1 Feb
Erfahrungsbericht von Klara K.

Saint Marys University


Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Politikwissenschaft, Sprach- und Kulturwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2006 bis 12/2006

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ende August: In einem wahrlich gemütlichen Van (bereitgestellt vom Ground Transportation Service des Halifax International Airports durch vorherige Anmeldung im Internet beim SMU International Orientation Service mit freundlichster Unterstützung von Ysaac Rodriguez) vom Flughafen nach Downtown Halifax. Das Wetter ist unerwarteterweise warm und sonnig und enthüllt die Stadt als einen freundlich farbenfrohen Ort mit Häusern, von denen kein einziges dem andern gleicht. Nach Downtown sind es von der Uni zu Fuß knappe zehn Minuten, zum nächsten Sobeys oder Atlantic Superstore, die beiden von kanadischen Studenten meist besuchtesten Supermärkte neben Walmart und dem 1-Dollar-Shop, etwas näher. Aber wer mit den Einkaufstaschen nicht laufen will oder eben weiter zum nächstgrößeren Shopping-Centre fahren möchte, nimmt einfach eine der vier Buslinien, die am Campus halten und fährt mit dem Metro Pass in der ganzen Halifax Regional Municipality umher (erhältlich zusammen mit den Studentenausweis in den ersten Semesterwochen überall auf dem Campus, Preis und Gültigkeit für ein Jahr schon in den Gebühren der Uni enthalten).

Die wunderschönen öffentlichen Parks und der traumhafte Blick auf den Ozean tun dem Gemüt stets wohl.
Am besten zu bewundern ist die Aussicht vom 16.Stock des Rice Wohnheims direkt am Campus der Saint Mary’s University, wo man sich günstigerweise bereits ein Jahr im voraus beworben hat. Ist die Unterkunft einmal gesichert, lässt es sich wirklich unbeschwert studieren und leben. Doch auch wenn man ohne einen Platz in einem der drei sauberen und großräumigen Studentenwohnheime am Campus in Halifax ankommt, ist man noch lange nicht verloren, sondern findet meist innerhalb der ersten zwei Wochen gleich eine wunderbare Gastfamilie bzw. Gasteltern, die sich für ca. 500 CDN $ im Monat (inklusive Telefon und Fernseher im eigenen Zimmer, Strom, Gas und Wasser und natürlich drei warme Mahlzeiten plus Snacks und Lunchpakete) fürsorglich und herzlich um einen kümmern. Mein homestay war natürlich ein Glücksfall und erfahren habe ich von ihnen durch andere internationale Studierende, die drei Monate oder länger bei diesem lieblichen Ehepaar verbracht hatten und nun aus Dank „Nachmieter“ finden wollten. Dass ich überhaupt einen homestay gebraucht hatte, wo ich doch eigentlich auf dem Campus untergebracht war, verdanke ich dem Kleingedruckten auf dem Vertrag mit der Residence Abteilung der Uni, was nämlich jedem Residence Bewohner vorschrieb, innerhalb von 24h nach der letzten Prüfung das Zimmer zu räumen, spätestens aber am 18.Dezember, da ab diesem Datum offiziell keine Prüfungen mehr im Fall Semester stattfinden und die Uni für die Weihnachtsfeiertage geschlossen wird. Man könnte zwar für einen Aufpreis während der Feiertage im Wohnheim bleiben, doch zieht es die meisten Studenten (kanadische wie internationale) hier wieder nach Hause oder auf Reisen.

Wer übrigens etwas engeren Kontakt zu Kanadiern und deren Englisch pflegen möchte und gerade nicht im Wohnheim oder in einer WG platziert ist, der kann sich z.B. auch im German Department als Tutor melden und auf 1:1 Basis oder in Gruppen Konversationspartner finden, die einem auch mal wieder fällige und richtig wichtige Insider Informationen über die Uni und die Stadt liefern können...was man z.B. während eines der im Herbst wohl häufigeren stadtteilweiten Stromausfälle machen oder nicht machen sollte, wann das nächste Pub-Crawling (bei dem man in einer Riesengruppe für einen Festpreis von weniger als $50 alle Pubs und Bars der Stadt durchkostet) stattfindet, in welchen Gegenden man sich nach Einbruch der Dunkelheit weder allein noch sonst aufhalten sollte, wo man welche Bücher am günstigsten erhält (z.B. auf der Student Union website), wo welche internationalen Spezialitäten am besten und günstigsten zubereitet werden, und natürlich können diese netten Menschen auch auf der Wohnungssuche behilflich sein. Daher also mein Aufenthalt in der Gastfamilie bis Weihnachten, was traditionell festlich und herzlich wie immer gefeiert wurde und mit den besten Wünschen und der Einladung doch nochmal vorbeizuschauen dann ab nach Vancouver Island an der Westküste, wo ich den Rest des Jahres friedlich mit Freunden verbrachte. Das Fliegen an Feiertagen ist grundsätzlich schlimm und stressig, doch da die Preise bei den großen Anbietern wie Air Canada oder Westjet dementsprechend tief fallen, war es, wie in meinem Fall, eine Überlegung wert. Im Internet wurde man immer fündig, aber auch das Student Travel Reisebüro am Campus hatte mitunter günstige Angebote. Zur Bezahlung vielleicht ein Tip: Wenn man vor der Reise ein sog. Junges Konto kostenlos bei der Deutschen Bank eröffnet hat, dann braucht man kein Konto in Kanada und kann trotzdem in ganz Kanada und natürlich Halifax kostenlos von Scotiabank Automaten abheben, was im Großen und Ganzen wirklich viel Eingespartes ergibt.

Keine Ordnung in diesen Erinnerungen, dafür aber eine ziemlich klare Erinnerung an den ordentlichen Ablauf der Kurse an der Universität, die allesamt und ausnahmslos bereichernde persönliche Erfahrungen darstellten und trotz der unvermeidbar hohen International Differential Fees (Internationale zahlen im Vergleich zu Kanadiern stets den doppelten Betrag pro Kurs) unbezahlbaren persönlichen Lernwert hatten, weil gerade durch die hohen Kosten vielleicht eine völlig andere Lernatmosphäre in den Seminaren herrschte und das Lehrpersonal stets jedem der maximal 20-25 Seminarteilnehmer auf oft freundschaftliche Weise mit Rat und Tat zur Seite stand, und das auch außerhalb der Sprechzeiten und mitunter sogar mit Einladungen zu sich nach Hause verbanden, um sich bei Kaffee und pumpkin pie über Verschiedenstes auszutauschen. So z.B. auch der Direktor der SMU, der gleich alle 96 Studierende aus Deutschland zu sich zu Hause einlud und mit seiner Frau ein groß angelegtes Barbecue in seinem Garten veranstaltete.
Mit Einladungen und Veranstaltungen für internationale Studierende sparte auch das SMU International Centre nicht, das stets durch Emails auf diese und jene Festivität oder Aktivität hinwies, bei der man meist kostenlos teilnehmen konnte, wie z.B. die Busreise zum berühmtesten Leuchtturm Kanadas, Peggy`s Cove, oder ins Annapolis Valley zum freien Apfelpflücken. Auch an Thanksgiving, was in Kanada genau wie in den USA mit viel Aufwand, Lichtern, Kürbissen, Süßigkeiten und Dekoration an Mensch und Haus zelebriert wird, hat die Uni sich für die internationalen Studierenden ins Zeug gelegt und ein riesiges warmes Buffet vorbereitet - mit Truthahn und Preiselbeersoße und natürlich dem vielgepriesenen Kürbiskuchen und anderem guten Schmaus.
Bewundernswert fand ich außerdem die aufrichtige Mühe, die die Studenten selbst in die öffentlich gemeinnützigen Aktivitäten ihrer Vereine investierten. So fand fast jede Woche ein Fundraising für NGO Projekte statt, meist im allseits beliebten Gorsebrook Pub am Campus, wo Bands eingeladen und dem berühmten Alexander Keith und seinem 100jährigen Bier zugeprostet wurden, während Spendengelder flossen und Diskussionen um die Verbesserung der Not in der Welt aufflammten. So hatte z.B.eine Kursleiterin(sie selbst war ihrerzeit UN-Botschafterin in drei afrikanischen Ländern) uns zu solch einem Fundraising Event aufgefordert (als zusätzliche Aufbesserung unserer Note). So organisierte der Kurs das gesamte Event für die Unterstützung von Waisenheimen für HIV-infizierte Kinder in Afrika.
In einem anderen Kurs wurde uns im Rahmen eines Experiments das gesamte Semester hindurch ermöglicht an einer anthropologischen Feldarbeit teilzunehmen. Alles Erfahrungen, die Gold wert sind.

Dass wir in die gewünschten Kurse kamen, war auch zu einem großen Teil dem Koordinator im Registrar Office, Paul Dixon, zu verdanken, mit dem wir durch college-contact auch schon Monate vorher Email-Kontakt aufgenommen hatten. Und mit wirklich jedem aus dem Lehrpersonal ließ sich zusätzlich reden, auch spezielle Anrechnungsmöglichkeiten unter den verschiedenen Bedingungen für unsere Heimatunis wurden von Person zu Person geregelt. Für alle Studenten gibt es auch eine allgemeine „Schnupperfrist“ bis zum Datum, an dem die tuition fällig wird, etwa 10 Tage nach Beginn der Kurse, so dass man bis dahin aus allen besuchten Kursen die überflüssigen Kurse droppen kann, ohne bezahlen zu müssen.

Was das offizielle Transcipt am Ende betrifft, so empfiehlt sich (falls man wie in meinem Fall Hausarbeiten statt Klausuren schreibt), die Abgabefristen in jedem Fall einzuhalten (persönlich vereinbarte Verlängerungen sind hier gang und gäbe), weil die Erstellung dieses Transcripts einige Werktage dauert, die Uni jedoch am 22.Dezember bereits Tür und Tor schließt und dann im nächsten Jahr erst weiterarbeitet. Will man diese offiziellen Transcripts persönlich im Registrar Office in die Hand bekommen, geht man frühzeitig hin und beantragt mit 5$ Erstellungsgebühr ein solches und nimmts mit nach Hause. Das direkte Versenden des Transcripts von SMU an unsere Heimatunis würde uns weitere $40 kosten. Ansonsten hilft Paul Dixon aber immer weiter.

Im älteren McNally Komplex der Uni finden die wöchentlichen Podiumsdiskussionen mit internationalen Gästen statt, wie mit dem Friedensnobelpreisträger 2006. Im Computer Lab werden zudem mehr als 30 Computer mit Internet und Drucker 24/7 bereitgestellt. Alle diese Räumlichkeiten kann man erreichen, ohne dem Winterwetter ausgesetzt zu sein, da diese Gebäude in Gängen miteinander verbunden sind. Auf dem Weg von einem Komplex zum nächsten, auch zur trocken erreichbaren Bibliothek gibt es immer Automaten mit Getränken und Snacks und tatsächlich auch das allseits beliebte Tim Hortons Cafe mit Muffins, Kaffee...

Nicht nur im Rückblick ist Halifax eine freundliche, traditionell neuschottische Stadt am Meer mit Studenten aus verschiedensten Orten in und außerhalb Kanadas, wo man alle Tage etwas Unvergessliches zu sehen bekommt, extra zum unbehelligten Studium. Man mische sich nur offen unter die Menge.