16 Feb
Erfahrungsbericht von Marcel O.

Universidad de Vina del Mar

Stadt: Viña del Mar
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Sport, Romanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2009 bis 12/2009

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Liebe Auslandsenthusiasten,

ich war im vergangenen Semester an der Universidad Viña del Mar in Chile. Ich hab mich vorher über Land und Leute informiert, aber erst nachdem ich über College Contacts genaue Infos bekommen habe wurde es konkret. Die hilfsbereiten Damen haben mir alle Formulare und Anträge geschickt und den Kontakt zur Uni in Chile für mich aufgenommen. Danach ging alles ziemlich schnell und lief total reibungslos. Ich sollte zwar schon im August rüber, konnte aber erst Anfang September, war aber kein Problem. Meine Spanischkenntnisse vor meinem Auslandsaufenthalt waren nach zwei weit auseinanderliegenden und vor langer Zeit absolvierten Unikursen irgendwo in der Nähe von Null. Ich wusste also, dass ich möglichst schnell was lernen muss und dass es am Anfang auch nicht ganz einfach für mich werden würde. Bevor ich jetzt hier aber weiter mache werde ich noch kurz sagen, wie ich in meinem Bericht vorgehen werde. Zuerst will ich erst einmal ganz allgemeine Dinge auflisten wie die Beschreibung der Uni, der Leute, des Wetters und ähnliches. Im zweiten Teil will ich dann für diejenigen, die sich schon fast sicher sind hingehen zu wollen einmal alles aufzählen was mir so spontan einfällt was ich gemacht habe und was man sich auch sparen kann, bzw. was wirklich gut war ;)
Also angefangen bei der Uni: Die Universidad Viña del Mar ist gerade aufgekauft worden (die großen und guten Unis sind fast alle privat in Chile), das heißt alles was ich euch sagen kann ist, dass es auf jeden Fall Veränderungen gibt zu meinem Aufenthalt und noch weitere geben wird. Da ich wirklich nicht gut Spanisch sprechen konnte habe ich mir vorher überlegt hauptsächlich Sprachkurse wählen zu wollen. Hier gibt es ein großes und stark nach den Vorkenntnissen gegliedertes Angebot am internationalen Office (OIIE). Für alle deren Muttersprache nicht Spanisch ist gibt es hier also Angebote sich nochmal zu verbessern. Die Angebote enthielten neben Grammatik auch Kurse in chilenischer Geschichte und Kultur, Phonetik, Literatur und weitere, die sich wohl aber auch von Jahr zu Jahr etwas unterscheiden. Wer Fragen hat kann eine E-Mail an College Contact schicken. Neben den Kursen am OIIE kann man aber auch Kurse an der eigentlichen Uni machen. Da ich mich hierfür sprachlich nicht für fähig gehalten habe kann ich aber hierzu nichts weiter sagen. Von ein paar spanischen Freunden (die mit mir in Chile waren) hab ich aber gehört, dass das Niveau niedriger sein soll als in Spanien, wer also weiß wie es da so ist, der kann es vielleicht besser einschätzen. Neben den Spanischkursen bietet das OIIE auch diverse Ausflüge an. Hier gibt es ein richtiges Freizeitangebot für Austauschstudenten, dass sich je nach Interesse auch wirklich lohnt. Auch bietet die Uni ein einigermaßen vernünftiges Hochschulsportprogramm an. Nicht mit einer großen deutschen Uni (wie z.B. Uni Tübingen) zu vergeleichen, wer aber etwas machen will hat auf jeden Fall die Möglichkeit dazu. Okay, soviel zur Uni, jetzt zur Stadt: Viña ist zwar keine wirkliche Großstadt, hat aber alles was man so braucht: Krankenhaus, Einkaufszentrum, viele Restaurants, Kneipen und Discos und natürlich einen langen Strand. Wem hier richtig langweilig wird, der ist selber Schuld. Außerdem ist die Stadt überseht mit streunenden Hunden. Das Problem haben sie auch in anderen Städten noch nicht richtig in den Griff bekommen. Fährt man an der Küste entlang, so kommt man ohne eine wirkliche Grenze wahrzunehmen direkt in die nächste Start: Valparaiso. Einige Studenten sind von Anfang an lieber hierher gezogen, weil sie die Stadt attraktiver fanden. Vergleichend würde ich sagen, dass Viña die reichere und Valpo die interessantere Stadt ist, muss aber jeder selbst wissen. Die Chilenen sind ein sehr interessantes Volk. Sie haben eine immer noch sehr präsente politische Geschichte, einen stark ausgeprägten Patriotismus und sind absolut Fußballverrückt. Die Studenten die ich so kennengelernt habe haben alle viel gefeiert, alle geraucht (sowohl normale Zigaretten als auch…naja andere Sachen) und haben auch recht gut in das Bild gemacht was man sich vorher so von Chile gemacht hat. Die meisten Studenten kommen in Chile aus zumindest einigermaßen Wohlhabenden Familien, da die Unis in der Regel nicht gerade günstig sind und sich dass nur die oberen Schichten leisten können. Hier wird auch der große Unterschied zu Industrieländern deutlich. Kann man in Chile von der Oberschicht schon sagen dass sie was den Lebensstandard angeht gar nicht so weit entfernt ist, so klafft doch zwischen den einzelnen sozialen Schichten im Land eine riesige Lücke. Die Studenten wohnen in teilweise nagelneuen Wohnungen oder WGs, fährt man aber nur 10 min. Richtung Stadtrand, so kann man Viertel aus Blechhütten, ohne fließend Wasser und ohne Strom finden. Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt, der Sicherheit in Viña. Mir ist in den fast vier Monaten nichts passiert. Mich hat keiner angemacht, bedroht oder ausgeraubt. Mir wurde aber auch gesagt, dass das vielleicht mit meiner Größe zu tun hat. Ich bin über 190 cm und somit mal mindestens 15 cm größer als fast alle Chilenen. Von vielen anderen habe ich allerdings gehört, dass sie (meist durch eigene Unvorsichtigkeit) mal in eine Situation geraten sind, in der sie bedroht oder ausgeraubt wurden. Man muss schon etwas mehr auf sich und vor allem auf seine Sachen aufpassen als in Deutschland, macht man dass allerdings und befolgt einige wenige Regeln (z.B. sind Frauen nachts eigentlich nie alleine irgendwo unterwegs gewesen) so halte ich die Stadt für einigermaßen Sicher. So, jetzt noch was zum Wetter: Ich bin wie gesagt im September angekommen und da war es noch ganz schön kalt. Tagsüber so um die 15 Grad und nachts wurde es auch mal 5 bis 8 Grad kühler. Die nächtliche Kälte hat sich auch im Sommer (so ab Ende November Anfang Dezember) nicht wirklich verändert, nur am Tag ist es schon deutlich wärmer geworden. Ich weiß gar nicht mehr so genau ab wann wir regelmäßig am Strand waren, aber spätestens Ende Oktober Anfang November gibt es immer mal wieder heiße Tage wo man sich gut an den Strand legen und wer will auch in den immer kalten Pazifik stürzen kann.
Soviel zu den allgemeinen Sachen, jetzt will ich versuchen euch noch ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben und ein paar Sachen erzählen, einfach um euch den Start zu erleichtern. Erst einmal angefangen bei den Bussen, die heißen in Chile Micros. Sie sind die billigste Möglichkeit von A nach B zu kommen wenn man nicht läuft oder Fahrrad fährt. Die Preise bewegen sich hier im unteren zweistelligen Centbereich, wenn man eine von der Uni ausgestellte Buskarte hat. Wenn die noch nicht da ist: Sofort zu Carlos gehen und den solange nerven, bis er sich persönlich mehrmals darum kümmert. Allgemein muss man hier wirklich seine erste vorsichtige Höflichkeit ablegen, sonst passiert bei den meisten Stellen erstmal gar nichts. Es kann schon mal sein, dass ein Dokument 2 bis 3 Wochen auf dem Schreibtisch von jemanden liegt, obwohl derjenige nur einmal unterschreiben, oder es kopieren müsste. Einfach immer und immer wieder nerven, bis es dann plötzlich doch schneller geht. Daran muss man sich einfach gewöhnen. Generell ist die Arbeitsauffassung in Chile eine andere. Sie arbeiten zwar fast genauso lange wie die Leute in anderen Ländern, nur viel unproduktiver. Aber zurück zu den Fortbewegungsmitteln: Wer nachts oder unbedingt irgendwo schneller hin will, der kann sich auch ein Collectivo nehmen. Die sind wie Sammeltaxen, und auch noch nicht wirklich teuer. Sowohl mit den Collectivos, als auch den Micros kommt man in der Stadt und Umgebung eigentlich überall günstig hin. Zur Wohnungssuche: wer in Viña ankommt ohne vorher eine WG zu haben, der sollte einfach mal im OIIE nachfragen, ob die grad noch jemanden wissen, der einen Platz freihat. Viele der Austauschstudenten (eigentlich fast alle Amerikaner, von denen es sehr viele gab) wohnen auch in Gastfamilien. Je nachdem was man möchte kann man sich hier aber auch schon vorher mal beim OIIE erkundigen. Ich zum Beispiel habe die erste Woche in nem Hostel gewohnt und dann eine WG mit zwei Chilenen gefunden. Die Preise sind etwas günstiger als in Deutschland, aber geschenkt wird einem In Chile leider auch nichts mehr. Allgemein sind die Lebenshaltungskosten etwas niedriger, aber trotzdem nicht mehr mit Ländern wie Peru oder Bolivien zu vergleichen. So, jetzt was zum Reisen in Chile: MACHEN !!! Ich hab einige Reisen ausgelassen, da ich noch Geld für eine größere Reise danach sparen wollte, aber im Nachhinein hätt ich mal lieber nen paar € minus machen sollen, weil so leicht kommt man zu den meisten Orten einfach nicht mehr hin. Letztendlich war ich in Pichilemu (südlich von Viña), La Serena (nördlich), San Pedro de Atacama (Wüste im norden, unbedingt hin) und Torres del Paine (Nationalpark im Süden und einer der schönsten Orte die ich bisher in meinem Leben gesehen habe). Meistens findet man andere die mitkommen, aber im Notfall kann man auch alleine reisen, würd ich nicht für extrem gefährlich halten.

Okay, jetzt fällt mir nichts mehr ein was ich euch noch strukturiert erzählen kann, also hau ichs jetzt einfach so raus wies grad kommt, ohne Struktur und ohne Zusammenhang (am besten erst lesen wenn ihr schon im Flieger sitzt):

Clubs in Viña: Scratch: viel Reggaeton, junges Publikum, laut und relativ klein
Goose: größter Laden, gemischte Musik und viele Studenten
Kamikaze: eigentlich ne schicke Bar, abends aber auch mit Musik und tanzflächen
Journal: immer Mittwochs geht (gefühlt) die ganze Stadt hier hin, sonst Kneipe,
Clubs in Valpo: Huevo: riesiger Laden, viele Tanzflächen, gemischtes Publikum
La Sala: etwas kleinerer Laden mit gemischter Musik und studentischem Publikum

Im Supermarkt Brot, Gemüse und Früchte wiegen, bevor man zur Kasse geht !!

Immer Kleingeld für Busse und Micros in der Tasche haben

Wer kein Streitrisiko eingehen will vermeidet das Thema Politik.

Der chilenische Pisco ist 1000mal besser als der aus Peru – niemals in Frage stellen !!

Deutsches Handy in der Wohnung lassen, chilenisches kaufen. Mit einer Art Prepaidkarte kostet bei Entel ein Handy und 10.000 credits gerade mal 12.000 Peso, also keine 20 €. Besser als sein gutes deutsches Handy irgendwann nachts zu verlieren =(

Wer pünktlich ist muss immer (IMMER!!!!) warten.

Nachts wird’s immer wirklich ziemlich kalt, egal wie warm der Tag war.

Am Strand niemals Wertsachen dabei haben. Rucksackstehlen ist in Chile ein professionelles Geschäft.

Wer die streunenden Hunde anschaut wird von ihnen begleitet, für den Rest des Weges, egal wohin.

Die Chilenen sprechen kein spanisch, sie sprechen Chileno. Es gibt soviele Ausnahmen und eigene Worte und Aussprachen, man könnte glatt von einer eigenen Sprache sprechen. Auch geben sich die meisten Chilenen nicht wirklich Mühe langsam zu sprechen, oder sie können es einfach nicht besser.

Auf den Märkten immer handeln, in Geschäften aber nicht.

Wer Früchte mag, sollte diese frisch aufm Markt kaufen. Dort sind sie billiger und viel besser als im Supermarkt.

Es gibt in ganz Viña keine Frisbeescheibe zu kaufen (ich hab jedenfalls keine gefunden), wer also am Strand gern mal ein wenig spielt sollte sich eine mitnehmen.

So, jetzt fällt mir wirklich nichts mehr ein. Ich hoffe es konnten zumindest einige eurer offenen Fragen beantwortet werden. Falls ich noch etwas Wichtiges vergessen habe könnt ihr aber bei College Contact auch nachfragen, die schicken mir dann eventuelle Fragen bestimmt weiter.
Ich wünsche euch einen schönen Aufenthalt, egal ob ihr euch jetzt für die UVM entscheidet oder nicht.

Gruß
Marcel