Universidad de Vina del Mar
Bewerbungsprozess
Da in meinem Masterstudium ein obligatorisches Auslandssemester vorgesehen ist und es leider keine Partneruniversität in Lateinamerika gab, habe ich im Internet College Contact gefunden und mich sehr über die vielen Möglichkeiten gefreut. Der Bewerbungsprozess war sehr einfach und die Mitarbeiter waren flexibel und haben mir sehr schnell und effizient weiterhelfen können. Nachdem ich die Bewerbungsformulare ausgefüllt und abgeschickt hatte, musste ich mich um nichts mehr kümmern außer meinen Flug zu buchen und abzufliegen. Vielen Dank für die großartige Unterstützung!
Schon Fernweh bekommen?
Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!
Studium und Kurse
Ich habe mein obligatorisches Auslandssemester von August 2013 bis Januar 2014 an der Universidad de Viña del Mar (UVM) verbracht. Als Austauschstudent kann man dort Kurse des jeweiligen Fachgebietes wählen oder aber an der Escuela de Español Kurse belegen, die ausschließlich für Austauschstudenten angeboten werden. Da ich an meiner Hochschule einen Masterstudiengang absolviere, habe ich Kurse aus den höheren Semestern (ab dem 8. Semester) an der Escuela de Economía aus dem normalen Kursangebot belegt. Da diese Kurse leider nicht auf demselben Campus stattfinden, muss man für diese mit einem UVM-Bus (Haltestelle z.B. in Agua Santa) zu einem anderen Campus (Rodelillo) fahren, der etwas oberhalb der Stadt liegt. Die Fahrt dauert ungefähr 15 Minuten. Ich habe an der UVM folgende Kurse belegt: Economía Avanzada, Marketing Avanzado, Preparación y Evaluación de Proyectos, Tecnología y Dirección, Ortofonía.
Eine Vorlesung dauert ungefähr zwei Stunden und ist aufgrund der geringen Anzahl an Kursteilnehmern eher mit einem Seminar zu vergleichen als mit den großen Vorlesungen an deutschen Universitäten. Dabei ist nicht nur das System des Unterrichts unterschiedlich, sondern auch das Prüfungssystem. Es gibt in jedem Fach neben einer allgemeinen Anwesenheitspflicht viel zu tun. Der Stoff ist vom Schwierigkeitsgrad bzw. Niveau des vermittelten Wissens nicht besonders fordernd, dies ist jedoch vom jeweiligen Professor oder Dozenten abhängig Pro Monat gibt es in jedem Fach einen Test, eine Literaturüberprüfung und ggf. eine schriftliche Abgabe. Am Ende des Semesters folgt eine Abschlussprüfung. Die Studenten werden auf diesem Weg motiviert und sind für die Abschlussprüfung gut vorbereitet. Das Notensystem geht in Chile von 1-7, wobei 7 die beste Note ist. Es lässt sich also feststellen, dass die Kurse in jedem Fall sehr zeitaufwendig und nicht zu unterschätzen sind, insbesondere die Kurse der höheren Semester. Die Professoren und Professorinnen sind nicht nur während des Unterrichts, sondern auch nach den Kursstunden sehr hilfsbereit und stets via E-Mail zu erreichen. Zudem gab es im Sekretariat der Fakultät sowie im International Office immer eine Anlaufstation für jegliche Fragen und Probleme.
Tipp: Trotz der guten Organisation gilt auch an der Universität, die lateinamerikanische Regel „Wer pünktlich ist, muss warten.“ Zudem ist die Sprache nicht zu unterschätzen. Die Chilenen sprechen nämlich kein Spanisch, sondern Chileno. Diese Sprache ist sehr eigen, da für das „s“ meistens ein “h“ gehaucht wird. Zudem wird Chileno sehr schnell gesprochen und ist gleichzeitig gespickt mit Wörtern der Mapuche, eines der indigenen Völker Südamerikas.
Betreuung vor Ort und Unterkunft
Da ich aufgrund von Verpflichtungen in Deutschland zwei Wochen später in Chile angekommen bin, habe ich die Einführungswoche leider verpasst. Soweit ich weiß, wird in dieser alles Administrative geklärt, eine Stadtführung gegeben und die Campi angeschaut. Es ist natürlich sehr hilfreich, in der ersten Woche gleich seine Kommilitonen kennen zu lernen, die auch einen Austausch an der UVM machen. Viele der Austauschstudenten kommen aus den USA und belegen die meisten Kurse an der Escuela de Español und nicht am Campus der chilenischen Studenten. Die Betreuung durch die internationalen Koordinatoren (Carlos Torres, Kathleen Lowry) war insgesamt sehr gut und es gab während des ganzen Semesters immer wieder Aktivitäten, an denen man teilnehmen kann: Trip nach Isla Negra und Santiago, Stadtführung in Valparaíso, Reiten in Concón, Skifahren in den Anden, uvm.
Bezüglich der Unterkunft besteht die Möglichkeit sich von der UVM in einer Gastfamilie unterbringen zu lassen. Ich habe mich dafür entschieden, mir vor Ort selber ein Zimmer zu suchen und habe mir für die ersten Tage im Hostal Che Lagarto ein Zimmer gebucht (sehr zu empfehlen). Über facebook, couchsurfing sowie mit Hilfe von Empfehlungen von anderen Reisenden oder Studenten findet man auch schnell die richtigen Angebote.
Viña del Mar ist als Stadt im Gegensatz zu Valparaíso generell nicht sehr gefährlich. Im Dunkeln sollte man (und vor allem als Mädchen) trotzdem nicht unbedingt alleine unterwegs sein. Im Anblick der geringen Preise der öffentlichen Verkehrsmittel, wie Micros (Busse) oder Collectivos (Sammeltaxis), die auf fast auf jeden Hügel (Cerro) fahren, ist es empfehlenswert, nachts auf diese zurückzugreifen. Da eigentlich die Straßen aller chilenischen Städte von Straßenhunden bevölkert sind, kannst Du auch leicht einen Hund „bitten“ Dich nach Hause zu bringen. Die Hunde sind meist ungefährlich, sie haben aber oft Flöhe.
Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten
Viña del Mar ist eine wunderschöne Stadt, um sein Auslandssemester zu verbringen. Sie befindet sich fast perfekt in der Mitte des Landes und ist, da auch die Hauptstadt des Landes nicht allzu weit entfernt ist, auch besonders gut für längere Reisen und Wochenendtrips gelegen.
Viña ist bekannt für seine Strände, die großen Einkaufszentren, das reiche gastronomische Angebot, die vielen bunten Blumen und das Casino. Für das wilde chilenische Leben fährt man am besten schnell mit einer Micro nach Valparaíso (ca. 5-10 Minuten) und lässt sich von der chaotischen, lauten, bunten Schwesterstadt den Tag gestalten. Für das richtige Großstadtfeeling ist Santiago de Chile auch nur 1:40h vom Großraum Valparaísos entfernt und die Überlandbusse fahren alle 15 Minuten dorthin ab. Das Nachtleben sowohl in Viña als auch in Valparaíso ist genauso bunt wie die Städte selbst und es ist für jeden Musikgeschmack und „Weggehtyp“ etwas dabei. Hier ein paar Vorschläge:
- Cafe Journal (Vina): Mittwochs findet man eigentlich nur Studenten dort.
- Cafe Juglar (Vina): Coole Kneipe mit guten Terremotos.
- La Sala (Valpo): Kleinerer studentischer Club im Keller eines Gebäudes mit gemischter Musik.
- Proa (Valpo): Club mit ausschließlich lateinamerikanisches Musik zum Tanzen mit witzigem Publikum.
- La Terrazza de Mimi (Valpo): Super coole Bar auf dem Dach eines Gebäudes mit coolem Blick über die Stadt, meist Livemusik.
- Ilicito (Valpo): Kneipe, in der jeden Donnerstag das Couchsurfing Meeting stattfindet.
- Mascara (Valpo): Zum Tanzen von alternativer, verrückter Musik sehr geeignet, am besten donnerstags.
Ich habe in meinem Auslandssemester im Stadtteil Recreo gewohnt und war mit meiner Wahl sehr zufrieden. Von diesem Hügel kam ich schnell zur Uni, brauchte nur 10 Minuten zu Fuß zum Strand und 3 Minuten zur Metro- und Busstation, von wo aus ich nach Valparaíso oder in die umliegenden Städte fahren konnte. Concón ist die nächstgelegene Stadt in nördlicher Richtung und sowohl ein Paradies für Surfer (auch für Anfänger!) als auch für auch Reiter.
Tipp: Bitte keine Wertsachen mit an den Strand nehmen!
Den Nationalpark La Campana, der auch schon von Charles Darwin bestiegen wurde, ist mit der Metro super zu erreichen und ein Trip dorthin sehr empfehlenswert. Dieser verspricht eine wunderschöne Sicht der schneebedeckten Anden auf der einen Seite und einen Blick auf den funkelnden Pazifik in der anderen Richtung. Für längere Trips bieten sich die Überlandbusse an, die in ganz Südamerika Städte und Länder miteinander verbinden. Da Chile ein gut erschlossenes Land für Touristen und Abenteurer ist, sind diese Busse zumeist pünktlich und erfahrungsgemäß auch sehr komfortabel. Neben Decken, Kissen und Fernseher, gibt es auch Snacks und jede Menge Beinfreiheit. Am besten kann man den Norden und Süden des Landes über Santiago de Chile erreichen, jedoch findet man auch von Viña oder Valparaíso gute Angebote bzw. Reiseziele. Auch mit dem Flugzeug können die Weiten des Landes erkundet werden, gute Angebote findet man bei LAN und SkyAirline. Am günstigsten bekommt man seinen Flug am Automaten im LAN Shop.
Essen & Trinken
Neben atemberaubenden Naturschönheiten ist Chile wohl am bekanntesten für seine fritierten oder gebackenen Teigtaschen, die Empanadas. Die traditionelle Variante „Pino“ beinhaltet neben Fleisch, ein gekochtes Ei, Zwiebeln, Rosinen, eine Olive. Typische Gerichte, die man auf den Karten in Restaurants findet, sind Chorrillana, Pastel de Choclo, und Lomo. Zum Frühstück wird gerne süß gegessen: Toast mit Dulce de Leche, Obst und Kuchen. Da sich der Großraum Valparaíso am Pazifik befindet, sind die frischen Meeresfrüchte nicht weit. Am besten kann man Fisch (Bsp. Ceviche) in den Restaurants bei der Metrostation „Porta-les“ essen. Einer meiner Lieblingsorte in Viña war die Feria Marga Marga. Dort bekommt man mittwochs und samstags ganztägig Obst, Gemüse, Gewürze, Käse, Fleisch, Fisch und Blumen etc. – frischer und günstiger als in den bekannten Supermärkten. Wenn man abends geht, kann man den Preis ziemlich herunterhandeln und 2kg Palta (so nennt man die leckeren Avocados in Chile) für umgerechnet 1€ kaufen.
Tipp: Beim Einkaufen in Supermärkten müssen Obst, Gemüse und Brot gewogen werden.
Bei typischen Getränken Chile’s fällt mir natürlich zunächst Pisco ein. Dieser wird aus Trauben gewonnen, man trinkt ihn typischerweise mit Cola (Piscola) oder als Pisco Sour (mit Zitrone, Goma und in manchen Bars ein Eiweiß) und er ist in Chile immer besser als der peruanische Pisco. Das zweite Nationalgetränk heißt Terremoto und ist ein Getränk, das aus Weißwein, Fernet, einem Schuss Grenadine und Ananaseis besteht. Die besten gibt es laut Volksmund in „La Piojera“ in Santiago.
Vielen Dank für die Unterstützung und die Möglichkeit, mein Auslandssemester in Chile verbringen zu können. Ich wünsche allen zukünftigen Austauschstudenten/-innen eine wundervolle Zeit und viel Spaß! Ihr werdet es nicht bereuen.