6 Jul
Erfahrungsbericht von Mara K.

Universidad de Chile - Facultad de Economia y Negocios


Stadt: Santiago de Chile
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: BWL, Psychologie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2018 bis 07/2018
Heimathochschule: Osnabrück U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Name ist Mara K., ich bin 24 Jahre alt und studiere im Bachelor Psychologie an der Universität in Osnabrück. Ich habe mein 9. Semester (von März 2018 – Juli 2018) an der University of Chile, Faculty of Economy and Business verbracht. Dies war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich auf jeden Fall weiterempfehlen und jedem ans Herz legen möchte, da ich mich in dieser Zeit nicht nur akademisch und professionell, sondern auch kulturell und persönlich weiterentwickeln konnte.

Ich habe mich für ein Auslandssemester an der Faculty of Economy and Business entschieden, da ich mein wirtschaftliches Wissen ausbauen und erweitern wollte. Zwar hatte ich in meinem Bachelorstudium Module wie „Organisationspsychologie“ und „Arbeitspsychologie“, jedoch wurde mir ihm Rahmen meiner praktischen Erfahrungen, wie zum Beispiel bei meinem Pflichtpraktikum bei BMW in München und bei einem Change-Management Workshop in einer psychologischen Unternehmensberatung (Timmermann & Partners, München) bewusst, dass mir noch grundlegendes und interkulturelles Business Know-How für meinen weiteren professionellen und akademischen Werdegang fehlten.

Hinzu kam, dass ich mich im Rahmen meines Masterstudiums gerne auf den wirtschaftspsychologischen Bereich fokussieren möchte und das Auslandssemester in Chile daher dazu nutzen wollte, mich fachspezifischer darauf vorzubereiten. Aus diesem Grund wollte ich mein psychologisches Wissen aus meinem Studium in Osnabrück und meine bisherigen (praktischen) wirtschaftlichen Erfahrungen mit grundlegendem und theoretischem wirtschaftlichem Wissen ergänzen und erweitern.

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Kurse & Vorlesungen

Da ich bereits acht Semester Psychologie in Osnabrück studiert und somit schon alle Pflichtmodule und Leistungen im Rahmen meines Bachelorstudiums erfolgreich abgeschlossen hatte, konnte ich an der University of Chile, Faculty of Economy and Business (FEN) meine Kurse überwiegend nach meinen persönlichen Interessen und Vorlieben auswählen.

Da ich mich sowohl für wirtschaftliche, aber auch für interkulturelle Thematiken interessiere, habe ich neben einem Spanisch-Sprachkurs (Level A1-A2) die englischsprachigen Kurse „International Management“ bei Gabriela Schulten Mejia und den Kurs „Latin America in Worlds Affairs“ bei Prof. Walter Sánchez González belegt. Der Sprachkurs fand immer dreimal die Woche für je 1,5 Stunden in einer Gruppe von acht Studenten statt und die wirtschaftlichen Kurse fanden immer zweimal die Woche, ebenfalls für 1,5 Stunden in einer Gruppe von meistens 25-35 Studenten statt. Generell sollte man den Arbeitsaufwand an der FEN innerhalb der wirtschaftlichen Kurse nicht unterschätzen. Anders als in Deutschland herrscht eine 80 prozentige Anwesenheitspflicht und es mussten in regelmäßigen Abständen „Case Studies“ in Kleingruppen eingereicht, Präsentationen gehalten und „Reading Tests“ abgelegt werden. Zudem gab es nach der ersten Semesterhälfte (Ende April/ Anfang Mai) ein Mid-Term Exam und semesterabschließend ein Final Exam, welches sowohl aus kleinen Essay-Fragen, als auch aus mehreren Multiple Choice Fragen bestand.

Zwar war das Niveau der Fächer etwas niedriger als in Deutschland, jedoch wurden gute Noten keinesfalls verschenkt. Für die Endnote des Moduls zählten dabei nicht nur die Abschlussprüfung, sondern auch alle semesterbegleitenden Leistungen und die aktive Beteiligung in dem Kurs, sodass der Arbeitsaufwand im Semester stets hoch war, und man in den Kursen konstant mitarbeiten musste. Die meisten chilenischen Studierenden nehmen ihr Studium sehr ernst, denn sie zahlen für ihr Studium hohe Studiengebühren. Dies wurde sowohl in der Vergangenheit, als auch zu meiner Zeit stark kritisiert, sodass es mehrere Mal während meines Semester zu Studentenstreiks und somit an der FEN zu „streikfreien“ Tagen kam.

Des Weiteren lässt sich grundlegend sagen, dass vor allem die englischsprachigen Kurse an der Universität zu 80 Prozent aus internationalen Studenten bestanden, sodass es innerhalb der Kurse relativ wenig Berührungspunkte zu den chilenischen Studenten gab. Nichtsdestotrotz gab es jedoch auch ein Buddy-Programm und die international Studentenorganisation ISA FEN (International Student Assoziation), welche neben vielen Aktivitäten auch Trips und Partys veranstalteten, um internationale und chilenische Studenten in einem entspannten Rahmen zusammen zu bringen.


Campus

Der moderne Campus der Faculty of Economy and Business der University of Chile liegt in dem Stadtteil Providencia und war mit der Metro (rote Linie 1, Station „Universidad de Catolica“) sehr gut erreichbar. Auf dem Campus gab es eine kleine Mensa mit abwechslungsreichem Menü, ein Café, ein kleines Fitnessstudio, welches für FEN-Studenten kostenlos nutzbar war, gut ausgestattete Computerräume, eine große Bibliothek mit einem breiten Online-Angebot und buchbare Kleingruppen-Räume. Generell war der Campus sehr schön, hell, modern und gut organisiert. Das Sportangebot war für Austauschstudenten zum größten Teil kostenlos und man wurde stets herzlich empfangen. Lediglich die Sanitären Anlagen ließen an Sauberkeit zu wünschen übrig, jedoch habe ich im Laufe meines Semesters bemerkt, dass dies ein generelles Phänomen in Santiago war. In der unmittelbaren Umgebung des Campus befanden sich außerdem zahlreiche Cafés, kleine Restaurants, ein Supermarkt und eine Bank.


Housing

Während meines Auslandssemesters habe ich in einer Zweier-WG in Las Condes (Metro Station Hernando de Magallanes, rote Linie) gewohnt. Für die ersten Tage in Santiago hatte ich mir, wie viele andere international Studenten auch, ein Hostel im Zentrum von Santiago de Chile gebucht. Dort konnte man bereits erste Bekanntschaften mit anderen Studenten machen oder sich bei der Wohnungssuche zusammenschließen. Insgesamt hat sich die Wohnungssuche vor Ort als wirklich sehr einfach und unkompliziert gestaltet. Bereits am zweiten Tag in Santiago hatte ich mehrere Besichtigungen vereinbart und somit schnell meine Wohnung gefunden. Besonders in den Wochen vor Vorlesungsbeginn sind in den sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel in der Facebook-Gruppe „RooMate and Flat Finder Santiago“ sehr viele WG-Zimmer und Gesuche inseriert, sodass man auf jeden Fall fündig wird.


Organisation

Organisiert habe ich mein Auslandssemester mit Hilfe von College Contact. Die Vorbereitung sowie der Bewerbungsprozess verliefen dabei sehr unkompliziert. Im Rahmen des Bewerbungsprozesses an der University of Chile über College Contact musste ich lediglich einige Formulare ausfüllen, sowie mein Transcript of Records, einen Versicherungsnachweis und eine Kopie meines Reisepasses einreichen. Bei Fragen waren die Berater von College Contact jederzeit schnell erreichbar und haben mir somit die gesamte Organisation sehr erleichtert.

Darüber hinaus wurde kein Studentenvisum für das Auslandssemester in Chile verlangt, sodass ich damals einfach mit einem „Touristen-Visum“ einreisen konnte, welches deutlich einfachere und günstiger zu beschaffen war, als das Studentenvisum. Man musste lediglich nach 90 Tagen (solange ist das Touristen-Visum gültig) einmal das Land verlassen und neu einreisen, um ein neues Touristen-Visum für weitere 90 Tage ausgestellt zu bekommen. Viele Studenten nutzen daher kurz vor dem Ablaufen ihres Touristen-Visums die Gelegenheit, nach Mendoza, eine Stadt in Argentinien zu reisen, welche sich lediglich sechs Stunden mit dem Bus entfernt von Santiago de Chile befindet.

Des Weiteren war die Betreuung von Seiten der FEN durch das International Office wirklich klasse. Man wurde regelmäßig und sehr zuverlässig über alle wichtigen Informationen (wie zum Beispiel aktuelle Streiks oder formelle Aspekte) informiert. Mrs. Catherine Rooney und Camy Ortiz Silva aus dem International Office standen einem jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und waren sehr um ein freundschaftliches Verhältnis zu allen internationalen Studenten bemüht.


Wetter

Da sich Santiago auf der Südhalbkugel befindet, waren die Jahreszeiten hier anders herum als in Deutschland, sodass ich also im Februar im chilenischen Sommer ankam. Der Sommer in Santiago de Chile ist sehr warm, die Luft ist trocken und in der Metro herrscht eine unglaubliche Hitze. Jedoch kühlt es sich in den Nächten immer gut ab. Im Winter, welcher meistens gegen Juni/Juli richtig anfängt, ist es auch tagsüber ziemlich kühl, eine dichte Wolkendecke hängt am Himmel, sodass alles grau erscheint. Für ein Auslandssemester in Chile muss man daher auf jeden Fall Sommersachen, als auch wärmere Wintersachen einpacken. Hinzu kommt, dass die meisten Wohnungen in Santiago weder über eine Klimaanlage, noch über ein Heizsystem verfügen. Aus diesem Grund war es in vielen (älteren) Wohnungen, vor allem in dem Stadtteil „Centro“, im Sommer tagsüber immer sehr warm und im Winter immer sehr kalt. Nicht vergessen werden sollte natürlich der Smog in Santiago. Im Winter stärker als im Sommer versinkt Santiago de Chile unter einer Dunstglocke, da die umliegenden Berge eine Windzirkulation verhindern. Die schlechte Luftqualität ist in Santiago bereits seit langem ein großes Problem.


Freizeit

Obwohl es sich bei Santiago de Chile um eine der größten Städte Südamerikas handelt, habe ich Santiago nie als solche wahrgenommen. Erst wenn man auf einem Wanderausflug am Rande der Stadt auf einen hohen Berg gestiegen ist (Cerro Manquehue, Cerro Provincia) und die Stadt überblickt hat, wurde einem wieder die Größe und das Ausmaß der Stadt bewusst und dass von den 16 Millionen Einwohnern Chiles rund die Hälfte in Santiago leben.

Wie jede Großstadt ist auch Santiago laut, überfüllt und sehr staubig. Jedoch verfügt Santiago über eine gute und unkomplizierte Infrastruktur (Metro und Bus) und hat als Stadt einiges zu bieten. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele und viele unterschiedliche und spannende Stadtviertel. Vor allem im Sommer sind Straßencafés oder Restaurants immer gut besucht und es ergibt sich ein buntes Treiben auf den Straßen. Dies ändert sich jedoch, sobald der Herbst/Winter einbricht, da Chilenen es bevorzugen bei kälteren Temperaturen daheim zu bleiben.

Darüber hinaus stellt Santiago einen perfekten Ausgangspunkt für viele verschiedene Reisen und Aktivitäten dar. Im Norden Chiles befindet sich die Atacama-Wüste mit einem atemberaubenden Sternenhimmel. Im Westen befindet sich der Pazifik für entspannte Strandtage, zum Surfen, Sand-Boarden und mit den Orten Valparaíso und Viña del Mar. Im Süden von Chile befindet sich Patagonien mit einer unglaublichen Natur, Gletschern und vielen Nationalparks (z.B. Torres del Paine) und zu guter Letzt gibt es im Süden die Anden zum Trekking, Wandern und Ski fahren. In Sachen Vielfalt und Natur hat Chile demnach einiges zu bieten – ob Wüste, Gletscher, Strände, Fjorde oder Flusslandschaften – und lässt somit jedes Herz eines Outdoor- und Naturfans höherschlagen.

Darüber hinaus gibt es in Santiago viele und auch sehr moderne Einkaufszentren, wie zum Beispiel das Costanera Center (höchste Gebäude in Südamerika), welches vergleichbar mit dem europäischen und amerikanischen Standard ist, wo so gut wie alle Marken (Adidas, H&M, Nike, Forever21, Esprit etc.) vertreten sind.


Leben

Etwas, womit ich vor Beginn meines Auslandssemesters nicht gerechnet habe, waren die hohen Lebenskosten in Santiago. Dass die Miete in einer Großstadt hoch sein würde, damit hatte ich gerechnet, jedoch war ich wirklich über das allgemeine hohe Preisniveau überrascht. Meine wöchentlichen Einkäufe in einem der großen Supermärkte haben fast dreimal so viel gekostet wie in Deutschland. Jedoch bieten kleinere Obst- und Gemüsemärkte, wo an den Karotten und Kartoffeln noch die Erde klebt, eine günstige und sehr gesunde Alternative. Zahlen kann man fast überall mit Kreditkarte oder ansonsten mit Bargeld in chilenischen Pesos. Jedoch auch das Essen und Trinken ist sehr teuer – so kostet zum Beispiel ein Hamburger mindestens um die 8000 CLP (umgerechnet 12 €) und ein einfaches Bier um die 4000 CLP (umgerechnet 5,50 €). Lediglich vergleichsweise (zu den USA z.B.) preiswert war in Santiago das Uber fahren. Darüber hinaus muss man sagen, dass in Chile generell alles langsamer und komplizierter vonstattengeht, wobei Chile im Vergleich zu den restlichen südamerikanischen Ländern wirklich am fortschrittlichsten und sogar relativ strukturiert ist.

Zu dem Thema Sicherheit kann gesagt werden, dass ich mich in Santiago immer sehr sicher gefühlt habe. An allen Metrostationen gibt es Sicherheitsbeauftragte und in allen Vierteln stehen kleine Wachhäuschen, die 24 Stunden besetzt sind. Zudem fährt eigentlich überall die Polizei Kontrolle und ist vor allem in „wilderen“ Stadtteilen (z.B. im Centro oder im Ausgehviertel Bellavista) auffallend vertreten. Ab und zu hört man natürlich von Vorfällen wie Überfällen, Abzocken von Taxifahrern oder von Taschendiebstählen, allerdings ist mir während meiner Zeit nichts dergleichen widerfahren. Außerdem wurden wir zu Beginn des Semesters, an unserem „Orientation Day“ an der FEN, ausgiebig von dem International Office zu dem Thema Sicherheit informiert und über die Gefahren und entsprechenden Maßnahmen aufgeklärt, sodass man wusste, worauf man achten muss und wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte.

Bezüglich der Sprache sollte man darauf vorbereitet sein, dass das chilenische Spanisch als das wohl „schlechteste“ und schwierigste Spanisch überhaupt gilt. Chilenen sprechen äußert schnell, verwenden viele Abkürzungen und Slangs und betonen zum Beispiel das „S“ nicht. Selbst Studenten mit guten Spanischkenntnissen hatten am Anfang deutliche Verständnis- und Kommunikationsprobleme. Meine Lehrerin aus meinem Sprachkurs meinte jedoch immer, wenn man erst einmal das chilenische Spanisch versteht, dann versteht man jedes Spanisch – Übung macht den Meister!


Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich meine Zeit in Chile wirklich sehr genossen habe. Vor allem die vielfältigen und beeindruckenden Ausflüge in die Natur haben einen super Ausgleich neben dem hektischen südamerikanischen Großstadtleben in Santiago geboten. Zwar war der Unialltag aufgrund des hohen Niveaus und Arbeitsaufwandes herausfordernd, jedoch habe ich wirklich viel aus meiner Zeit in Chile für meinen weiteren Werdegang mitnehmen können – ich habe viele Kontakte geschlossen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Universität, ich habe eine zweite Fremdsprache gelernt und eine komplett neue Kultur kennen und schätzen gelernt. Ich kann auf jeden Fall behaupten, dass ich durch meinen Aufenthalt ich Südamerika deutlich entspannter und auch flexibler in gewissen Dingen geworden bin und mich persönlich weiterentwickeln konnte. Vor allem die Faculty of Economics and Business (FEN), welche als eine der besten Business Schools in Chile gilt, kann ich nur wärmsten weiterempfehlen – sowohl das International Office, als auch die Studentenorganisationen haben sich wirklich sehr um internationale Studenten bemüht, sodass man sich direkt wohl gefühlt und leicht Anschluss gefunden hat.