3 Feb
Erfahrungsbericht von Lara M.

Kulturstudier - Hoi An

Stadt: Hoi An
Land: Vietnam
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Entwicklungshilfe
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2011 bis 11/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung- und Überlegungen

Ich hatte schon länger den Wunsch nach Südostasien zu reisen und als ich auf der Internetseite von College Contact gelesen habe, dass Kulturstudier das Auslandssemester „Development Studies“ in Vietnam anbietet war für mich sofort klar, dass ich dieses gerne in mein Sozialwissenschaftenstudium integrieren möchte.

Der Bewerbungsvorgang ist sehr unkompliziert, man muss lediglich ein Schreiben ausfüllen und absenden. Vergleichen mit dem Aufwand den viele andere Universitäten von Austauschstudenten anfordern (Motivationsschreiben, ect.) ist das wirklich sehr gering. Der Kontakt im Vorfeld, sowohl mit College Contact als auch mit Kulturstudier, war super, mir wurden immer alle Fragen ausführlich beantwortet.

Das Semesterprogramm von Kulturstudier ist allerdings kein typisches Auslandssemester. Das Semester gliedert sich vielmehr in eine 4 wöchige Selbststudiumphase und dem 10 wöchigem Studium vor Ort auf. Die Selbststudiumsphase ist allerdings wirklich sehr vorteilhaft, denn ich hatte vorab überhaupt keine Ahnung von Development Studies und fand es somit sehr von Vorteil mir ein wenig Vorwissen anzueignen.

Ich habe das Auslandssemester im Wintersemester gemacht, sodass die Selbststudiumszeit sich mit der Prüfungszeitzeit meiner Uni in Deutschland überschnitten hat. Das hat mir vorab ziemlich viel Sorgen gemacht, da ich dachte es würde viel zu stressig werden, aber die Selbststudiumsphase ist wirklich nicht allzu viel Arbeit und auch neben Klausuren, Hausarbeiten u.ä. gut zu bewältigen. Man sollte allerdings den ganzen organisatorischen Aufwand den ein Auslandssemester mit sich bringt nicht unterschätzen! Wer also vorab schon weiß, dass Selbststudiumsphase und Prüfungszeit an der Heimatuni sich überschneiden, sollte sich möglichst weit vorher um Visum, Impfungen, Zwischenmieter, Anerkennung der Kurse, Auslandskrankenversicherung, Flüge, Rückerstattung des Semesterbeitrags, Auslandsbafög, ect kümmern.

Wenn man im Wintersemester in Vietnam studiert geriet man Mitten in die Regenzeit. Nach ca. 3 Wochen dauerhaft Sonnenschein wurde es somit wechselhafter und wir hatten teilweise auch mal eine komplette Woche Regen. Aber da zwischendrin auch immer mal wieder Sonnentage sind und es konstant heiß ist, hört sich „Regenzeit“ schlimmer an als es ist. Am Ende des Semester gab es allerdings auch eine Flut und Hoi An stand fast komplett unter Wasser. Es ist aber auch mal eine spannende Erfahrung mit dem Boot durch die überflutete Innenstadt zu fahren. Die Regenzeit sollte also niemanden davon abhalten im WS nach Hoi An zu gehen!

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Studienaufbau

Wie bereits erwähnt beginnt das Semester mit der Selbststudiumsphase. Man liest ca. 150 Seiten und schreibt eine kleine Hausarbeit. Dieses ist jedoch nicht benotet, sondern muss nur bestanden werden.

Das Studium in Hoi An besteht aus Vorlesungen und Seminaren. Jeden Morgen sind 2 Stunden Vorlesungen. Diese finden an der Universität in der Stadt statt. Einmal pro Woche hat man Seminar. Die Seminare werden im Studienzentrum veranstaltet. Zwischen Uni und Studienzentrum fährt ein Shuttlebus, ich bin aber meistens mit dem Rad gefahren. Der Weg ist ca. 4 km lang und führt an wunderschöner Landschaft mit leuchtend grünen Reisfeldern entlang. Das Studienzentrum liegt direkt am Meer und ist einfach ein wunderschöner Ort! Hier gibt es auch von Montag bis Freitag Mittagessen. Viele Studenten bleiben nach dem Mittagessen im Studienzentrum, um Texte zu lesen, sich zu sonnen, im Meer zu baden, Volleyball zu spielen, ect. Morgens Vorlesungen und ein Seminar pro Wochen klingt sehr wenig, allerdings sollte man nicht unterschätzen, dass man sehr viel lesen muss. Zudem beginnt ab der 5. Woche die erste Prüfungsaufgabe, nämlich die Durchführung einer qualitativen Studie in Gruppen mit 4 - 5 Personen, was wirklich viel Arbeit ist.

Die andere Prüfung wird nach Beendigung der 10 Wochen absolviert und ist eine Individualhausarbeit. Man kann sich hierfür ein Thema aus drei verschiedenen Vorschlägen aussuchen. Wenn man direkt nach dem Programm nach Hause fährt, schreibt man die Hausarbeit dort, wer allerdings plant nach dem Studium zu reisen, sollte sich überlegen für die Hausarbeit noch in Hoi An zu bleiben und dann erst loszuziehen. So hab ich es gemacht und war sehr zufrieden mit der Entscheidung, da man auf Reisen doch einfach zu viel Ablenkung hat um wirklich effektiv zu schreiben.


Alltagsleben

Die Studiumsphase vor Ort dauert 10 Wochen und ist somit deutlich kürzer als ein normales Semester. Die Unterkunft wird von Kulturstudier organisiert und teilt sich mit einem oder zwei anderen Studenten ein Zimmer in einem Hotel. Alle Studenten werden auf zwei, dicht beieinander liegende, Hotels aufgeteilt. Dadurch entsteht ein wirklich sehr enges Zusammenleben mit den anderen Studenten. Man sitzt nicht nur zusammen in der Uni, sondern teilt auch den kompletten Alltag. Dadurch wird es jedenfalls definitiv nicht langweilig! Allerdings ist dieses Internatsflair sicherlich nicht jedermanns Sache. Da Kulturstudier eine norwegische Einrichtung ist, nehmen sehr viele norwegische Studenten an diesem Programm teil. Außer Norwegern waren noch viele Schweden, einige Dänen, eine Vietnamesin und eine weitere Deutsche bei meinem Semester dabei. Das war für mich leider eines der Negativpunkte, denn Umgangssprache ist definitiv Norwegisch und man muss wirklich oft darauf aufmerksam machen, dass man gerade nichts versteht und die Kommilitonen fragen, ob sie nicht Englisch sprechen könnten.

Hoi An ist eine wunderschöne Stadt. Man kann sehr gut einkaufen, sich Kleidung schneidern lassen, spazieren gehen und in den gemütlichen Cafes entspannen. Zum Strand sind es etwa 4 km. Ich empfehle jedem sich ein Fahrrad zu kaufen! Man ist einfach viel mobiler, kann morgens an den Strand fahren zum joggen oder schwimmen und ist außerdem nicht auf die Abfahrtszeiten des Shuttlebus zwischen Uni und Studienzentrum angewiesen.

Frühstück und Mittagsessen sind im Preis inbegriffen, jedoch ist es manchmal auch eine nette Abwechslung nicht zum Studienzentrum zu fahren, sondern in der Stadt essen zu gehen. Kochen ist nicht möglich, da die Hotelräume keine Gelegenheit dafür bieten. Jedoch ist Essengehen in Vietnam sehr billig und es gibt eine riesige Auswahl an Restaurants in der Stadt.

Die Freizeit in Hoi An habe ich sehr oft am Pool verbracht, wo ich Texte für den nächsten Tag gelesen hab, oder aber im Studienzentrum, wo man sehr gut und entspannt mit Blick aufs Meer die Texte lesen kann. Außerdem waren wir natürlich oft am Strand, in den Cafes, abends in den Kneipen. Und am Wochenende kann man sehr gut Ausflüge in die Umgebung machen. Beispielsweise die Marmorberge, die Inseln vor Hoi An (wo man Tauchen und schnorcheln kann), in die nächstgrößere Stadt Da Nang, nach Hue, in die Ba Na Hills und My Son. Viele Studenten haben einen Tauschschein gemacht. Gerade zu Beginn des Semesters sollte man sehr viel reisen am Wochenende, denn am Ende wird es wegen der Gruppenarbeit oft zu stressig.

Man hat in der Mitte des Semesters ein langes Wochenende, was man unbedingt zum reisen an weiter entferntere Orte nutzen sollte. Ich war mit einigen anderen in Hanoi und Halong Bay, andere waren in Saigon, Da Lat, Laos oder Malaysia. Da es wirklich unendliche viele Möglichkeiten für Wochenendtouren gibt, wird einen garantiert nicht langweilig.


Allgemeine Tipps

Das Semester ist mit 10 Wochen vor Ort sehr kurz. Ich war im Wintersemester dort und das Programm ging inklusive Selbststudiumsphase von Anfang Juli bis Anfang November. Ich habe mich daher entschlossen noch 2 Monate in Südostasien zu reisen und anschließend noch 2 Monate ein Praktikum in Vietnam zu machen und dann pünktlich im April zum neuen Semester in Deutschland wiederzukommen. Ich kann jedem nur empfehlen nach dem Studium vor Ort zu bleiben. Vietnam ist wunderschön und da man durch das verkürzte Semester so viel Zeit gewinnt, sollte man diese auf jeden Fall zum reisen nutzen! Man sollte sich außerdem bewusst sein, dass während des Studiums vor allem mit den Kommilitonen in Kontakt kommt, aber kaum mit Vietnamesen. Dadurch, und weil man in Hotels wohnt, kam ich mir die ganze Zeit eher wie eine Touristin vor anstatt dass ich wirklich hier lebe. Das fand ich etwas enttäuschend, da ich schließlich in Vietnam studieren wollte um mehr über dieses Land und die Menschen hier zu lernen. Deshalb habe ich mich auch entschieden noch ein Praktikum zu machen.

Man sollte also auf jeden Fall wissen, dass das Semester eher eine Exkursion einer norwegischen Universität ist, als ein authentisches Vietnamerlebnis. Wer wirklich in Kontakt mit Vietnamesen kommen will, sollte lieber direkt an einer vietnamesischen Uni studieren anstatt am Kulturstudierprogramm teilzunehmen oder aber nach dem Studienprogramm ein Praktikum, Freiwilligenarbeit oder ähnliches machen um näheren Kontakt zu Land und Leuten bekommen, denn das kann das Kulturstudierprogramm nicht bieten. Was es allerdings bieten kann ist viel Spaß mit anderen Europäern in einer exotischen Umgebung, viele unternehmungslustige neue Leute, studieren unter Palmen, Gruppenmeetings am Strand, Meeresrauschen als Hintergrundgeräusch während dem Seminar, viel Party und Spaß in einer tollen Stadt mit wunderbarer Umgebung.