16 Mär
Erfahrungsbericht von Kathrin N.

Fudan University


Hochschule: Fudan University
Stadt: Shanghai
Land: China
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2017 bis 12/2017
Heimathochschule: Augsburg U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich muss zugeben, die Vorstellung in China einige Monate meines Lebens zu verbringen und dort zu leben, klang ziemlich verrückt, bevor ich das Auslandssemester angetreten habe. Dennoch war genau dies der Grund, warum ich mich dazu entschieden habe. Das Unbekannte hat mich enorm gereizt. Ich freute mich auf ein einzigartiges Abenteuer, fernab der Heimat in einem fremden Land, das ich nicht auf der Liste an Ländern hatte, die ich normalerweise für einen Urlaub bereisen würde.

Vorbereitung

Die Bewerbung über College Contact war sehr unkompliziert. College Contact hat mir geholfen, die Dokumente zusammenzustellen und ordnungsgemäß auszufüllen. Dafür sind keine besonderen Dokumente notwendig, kein Sprachnachweis und kein Empfehlungsschreiben etc. Nachdem die Zusage kam, habe ich bereits zeitnah den Hinflug gebucht. Den Rückflug habe ich noch nicht gebucht, da ich nach Abschluss des Semesters noch durch Asien reisen wollte. Ebenfalls im Vorfeld konnte ich bereits die Kursanrechnung mit meiner Heimatuniversität abklären, da mir von College Contact die Kursbeschreibungen zugeschickt worden sind. Das Visum habe ich vorher recht unkompliziert über das Internet beantragt und dann in München persönlich abgeholt. Vor Ort musste ich dann allerdings mein Visum noch ändern lassen, da ich ein Praktikum machen wollte. Auch wenn man während des Semesters China verlassen möchte, um z.B. nach Hong Kong oder Taiwan zu reisen, muss man das Visum ändern. Dazu fallen noch weitere Kosten an, u.a. für eine Gesundheitsuntersuchung.

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Ankunft und Wohnheim

Am Tag bevor die Orientierungswoche begann, bin ich in Shanghai angekommen. Ich wurde von einer chinesischen Studentin am Flughafen abgeholt und zu meiner Unterkunft gebracht. Wie alle anderen Studenten des Programms, habe auch ich im Tohee International Village gewohnt. Der Standard ist zwar nicht mit deutschen Standards zu vergleichen, ist aber für chinesische Verhältnisse sehr hoch. Die Wohnungen sind geräumig und zweckorientiert ausgestattet, allerdings nicht sehr modern. In jedem Zimmer befinden sich ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und eine Klimaanlage/Heater. Sonst gibt es allerdings nichts in der Wohnung, also keine Töpfe, Pfannen etc. Man hat die Wahl zwischen 2er und 3er WGs des gleichen Geschlechts und man kann Zimmer verschiedener Preiskategorien wählen, je nachdem ob man ein eigenes Bad möchte oder welche Zimmergröße man bevorzugt. Ich hatte ein Zimmer der obersten Preiskategorie mit eigenem Bad in einem der neueren Gebäude, Nummer 16, worüber ich sehr froh war. Dennoch muss man sich bewusst sein, dass die Sauberkeit und Qualität der Möbel nicht gerade dem deutschen Normal entspricht. Man gewöhnt sich aber schnell an die neuen Wohnverhältnisse.

Da das Wohnheim aber direkt auf der anderen Straßenseite der Fudan University liegt und hier sehr viele Internationals, sowie die meisten meiner Kommilitonen gewohnt hatten, war das Wohnheim optimal für den Auslandsaufenthalt. Man kann schnell neue Kontakte knüpfen, hat eine kurze Entfernung zur Uni und es gibt viele Restaurants in der Nähe. Dort kann man günstig sehr lecker essen. Ich habe die Küche nur sehr selten genutzt, sondern oft vom leckeren Streetfood und den kleinen Restaurants mein Essen gekauft. Man darf sich nicht von der eher wenig einladend erscheinenden Fassade täuschen lassen, es schmeckt meistens sehr gut. Etwa zehn Minuten mit dem Rad oder eine kurze Busfahrt entfernt befindet sich ein großer Walmart, bei dem ich meine alltäglichen Einkäufe getätigt habe. Dort bekommt man wirklich alles in reichlicher Auswahl. Aber auch direkt neben dem Wohnheim gibt es einige kleinere Supermärkte.


Erste Eindrücke

Bereits in der Orientierungswoche konnten wir den Campus und unsere Kommilitonen kennenlernen. Auch eine Stadtführung wurde organisiert und ein gemeinsames Welcome-Mittagessen. Was ich schnell bemerkte, war, dass kaum Englisch gesprochen wird. Weder Taxifahrer, noch Verkäufer, Kellner oder die Wohnheimangestellten können sich in Englisch unterhalten. Daher würde ich zukünftigen Studenten raten, auch wenn es keine Pflicht für den Aufenthalt ist, sich vorher einige Chinesisch Basics anzueignen, damit man im Notfall auf nötiges Vokabular zurückgreifen kann. Auch lohnt es sich einen Übersetzer zu installieren, der die chinesischen Zeichen direkt übersetzen kann, da Menükarten in den Restaurants meist nur auf Chinesisch sind.

Auch kann ich jedem empfehlen, ein Fahrrad zu nutzen, da nicht nur die Wege auf dem Campus selbst teilweise sehr weit sind, sondern Radfahren auch die einfachste und flexibelste Möglichkeit ist, sich im Viertel fortzubewegen. Dabei muss man sich nicht unbedingt ein Rad kaufen. Ich habe, wie die meisten, Gebrauch von den shared bikes gemacht, die so gut wie überall in der Stadt verteilt sind. Ich musste ein Deposit von ca. 20 Euro hinterlegen, die ich aber nach meinem Aufenthalt wieder zurückbekommen habe. Ansonsten war das Radfahren kostenlos. Mit einer App scannt man den QR-Code der Räder und kann das Rad somit öffnen. Danach kann man es an einer beliebigen Stelle in der Stadt wieder abstellen.


Kurse und Uni

Ein mitentscheidender Grund, warum ich das Auslandssemester an der Fudan absolvieren wollte, war der ausgezeichnete Ruf der Universität, die sich im Ranking unter den besten Unis weltweit befindet. Der Campus ist wirklich beeindruckend, schön grün und sehr groß, sodass man das Gefühl hat, man befindet sich in einer eignen kleinen Stadt. Außerdem ist er hervorragend für eine Runde Joggen am Abend geeignet. Auf dem Campus ist eigentlich immer was los.

Die Kurse waren allesamt in Ordnung. Es gab aber einige Probleme nach Ankunft, da die Liste angebotener Kurse nicht mit der zuvor versendeten Kursliste übereinstimmte. Somit wurden einige Kurse, die sich viele an der Heimatuni anrechnen lassen mussten, nicht angeboten. Ich, sowie die meisten meiner Kommilitonen, waren Studenten der Wirtschaftswissenschaften. Letztendlich haben einige Studenten dann die Möglichkeit wahrgenommen, Kurse an einer anderen Fakultät, der School of Management zu belegen. Dies war zwar organisatorisch etwas komplizierter, da die Kurse oft bis Mitte Januar dauerten, dafür konnten aber auch tatsächliche Wirtschaftskurse belegt werden. Man muss sich bewusst sein, dass das Contemporary Chinese Studies Programme an der School of Social Development and Public Policy angeboten wird. Es wurden Kurse verschiedener Fachrichtungen angeboten, aber keine fundierten Wirtschaftskurse, z.B. aus dem Finance Bereich.

Ich belegte letztendlich Doing Business in China und Global Sourcing and Supply Chain Management, die beide von Nathan, einem sehr kompetenten und erfahrenen Dozenten gehalten werden. Außerdem belegte ich Chinese Marketplace, einen Kurs, der sich eher auf Anthropologie fokussierte, und Marketing Channel Management, einen Kurs der School of Management, der inhaltlich anspruchsvoller aber auch deutlich aufwändiger war. Zusätzlich belegte ich den Chinesisch Sprachkurs. Alle Kurse werden ausschließlich auf Englisch gehalten und sind von der Lehrweise her sehr verschult. Hausaufgaben, Mitarbeit, Gruppenpräsentationen und Quizzes zählten zur Abschlussnote. Zusätzlich zu den Kursen absolvierte ich ein Praktikum, welches ich zwei Tage pro Woche bei VDMA in Shanghai verbrachte. Damit war mein Wochenplaner dann doch sehr voll, es war aber insgesamt noch gut machbar. Das Praktikum eignet sich gut, um einen Einblick in die chinesische Arbeitswelt zu bekommen, ist aber aufgrund der zeitlichen Begrenzung nicht geeignet, um fachlich tief in Projekte einzusteigen.


Die Stadt Shanghai

Shanghai ist eine unglaublich lebendige, faszinierende und pulsierende Stadt. Ich habe es sehr genossen in dieser Megacity zu leben. Spätestens, wenn man das erste Mal am Bund steht und die beeindruckende Skyline einem gegenüber liegt, ist man absolut in den Bann der Stadt gezogen. Shanghai bietet neben vielen kulturellen und kulinarischen Highlights auch eine große Auswahl an Clubs, sodass das Nachtleben nicht zu kurz kommt. Dabei ist der Eintritt und Getränke mit bestimmten Passwörtern von Promotern oft sogar kostenlos. Zu empfehlen ist besonders Bar Rouge mit atemberaubender Aussicht auf die Skyline Shanghais, am besten ist donnerstags die Ladies Night (auch für männliche Gäste). Außerdem ist Shanghai ein absolutes Shoppingparadies, das nicht nur riesige, moderne Shoppingmalls im Überfluss beherbergt, sondern auch Märkte, u.a. riesige Fakemarkets und Tailormade Fabric Markets.

Neben Shanghai lohnt es sich aber auch, andere Orte und Städte zu besuchen, um China noch von weiteren Perspektiven zu erkunden. Dafür kann ich die App Ctrip empfehlen, über die ich alle Züge innerhalb Chinas gebucht habe. Must-See: auf jeden Fall Peking und Huangshan (beste Zeit für beides ist Oktober).


Fazit

Nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten habe ich mich in Shanghai sehr wohl gefühlt und jede Sekunde in dieser spannenden Stadt genossen. Man muss allen Situationen mit Offenheit begegnen, sich auf Kommunikationsschwierigkeiten einstellen, sofern man kein Chinesisch kann, und bereit sein, seine Komfortzone zu verlassen. Doch sobald dies geschieht, wird das Auslandssemester zu einem vollen Erfolg! Ich würde diese Entscheidung im Nachhinein auf jeden Fall genauso wieder treffen, denn diese internationale Stadt hat mich unglaublich positiv überrascht und fasziniert. Es ist eine wunderbare Chance, China aus einem ganz anderen Blickwinkel als ein Tourist kennenzulernen.