University of Birmingham
Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess erfolgt ausschließlich online und ist klar und übersichtlich strukturiert. Beim Ausfüllen der Formularfelder stehen die College Contact-Mitarbeiterinnen bei Rückfragen zur Verfügung. Es ist jedoch empfehlenswert genügend Vorlaufzeit einzuplanen, da neben den allgemeinen Angaben zur Person und zum Lebenslauf auch zwei Referenzschreiben und ein Motivationsschreiben für die Bewerbung eingereicht werden müssen. Die Referenzschreiben sollten primär akademisch sein, d.h. von einem ehemaligen Professor oder Lehrbeauftragten ausgestellt sein. Sofern man bereits über Berufserfahrung verfügt, ist ein Referenzschreiben eines ehemaligen Vorgesetzten auch akzeptiert. Dabei kann ein mehrmonatiges Praktikum im Einzelfall auch als Berufserfahrung gelten. Dies sollte man im Vorfeld jedoch auf jeden Fall abklären. Für den Referenzschreiber ist es hilfreich, wenn er/sie vorab ein paar Stichpunkte erhält, sodass das Referenzschreiben möglichst passgenau auf den Studiengang abgestimmt werden kann. Für das Motivationsschreiben sollte man sich spezifische, praktische und/oder akademische Erfahrungen suchen und darlegen, inwiefern diese einen für den gewählten Studiengang qualifizieren. Allgemein gehaltene Motivationsschreiben, bei denen nur der Name der Universität für mehrere Bewerbungen ausgetauscht wird, haben in der Regel schlechtere Chancen. Ein Tipp ist daher, auch einen Blick in die Modulbeschreibungen zu werfen, die häufig online verfügbar sind.
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Studium & belegte Kurse
Ein Masterstudium in Vollzeit dauert in Großbritannien in der Regel ein Jahr. Je nach persönlichem Leistungsanspruch ist man damit dann auch Vollzeit ausgelastet. Sofern man nebenher arbeiten möchte, empfiehlt es sich, über ein Teilzeitprogramm nachzudenken. Die meisten Masterstudiengänge werden auch in Teilzeit angeboten. Man hat dann weniger Kurse pro Woche, die Gesamtstudiendauer verlängert sich jedoch auf insgesamt zwei Jahre, da inhaltlich dieselben Module absolviert werden müssen. Nach den Schilderungen einiger Kommilitonen ist es jedoch nahezu unmöglich, parallel zu einem Vollzeitstudium zu arbeiten.
Vorlesungen und Seminare fanden in meinem Fall jeden Tag statt: Zunächst gibt es einen Vorlesungsblock von anderthalb Stunden, an den sich ein ebenso langes Seminar anschließt. Die Seminare sind vergleichbar mit deutschen Tutorien. Allerdings ist die Art und Weise, wie gelehrt wird, im Vergleich zu deutschen Universitäten stark abweichend. Die Vorlesung wird mit wenigen PowerPoint-Folien unterstützt, sodass es sich je nach Dozent eher um einen freien Vortrag handelt. Am Ende jeder Vorlesung gibt es eine sogenannte „Reading List“ und einige Leitfragen für das nächste Seminar. Es liegt dann in der eigenen Verantwortung das Material zu sichten, Prioritäten zu setzen und sich mit den Inhalten zu befassen. Im Seminar können kritische Punkte dann in Kleingruppen diskutiert werden. Ein Tutor hilft bei Unklarheiten. Allerdings werden keine vorbereiteten Standardlösungen angeschrieben, die dann kollektiv abgeschrieben werden. Das Seminar orientiert sich ganz klar an der Partizipation der Studenten. Dies bringt gewisse Vor- und Nachteile mit sich, derer man sich bewusst sein sollte. Neigt man eher zur „Saisonarbeit“, wird man sich in diesem System eher unwohl fühlen. Dies trifft auch auf die Leistungsbeurteilung zu: Je nach Kurs gibt es neben den Abschlussklausuren auch kleinere Tests im Laufe des Semesters, bewertete Gruppenarbeiten sowie ein oder mehrere Assignments. Sofern man hier nicht kontinuierlich am Ball bleibt, verliert man schnell den Anschluss.
Betreuung vor Ort
Die Betreuung vor Ort ist umfangreich und sehr serviceorientiert. Zum einen gibt es universitätsübergreifende Angebote wie beispielsweise den „IT Service Desk“ für alle nur denkbaren IT-Probleme. Zum anderen gibt es spezifische Angebote, die je nach Fakultät und Fachbereich variieren. In meinem Fall ist das „MSc Office“ für alle administrativen Angelegenheiten zuständig. Um akademische Belange kümmert sich mein „Personal Tutor“. Dies ist in der Regel ein Dozent einer meiner Veranstaltungen, mit dem ich in regelmäßigem Austausch stehe. Bei einem Kaffee bespricht man beispielsweise, wie man sich eingelebt hat, ob man sich an das Lesepensum gewöhnen konnte oder diskutiert Lösungsmöglichkeiten für individuelle Probleme. Hervorzuheben ist, dass die Business School für Masterstudenten über einen eigenen „Career Service“ verfügt. Es ist möglich, schnell und unkompliziert seinen Lebenslauf checken zu lassen. Es ist aber auch machbar, ein Telefoninterview, eine Fallstudie oder typische Elemente eines Assessment-Centers mit einem Karriereberater zu simulieren. Da diese zum Großteil mehrere Jahre Berufserfahrung außerhalb der Universität in Personalabteilungen gesammelt haben, ist das Feedback sehr umfangreich und wertvoll.
Unterkunftssuche
Für Studenten außerhalb Großbritanniens gibt es ein sogenanntes „Guarantee Scheme“. Sofern man sich bis zu einem bestimmten Stichtag für ein Zimmer in einem von der Universität betriebenen Studentenwohnheim bewirbt, erhält man auch einen Platz. Dies muss nicht zwingend das gewählte Zimmer mit der obersten Priorität sein, aber zumindest braucht man sich keine Sorgen machen, am Ende leer auszugehen. Das Wohnen in Studentenwohnheimen ist vergleichsweise teuer. Dafür ist der Standard meist besser als man es aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern kennt. Umgekehrt verhält es sich mit den privaten Wohnungen beziehungsweise Häuschen. Einige meiner Kommilitonen sind aufgrund von Schimmel, undichten Fenstern oder einer nur teilweise funktionierenden Heizung nach wenigen Monaten noch einmal umgezogen. Auch das ist zunächst nicht weiter tragisch, da es genügend Wohnraum für Studenten gibt. Allerdings sollte man natürlich versuchen, das Risiko so gering wie möglich zu halten. Unterstützung erhält man hier aber auch von der Universität und der „Guild of Students“, der Studentenvertretung. Wie auch immer man sich am Ende entscheidet, es ist auf jeden Fall ratsam, sich die Unterkunft vor Vertragsabschluss anzusehen und dem Bauchgefühl Beachtung zu schenken. Ein Umzug während des laufenden Semesters kann unnötig stressig werden.
Freizeit- & Ausflugsmöglichkeiten
Birmingham ist die zweitgrößte Stadt in Großbritannien. Dementsprechend gibt es auch viel zu erleben. An der Universität selbst gibt es zahlreiche „Societies“. Dies sind von Studenten organisierte und selbstverwaltete Interessengruppen. Das Angebot umfasst mehrere hundert solcher Gruppen, die thematisch das komplette nur denkbare Spektrum abdecken. Ob Sport, Musik, Kunst, Sprachen oder Religion, es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Bevor man jedoch anfängt die Beschreibungen auf der Website zu lesen, sollte man einfach beim nächsten Treffen der „Society“ vorbeischauen und so einen Eindruck vor Ort und in Aktion zu erhalten. Das macht definitiv mehr Sinn. Überhaupt gilt es, die ersten Wochen so viel wie möglich mitzunehmen, um einen breiten Einblick in das vielfältige Angebot zu erhalten.
Das Stadtzentrum erreicht man mit dem Zug in weniger als zehn Minuten. Dabei ist es praktisch, dass die Universität über ihren eigenen Bahnhof verfügt. Der alte Industriecharme prägt zwar nach wie vor das Stadtbild, allerdings sind viele Stadtteile mittlerweile sehr schön saniert und modernisiert worden. Empfehlenswert ist ein Ausflug nach „Brindleyplace“, wo zahlreiche Lokale und Kneipen direkt am Kanal gelegen sind. Von Zeit zu Zeit fährt auch noch ein alter Dampfkahn vorüber. Für Einkaufsbegeisterte gibt es mit dem „Bullring“ ein riesiges Shopping-Zentrum in der Innenstadt, zu dem sogar Briten aus umliegenden Städten angereist kommen. Und wenn man es lieber etwas ruhiger und entspannter mag, dann kann man mit seinem Studentenausweis auch umsonst in den botanischen Garten der Universität, wo man auf der Terrasse sitzend auch wunderbar Tee trinken kann.