27 Jan
Erfahrungsbericht von N. N.

Vancouver Island University


Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: St. Gallen U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Akademische Informationen

Meine Gastuniversität war die Vancouver Island Univeristy (VIU) in Nanaimo, an welcher rund 15‘000 Studenten, mehrheitlich auf Bachelorniveau, studieren. Der Master in Business Administration ist dann auch der einzige Studiengang auf Masterstufe, in welchen man sich als internationaler Austauschstudent für ein einzelnes Semester einschreiben kann. Der Hauptcampus der VIU liegt in der rund 85‘000 Einwohner grossen Stadt Nanaimo. Die Univeristät schliesst zusätzlich drei kleinere Campusse in nahegelegenen Städten auf Vancouver Island mit ein. Der Campus in Nanaimo ist relativ weitläufig, als Student in einem Business-Programm hatte ich allerdings immer in drei zentral und nebeneinander liegenden Gebäuden Unterricht, weshalb ich die Weitläufigkeit zumindest nicht im Zusammenhang mit dem Unterricht erfuhr.

Internationalität wird an der Vancouver Island Univeristät gross geschrieben, sind doch Studenten aus über 80 Ländern in die unterschiedlichsten Fachrichtungen eingeschrieben. Die interkulturellen Fähigkeiten werden also sicherlich gefordert, sind gewisse kulturelle Unterschiede doch rasch spürbar. Das Semester an sich begann mit einer Einführungswoche, in welcher einem mit Hilfe von einer Campustour, einer Einführung in die Bibliothek oder dem Aufsetzen aller notwendigen Student Accounts die relevanten Informationen vermittelt wurden. Positiv war hierbei, dass der Grossteil der neuen MBA-Studenten an der Einführung teilnahmen. Es bot sich somit bereits eine erste Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Nach Beendigung der Einführungswoche startete das Semester offiziell am 7. September und dauerte bis am 21. Dezember 2015, wobei in den letzten zwei Wochen keine Vorlesungen, sondern Prüfungen stattfanden.

Wie angetönt, hatte ich alle Vorlesungen der drei Kurse, die ich besucht habe, in zentral gelegenen Gebäuden. Abgesehen von dem vor allem in der Prüfungsphase spürbaren Platzmangel ist die Infrastruktur der Universität hervorragend. Eine umfassend ausgestattete Bibliothek mit Computer-Arbeitsplätzen und Gruppenräumen, ein Sportzentrum inklusive Squashplatz und Fitnessraum oder verschiedene Verpflegungsmöglichkeiten sind nur einige Beispiele. Als Vollzeitstudent kann man an der VIU drei bis fünf Kurse wählen. Während die meisten Austauschstudenten vier, mit drei kanadischen Credits respektive sechs ECTS bewertete, Kurse belegen, benötigte ich lediglich drei Kurse. Die Kurswahl findet jeweils vor Semesterstart statt. Hierbei war ich das erste Mal wirklich froh, dass ich mein Freemover-Semester über College Contact organisiert habe, da man gleich zu Beginn eine Liste mit allen belegbaren Kursen erhält und bei Interesse genauere Informationen zu Kursinhalten und Prüfungsleistungen anfordern kann. Sobald man sich für Kurse entschieden hat, kann man diese College Contact mitteilen, woraufhin die Wahl an die Universität weitergeleitet wird und der Platz gebucht wird. Der administrative Aufwand wird einem hier wirklich genommen. Meine Kurswahl fiel schliesslich auf die folgenden drei Kurse:

Gewählte Kurse

MBA 500 - The Effective Manager (6 ECTS)

Der Kurs behandelt die generellen sowie täglichen Anforderungen und Herausforderungen eines erfolgreichen Managers (z.B. Zeit-, Konfliktmanagement, Motivationsfähigkeit). Dies wird vor allem mit Hilfe der Diskussion von Konzepten aus dem Lehrbuch sowie der Anreicherung mit persönlichen Beispielen erreicht. Der Kurs lebte von den Diskussionen und war nur bedingt lehrreich, da vieles auch selbsterklärend bzw. mit vernünftigem Verstand lösbar war. Der Aufwand für die vielen kleineren Prüfungsleistungen lässt sich mit einer effizienten Herangehensweise jedoch auch absolut im Masse halten.

Während der oben beschriebene Kurs über das komplette Semester dauerte und drei Stunden Unterricht pro Woche einschloss, handelte es sich bei den beiden nachfolgend beschriebenen Kursen um sogenannte short term-Kurse, die lediglich sieben Wochen dauerten, jedoch die Anwesenheit während sechs Unterrichtsstunden pro Woche erforderten.

MBA 540 - International Human Resource Management (6 ECTS)

Diesen Kurs habe ich gewählt, um tiefere Einblicke in das Thema Human Resources zu bekommen. Der behandelte Stoff war dann auch sehr interessant, da die vielfältigen Aspekte des HR Managements um eine internationale Komponente erweitert werden. Auch wenn der Kurs hochspannend ist, muss gesagt werden, dass der Arbeitsaufwand enorm ist. Mit zwei Kursbüchern (Theorie und Cases), der Vorbereitung jedes Unterrichtsblocks, zwei Präsentationen und einem Final Exam werden die sieben Wochen sehr intensiv. Mit nur drei Kursen insgesamt ist dies jedoch gut machbar und ich würde den Kurs trotz des hohen Arbeitsaufwandes nochmals wählen. Und nach sieben Wochen ist der Kurs ja auch bereits vorbei. Die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik in dieser kurzen Zeit fand ich ebenfalls positiv.

MBA 563 - Digital Marketing (6 ECTS)

Was für „International HR Management“ galt, war in diesem Kurs nicht viel anders. Der behandelte Stoff war ebenso hochinteressant. Der Fokus des Unterrichts lag jedoch vielmehr auf der Vermittlung eines Überblicks über die verschiedenen Instrumente des Digital Marketings als auf der Vertiefung einzelner Elemente. Vertieft wurden die einzelnen Instrumente danach mit einer praktischen Herangehensweise, indem die Prüfungsleistungen auf die Anwendung respektive Ausarbeitung der Instrumente fokussierten. Die individuelle Planung und Umsetzung einer Website auf der einen Seite sowie die Konkretisierung einer Kampagne als Gruppenarbeit auf der anderen Seite verdeutlichen den praxisorientierten Ansatz. Auch in diesem Kurs sollte die Arbeitsleistung nicht unterschätzt werden. Insgesamt würde ich den Kurs jedoch empfehlen und wieder besuchen.

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Organisation des Austausches

Vor der Abreise

Da ich die Fristen für einen über meine Heimatuniversität organisierten Austausch verpasste, informierte ich mich auf Empfehlung von Studienkollegen über die möglichen Gastuniversitäten bei College Contact. Da ich Kanada von Anfang an als potentielle Destination im Kopf hatte, prüfte ich die passenden Optionen, wobei meine Wahl relativ schnell auf die Vancouver Island University fiel. Nachdem ich gemäss der detaillierten Broschüre von College Contact zum Anmeldeprozess alle notwenigen Unterlagen (Bachelorzeugnis, Englischnachweis, Online-Application) zusammengetragen sowie diese College Contact zugestellt hatte, hiess es abwarten. Einige Wochen später leitete mir College Contact einen Offer Letter der VIU weiter, welcher innerhalb einer bestimmten Frist zu akzeptieren oder abzulehnen ist. Erleichtert über die reibungslose Abwicklung des Anmeldeprozesses akzeptierte ich den Letter mit der Bezahlung der Semestergebühren. Der kurz darauf erhaltene Acceptance Letter war danach der Auslöser für meine Flugbuchung sowie die Recherche zu möglichen Unterkünften. Ausser der oben erwähnten Kurswahl, welche vor der Abreise noch anstand, gab es nicht mehr viel vorzubereiten, da europäische Studenten, die nicht länger als ein halbes Jahr in Kanada bleiben, auch kein Visa benötigen.

Anreise & Unterkunft

Während des Semesters stellte ich fest, dass es zwei Anreiseoptionen gibt. Einige legen die komplette Strecke bis nach Nanaimo mit dem Flugzeug zurück und steigen dafür am Flughafen in Vancouver um. Persönlich wählte ich die zweite Option, die mit einen Direktflug von Zürich nach Vancouver startete und einer rund eineinhalbstündigen Fährfahrt von Vancouver (Horshoe Bay) nach Nanaimo (Departure Bay) endete. Gerade weil ich nach meiner Ankunft zunächst drei Tage in Vancouver blieb und erst danach nach Nanaimo weiterreiste, war dies optimal gewählt. Die Strecke vom Flughafen in Vancouver nach Downtown bewältigt man am besten mit dem Zug, welcher für ca. 30 Minuten Fahrt vier kanadische Dollar kostet. Von Downtown Vancouver zum Fährterminal verkehren Busse, welche nach rund 50 Minuten Fahrt in Horshoe Bay eintreffen. Nach der Fährfahrt stehen einem in Nanaimo entweder Busse nach Downtown oder ein Taxi zur Verfügung. Da ich relativ viel Gepäck hatte, nahm ich für rund 15 Dollar ein Taxi zu dem über Airbnb vorgebuchten Apartment, wo ich schliesslich die ersten Nächte verbrachte. Da ich keinen Platz mehr in der Studentenresidenz erhielt, reiste ich einige Tage früher an, in welchen ich dann vor Ort eine passende Unterkunft off-campus suchen wollte. Zusammen mit einem anderen Studenten fand ich ein Apartment in einem neuen Haus und war im Nachhinein froh, musste ich nicht in einem der kleinen Zimmer in der Residenz wohnen. Sucht man sich so wie ich eine Unterkunft, die nicht in unmittelbarer Gehdistanz zur Universität liegt, sollte man die nur begrenzt vorhandenen Buslinien beachten, da der Weg an die Uni vor allem am Morgen schnell mühsam werden kann. Für die voll möblierte Wohnung bezahlten wir monatlich CAD 1050. Da mein Mitbewohner das etwas grössere Zimmer belegte, fielen für mich fürs Wohnen lediglich Kosten von CAD 500 pro Monat an.

Während des Semesters

Neben dem herkömmlichen Unterricht bieten sich Studenten der Vancouver Island University zahlreiche Möglichkeiten, die restliche Zeit anderweitig zu vertreiben. Das umfangreiche Sportangebot beinhaltet neben dem Kraftraum auch zahlreiche Angebote für Mannschaftssportler. Fussball, Basketball als auch Volleyball werden in Uni-internen Ligen wöchentlich gespielt. Neben dem Sportangebot bietet das Outdoor Recreation Team der Universität unzählige Trips und Ausflüge in die atemberaubende Natur von British Columbia bzw. vor allem von Vancouver Island an. Einige dieser Aktivitäten sollte man sich als Student definitiv nicht entgehen lassen, da die Trips aufgrund der speziellen Studentenpreise schnell teurer werden können, wenn sie selbst organisiert werden. Neben Fussball, Basketball, Paintball und einigen Wandertrips habe ich dennoch einige Ausflüge mit Freunden selbst geplant. Besonders mehrtägige Trips zum Skifahren nach Whistler, an den Weihnachtsmarkt inklusive Hockeygame nach Vancouver oder in das nahegelegene Seattle waren nur einige weitere Highlights meines Austauschsemesters. An Ausflugsmöglichkeiten mangelt es einem in British Columbia auf jeden Fall nicht, gerade auch die Vielfalt auf Vancouver Island ermöglicht optimale Tagesausflüge.

Die rund 85‘000 Einwohner von Nanaimo hören sich für jemanden aus der Schweiz grundsätzlich nicht verkehrt an. Was in der Schweiz jedoch eine Grossstadt wäre, ist in Kanada ein eher ruhiger Fleck inmitten von einer wunderbaren Natur. Man findet in Nanaimo während der Woche nur selten belebte Bars oder sogar Clubs. Eine Ausnahme ist das Studentpub auf dem Campus der Universität, welches jeden Donnerstag viele Studenten anzieht. Ansonsten gibt es am Wochenende in Nanaimo sicherlich Möglichkeiten zum Feiern, diese sind allerdings nicht mit denen einer wirklichen Grossstadt wie beispielsweise Vancouver vergleichbar. Mit den richtigen Leuten braucht man allerdings keine Clubs, um auch abends oder am Wochenende Spass zu haben.


Fazit des Austauschsemesters in Kanada

Kosten

Abgesehen von den deutlich höheren Semestergebühren im Ausland sowie den zahlreichen Ausflügen, die man unternimmt, sind die Lebenshaltungskosten in Kanada tiefer als in der Schweiz. Getroffene Studienkollegen aus Deutschland konnten dies allerdings nicht bestätigen. Ein Hauptgrund hierfür ist auch der gegenüber dem Schweizer Franken günstige Wechselkurs zum kanadischen Dollar. Der gute Wechselkurs verleitet zudem vielleicht zum Kauf des einen oder anderen Artikels, welcher in der Schweiz deutlich teurer wäre. Zusätzlich befindet man sich in einem neuen Land, welches man in der Regel sehen und erkunden möchte, was dazu führt, dass man mehr Geld als zu Hause benötigt. Neben dem Flug kommen für Zug, Bus, Fähre oder Taxis noch gut 40 kanadische Dollar dazu. Der Buspass für ein Semester kostet für Studenten CAD 170. Ein Austauschsemester in Nordamerika hat in jedem Fall seinen Preis, dies sollte man einkalkulieren. Die Monate jedoch in Kanada und nicht in den USA zu verbringen, war in meinem Fall deutlich günstiger.

Leben in Kanada

Vor der Abreise stellt man sich unzählige Fragen, die sich im Nachhinein meistens positiv beantworten lassen. Denn ja, ich habe mehrheitlich interessante Kurse gewählt und diese mit guten Noten bestanden, durfte viele neue Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen, habe rechtzeitig eine schöne und bezahlbare Unterkunft gefunden, konnte trotz der Kleinstadt Nanaimo feiern, wenn mir danach war, habe unbeschreiblich schöne Flecken Natur gesehen und passte mich fast problemlos an die kanadische Lebensweise an. All das hat mein Austauschsemester zum erhofften Highlight zum Abschluss meines Masterstudiums gemacht und dazu geführt, dass ich Kanada in bester Erinnerung behalten werde.