18 Dez
Erfahrungsbericht von Jonas N.

Universidad San Ignacio de Loyola - Lima


Stadt: Lima
Land: Peru
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2018 bis 12/2018
Heimathochschule: Stuttgart DHBW

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Zu allererst sollten sich Gedanken darüber gemacht werden, wo man sein Theorie-Auslandssemester gerne verbringen würde. Für mich war primär der Faktor Landes- und Unterrichtssprache wichtig. Da ich schon immer Spanischkenntnisse erlangen und zeitgleich die Unterrichtseinheiten auf Englisch besuchen wollte, entschied ich mich für die Universidad San Ignacio de Loyola (USIL) in Lima.

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Vorbereitung des Aufenthaltes

Die eigentliche Vorbereitung des Aufenthaltes begann schon ungefähr ein dreiviertel Jahr vor Beginn des eigentlichen Auslandssemesters. Da ich ein duales Studium absolviere, wurde zunächst das Einverständnis seitens meines Partnerunternehmens eingeholt. Nachdem nun ein Anmeldeformular an der DHBW eingereicht wurde, ging es mit dem Bewerbungsprozess an der ausländischen Universität los. Da zwischen der DHBW – Stuttgart und der USIL – Lima keine Partnerschaft besteht und ich so als Freemover das anstehende Semester beschritt, wurde der Kontakt über das Unternehmen College Contact GmbH hergestellt. In allen Aspekten des Bewerbungsprozesses wurde ich stets seitens College Contact und der zuständigen Kontaktperson unterstützt und konnte mich per Mail oder telefonisch bei jeglichen Angelegenheiten melden, alle Dienstleistungen waren zu jeder Zeit für mich komplett kostenlos.

Bewerbung

Zur Bewerbung an der USIL wurden verschiedene Unterlagen benötigt. Neben Passfotos, einer Kopie des Reisepasses, einer Notenbescheinigung der Heimatuniversität (Transcript of Records) und einer Immatrikulationsbescheinigung für das derzeitige Semester, mussten ein Lebenslauf und ein Motivationsschreiben in englischer Sprache zusammen mit dem Anmeldeformular bei der ausländischen Universität eingereicht werden. Zusätzlich waren die Bestätigung einer bestehenden internationalen Auslandskrankenversicherung und ausreichende finanzielle Mittel (3.000 USD) für den gesamten Studiumszeitraum nachzuweisen. Im Zuge des Anmeldeformulars der USIL wurde eine vorläufige Kurswahl getroffen. Die genaue Wahl der Kurse erfolgte letztendlich erst vor Ort, circa eine Woche vor Beginn der Vorlesungen, persönlich im internationalen Office der USIL.

Visum

Ein Visum wurde nicht gefordert, stattdessen erhielt man bei der Einreise in Peru einen gewöhnlichen Stempel für eine 90 Tage Touristen Aufenthaltserlaubnis in seinen Reisepass. Da das Studium jedoch über die 90 Tage hinausging, musste zwischenzeitlich aus dem Land ausgereist und anschließend wieder eingereist werden, um eine neue 90 Tage Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Beabsichtigt man länger als 90 Tage dauerhaft in Peru zu bleiben, kann entweder vor Beginn der Reise ein kostenpflichtiges Studenten-Visum bei der peruanischen Botschaft zum Beispiel in Frankfurt oder München beantragt werden, oder es wird bei der endgültigen Ausreise eine Strafgebühr ab dem 91. Tag von 1 € pro überzogenem Tag fällig. Derzeit überarbeitet die Regierung die Rechtslage und zukünftig wird womöglich ein gültiges Studenten-Visum zur Anmeldung an der USIL gefordert.

Learning Agreement

Parallel zu dem gesamten Bewerbungsprozess sprach ich mit dem zuständigen Studiengangsleiter der DHBW ein Learning Agreement ab, um im Nachhinein all meine belegten Kurse im Ausland angerechnet zu bekommen.

Zusage

Nachdem die anfallenden Studiengebühren an die USIL bezahlt wurden, kam schon nach wenigen Wochen eine schriftliche Zusage der Universität zur Aufnahme in das internationale Auslandsprogramm.

Unterkunft

Eine Wohnung in Lima zu finden, erwies sich in Zeiten des Internets als nicht besonders schwierig. Gemeinsam mit einem Mitstudenten aus meinem Kurs an der DHBW, der ebenfalls ein Auslandssemester an der USIL verbrachte, recherchierterten wir ein wenig und buchten schlussendlich über AirBnB ein Apartment in unmittelbarer Nähe zur Uni, im Stadtteil La Molina. Da wir uns über die Lage nicht sicher waren, mieteten wir die Wohnung zunächst nur für den ersten Monat. Nach kurzer Eingewöhnungsphase entschieden wir uns dann, für die nächsten drei Monate in den Bezirk Miraflores umzuziehen, ebenfalls eine AirBnB Wohnung. Diese war sehr großräumig, für drei bis vier Personen ausgelegt und lag näher am Zentrum des abendlichen Geschehens. Je nach Vekehrslage brauchten wir daher allerdings 20 Minuten bis eineinhalb Stunden zur Uni.

Öffentliche Verkehrsmittel gibt es in Form von Bussen und sogennanten Metro-Bussen, die jedoch häufig sehr überfüllt sind. Wir fuhren fast ausschließlich mit Taxis und dem Fahrdienst Uber, die wenn man sie sich mit anderen Studenten teilte fast genauso günstig waren wie die Busfahrten.

Kosten und Zahlungsmittel

Die Bezahlung in Peru erfolgte meist mit Bargeld (Peruanischer Nuevo Sol), dazu gibt es in der gesamten Stadt ausreichend Geldautomaten zum Abheben. Alternative Zahlungsmöglichkeiten waren eine VISA und Mastercard Kreditkarte, beide wurden überall problemlos akzeptiert.

Insgesamt sind die allgemeinen Lebenshaltungs- und Mietkosten, im Vergleich zu Europa, in Peru relativ gering.


Studium im Gastland

Die Universidad San Ignacio de Loyola ist eine private Hochschule und gehört zu der Organisation San Ignacio de Loyola, welche Bildungseinrichtungen beginnend bei Kindergärten bis hin zu Universitäten und Hochschulen umfasst. Neben dem Campus der USIL in Lima gibt es weitere Uni-Standorte in Cusco, Miami und China. Meine Vertiefungsrichtung für das fünfte und sechste Semester an der DHBW Stuttgart war „Internationaler technischer Vertrieb und Marketing“, meine Auswahl erfolgte daher den deutschen Kursen entsprechend. Die Kurswahl, welche ich getroffen habe, wird im Folgenden kurz beschrieben.

Management Strategies

Dieser Kurs vermittelte, wie der Unternehmenswert durch die Verwendung eines strategischen Managementmodells für die Diagnose aktueller Szenarien eines Unternehmens generiert wird, und zeigte, wie Entscheidungen in solchen Situationen getroffen werden. Die erlernten Management-Strategie-Szenarien wurden alle anhand von praktischen Beispielen durchgesprochen. Der Kurs beinhaltete Themen zur Formulierung und Umsetzung von spezifischen Strategien und zur Analyse von Managementinstrumenten, die zur Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile beitragen. Um durchweg ein Verständnis zur Anwendung der Inhalte zu schaffen, gab es über das Semester hinweg eine Projektarbeit, bei der ein ausgewähltes Unternehmen (Daimler AG) auf seine spezifischen Strategien und analystischen Handlungsweisen hin untersucht wurde.

International Operations

Dieser Kurs befasste sich mit der effektiven Verwaltung von Supply-Chain Operationen. Inhalte waren unter anderem die Gestaltung von Planungsprozessen, welche sich über mehrere Ebenen mit unterschiedlichen Zielen und Horizonten zusammensetzen. Da ich in Deutschland bereits den Kurs Produktion- und Logistik besucht hatte, überschnitten sich viele Inhalte mit den dortigen Vorlesungen. Ziel des Kurses war es mit geeigeneten Supply-Chain Handlungen eine maximale Effizienz in den Abläufen zu erreichen, die auf der Neugestaltung von Prozessen, der ordnungsgemäßen Verwaltung von Ressourcen und dem Einsatz von diversen Technologien beruht. In diesem Kurs gab es ebenfalls über das Semester hinweg eine Projektarbeit, bei der das Unternehmen Walmart auf seine spezifischen Supply-Chain und Logistik Strategien hin untersucht wurde.

Advanced Marketing Management

Advanced Marketing Management war laut der Universität eine Master-Vorlesung und war ein Konzept aus sowohl theoretischem als auch praktischem Kurs. Insgesamt waren mit mir nur drei weitere peruanische Studenten in dem Kurs, was die Arbeitsatmosphäre sehr angenehm gestaltete. Wir wurden mit vielfältigen Marketingstrategien vertraut gemacht, die aus den einzelnen Elementen des Marketing-Mixes abgeleitet wurden. Die Aspekte behandelten dabei nationale und internationale Konzepte des Marketingumfeldes und konzeptionelle Rahmenbedingungen, wie Produkt-, Preis-, Vertriebs-, Verkaufsförderungs- und integrierte Marketing-Kommunikationsstrategien. Wie in allen anderen Kursen auch, musste in individueller Arbeit bis zum Ende des Semesters ein Projekt erarbeitet werden, welches alle Konzepte und Lerninhalte wiederspiegelte.

Strategic Marketing Planning

In dem Kurs erlernten wir strategische und operative Marketingpläne, sowohl im peruanischen als auch im internationalen Kontext, zu entwerfen und anzuwenden. Zur Erarbeitung und Planung der finalen Projektarbeit mussten die wichtigsten Geschäfts- und Marketingkonzepte, Werkzeuge und Analysediagramme angewandt werden. Die Konzepte erlernten wir anhand des Buches „Marketing Management“ und wöchentlichen Case Studies. Die Analyse des Umfelds und des Wettbewerbs waren die Ausgangspunkte für die Entwicklung von Geschäftsstrategien und insbesondere von Segmentierungs- und Positionierungsstrategien, den Hauptmerkmalen des strategischen Marketings. Jeden Montag mussten die analysierten Case Studies in Form einer PowerPoint-Präsentation präsentiert werden. Zusätzlich gab es jeden Mittwoch einen Test zu ausgewählten Kapiteln des Lehrbuches. Am Ende des Kurses entwickelten wir in Teamarbeit mit anderen Studierenden spezifische Strategien und Taktiken für jeden einzelnen Bestandteil des Marketing-Mix. Im Gegensatz zu den anderen Kursen gab es in diesem kein Midterm- und Final Examen, die Endnote setzte sich aus den wöchentlichen Präsentationen und Tests, sowie der finalen Gruppenarbeit zusammmen.

Alle Kurse waren sehr gemischt und bestanden sowohl aus peruanischen als auch internationalen Studenten. Der Advanced Marketing Management Kurs beispielsweise setzte sich lediglich aus vier Studenten zusammen, andere Kurse wie International Operations waren stärker nachgefragt und setzten sich aus bis zu 30 Studenten zusammen.


Aufenthalt im Gastland

Während des Aufenthaltes bot sich besonders an verlängerten Wochenenden die Möglichkeit für Reisen in Peru. Zum einen gab es recht billige Inlandsflüge, zum anderen sehr günstige Unternehmen (zum Beispiel Cruz del Sur), die mit Reisebussen fast jeden Winkel des Landes befahren. So wurde direkt am zweiten Wochenende die Umgebung des kleinen Andendorfes Marcahuasi auf knapp 4.000 Metern mit einer zweitägigen Wandertour erkundet. Gerade bei solchen extrem schnellen Anstiegen in die Höhe ist mit der Höhenkrankheit nicht zu spaßen und man sollte stets genug trinken und Medikamente zur Vorsorge dabei haben.

Ein weiterer Ausflug ging zu der von den Inka erbauten Stadt in den Anden, Machu Picchu, eines der sieben Weltwunder. Wenn man die Möglichkeit hat, Peru zu bereisen, ein absolutes Highlight! Auf dem Weg zu dieser heiligen Stätte wurden das umliegende heilige Tal, sowie die Orte Urubamba, Olantaytambo und die Salineras de Maras besichtigt.

Aufgrund der Vielfältigkeit des Landes erfolgte ein weiterer 3-Tages Ausflug nach Iquitos. Die Stadt liegt inmitten des Amazonasgebietes im Norden Perus. Angefangen bei exotischen Pflanzen und Früchten über gifitge Spinnen und Schlangen bis hin zu Faultieren, Kaimanen und unzähligen Vögeln gab es eine riesige Artenvielfalt zu sehen.


Persönliche Wertung

Zusammenfassend kann ich nur eine absolute Weiterempfehlung für einen Auslandsaufenthalt während des Theoriesemester aussprechen. Es muss zwar jeder für sich selbst entscheiden, welches Land er näher kennenlernen möchte, aber Peru ist aufgrund seiner Vielfältigkeit hundertprozentig empfehlenswert. Vom Amazonas über Wüstenlandschaften in Ica bis hin zu Gletschern in den Anden auf über 5.000 Metern Höhe findet man hier einfach alles. Die Universidad San Ignacio de Loyola war trotz der ein oder anderen Unstimmigkeit in Absprachen und einer eher kommerziell ausgerichteten Denkweise dennoch eine gute Universität mit sehr unterstützenden und interessierten peruanischen Mitstudenten.