4 Apr
Erfahrungsbericht von Annett K.

San Diego State University


Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Elmshorn FH Nordakademie

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ein Semester in Kalifornien studieren war lange eine Wunschvorstellung von mir. Nach langer Planung und viel Organisation erfüllte ich mir diesen Wunsch. Die Universitäten in Kalifornien genießen generell einen guten Ruf und belegen in internationalen Rankings gute Plätze. Das Silicon Valley strahlt mit seinen kreativen Geistesblitzen und hoher Leistungsbereitschaft auf die Universitäten ab. Die San Diego State University ist es geworden, da diese besonders für ihre Wirtschaftsfakultät einen guten Ruf genießt. Aus Feedbackgesprächen mit ehemaligen Auslandsstudierenden habe ich zudem nur Positives gehört. College Contact war ein hilfreicher Begleiter bei der Organisation und half bei vielen Fragen. Die Stadt selbst gilt zudem als „Finest City of the USA“ und glänzt mit tollen Stränden. Am Ende fiel somit die Wahl für die SDSU leicht.

Die Universität und Kurse

Die San Diego State University ist riesig. Die über 30.000 Studierenden verteilen sich auf einem Gelände, welches größer als mein Heimatdorf ist. Es gibt zwei Starbucks-Geschäfte, diverse Schnellrestaurantketten, zwei eigenbetriebene Märkte, ein großes Fitnesscenter inklusive eigener Kletterwand und vieles mehr auf dem Gelände. Um ein Gefühl zu bekommen, wie stolz die Amerikaner auf ihre Universitäten sind, reicht ein Besuch im „Bookstore“. Hier gibt es alles mit dem Uni-Logo oder das der „Aztects“, der Sportmannschaft, drauf. Vom Pullover, über Notizblock bis hin zum Bierglas. Beeindruckt von der Größe der Uni und dem Stolz, den die Studenten gegenüber ihrer Uni haben, freute ich mich noch mehr, an der SDSU studieren zu dürfen.

Als Auslandsstudierender ist man immer ein Gast, der ein Semester an der Uni studieren darf. Dies bemerkt man besonders bei der Kurswahl, da Auslandsstudierende als letztes das Recht haben Kurse zu wählen. Besonders essentielle Wirtschaftskurse sind schnell voll. Damit noch die Chance besteht, einen dieser Kurse zu belegen, bietet die SDSU einige dieser Kurse speziell nur für Auslandsstudierende an, die sogenannten „ALIs“. Diese wählt man online vor Beginn des Auslandssemesters. Mir kam dies sehr entgegen, da ich so schon sicher zwei Kurse wählen konnte, die ich mir in Deutschland anrechnen lassen möchte. So habe ich „Finance“ und „Operation & Supply Chain Management“ jeweils mit einer Gruppe von 50 deutschen und skandinavischen Studenten belegt. Während der Kurs „Finance“ wie eine klassische Vorlesung gestaltet wurde, war der Kurs „Operation & Supply Chain Management“ alternativ gestaltet. Die Lesung hat die Professorin als Video in unser Online-Portal geladen. Zusätzlich zur Lesung hat sie jede Woche Online-Hausaufgaben hochgeladen, die auch online bearbeitet wurden. Vorbereitet mit ihren Materialen wurde jede Woche die Anwesenheitszeit als Diskussionszeit genutzt. Als Nachbereitung diente jede Woche ein Test, der online innerhalb von zwei Tagen nach der Diskussionsrunde zu bearbeiten war.

Obwohl an meiner Hochschule in Deutschland die Vorlesungen auch interaktiv gestaltet sind, war es an der SDSU ein Stück weit interaktiver. Dies lag unter anderem am unterschiedlichem Bewertungssystem. Meiner Meinung nach einer der größten Unterschiede zu dem Studium in Deutschland. Die Endnote setzt sich nicht aus einer Prüfung am Ende zusammen, sondern aus mehreren Komponenten wie Anwesenheit, Beteiligung, Zwischenprüfungen, Tests, Hausaufgaben, Gruppenarbeiten und einer Abschlussprüfung. Fleiß zahlt sich aus und ein Durchhänger wird direkt bestraft.

Neben diesen zwei Kursen, habe ich noch zwei Kurse am offenen Campus belegt. Die Wahl dieser erfolgt über das Online-Studierendensystem. Während für die Hauptstudenten die Wahl bereits mehrere Wochen vor dem Semesterstart offen ist, ist es für die ALIs etwa 1-2 Wochen vor Start möglich, sich für Kurse einzuschreiben. Obwohl viele Kurse zu diesem Zeitpunkt bereits voll sind, gibt es noch eine große Auswahlmöglichkeit. Außerdem kann man sich auf die Warteliste setzten, denn in den ersten zwei Wochen verschiebt sich noch viel. Studierende wählen Kurse ab und so werden Plätze frei. Als letztes Mittel kann man beim Professor fragen, ob man den vollen Kurs „crashen“ kann – internationale Studenten werden oft gerne gesehen.

Ich habe einen weiteren Wirtschaftskurs, der sich mit „Organizational Behaviour“ auseinandergesetzt hat, belegt. Von „Sorority-Girls“, Studentinnen, die in einer Schwesternschaft Mitglied sind, bis zu Mitfünfzigern, die ihre Wirtschaftskenntnisse nochmal auffrischen wollen, waren viele verschiedene Persönlichkeitstypen unter den rund 70 Studierenden vertreten. Da dieser abends um 19 Uhr anfing, waren relativ viele arbeitende Studierende in diesem Kurs vertreten. Für dieses Thema besonders spannend, weil man so viele verschiedene Erfahrungen aus lokalen Unternehmen zu hören bekommen hat. In dieser Vorlesung kam es immer wieder zu eifrigen Diskussionen. Große Unternehmen, wie Google, Facebook und Apple aus dem Silicon Valley, wurden oft als Beispiel herangezogen. In der Regel wurde jede Woche eine Gruppenarbeit durchgeführt, was die Atmosphäre auflockerte und das nähere Kennenlernen von anderen Studierenden ermöglichte.

Mein vierter Kurs war ein Teil der „Journalismus- und Medienfakultät“. Da der Kurs “Principles of Advertising“ starken Bezug zur Wirtschaft hat, konnte ich diesen belegen. Anhand von viel medialer Unterstützung und aktuellen Beispielen hat die Professorin uns die Thematik näher gebracht. Vor- und Nachteile von verschiedenen Medien, sowie Graubereiche und Grenzen der Werbung wurden diskutiert. Neben den klassischen Medien wurden die Neuen betrachtet und Brainstorming gemacht, was alles möglich ist. Spannend war es, die Entwicklung und Gestaltung der Werbung in den USA näher zu kennen zu lernen, da die Werbung ein gutes Spiegelbild einer Gesellschaft ist.

Meine vier Kurse füllten meine Woche gut aus. Neben den Vorlesungszeiten war ich beschäftigt mit Hausaufgaben, Tests, Vorbereitungen für Zwischenprüfungen und den Abschlussprüfungen. Abwechslung brachte der Surfkurs, den ich neben meinen 4 Kursen belegt habe. Jeden Donnerstag ging es zusammen mit anderen San Diego State-Studierenden zum Strand und wir haben versucht, die Kunst des Surfens zu lernen – ein Muss für den „California-Way-of-life“. Am Ende kann ich sagen, dass es ein schwer zu lernender Sport ist. Gefühlt ist man nur am Paddeln. Doch wenn man zum ersten Mal die Kraft einer Welle unter sich spürt, lohnte sich die ganze Arbeit.

Schon Fernweh bekommen?

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Unterkunft

Gewohnt habe ich in den fünf Monaten im BLVD63 - einem Studenten-Apartment-Komplex in der Nähe der Uni. Mancher meinte, die Anlage ähnelt eher einem Hotelkomplex. Bei zwei Pools und Whirpools, einem Fitnessstudio, Barbecue und Lagerfeuerplätzen, einem Clubhaus mit Billard und Tischtennis, einem Raum mit gemütlichen Sofas und überdimensionalen Fernsehern, ruhige Lernräume, 24-Stunden-Security, möblierte Apartments inklusive Balkon, LCD-Fernseher und typisch großem, amerikanischen Kühlschrank, gibt es wirklich keinen Grund sich zu beschweren. In meinem Apartment habe ich mit zwei Amerikanerinnen und einer Deutschen zusammengelebt. Mein Zimmer habe ich mir mit einer Amerikanerin geteilt. Diese Aufteilung kann ich nur empfehlen. Mit Amerikanern zusammen zu wohnen, hilft in Kontakt mit Amerikanern und natürlich auf die US-Hauspartys zu kommen. Auf der anderen Seite ist es gut, sich mit anderen Auslandsstudierenden zusammen zu schließen, da man mit denen das Land erkunden kann.

Mir hat das Zusammenleben sehr gut gefallen. Ich kann sogar behaupten, dass wir Mädchen Freunde fürs Leben geworden sind. Wir haben viel unternommen. Wir sind in kleinen Gruppen zu den Stränden San Diegos gefahren, haben uns beim „Farmers Market“ durch die verschiedenen Stände gekostet, haben trendige Cafés in San Diego ausprobiert, haben im Auto zu den „Chainsmokers“ oder zu „Spirit“ von den „Strumbellas“ gesungen, haben uns Football- oder Basketballspiele der „Aztecs“ im Stadion angeschaut, sind an den Wochenenden zusammen auf Hauspartys oder zu einer der vielen Bars oder Clubs in Downtown gegangen, haben Lagerfeuerabende am Strand oder einfach zusammen einen ruhigen Abend mit „Netflix“ verbracht.


Reisen

Um mehr Seiten vom Land der gefühlt unbegrenzten Reisemöglichkeiten kennenzulernen, bin ich etwas gereist. New York, Los Angeles, San Francisco, Laguna Beach, Malibu, ein spontaner „Chainsmokers“-Nachttrip nach Las Vegas und nochmal ein richtiges Wochenende in Las Vegas.

Mein Highlight war ein Camping-Trip in den „Joshua Tree National Park“, auch weil es ein Kurztrip war, den ich sonst nie so gemacht hätte. Mit einer Gruppe von drei Amerikanerinnen und zwei Deutschen wollten wir im Nationalpark zelten. Verplant ging es los, die Abreise verzögerte sich immer weiter nach hinten. Mit deutscher Pünktlichkeit hatte es nichts mehr am Hut… Aus dem Plan, den Sonnenuntergang zu bewundern, wurde nichts mehr. Da wir so spät losgefahren sind, war es schon stockfinster bei unserer Ankunft. Als der Parkranger uns mitteilte, dass wohl kein Platz zum Zelten mehr frei wäre, erreichte die Stimmung einen Tiefpunkt. Wir wollten uns aber nicht geschlagen geben und suchten den Platz dennoch ab. Das Glück meinte es gut mit uns, ein junger, einsamer Motorradfahrer hatte noch genug Platz für uns fünf. Das Aufbauen unseres Camps im Dunkeln machte uns gar nichts mehr aus, weil wir einfach so glücklich waren, dass wir unser Camp überhaupt noch aufbauen konnten. Danach saßen wir zusammen an unserem Lagerfeuer. Unser Motorradfahrer erzählte uns von seinem Trip – seit mehreren Wochen erkundet er die Landschaften des Westens von Amerika und zwar nur mit seinem Motorrad und seiner Spiegelreflexkamera. Beim Genießen unseres Barbecues und Smore’s, bewunderten wir den klaren Sternenhimmel. Zusammengekuschelt übernachteten wir zu fünft in unserem Zelt mit transparentem Dach. Da es mit dem Sonnenuntergang nicht geklappt hat, sind wir zum Sonnenaufgang aufgestanden. Die Ruhe der Morgenstunden nutzten wir, um durch die Steinlandschaften zu wandern.

Bei all diesen Reisen war das ideale Wetter - Sonnenschein pur und warme bis heiße Temperaturen - ein steter Begleiter. All der Sonnenschein und der endlos scheinende Sommer hat jedoch auch einen Nachteil: Im Dezember kommt keine Weihnachtsstimmung auf. Deswegen haben wir im Dezember eine Santa-Tour gemacht – ein weiteres Highlight. Am Anfang führte unser Roadtrip uns an den Orten „Santa Ana“ und „Santa Claus“ vorbei. In „Santa Barbara“ haben wir Freunde aus Deutschland, die mit mir an der Nordakademie studieren, besucht. Eine Weihnachtsparty später sind wir die kalifornische Küste, die wie aus einer Märchenlandschaft kopiert aussah, bis nach Santa Cruz hochgefahren. Obwohl die Häuser mehr geschmückt sind, die öffentlichen Weihnachtsbäume pompöser sind, es definitiv mehr „Ugly Christmas Sweater“ gibt und mehr „Santa“ in den Städtenahmen steckt, ist es schwierig, auf die Weihnachtsstimmungs-Welle aufzuspringen. Deswegen war ich letztendlich froh, Weihnachten wieder bei meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland zu sein.

Alles in allem bin ich sehr froh, dieses Auslandssemester gemacht zu haben. Es war eine Lebenserfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich habe neue Perspektiven kennengelernt, bin in eine andere Kultur eingetaucht, bin charaktermäßig gewachsen und offener geworden. Bei meinen WG-Mitbewohnern habe ich immer einen Platz in ihrem Zuause dazugewonnen, egal ob sie in Kalifornien bleiben oder irgendwo anders in den USA landen werden. Ich werde immer mit einem Lächeln im Herzen auf diese Zeit zurückblicken.