19 Jan 2017
Mit MINT ins Ausland

Applied Meteorology an der Embry-Riddle Aeronautical University Prescott

Für seinen Traumjob ging Prof. Mark Sinclair nach seinem Bachelor in Physik als Forscher auf Expedition in die Antarktis.

„Dreht mehrmals sich der Wetterhahn, so zeigt er Sturm und Regen an.“ Es gibt zahlreiche Bauernregeln, die das Wetter mehr oder weniger zuverlässig voraussagen. Wer es genauer wissen will, beginnt am besten ein Studium der Meteorologie. Neben Physik, Mathe und Chemie stehen eigene Messungen und Auswertungen regelmäßig auf dem Stundenplan.

Der Neuseeländer Prof. Mark Sinclair von der Embry-Riddle Aeronautical University - Prescott sprach mit uns im Interview über das praxisnahe Studium der Applied Meteorology und die Berufsaussichten in dieser internationalen Wissenschaft. Dieser Bachelor in den USA am Campus der weltweit größten Uni für den Bereich Luft- und Raumfahrt im Herzen Arizonas, gilt als hochspezialisiert mit exzellenten Studienbedingungen. Outdoor Fans kommen mit diesem Studium voll auf ihre Kosten, denn die Meteorologie kann Forscher an die entlegensten Orte führen. Umso wichtiger ist es, schon während des Studiums den Blick über die eigene Wettergrenze hinaus zu wagen.

College Contact:
Worum geht es im Studiengang Applied Meteorology und was lernen internationale MINT-Studierende in diesem Programm an der Embry- Riddle Aeronautical University in Prescott?

Prof. Mark Sinclair:
Wir nennen den Studiengang Applied Meteorology, da wir den Studierenden praxisnahe Erfahrung ermöglichen wollen. Unser Programm ähnelt anderen Meteorologie-Studiengängen in den USA. Er orientiert sich an den veröffentlichten Empfehlungen der American Meteorology Society, eine führende Fachgesellschaft für die Meteorologen in den USA. Außerdem ermöglicht der Studiengang eine Ausbildung als Meteorologe für die Bundesregierung. In den USA gibt es keine Akkreditierungsorganisation für Meteorologie, daher richten wir uns vor allem nach den Empfehlungen der American Meteorology Society.


College Contact:
Welche Projekte bietet der Fachbereich an?

Prof. Mark Sinclair:
Unsere Studenten nehmen an einem Projekt unter der Leitung eines Mentors des Lehrstuhls teil. Sie nutzen interaktive Grafiken und lassen Computer Modelle, numerische Modelle zur Wettervorhersage, laufen. Das ist ähnlich dem, was sie später in der Industrie nutzen. Außerdem schreiben sie eine Abschlussarbeit.

Wir haben darüber hinaus zwei Certificate Programme. Zusätzlich zu den Meteorologie Kursen können Studierende eine Emergency Response Meteorologist Certification absolvieren. Das ist ein Meteorologe, der direkt am Einsatzort ist, zum Beispiel bei einem Waldfeuer. Sie stellen dann ihr Expertenwissen bereit. Auch bei einem Chemieunfall können sie vor Ort feststellen, wohin der Wind die giftigen Dämpfe lenken wird. Das ist ein Add-on zum Kernprogramm der Meteorologie.

Wir sind der erste Meteorologie Studiengang im Land, der die Emergency Response Meteorologist Certification anbietet. Einmal jährlich setzen wir uns mit den Interessensvertretern der Industrie zusammen und lassen uns zum Kurrikulum beraten, wie sich die Branche entwickelt und wie wir unsere Absolventen am besten darauf vorbereiten. Daher bieten wir zusätzlich dieses Certificate an, im speziellen für den National Weather Service.


College Contact:
Applied Meteorology scheint sehr zukunftsorientiert zu sein, sodass die Studierenden genau wissen, was sie nach der Uni machen.

Prof. Mark Sinclair:
Wir versuchen auf die Bedürfnisse der Industrie einzugehen, denn letztendlich sind sie es, die unsere Absolventen einstellen. Wir haben eine sehr gute Einstellungsquote. Um die 90% unserer Studenten werden eingestellt.


College Contact:
Seit wann interessieren Sie sich für Wetterphänomene und warum haben Sie sich nach dem Bachelor in Physik an der University of Otago in Meteorologie spezialisiert?

Prof. Mark Sinclair:
Von klein auf wollte ich ein Meteorologe sein. Ich war so eine Art Wetter-Nerd als Kind und wusste etwa mit zehn, dass ich Meteorologe werde. Also ging ich zur High School und fragte: „Was muss ich tun, um Meteorologe zu werden?“ Die sagten mir: „Mach einen Abschluss in Physik.“ Daher bin ich zur University of Otago in meiner Heimatstadt Dunedin in Neuseeland gegangen.

Danach bekam ich einen Job im New Zealand Meteorology Service. Nach einer gewissen Zeit entschied ich mich, in die USA zu gehen, um ein Graduate Degree zu machen. Das ist ein Doktorgrad in Meteorologie. Übrigens, als ich für den Meteorology Service gearbeitet hatte, war es Teil meines Jobs, als Meteorologe in der Antarktis zu arbeiten.


College Contact:
Antarktis - das klingt spannend. Was genau haben Sie dort gemacht?

Prof. Mark Sinclair:
Ich war da unten für zwei Sommer. 1978/79 und 1979/80 für jeweils vier Monate. Da gab es viele Forschungsgruppen, die zu allen möglichen abenteuerlichen Orten aufbrachen, an denen zuvor noch niemand war. Einige studierten Gletscherkunde oder Geologie. Im ersten Sommer, als ich da war, habe ich sie mit einer tragbaren meteorologischen Beobachtungsstation ausgestattet sowie mit einem Forschungsbuch, in dem sie ihre meteorologischen Beobachtungen aufschreiben mussten. Zurück in Neuseeland sammelte ich diese und schrieb darauf basierend einen Bericht, der das Klima der Region beschrieb. Zuvor war noch niemand an diesen Orten gewesen, sodass es sich um echte Pionierarbeit handelte.

Im zweiten Jahr habe ich ein kleines Forschungsprojekt gemacht. Windscherungen sind ein Problem dort. Da die Oberfläche sehr kalt ist, gibt es keine vertikale Durchmischung. Man kann 50 Knoten bei 3,000 Fuß haben und zehn Knoten am Boden. Ich habe eine Wetterstation auf einem 1,000 Fuß hohen Berg befestigt und diese Daten mit denen auf der Eis-Landebahn (der Flugplatz in der Nähe von der McMurdo Station), auf Höhe des Meeresspiegels, verglichen und ein Paper darüber geschrieben.

Was noch interessant, aber leider sehr traurig in diesem zweiten Jahr war: Man hat vielleicht schon mal vom Air New Zealand DC10 Crash gehört, der dort 1979 passierte. Das war ein Touristenflug in die Antarktis. Sie sind auf 3,000 Fuß abgesunken und alle hatten einen Fensterplatz. Was passierte, war, dass sie das Flugzeug im Sichtflug gegen einen 12,000 Fuß Vulkan namens Mount Erebus flogen. Weil ich der Meteorologe vor Ort war, bekam ich die Anweisung, alle meteorologischen Daten zu sammeln. Als ich zurück nach Neuseeland kam, reichte ich bei der zuständigen Untersuchungskommission des Unfalls ein Gutachten ein. Die Crew konnte das ansteigende Terrain vor ihnen aufgrund eines Teil-Whiteouts nicht sehen.

Eine tolle Sache an der Meteorologie ist die Arbeitsumgebung. Man kommt an die abenteuerlichsten und schönsten Plätze der Welt. Der Bereich zieht vor allem Leute an, die gerne draußen sind und es lieben an verrückte Orte, wie die Antarktis zu kommen.


College Contact:
Sie haben Neuseeland für ein Graduate Degree in den USA verlassen. Warum ist internationale Erfahrung aus Ihrer Sicht so wichtig für MINT-Studenten?

Prof. Mark Sinclair:
Ich denke, man erhält einen größeren Erfahrungsschatz. Meteorologie ist eine internationale Wissenschaft. Ich glaube, internationales Reisen ist für jeden jungen Menschen eine fantastische Möglichkeit, die eigene Lebenserfahrung zu erweitern und um zu verstehen, wie Menschen aus anderen Kulturen leben und arbeiten. Es ist wichtig, so etwas zu machen. Dadurch schätzt man, was man hat und versteht andere Menschen besser.


College Contact:
Wie international ist die Meteorologie-Szene? Benötigt man ein internationales Netzwerk?

Prof. Mark Sinclair:
Auf jeden Fall! Das heutige Wetter in den USA war vor einer Woche über der Wüste Gobi in Asien. Wetter ist per Definition ein internationales Forschungsfeld. Wir sammeln Beobachtungen aus der ganzen Welt und es gibt viele internationale Kooperationen im Meteorologie-Bereich.

Wir haben außerdem ein Study Abroad Programm. Jedes Jahr reist einer unserer Professoren, Curtis James, mit Studenten nach Europa. Diesen Sommer wird er mit einer Gruppe in die Schweiz gehen und in den Schweizer Alpen für Mountain Meteorology unterwegs sein. Letztes Jahr ist er mit einer Gruppe zum Amazonas gereist. Für uns an der Embry-Riddle Aeronautical University macht ein Auslandsstudium einen Großteil unserer Existenz aus. Und die Studenten lieben es.

College Contact:
Vielen Dank für das Gespräch!

Wetterprognosen basieren nicht nur auf gesammelten Daten, sondern auch auf der Erfahrung eines Meteorologen. Warum also nicht Meteorologie an der ERAU in den USA studieren und die Einstellungschancen erhöhen? Unsere Studienberaterinnen helfen euch bei allen Fragen rund um ein Auslandsstudium. Weitere Infos zur Uni findet ihr im Hochschulprofil.