27 Jan
Erfahrungsbericht von Nadine F.

San Diego State University

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Politikwissenschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2014 bis 12/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vor der Abreise

Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, dass ich ein Auslandssemester absolvieren wollte, habe ich mich aus verschiedenen Gründen für die USA entschieden. Über eine Infoveranstaltung an meiner Universität in Deutschland bin ich auf die San Diego State University (SDSU) aufmerksam geworden. 
Mithilfe von College Contact, über die die Bewerbung abgewickelt wurde, habe ich mich dort für ein Auslandssemester beworben. College Contact hat meine Unterlagen jeweils übersetzt und weitergeleitet, sodass ich schon zwei Wochen später die Zusage der SDSU im Postkasten liegen hatte. Für die Bewerbung an der SDSU waren Noten, Zeugnisse, Bewerbungsformulare und ein Englischtest einzureichen.

Der Stress begann erst danach: Wohnung suchen, Flüge buchen, Reisepass neu beantragen, Visum beantragen, Kreditkarte erlangen, eine deutsche Bank finden, mit deren EC-Karte auch in den USA kostenfrei Geld abgehoben werden kann, die Reise planen, Fächer wählen, die Anrechnung an der Heimatuniversität klären, Korrespondenzen – und immer wieder damit rechnen, dass irgendjemand mir einen Strich durch die Rechnung macht. Immerhin gibt es ein Land, das bürokratischer ist als Deutschland: die USA! Für die Erlangung des Studenten-Visums ist außerdem der persönliche Besuch in einem der Generalkonsulate notwendig.

Das Preisniveau in Kalifornien ist höher als das deutsche. Doch mit meinem Wohnheim hatte ich Glück: Ich habe im neu errichteten Boulevard 63 gewohnt. Dies wirbt mit dem Slogan „Luxury Living“ mit zwei Poolanlagen, einem 24-h-Fitnessstudio, Grillmöglichkeiten, Security Service, einem Clubhouse und, und, und… Ein Shuttle fährt täglich zwischen 8 und 22 Uhr zwischen den Appartments und der Uni hin und her. Gemeinsam mit einem weiteren Deutschen, einem Amerikaner und einem Ägypter habe ich mir die Wohnung geteilt. Jeder von uns hatte sein eigenes, mit einem Bett, einem Nachttisch und einem Schrank ausgestattetes Zimmer. Darüber hinaus hatten wir jeder ein eigenes Badezimmer, eine große Küche, die direkt in einen sehr großen Wohn- und Essbereich mit TV, Couches und Esstisch übergeht. Zudem hatten wir einen schönen Balkon mit Blick auf den Pool

Sodann also alle Formalitäten erledigt und das letzte Semester in Deutschland beendet waren, konnte es los gehen. Die ersten Tage, bevor ich in die Wohnung einziehen konnte, verbrachte ich im Hostel. Obwohl es sehr viele heruntergekommene Hostels gibt, war die Zeit zum Kennenlernen neuer Leute sehr gut. 

Um mich vor dem Semesterstart schon mit Leuten austauschen zu können, die vielleicht ähnliche Probleme haben wie ich oder mir gegebenenfalls auch helfen können, habe ich im Voraus einige Erfahrungsberichte gelesen.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Das Studium

Die Vorlesungen begannen am 25. August. Diesen vorgeschoben war noch die Orientierungswoche mit Campus-Tour, Bibliotheksführung, Strand und Möglichkeiten zum Kennenlernen der Mitstudenten. Schon am ersten Tag habe ich viele neue Leute kennengelernt. Insbesondere deutsche study-abroad-Studenten habe ich getroffen. Da wir jedoch alle auch wegen der englischen Sprache das Auslandssemester absolvieren, habe ich mich vor allem mit anderen internationalen Studenten getroffen, um möglichst wenig Deutsch zu sprechen. Schon nach der Orientierungswoche kannte ich so viele Studenten, dass ich nie alleine war!

Für meinen Auslandsaufenthalt habe ich die Fächer „Seminar in International Marketing“, „Political Communications“  und „Seminar in Corporative Politics“ ausgewählt. Nach deutschem Standard machen diese vier Fächer zusammen 18 Creditpoints (LP) an meiner Heimatuniversität aus. Jedes Fach wird in der Woche 150 Minuten lang unterrichtet (entweder in einer Session, in zwei oder in drei). Ein Eigenstudium ergänzend mithilfe der Materialien, die auf der e-learning-Plattform zur Verfügung gestellt werden, wird vorausgesetzt. Um die Kurse zu bekommen, musste ich zunächst das sogenannte „class crashing“ überstehen. Da die US-amerikanischen Universitäten internationale Studenten nicht als gleichwertig betrachten – so bekommt man weder eine Email-Adresse der Universität, noch wird man über den crime alert informiert – kann mach sich vorher nicht wie alle anderen Studenten an der Kurswahl beteiligen. Vielmehr muss man in der ersten Stunde des Semesters zu allen möglichen Vorlesungen gehen und hoffen, dass es noch einen Platz im Kurs gibt. Für mich bedeutete das leider, dass ich keine drei Masterkurse bekommen konnte und einen Bachelorkurs belegen musste. Im Unterschied zu Deutschland gibt es für jedes Fach eine Vielzahl an Prüfungsleistungen – etwa Präsentation, Hausarbeit, Diskussionsrunde, Klausur o.Ä. – die unterschiedlich gewichtet in die Abschlussnote eingehen. So werden u.a. auch Mitarbeit und Teilnahme an den Veranstaltungen bewertet. Um die Möglichkeit zu haben, am Wochenende Land und Leute kennen lernen zu können, hatte ich montags und freitags frei. An US-amerikanischen Universitäten wird von den Studenten ein hohes Maß an Eigeninitiative vorausgesetzt. Die Vorlesungen und Tutorien dienen zwar der Vermittlung des grundlegenden Vorlesungsstoffes, mithilfe von Büchern und zusätzlichen Materialien hat sich jeder Student jedoch unaufgefordert auseinanderzusetzen, um sich entsprechend auf die Vorlesungen vorzubereiten. Durch die Vielzahl der Prüfungsleistungen, die schon während des Semesters zu erbringen sind, bleibt der Workload immer auf einem sehr hohen Level. Dafür ist jedoch die Abschlussklausur gleichbedeutend mit dem Semesterende, Seminararbeiten während der Semesterferien gibt es nicht.

Die Veranstaltungen meiner Fakultät waren durch einen hohen Workload geprägt, das Niveau an US-amerikanischen Universitäten ist jedoch wesentlich geringer als ich es in Deutschland gewohnt bin.


Die Preise

San Diego ist im Vergleich zum US-amerikanischen Inland teuer! Wenn man sich jedoch vorher mit einem Auslandssemester und dem jeweiligen Land auseinandersetzt, weiß man dies und kann sich entsprechend darauf vorbereiten. Außerdem gibt es immer Möglichkeiten, die Kosten ein wenig geringer zu gestalten.

Ich bin größtenteils bei Walmart und Costcos einkaufen gegangen, da die Preise zumeist geringer und die Qualität sehr gut war.

Einen Teil meiner Unibücher habe ich mir im Bookstore der Universität geliehen. So konnte ich nahezu 60 % sparen. Außerdem habe ich Bücher über das amerikanische Amazon gekauft, was immernoch deutlich preiswerter war als die Bücher im universitären Buchladen zu kaufen.

An der Universität gab es die Möglichkeit, ein Semesterticket für Bus und Bahn zu kaufen. Außerdem habe ich schon in Deutschland einen Internationalen Studentenausweis beantragt, mit dem ich teilweise auch Reisen und Flüge billiger buchen konnte.

Auch für Reisen haben wir Angebote von der Uni, aus dem Internet und aus verschiedenen Reisebüros eingeholt. So konnten wir die besten Angebote vergleichen und teilweise auch kombinieren. 
Internet und Handy habe ich über T-Mobile als PrePaid-Tarif bezogen. Wir haben zu viert ein Family-Angebot genutzt welches Internet, Telefonieren und SMS schreiben beinhaltete. 

Bei sportlichen Aktivitäten habe ich Glück gehabt: Meine Uni berechnet schon mit den Studiengebühren eine Gebühr für die Nutzung aller Sporteinrichtungen an der Uni. Darin enthalten sind sowohl die Nutzung der Geräte, des Pool, des Gyms usw. als auch die Teilnahme an Sportkursen.

Ansonsten gilt: Die Möglichkeit, für eine längere Zeit am anderen Ende der Welt zu verbringen, kommt so schnell nicht wieder. Daher mitnehmen, was man mitnehmen kann, Spaß haben und zur Not auch an die Ersparnisse gehen!


Das Land – auf Reise

Die USA und insbesondere Kalifornien sind ein wunderschöner Flecken Erde! Wenn man einmal dort ist, muss man auf alle Fälle so viel wie möglich sehen. Gemeinsam mit neuen Freunden habe ich unter anderem Los Angeles, Las Vegas, den Grand Canyon, die Route 66, den Joshua Tree National Park, Tijuana/Mexiko und San Francisco besucht. Dabei habe ich sowohl einen Skydive als auch einen wöchentlichen Surfkurs gemacht und an einer Whale Watching Tour teilgenommen.

Nicht zuletzt bin ich jedoch nachhaltig begeistert von der Schönheit San Diegos. San Diego ist verhältnismäßig sauber, schön und kulturell vielfältig. Die Sonne schien beinahe jeden Tag. Die Strände waren fantastisch und weitläufig. Der Balboa Park bietet mit seinen Museen kulturelle Einrichtungen in jeder Hinsicht, San Diego Downtown ist weitläufig und die Sportmöglichkeiten und Sportteams sind immer einen Besuch wert.

Weitergehende Reiseberichten würden an dieser Stelle jedoch den Rahmen sprengen. Besonders die unterschiedliche Vegetation und die Tiere des Landes haben mich beeindruckt. Diverse Roadtrips, die stundenlang durch die Wüste führten, haben mir die Weite vor Augen geführt, die ich in Deutschland wohl nie erleben werde.


Fazit

Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich dieses Auslandssemester absolvieren konnte. Es hat mich sowohl in meiner persönlichen Entwicklung als auch in meiner Studienwahl gestärkt. Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, möchte ich nicht missen. Ich vermisse San Diego, meine neuen Freunde und das Leben dort sehr.

Gleichsam erfahre ich nun, da ich wieder zu Hause bin, dass ich mich auch persönlich in den vergangenen Monaten verändert habe. Ich bin mit neuen Problemen und Herausforderungen konfrontiert worden, die ich während des Semesters zu meistern hatte. Auch die vollkommen neuen Studienbedingungen haben mich zum Umdenken bewegt. So kann ich mir derzeit nicht vorstellen, in den deutschen Hochschulalltag zurückzukehren. Mein Leben in Kalifornien, meine neuen internationalen Freunde, die ich hoffentlich wiedersehen werde, und all die vielen Ausflüge haben mir die sicherlich schönste Zeit meines Lebens beschert.

Trotz aller positiven Gedanken möchte ich an dieser Stelle jedoch hervorheben, dass ich nicht das Gefühl hatte, vollends willkommen zu sein an der Universität. Während ich in einem vorherigen Auslandssemester in Australien vollends Teil der Studentengemeinschaft war, wurde einem internationalen Studenten an der SDSU vor Augen geführt, dass man lediglich ein Semester dort ist und den amerikanischen Studenten der Vortritt gewährt wird. Dies bezieht sich z.B. auf die nicht vorhandene Möglichkeit, Kurse im Voraus zu belegen (obgleich man mehr zahlt als ein amerikanischer Student), keine E-Mail-Adresse der Uni bekommt, weder eine wirkliche Begrüßung noch eine Verabschiedung, offizielle Abschlusszeugnisse (wie sie z.B. nur von meiner Universität in Deutschland akzeptiert werden) zusätzlich kaufen muss etc. pp. Dies habe ich in meinem letzten Auslandssemester anders erlebt.

Vielen Dank an alle, die mir diese Erfahrungen ermöglicht haben!