2 Nov
Erfahrungsbericht von Doreen B.

Universidad de Vina del Mar

Stadt: Viña del Mar
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Internationale Beziehungen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2015 bis 07/2015
Heimathochschule: Fulda HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Auswahl der Universität und Bewerbungsprozess

Das erste Mal hörte ich von der Universidad Viña del Mar (UVM) in Chile im Spanischkurs von Kommilitonen aus dem höheren Semester. Sie erzählten mir, dass sie sich gerade in der intensiven Phase zur Vorbereitung auf das Auslandssemester befinden würden, dass sie Freemover seien und dadurch kaum von der Hochschule betreut werden könnten, aber dafür eine hervorragende Unterstützung im Bewerbungsprozess durch die Agentur College Contact bekommen würden. Damals sagte mir weder der Begriff Freemover etwas, noch die Agentur College Contact und von Chile wusste ich kaum mehr, als dass es ein sehr schmales, aber sehr langes Land Südamerikas ist. Trotzdem faszinierte mich der Gedanke mein Auslandssemester dort zu verbringen und nicht wie angedacht in einem der Erasmus-Länder. Es verging nochmals ein gutes Jahr, bevor ich mich wieder an dieses Gespräch zurückerinnerte und die Entscheidung getroffen werden musste, wohin ich nun gehen würde. Vieles kam in Frage, überzeugt hat mich dann tatsächlich die gute Beratung von College Contact, die mir ausführlich und immer zeitnah per Mail oder Telefonats-Gespräche meine vielen Fragen zur Universität, zum Land und zur Stadt wie auch zur Finanzierung des Semesters beantworten konnte. Die Bewerbung war dann einfacher als ich dachte. College Contact schickte mir den Bewerbungsbogen der UVM zu und zur Unterstützung beim Ausfüllen einen Ergänzungsbogen, in dem jede einzelne Frage des Bewerbungsbogens nochmals erklärt wurde. So hatte ich kaum Nachfragen und konnte alle Punkte zügig abarbeiten.

Eine Hürde, die ich noch zu überwinden hatte, war die Finanzierung des Auslandssemesters. College Contact konnte mir einen ungefähren Kostenrahmen von 7000 € nennen, die ich für das Semester aufbringen musste. Darin waren die Studiengebühren der UVM (Privatuni!), Lebenserhaltungskosten und Flug enthalten. Die Finanzierung konnte ich letztendlich durch verschiedene Quellen abdecken. Ein großer Teil, die Semestergebühren von 3150 US$, sollte durch Auslands-BAföG gedeckt werden. Den Antrag schickte ich erst im Oktober weg, was ich im Nachhinein stark bereute, da erst im Mai der positive Bescheid kam und ich damit nur schwer kalkulieren konnte im Voraus. Gleichzeitig beantragte ich QSL-Fördermittel an meiner Hochschule in Fulda (ein Stipendiat, das im Gegensatz zu Promos partnerschaftsunabhängig beantragt werden kann) und wurde auch zum großen Teil familiär unterstützt.

Die Visums-Frage konnte ich ganz einfach klären. Auf Rat von College-Contact beantragte ich kein Studenten-Visum, sondern reiste normal nach Chile ein und bekam am Flughafen ein Touristenvisum für 90 Tage ausgestellt. Vor dem Ablauf der 90 Tage reiste ich mit ein paar Freunden für ein verlängertes Wochenende nach Mendoza/Argentinien (die nächste Grenzstadt von Viña) aus. Auf der Rückreise bekam ich einen Stempel für weitere 90 Tage Aufenthaltserlaubnis in Chile. Damit sparte ich mir bei der Vorbereitung einiges an Organisation und Geld, das ich für ein Studentenvisum hätte aufbringen müssen.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Wohnungssuche und Region Valparaíso

Bei dem wichtigen Punkt Wohnungssuche ließ ich mich abermals von meinen Kommilitonen beraten, die mir schwer ans Herz legten, dies unbedingt vor Ort zu machen, da dies um ein Vielfaches leichter wäre als von Deutschland aus und man die zukünftigen Mitbewohner gleich persönlich kennenlernt. Ich wollte nicht in einer Gastfamilie leben, die durch die UVM organisiert gewesen wäre, um mir eine gewisse Freiheit bewahren zu können. Viel eher stellte ich mir eine Wohngemeinschaft vor, in der ich selber nach Lust und Laune kochen und Freunde einladen konnte - am besten mit anderen Chilenen zusammen. So kam es schließlich auch. Die ersten knappen zwei Wochen nach meiner Ankunft lebte ich übergangsweise bei einer deutsch-chilenischen Familie in Valparaíso, die ich bei compartodepto.cl gefunden hatte. Die Familie nahm mich auf viele Ausflüge mit und so konnte ich schon mal einen ganz guten Überblick von der Umgebung gewinnen. Auch die Möglichkeit, auf Deutsch zu wechseln bei Verständnisschwierigkeiten erleichterte mir viele Alltagssituationen. So richtig ankommen konnte ich allerdings erst, als ich meine neuen Mitbewohnerinnen - beide Chileninnen - gefunden hatte (abermals durch compartodepto). Das Wohnen mit den beiden war super angenehm und spannend. Mein Zimmer hatte eine wunderschöne Aussicht auf die Küstenzunge der Region Valparaíso. Wir lernten viel voneinander. Angefangen bei den unterschiedlichen Gerichten, die wir uns gegenseitig kochten, über den chilenischen Slang bis zu aktuellen Gesellschaftsthemen in Chile, Südamerika im Vergleich mit Deutschland und Europa.

Viña del Mar ist eine recht schöne Küstenstadt in der Region Valparaíso und mit knapp 300 000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Chiles. Sie ist aufgrund der guten Surfstrände und der vielen Cafés und Restaurants vor allem im Sommer ein beliebtes Reiseziel für chilenische wie auch internationale Touristen. Viña del Mar schließt unmittelbar an die Nachbarstadt Valparaíso an. Valparaíso (Unesco-Weltkulturerbe) hat durch die besondere Architektur, die vielen musikalischen und künstlerischen Interpretationen und den Hafen nochmals einen ganz anderen Charme als Viña. Da Viña fast auf der gleichen Höhe zu Santiago liegt, kann man die Wochenenden gut und gerne mal in der Hauptstadt verbringen. Keine 130 km trennen die beiden Städte voneinander. Allerdings ist das Leben in Viña del Mar und Valparaíso durch das Meer vor der Haustüre wesentlich entschleunigter als in Santiago.


Betreuung der Universidad Viña del Mar durch die Internationalen Koordinatoren

Die Anfangszeit an der UVM war durch die gute Organisation und Betreuung der internationalen Koordinatoren sehr erleichtert. Mein Ankommen an der Uni und der Kontaktanschluss mit den anderen Studierenden am internationalen Campus hätte nicht besser verlaufen können. Die ganze Einführungswoche war so gestaltet, dass man in kürzester Zeit viele Leute aus verschiedenen Ländern kennenlernen konnte, die im gleichen Wintersemester studierten. Angefangen mit einem „How to Survive in Chile“-Vortrag, bei dem ich wichtige Überlebenstipps erhielt, wie Nutzung eines Colectivos beziehungsweise Minitaxis, oder den Umgang mit chilenischen Cocktails (Terremoto-Alarm! :)). Am gleichen Tag musste jeder Internationale einen Spanischtest ablegen, um den verschiedenen Spanisch-Levels zugeordnet zu werden, in denen wir dann die Sprachkurse belegen konnten. In den folgenden Tagen war allerlei Programmangebot der Uni: Stadtführung durch Cerro Alegre, das wohl schönste Künstlerviertel Valparaísos, oder eine Schnitzeljagd durch Viña mit Hauptgewinn eines Surfkurses an einem der nahe gelegenen Strände. Auch während des Semesters bot die UVM immer wieder Ausflüge in die Region an. So konnte man an einer Weintour ins nahe gelegene Weinanbaugebiet Casablanca teilnehmen oder einen Ausflug zur Isla Negra machen, um Pablo Nerudas Ruhestätte und sein weltbekanntes Künstlerhaus zu besichtigen. Eine wirklich lustige Erfahrung war die Tanzstunde auf dem Campus, um die wichtigsten traditionellen Tänze Chiles kennenzulernen, wie unter anderem den „Cueca“, den jedes chilenische Kind von der Atacama-Wüste bis nach Patagonien kennen muss. Bei Fragen zu den Kursen, zur Wohnsituation oder zu Viña allgemein standen jederzeit die Koordinatoren Carlos Torres und Kathleen Lowry bereit.


Kurse

Am internationalen Campus der UVM ist es möglich, entweder am englischsprachigen Programm teilzunehmen oder am spanischsprachigen (ab B2 kann man auch die regulären Kurse der UVM besuchen). Unabhängig davon kann man jederzeit Spanischsprachkurse, dem jeweiligen Testergebnis entsprechend, belegen. Ich hatte mich entschieden alle Kurse auf Spanisch zu belegen. So hatte ich dreimal in der Woche Sprachkurs: Comunicación y Cultura Chilena. Hier übten wir vor allem unser freies Sprechen und diskutierten nebenher über aktuelle Gesellschaftsthemen. Weiterhin belegte ich einen Literaturkurs, in dem wir über Werke berühmter lateinamerikanischer Schriftsteller sprachen. Auch wenn ich anfangs große Schwierigkeiten hatte dem Kurs zu folgen, war er letztendlich eine große Bereicherung für mich, da ich dadurch fernab der eurozentristischen Denkweise Weltansichten des süd- und mittelamerikanischen Kontinents kennenlernen durfte. In Culturas en Contacto wurden die Themen durch die kleine Kursgröße auf uns abgestimmt. Wir lernten mehr über Chiles Geschichte, über die vielen Naturkatastrophen aufgrund der geografischen Lage und politische Strukturen. Abseits des internationalen Campus belegte ich noch einen Kurs im Soziologie-Fachbereich: Movimientos Sociales. Dies war auch der einzige Kurs, den ich mit anderen Chilenen besuchte, und somit für mich auch der anspruchsvollste. Nichtdestotrotz bin ich sehr froh, dass ich diesen Kurs zusätzlich noch gewählt habe, um ein wenig Einblick in die Studienmentalität der Chilenen zu gewinnen. Ein wenig schade fand ich es nämlich, dass ich durch die Kurse am internationalen Campus nur schwer in Kontakt mit anderen Chilenen kam. Die Zusammenarbeit zwischen den regulären Fachrichtungen der UVM und dem internationalen Fachbereich ist meiner Meinung nach noch ausbaufähig.

Zusätzlich nahm ich am „Volunteering Program“ teil. Dies beinhaltete eine gemeinnützige Arbeit in sozialen Organisationen oder an staatlichen Schulen. Ich suchte mir die Paul Harris School als meine Volunteering-Stelle heraus, um dort der Englischlehrerin drei Stunden in der Woche im Unterricht zu assistieren. Die Paul Harris School ist in einem armen Stadtteil Viñas gelegen und eine staatliche Schule. Da die staatlichen Schulen in Chile wesentlich weniger Geld zu Verfügung haben als die privaten und die Regierung die staatlichen Schulen auch kaum unterstützt, macht sich dies in verschiedenster Weise bemerkbar: Es fehlt an Lehrpersonal, Unterrichtsmaterialien oder beheizten und gut isolierten Schulhäusern. Auch die Qualität der Schulbildung fällt im internationalen Vergleich um einiges schlechter aus als die an privaten Schulen. Ich hatte das Glück, mit einer fachlich sehr kompetenten Englischlehrerin zusammenzuarbeiten, die die Kooperation zwischen der UVM und der Paul Harris School sehr schätzt. Das „Volunteering Program“ wird nebenher von der UVM durch einen wöchentlichen Workshop begleitet.

Die UVM legt großen Wert auf möglichst kleine Kurse und somit war der Kontakt zwischen uns Internationalen und den Professoren recht persönlich. Ich musste mich erst mal an die recht verschulte Studienweise gewöhnen: Tägliche Hausaufgaben, wöchentliche Essays, monatliche Referate und dazu auch recht strikte Anwesenheitslisten. Trotzdem konnten wir bei den meisten Professoren um Freistellung bitten, wenn es für ausgiebigere Reisen nötig war. Klausuren schrieben wir alle paar Wochen. So setzte sich die Endnote neben der Abschlussprüfung aus mehreren Teilnoten zusammen, was den Vorteil brachte, am Ende des Semesters nicht in den üblichen Prüfungsstress zu geraten. Allerdings war ich ständig mit Abgaben für die einzelnen Kurse beschäftigt.


Freizeitgestaltung während des Semesters

Die Freitage waren vorlesungsfrei und somit war durch das verlängerte Wochenende ausgiebig Zeit zum Reisen. Wie weiter oben schon beschrieben, ist es nur ein Katzensprung in die Hauptstadt, wo man von Konzerten bis zu kostengünstigen Museen alles mitnehmen konnte. Außerdem gibt es wunderschöne Strände in der Nähe zu erkunden, wie Horcón (Puente de los deseos) oder Concon (optimal zum Surfen, auch für Anfänger). Cajón del Maipo, ein schönes Naherholungsgebiet für viele Einheimische aus Santiago, ist sehr gut geeignet für verschiedene Abenteuerausflüge wie Paragliding, Kajakfahrten oder Klettertouren. Ein Highlight, das ich erlebt habe und jedem weiterempfehlen würde, ist, eine Wandertour durch den Nationalpark Torres del Paine (Patagonien) im Süden Chiles zu machen. Empfehlenswert ist es, die Tour in den Sommermonaten zu machen, denn ab April wird das Wetter dort immer unstetiger, was vor allem das Campen erschwert. Die Atacama-Wüste ist auch ein sehr beliebtes Reiseziel, weil das kleine und sehr schöne Dorf San Pedro de Atacama allerlei Kunsthandwerk anbietet und man den klarsten Sternenhimmel der Welt bestaunen kann. Dabei kann ich nur empfehlen einen Trip in das Nachbarland Bolivien zu unternehmen, da viele Touren dort um einiges günstiger angeboten werden. (Tip: Salar de Uyuni!!)

Wenn man unter der Woche die Bars und Clubs in der Umgebung unsicher machen möchte, gibt es genügend Gelegenheiten. Mittwochs richtet das Café Journal schon seit Tradition die „Gringo-Nights“ aus. Das Café, das vielmehr eine Bar ist, liegt gleich um die Ecke des internationalen Campus Diego Portales und ist durch die zentrale Lage auch ein beliebter Verabredungsort. Dabei lernt man viele Internationale und Chilenen von anderen Unis kennen. Die Donnerstagabende waren oft für die Saint-Jueves Veranstaltungen reserviert: Jede Woche kostenloser Eintritt in den verschieden Clubs Viñas und Valparaíso beim Vorzeigen eines Saint-Jueves-Bändchens. Auch an anderen Tagen schlafen die Bars in Valparaíso nie und sind eindeutig schonender für den eigenen Geldbeutel, im Vergleich zu den Ausgehmöglichkeiten in Viña.

Die UVM bietet ein recht breites und kostenloses Sportangebot für die Studierenden an, was ich allerdings aufgrund meiner recht weit entfernten Wohnsituation nicht nutzen konnte.

Als Resümee kann ich nur positive Eindrücke von meinem Auslandssemester an der Universidad Viña del Mar mitnehmen. Die Studiengebühren sind ohne Frage eine Hürde, allerdings wird auch im Gegenzug einiges angeboten für die ausländischen Studierenden und kann durch Stipendien und Auslands-BAföG ausgeglichen werden. Das Bildungsniveau an der UVM kann durchaus im internationalen Vergleich mithalten. Ich würde unbedingt empfehlen, Spanischsprachkurse an der UVM zu belegen, auch wenn man sonst das englischsprachige Programm macht. So erleichert dies viele Alltagssituationen und die Professoren sind überwiegend freundlich und entgegenkommend. Hilfreich ist es natürlich, wenn man schon Sprachkenntnisse auf Spanisch besitzt, dann kommt man auch viel schneller mit dem gewöhnungsbedürftigen chilenischen Slang zurecht. Ein wenig schade fand ich den geringen Kontakt mit anderen chilenischen Studierenden der UVM, weil diese hauptsächlich auf anderen Campus studieren.

Chile ist ein wunderschönes, vielseitiges Land und die Zeit war leider viel zu kurz, um nur annäherend das Land in seiner Ganzheit kennenzulernen. Worauf man sich allerdings bei einem Chile-Aufenthalt einstellen muss: Über kurz oder lang muss man ein Erdbeben durchleben. Meistens sind es nur recht kleine Bebungen, was den Alltag in keinster Weise aus der Bahn wirft. Alle paar Jahre wird Chile allerdings von größeren Erdbeben heimgesucht. Aber auch dann sind die Chilenen geübt genug, um den Schaden möglichst gering zu halten.

Was bleibt nach den fünf Monaten, sind die vielen bereichernden Erfahrungen und Freundschaften, die ich in der Zeit schließen konnte, die auch viele tausende Kilometer und sogar den großen Atlantik überbrücken können.

Ein großer Dank an die sehr gute Betreuung durch College Contact!