Tahoe waren. Es kommt natürlich immer auf das eigene Interesse an, ob man ein Naturfreak ist oder Sportfreak, aber das konnte ich dann schon teilweise nicht glauben, weil ich mir dann dachte, „Ihr lebt doch in der geilsten Area!“

College Contact:
Dann genieße deine Zeit noch und vielen Dank für das Gespräch!

Die SJSU in der größten Stadt Nordkaliforniens ist international, sportbegeistert und idealer Ausgangspunkt zum Reisen nach den Vorlesungen. Die Palette an möglichen Studiengängen für internationale Studierende ist groß. Studienberaterin Lisa beantwortet euch alle Fragen zum Studium an der San José State University − persönlich, per Mail oder am Telefon. Mehr Infos zur Hochschule findet ihr auch im Hochschulprofil.