Forensic Science an der University of Technology Sydney
Seit Jahren begleiten wir vom Sofa aus Horatio Caine oder „Gil“ Grissom auf der Suche nach Verbrechern in Miami oder Las Vegas. Wilde Verfolgungsjagden, komplizierte Computerprogramme und zahlreiche versteckte Hinweise gehören meist dazu. Aber wie sieht eigentlich der Beruf des Forensikers in der Realität aus?
Die University of Technology in Sydney ist eine der führenden Universitäten in der Kriminaltechnik und forscht in diesem Bereich schon seit 20 Jahren. Mit einem ganzheitlichen Ansatz verfolgt die Hochschule das große Ziel, kriminelle Aktivitäten mit den neuesten Forschungsmethoden aufzuklären und langfristig einzudämmen. Hierfür werden die Stärken verschiedener MINT-Fächer vereint. 2017 startet an der UTS der neue Undergraduate Studiengang Bachelor of Forensic Science, bei dem sich Studierende auf Biologie, Chemie, Crime Scene Investigation und Digital Forensics fokussieren.
Expertenhilfe am Centre for Forensic Science
In den letzten Jahren investierte die UTS in neue Gebäude und Gerätschaften, sodass sich der City Campus mitten in Sydney stark gewandelt hat. Unterstützung bei der Aufklärung eines Verbrechens bietet das Centre for Forensic Science (CFS) im Science-Gebäudekomplex gleich an der großen grünen Wiese.
Einer der Gründer dieses einmaligen Centers ist Professor Claude Roux. 1996 kam er als frischgebackener Doktorand von der Universität Lausanne nach Australien und erhielt die einmalige Chance, das
erste Forensic Science Programm Australiens an der UTS maßgeblich mitzugestalten. Damals war die Forensik ein Schwerpunkt der angewandten Chemie und das Fachgebiet benötigte einen Experten wie Prof. Roux, um sich langfristig neu auszurichten. „Das Konzept bestand darin, das Beste beider Welten zu vereinen: eine überzeugende Ausbildung in der forensischen Wissenschaft und einer anwendungsbezogenen Fachrichtung wie der Chemie“, erinnert sich Prof. Roux.
Die innovativen neuen Studiengänge in der Forensic Science und die vielen Forschungsaktivitäten aus diesem Bereich fanden 2002 im CFS ein neues Zuhause. Prof. Roux zufolge nutzen viele Hochschulen die Forensik als „little sexy thing“, um MINT-Fächer wie Chemie, Physik oder Mathematik anzuwenden. „Wenn man aber einen Schritt weiter gehen möchte, um etwas zu bewirken und Vorreiter zu sein, muss man die Forensik etwas anders betrachten“, stellt Prof. Roux fest. Das Fachgebiet arbeitet heute an der UTS interdisziplinär und analysiert alle Arten von Spuren mithilfe verschiedener anwendungsbezogenen Wissenschaften. Neben dem UTS Super Lab ist das Crime Scene Simulation Lab ein besonderes Highlight an der Universität.
Das Crime Scene Simulation Lab
In dieser Einrichtung werden Verbrechen inszeniert. In dem Nachbau einer Stadtwohnung sammeln angehende Kriminaltechniker gemeinsam Spuren, um die Geschehnisse zu rekonstruieren. Dabei suchen sie beispielsweise nach Fingerabdrücken oder einzelnen Haaren. Derzeit arbeitet die UTS sogar daran, mithilfe von einer DNA-Probe physische Körpereigenschaften zu erkennen. Wer möchte, kann seinen Teil zu dieser bahnbrechenden Forschung beitragen und DNA inklusive Gesichtsscan abgeben.
Neben dieser klassischen Spurenanalyse von Fingerabdrücken und DNA ist die Toxikologie ein weiterer Forschungszweig der forensischen Wissenschaft an der UTS. Die Hochschule entwickelt beispielsweise neue Methoden der Abwasseruntersuchung, um festzustellen, was die Verdächtigen oder Betroffenen zu sich genommen haben. Diese Analyse zielt vor allem auf Medikamente oder illegale Drogen ab.
Prof. Roux betont, die Crime Scene sei eine besondere Herausforderung, da man hier „die richtigen Entscheidungen treffen muss, welche Spuren gesichert werden, welche wiederum nicht und wie man mit diesem Problem umgeht.“ Für die spätere Beweisführung vor Gericht müssen Forensiker dann ihre Ergebnisse auch Laien verständlich machen können.
Für die effektive Verbrechensbekämpfung arbeitet unter anderem die Australian Federal Police und NSW Police Force mit dem CFS zusammen. Dabei kommen mitunter ganz besondere Helfer zum Einsatz, die an der UTS ein spezielles Training erhalten. Die Uni hilft bei der Ausbildung von Spürhunden, da diese jeglichen technischen Geräten haushoch überlegen sind.
The Australian Facility for Taphonomic Experimental Research (AFTER) oder The Body Farm
Die vierbeinigen Helfer der Polizei üben an einem der ungewöhnlichsten Forschungsorte Australiens. Gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen betreibt die UTS auf einem umzäunten und abgesicherten Waldstück taphonomische experimentelle Forschung, Australiens erste Einrichtung dieser Art und die einzige außerhalb der USA. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Zwischen Schweinekadavern, Grabhügeln und großen Aluminiumboxen ist Professor Shari Forbes anzutreffen, die den Zweck dieses Ortes genauer beschreibt: „Forscher können hier den natürlichen Zerfall des menschlichen Körpers untersuchen.“ Möglich ist dies nur aufgrund der Generosität von Menschen, die ihren Körper dieser Wissenschaft zur Verfügung stellen. Dafür sind die Forscher ihnen und ihren Familien sehr dankbar, denn die bisherigen Erkenntnisse der Body Farm in den USA sind nicht einfach auf andere Länder mit anderer Flora und Fauna oder Klimazone übertragbar.
Prof. Forbes hilft bei der Schulung von Spürhunden der Polizei, indem sie die chemische Zusammensetzung der Verwesungsgerüche unter bestimmten Umständen aufschlüsselt. Körper, die unter Laub versteckt sind riechen anders, als solche, die tiefer vergraben liegen. Für die Öffentlichkeit ist die Body Farm nicht zugänglich. Aber internationale Masterstudenten oder Doktoranden mit den Forensik-Schwerpunkten Chemie, Biologie oder Umweltwissenschaften haben hier die Möglichkeit, einzigartige Forschung zu betreiben.
Ein Forschungsgebiet mit klaren Anwendungsmöglichkeiten war Prof. Forbes wichtig. Internationale Erfahrung ermöglicht dazu neue Perspektiven. Nach der Promotion an der UTS gründete sie in Kanada am University of Ontario Institute of Technology ein Forensic Science Program. „Vor allem in der Forensic Science habe ich verstanden, dass man manche Dinge anders angehen kann, als ich es in Australien gelernt habe.“ Bei ihrer Rückkehr nach Australien hatte sie viele neue Ideen im Gepäck, die „die Art und Weise, wie wir Forensic Science lehren, vorantreiben können.“
Die Zukunft der Forensik
Der neu strukturierte Bachelor of Forensic Science der UTS nutzt die verschiedenen MINT-Fächer, um Verbrechen nicht nur aufzuklären, sondern langfristig zu verhindern. Mit einer großen Bandbreite an Expertise, exzellenter Ausstattung und internationalen Partnern etabliert sich die Uni weltweit in der Forensic Science. Studierende können sich auch mit Doppelabschlüssen beispielsweise mit der Rechtsfakultät oder der Fakultät für International Studies breit aufstellen. Ein Auslandsaufenthalt ist ebenfalls möglich und Studierende profitieren vom internationalen Netzwerk des CFS.
Zusammen mit Behörden und Verbänden entwickelte die UTS kürzlich eine gemeinsame Strategie für 2030, um international optimal aufgestellt zu sein. Vor allem der Terrorismus macht dies notwendig, denn
Landesgrenzen gelten hier nicht. Prof. Roux macht deutlich, „Ich denke, es ist für Studenten wichtig, Erfahrungen in allen Kulturen oder Ländern zu sammeln und eine Idee dieser globalen Zusammenhänge zu bekommen.“ Die zunehmende Bedeutung der digitalen Welt sei ihm zufolge schon längst bei dieser Generation angekommen.
Mit der digitalen Verbundenheit sind jedoch nicht nur virtuelle Spuren im Netz gemeint. In der Kriminaltechnik bildet die Forensic Intelligence einen neuen Forschungszweig. Dabei werden beispielsweise Daten aus verschiedenen forensischen Fällen analysiert, um kriminelle Aktivitäten besser zu verstehen und am Ende Verbrechen sogar vorherzusagen. Damit ist es auch einfacher, organisierte Kriminalität aufzudecken.
Die Forensic Science nutzt den technischen Fortschritt und stellt zunehmend Verbindungen zu kognitiven Wissenschaften, wie der IT oder Kommunikationswissenschaften her. „Das macht es zu einem sehr spannenden Forschungsfeld“, sagt Prof. Roux. Arbeitgeber von Absolventen sind nicht nur Institute und Labore, sondern auch Justizvollzugsanstalten, Anwaltskanzleien, Versicherungen, staatliche Einrichtungen oder Organisationen.
Ihr seht eure Zukunft in der Verbrechensbekämpfung mit wissenschaftlichen Methoden? Studienberaterin Christiane Bastian hilft euch bei der Bewerbung für Forensic Science an der UTS via Mail, Telefon oder persönlich. Mehr Infos zur Hochschule findet ihr im Hochschulprofil.